12. Entscheiden und Arbeiten in Gruppen Flashcards
Was ist das “Transaktive Gedächtnis”?
- Aufteilung einer Erinnerungsaufgabe innerhalb einer Gruppe
- ermöglicht es den einzelnen Mitgliedern, von der Expertise anderer Mitglieder zu profitieren
Was bezeichnet der Begriff der “Gruppenpolarisation”?
- Tendenz von Gruppen im Anschluss an Gruppendiskussionen Positionen zu vertreten, die extremer sind als der Durchschnitt der ursprünglich von den Gruppenmitgliedern vertretenen Positionen
Welche vier Eigenschaften von Majoritätsargumenten bedingen das Auftreten von Gruppenpolarisationen?
Majoritätsargumente werden …
[1] … zahlreicher angeführt
- je mehr Gruppenmitglieder eine Position vertreten, desto mehr unterschiedliche Argumente liegen für diese Position vor
[2] … häufiger diskutiert
- kann dazu führen, dass entscheidungsrelevante Informationen systematisch vernachlässigt werden
[3] … von mehr unabhängigen Quellen vertreten
- dasselbe Argument hat, wenn es von mehreren als unabhängig bewerteten Personen hervorgebracht wird, eine größere Wirkkraft
[4] … überzeugender präsentiert
- das Gefühl von einer Majorität abzuweichen wird als verunsichernd erlebt und schlägt sich dementsprechend im Argumentationsstil nieder
Wie wird der Begriff des “Gruppendenkens” definiert?
- defizitärer Entscheidungsprozess in hochkohäsiven Gruppen, bei dem das Streben nach einer konsensual geteilten Entscheidung derart im Vordergrund steht, dass relevante Fakten und mögliche Handlungsalternativen nicht berückschichtigt werden
Wie lässt sich Gruppendenken entgegenwirken?
- Führungspersonen sollten bei der Entscheidungsfindung keine direkte Rolle spielen
- Diskussionsstruktur sollte alle relevanten Informationen einschließen
- Diskussion von abweichenden Positionen sollte ermutigt werden
- Meinung von externen Experten berücksichtigen
- Abstimmung über endgültige Entscheidung sollte geheim stattfinden
Was ist der Unterschied zwischen einer sozialen Erleichterung und einer sozialen Hemmung? Wann treten diese Effekte auf?
[1] Soziale Erleichterung
- beschreibt eine individuelle Leistungssteigerung durch die bloße Anwesenheit einer anderen Person
- tritt bei leichten oder hoch überlernten Aufgaben auf
[2] Soziale Hemmung
- beschreibt eine individuelle Leistungsminderung durch die bloße Anwesenheit einer anderen Person
- tritt bei komplexen oder neuen Aufgaben auf
Zwischen welchen vier Grundtypen von sozialen Wertorientierungen wird innerhalb der Forschung unterschieden?
[1] Prosoziale Orientierung:
- agierende Person möchte den Gesamtgewinn für sich und andere maximieren
[2] Altruistische Orientierung:
- agierende Person möchte den Gewinn von anderen Personen maximieren, ohne dabei Rücksicht auf den eigenen Gewinn zu nehmen
[3] Individualistische Orientierung:
- agierende Person möchte den eigenen Gewinn maximieren
[4] Wettbewerbsorientierung:
- agierende Person möchte den Abstand zwischen sich und anderen Personen maximieren und nimmt dafür auch eigene Kosten in Kauf
Welche vier Faktoren können die Kooperationsbereitschaft von Menschen fördern?
[1] Relation:
- Erschaffung einer kollektiven Identität (“Wir”-Gefühl)
- freundschaftliche Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern
[2] Interaktion:
- wahrgenommene Verhaltensweisen haben einen Einfluss auf die Kooperationsbereitschaft
- “Tit-for-Tat”-Strategie steigert den Willen zur Kooperation
[3] Gruppengröße:
- Kooperationsbereitschaft der einzelnen Mitglieder nimmt mit zunehmender Gruppengröße ab
- individuelle Beiträge einzelner Mitglieder sind mit wachsender Gruppengröße schwerer zu identifizieren (begünstigst “Trittbrettfahrer”)
[4] Zeitlicher Kontext:
- Kooperationsbereitschaft steigt, wenn wiederholte Interaktionen über einen längeren Zeitraum notwendig sind
- Kooperation soll potenzielle zukünftige Zusammenarbeit ermöglichen
Wie lautet eine Formel von Hackman & Moriss (1975), die beschreibt, in welcher Beziehung die tatsächliche Leistung einer Gruppe und das Gruppenpotenzial stehen?
Tatsächliche Gruppenleistung = Gruppenpotenzial - Prozessverluste + Prozessgewinne
- > wenn die Gruppenleistung unter dem Gruppenpotenzial liegt, ist wahrscheinlich ein Prozessverlust aufgetreten
- > wenn die Gruppenleistung über dem Gruppenpotenzial liegt, ist wahrscheinlich ein Prozessgewinn aufgetreten
Wenn eine Gruppe beim Lösen einer Aufgabe nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen kann, dann spechen Hackmann & Morris (1975) von einem Prozessverlust. Zwischen welchen zwei Arten wird dabei unterschieden?
[1] Koordinationsverlust
- Aufgabenverteilung ist unklar
- individuelle Stärken und Schwächen wurden bei der Aufgabenverteilung nicht angemessen berücksichtigt
- Kommunikationsstrukturen innerhalb der Gruppe sind ineffektiv
[2] Motivationsverlust
- Soziales Faulenzen …
… weil individuelle Beiträge zur Zielerreichung nicht identifizierbar oder bewertbar sind
- Soziales Trittbrettfahren …
… weil einzelne Mitglieder darauf spekulieren, dass sich bereits genügend Personen mit der Zielerreichung beschäftigen
- Trotteleffekt …
… weil einzelne Mitglieder ihren Arbeitsaufwand reduzieren, um nicht von anderen ausgenutzt zu werden (als “Trottel darstehen”)
Wenn eine Gruppe beim Lösen einer Aufgabe über ihr eigentliches Potenzial hinauswächst, dann sprechen Hackmann & Morris (1975) von einem Prozessgewinn. Zwischen welchen drei Arten wird dabei unterschieden?
[1] Sozialer Wettbewerb:
- bei Identifizierbarkeit und Vergleichbarkeit von individuellen Leistungen sind innerhalb einer Gruppe soziale Vergleiche möglich, die Individuen dazu motivieren, besser abzuschneiden
[2] Soziale Kompensation:
- leistungsstarke Mitglieder strengen sich mehr an, als sie dies unter individuellen Bedingungen täten, um die Leistungsdefizite schwächerer Mitglieder auszugleichen
[3] Köhler-Effekt:
- schwächere Mitglieder strengen sich mehr an, als sie dies unter individuellen Bedingungen täten, um nicht für schlechte Gesamtleistungen verantwortlich zu sein
Welche drei Maßnahmen können ergriffen werden, um Gruppenleistungen zu verbessern?
[1] Gruppenzusammensetzung:
- heterogene Gruppen lösen disjunktive Aufgaben (Gruppenleistung ist vom leistungsstärksten Mitglied abhängig) effektiver
- homogene Gruppen lösen konjunktive Aufgaven (Gruppenleistung ist vom leistungsschwächsten Mitglied abhängig) effektiver
[2] Kommunikation:
- effektive Kommunikation fördert die Gruppenidentität und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb einer Gruppe kooperative Normen entwickeln und sich die Mitglieder gegenseitig zur Einhaltung dieser Normen motivieren
[3] Gruppensynchronisation:
- Optimierung der Generierung und Integration von individuellen Beiträgen zu einer Gruppenleistung
- wird durch die transparente Vermittlung von Leistungsstandards, gezielte strukturierung von Prozessabläufen und Vermeidung von Koordinationsverlust begünstigt
Durch welche vier Kategorien lassen sich Verhandlungssituationen charakterisieren?
[1] Verhandlungsspielraum:
- limitiert (wenige mögliche Verhandlungsergebnisse) vs. offen (viele mögliche Verhandlungsergebnisse)
[2] Anzahl der Verhandlungsgegenstände:
- ein Gegenstand vs. mehrere Gegenstände
[3] Art des Verhandlungsgegenstands
- distributiv (Zugewinn für eine Partei sind Kosten für andere Partei) vs. integrativ (unterschiedliche, aber nicht-antagonistische Interessen)
[4] Verbundenheit von Gegenständen
- verbunden (Einigung muss alle Gegenstände abdecken) vs. unverbunden (Einigung kann Teilgegenstände abdecken)
Welche drei potentiellen Barrieren erschweren eine Einigung bei Verhandlungssituationen?
[1] Nullsummenannahme:
- Verhandlungsführende gehen automatisch davon aus, dass sich die Interessen bei der Verhandlung diametral gegenüberstehen, obwohl eigentlich (besonders bei vielen Verhandlungsgegenständen) integrative Lösungen möglich wären
[2] Ankereffekt:
- erste Forderungen der Parteien engen den Verhandlungsspielraum unnötig ein
[3] Reaktive Abwertung:
- aufgrund von mangelndem Vertrauen werden Zugeständnisse und Vorschläge der Gegenseite abgewertet, weil ein versteckert Haken vermutet wird