16 - Soziale Bewegungsbeteiligung Flashcards

1
Q

Die aktive Teilnahme an einer sozialen Bewegung (Partiziaption) lässt sich anhand der zwei Dimensionen “Aufwand” und “Zeitdauer” klassifizieren. Welche vier Ausprägungen ergeben sich anhand dieser Dimensionen?

A

[1] Aufwand: niedrig - Zeitdauer: niedrig
- z.B. das Unterschreiben einer Petition

[2] Aufwand: hoch - Zeitdauer: niedrig
- z.B. die Teilnahme an einer Sitzblockade

[3] Aufwand: niedrig - Zeitdauer: hoch
- z.B. einen jährlichen Mitgliedsbeitrag an eine Organisation bezahlen

[4] Aufwand: hoch - Zeitdauer: hoch
- z.B. eine dauerhafte und aufwändige ehrenamtliche Tätigkeit

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2
Q

Das Vier-Stufen Modell sozialer Bewegungsbeteiligung beschreibt, welche Hindernisse ein potenzielles Mitglied einer sozialen Bewegung überwinden muss, um aktiv an einer Aktion teilzunehmen. Welche vier Stufen sind zu nennen?

A

[1] Mobilisierungspotential
- potenzielles Mitglied teilt mit der Bewegung ein “Collective Action Frame” (System geteilter Meinungen und Überzeugungen, die zur Interpretation der sozialen Problemsituation herangezogen werden)

[2] Ungerechtigkeitskomponente
- potenzielles Mitglied sieht in der Bewegung eine statusniedrige Gruppe und bewertet die bestehende Machtdifferenz und die daraus resultierenden sozialen und materiellen Ungleichheiten als illegitim

[3] Identitätskomponente
- potenzielles Mitglied muss sich durch eine geteilte soziale Identität als Teil der Gruppe betrachten

[4] Handlungskomponente
- potenzielles Mitglied muss (a) an die Veränderbarkeit der bestehenden Strukturen glauben und davon überzeugt sein, dass (b) kollektives Handeln einen sozialen Wandel bedingen kann

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3
Q

Welche drei Prozesse beschreiben Simon & Klandermans (2001), die zu einer Politisierung der sozial geteilten Identität führen können?

A

[1] Wahrnehmung sozial geteilter Missstände:
- Gruppenmitglieder teilen die Auffassung, dass die Benachteiligung nicht individuell, sondern systematisch ist

[2] Ursachenzuschreibung auf einen Gegner:
- Gruppenmitglieder teilen ein Feindbild

[3] Triangulation der weiteren Gesellschaft:
- Konfrontation wird von der Gruppe zu einem umfassenden Machtkampf ausgeweitet, der Dritte dazu zwingt, Partei zu ergreifen

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4
Q

Welche drei Arten von Motivation sind zu unterscheiden, die zu einer Beteiligung an einer sozialen Bewegung beitragen können? An welchen Konzeptionen von Kosten-Nutzen-Werten orientieren sie sich?

A

[1] Kollektives Motiv:

  • bezieht sich auf die kollektiven Ziele der Bewegung
  • orientiert sich am Wert, den die potentiell teilnehmende Person dem kollektiven Ziel beimisst und der subjektiven Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel zu erreichen

[2] Soziales oder normatives Motiv:

  • bezieht sich auf die erwartete Reaktionen signifikanter Anderer auf die eigene Teilnahme
  • orientiert sich an der wahrgenommenen Qualität der erwarteten Reaktion und der persönlichen Bedeutung dieser Reaktion

[3] Belohnungsmotiv:

  • bezieht sich auf die selektiven Anreize im Sinne von materiellen Kosten und Nutzen
  • orientiert sich am Wert, den die potentiell teilnehmende Person diesen Kosten und Nutzen beimisst und der subjektiven Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel zu erreichen
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5
Q

Welche vier Barrieren (Klandermans, 1997) können eine potentiell teilnehmende Person daran hindern, an einer sozialen Bewegung teilzunehmen? Welche Bedingungen verhindern, dass es zu einer aktiven Partizipation kommt?

A

[1] Teil des Mobilisierungsprozesses werden
- keine aktive Partizipation, wenn die Person die Überzeugungen bezüglich der Problemsituation und der Lösung nicht teilt

[2] Ziel von Mobilisierungsversuchen werden
- keine aktive Partizipation, wenn die Person nicht über konkrete Aktionen informiert ist

[3] Teilnahmemotivation entwickeln
- keine aktive Partizipation, wenn die Kosten-Nutzen-Bilanz für das Individuum negativ ausfällt

[4] Teilnahmebarrieren überwinden
- keine aktive Partizipation, wenn die Person über unzureichende Ressourcen und Kompetenzen verfügt

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6
Q

Dem sozialen Identitätsansatz zufolge wird das Erleben und Verhalten einer Person durch eine bestimmte Gruppenmitgliedschaft beeinflusst, in dem die soziale Identität relativ zur personalen Identität phänomenal in den Vordergrund tritt (Turner et al., 1987). Welche Faktoren tragen dazu bei, dass sich Personen vornehmlich über ihre soziale Identität definieren?

A
  • Wahrnehmung eines gemeinsamen Gruppenschicksals
  • gemeinsames Feindbild
  • undurchlässige Gruppengrenzen
  • niedriger Status der Eigengruppe wird als illegitim und instabil wahrgenommen
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7
Q

Wie und warum wirkt sich die Selbstdefinition im Sinne sozialer Identität auf die Motivation der Teilnahme an sozialen Bewegungen aus? Welche zwei Prozesse sind zu nennen?

A

[1] Beeinflussung von Kalkulationsprozessen

  • bei Personen mit einer “starken” sozialen Identität sollten Kosten und Nutzen, die mit der Gruppenzugehörigkeit in Verbindung stehen, besonders ins Gewicht fallen
  • erzeugt die Bereitschaft, zu Gunsten der Gruppe auf persönliche Vorteile zu verzichten

[2] Internalisierung von Gruppenzielen
- die Übernahme einer sozialen Identität geht mit der Internalisierung von gruppenspezifischen Normen, Werten und Zielen einher und steigert dadurch das Engagement für die Gruppe

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8
Q

Das Zwei-Wege Modell sozialer Bewegungsbeteiligung nach Stürmer & Simon vereint Aspekte von zwei Theorien zur sozialen Bewegungsbeteiligung. Welche Theorien sind zu nennen und welche Aspekte werden miteinander kombiniert?

A

Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner)
-> geteilte soziale Identitäten erzeugen Identifikation mit einer sozialen Bewegung und motivieren zur Beteiligung

+

Vier-Stufen Modell sozialer Bewegungsbeteiligung (Klandermans et al.)
-> positive Kosten-Nutzen-Analysen erhöhen die Motivation zur aktiven Beteiligung an sozialen Bewegungen

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9
Q

Welche biographischen Faktoren erklären interindividuelle Unterschiede in der sozialpolitischen Partizipation?

A

[1] Familiärer Hintergrund:
- (links)liberale Orientierungen innerhalb der Familie begünstigen eine spätere sozialpolitische Partizipation, weil den Kindern gruppen- oder klassenorientierte Erklärungen für soziale Missstände vermittelt werden

[2] Sozioökonomischer Status:
- ökonomisch priviligierte Verhältnisse bedingen eine höhere sozialpolitische Partizipation

[3] Politische Selbstwirksamkeitserwartung:
- hohe Selbstwirksamkeitserwartungen steigern die sozialpolitische Partizipation

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10
Q

Welche Motive haben Kruglanski et al. identifiziert, die dazu beitragen, dass sich Personen radikalen Gruppierungen anschließen?

A
  • Bedürfnis nach einer sinnvollen und bedeutsamen Existenz
  • wahrgenommene Bedrohung einer emotional bedeutsamen sozialen Identität
  • Suche nach Erfahrungen der Gemeinschaftlichkeit
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11
Q

Nach Kruglanski & Weber (2014) haben bestimmte Gruppennarative radikaler Gruppierungen einen Rechtfertigungscharakter. Welche drei Komponenten sind entscheident für die Entstehung und Aufrechterhaltung eines solchen Narrativs?

A

[1] liefert den Gruppenmitgliedern eine Interpretation für die als ungerecht wahrgenommene Situation der Gruppe

[2] liefert Informationen über gemeinsame Feinde, die für die wahrgenommene Ungerechtigkeit “verantwortlich” sind

[3] rechtfertigen Lösungsstrategien für die Probleme der Eigengruppe, die dann als effektiv und moralisch wahrgenommen werden

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