10. Gruppenpsychologie Flashcards
Was bezeichnet der Begriff der “Entitativität”?
- bezieht sich darauf, inwieweit eine Ansammlung von Personen von einer sozial beobachtenden Person als kohärente soziale Einheit wahrgenommen wird
- Gruppen, bei denen ein hohes Maß an Interaktion zwischen Mitgliedern besteht, werden als besonders entitativ wahrgenommen
Was bezeichnet der Begriff der “Gruppenkohäsion”?
- bezieht sich auf den inneren Zusammenhalt einer Gruppe (Wir-Gefühl)
- setzt sich aus der Intensität und emotionalen Qualität der Beziehungen zwischen Gruppenmitgliedern zusammen
Welche zwei Faktoren definieren nach Leach et al. (2008), wie stark die soziale Identifikation, also die Identifikation eines Individuums mit der Gruppe, ist?
- Stellenwert der Gruppenmitgliedschaft für die Selbstdefinition der Person
- Höhe der emotionalen Investition einer Person in die Gruppenmitgliedschaft
Welche zwei Theorien erklären, wie sich Gruppen bilden? Zu welchem Schluss kommen sie?
[1] Interdependenztheorie
- Menschen sind im Hinblick auf die befriedigung ihrer Bedürfnisse voneinander abhängig
- Bildung von relativ zeitstabilen Gruppen erleichtert den wechselseitigen Austausch von Ressourcen
[2] Theorie der sozialen Identität
- Personen sehen sich selbst als und andere Personen als gleiche Elemente einer sozialen Kategorie
- diese Selbstkategorie liefert die Grundlage für die Definition einer sozialen Identität
Was ist das Minimalgruppenparadigma und durch welches Experiment (Tajfel et al., 1971) wurde es maßgeblich geprägt?
Aufbau:
- 14-jährige Schüler*innen wurden angeblich auf das Basis von persönlichen Präferenzen zwei abstrakten Malern (Klee oder Kandinsky) zugeordnet, die daraus resultierenden Gruppen wurden aber eigentlich randomisiert zugeteilt
- VPNs aus allen Gruppen sollten einen Geldbetrag zwischen einer Person aus der eigenen Gruppe und einer Person aus der anderen Gruppe aufteilen
Beobachtung:
- obwohl es keine rationale oder instrumentelle Verbindung zwischen den Gruppenmitgliedern gab, bevorzugten die meisten Personen bei der Wahl des Betrags Personen aus der eigenen Gruppe
-> Kategorisierungen in Eigen- und Fremdgruppe liefern schon eine ausreichende psychologische Basis dafür, dass sich Personen nicht über ihre individuelle, sondern über ihre soziale Identität definieren
Wie nehmen sich Menschen innerhalb ihrer persönlichen und sozialen Identität war? Wie interagieren diese Identitäten miteinander?
[1] persönliche Identität
- Wahrnehmung als einzigartiges Individuum durch interpersonale Differenzierung
[2] soziale Identität
- Wahrnehmung als austauschbares Gruppenmitglied durch intergruppale Differenzierung
-> Personen können sich je nach Kontext in erster Linie als Mitglied einer sozialen Gruppe ODER als Individuum definieren
Durch welche vier Aspekte lassen sich soziale Normen charakterisieren?
- koordinieren das individuelle Verhalten innerhalb von Gruppensituationen
[1] sind von den Gruppenmitgliedern konsensual geteilte Erwartungen
[2] beziehen sich darauf, wie man sich als Gruppenmitglied in bestimmten sozialen Situationen verhalten soll
[3] das Befolgen wird positiv, die Abweichung negativ sanktioniert
[4] sind sozial bedingt und variieren zwischen Gruppen
Welche vier Funktionen erfüllen soziale Normen?
[1] Gruppenlokomotion
- gewährleisten Übereinstimmung der Gruppenziele und der Methoden zur Zielerreichung
[2] Aufrechterhaltung
- stabilisieren Verhaltenserwartungen
[3] Interpretation der sozialen Wirklichkeit
- kreieren einen gemeinschaftlich geteilten Bezugs- und Interpretationsrahmen
[4] Definition der Beziehung zur sozialen Umwelt
- erlauben die Abgrenzung von anderen Gruppen
Zwischen welchen zwei Arten von sozialen Normen wird unterschieden?
[1] Injunktive Normen
- Wahrnehmung darüber, welche Verhaltensweisen gebilligt werden und welche nicht
- motivieren Verhalten durch die Antizipation von Belohnungen
[2] Deskriptive Normen
- Wahrnehmung darüber, wie man sich für gewöhnlich in einer Situation verhalten sollte
- motivieren Verhalten durch Informationen über die Sinnhaftigkeit und Angemessenheit
Wieso können soziale Rollen innerhalb von Gruppen auch zu Konflikten führen?
[1] Rollenzuweisung
- zugewiesene Rolle stimmt nicht mit den eigenen Erwartungen überein
[2] Rollenambiguität
- unklare oder mehrdeutige Definitionen der Rolle
[3] Rollenstress
- durch die Rolle bedingte Überforderung
[4] Rollenkonflikte
- Erleben von Inkonsistenz durch Unvereinbarkeit von der übernommenen Rolle mit anderen Rollen
Zwischen welchen fünf Phasen der Gruppenmitgliedschaft unterscheidet das Modell nach Moreland und Levin (1982), das den Gruppensozialisationsprozess beschreibt?
[1] Erkundung
- eine Gruppe auf der Suche nach Individuen und ein Individuum auf der Suche nach einer Gruppe legen sich darauf fest, eine Beziehung einzugehen
- Eintritt in die Gruppe ist häufig durch einen Ritus gekennzeichnet
[2] Sozialisation
- die Gruppe und das Individuum versuchen einander in wechselseitigen sozialen Einflussprozessen so zu verändern, dass ihre Beziehung für beide Seiten gewinnbringend ist (Assimiliation und Akkommodation)
[3] Aufrechterhaltung
- die Gruppe und das Individuum verhandeln über Veränderungen der Position des Individuums innerhalb der Gruppe
[4] Resozialiserung
- Differenzen zwischen der Gruppe und dem Individuum führen entweder zur Anpassung des individuellen Verhaltens an die sozialen Normen oder zum Austritt/Ausschluss aus der Gruppe
[5] Erinnerung
- die Gruppe und das Ex-Mitglied bewerten rückblickend ihre Beziehung