Spezifische Phobien Flashcards

1
Q

Spezifische Phobien: Kernmerkmale

A

Massives Furchterleben ausgelöst durch die tatsächliche oder antizipierte Exposition mit dem phobischen Stimulus

Angsterleben durch katastrophisierende Erwartungen und Fehlannahmen in Bezug auf zukünftige Begegnungen mit dem gefürchteten Stimulus

  • Furcht = biologisch prädisponierte Reaktion auf eine reale oder wahrgenommene unmittelbare Bedrohung*
  • Angst = Stärke der Disposition, zukünftige Reize als bedrohlich zu antizipieren*

Bei Phobikern bestehen starke Furcht- aber auch Angstsymptome in Bezug auf auf den phobischen Reiz

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2
Q

Spezifische Phobien: Klassen

A
  1. Tierphobien
  2. Situative Phobien (z.B. Flugphobie)
  3. Phobien vom Umwelt-Typus (z.B. Höhe, Gewitter)
  4. Blut-Spritzen-Verletzungsphobien
  5. Andere Phobien (z.B. Erbrechen, Verschlucken, Ersticken)
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3
Q

Spezifische Phobien: Phobische Furchtreaktion

A

fight or flight reaction

aber situationsunangemessen stark und nicht mehr adaptiv modulierbar

zuverlässige Auslösung durch geringe Distanz zum phobischen Stimulus

körperliche, gedankliche und behaviorale Merkmale, die nicht per se pathologisch sind und in Phasen tatsächlicher Bedrohung und Lebensgefahr funktionale Reaktionen sein können

objektive Bedrohungslage rechtfertigt die Intensität der Reaktion im Fall einer Phobie aber meistens nicht
→ dysfunktional

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4
Q

Spezifische Phobien: Körperliche Merkmale der Furchtreaktion

A

Sympathikotone Erregung = Erregung des sympathischen Nervensystems → Ausschüttung von Stresshormonen (Adrenalin, Noradrenalin)

  • Anstieg der Puls- und Atemfrequen und des Blutdrucks, aufsteigendes Hitzegefühl, Herzklopfen oder -rasen, Kurzatmigkeit
  • gesteigerte muskuläre Aktivität und erhöhte Errgebarkeit ekkriner Schweißdrüsen → Gefühl extremer körperlicher Anspannung, Zittern, vermehrtes Schwitzen
  • in Phasen akuter Konfrontation mit phobischem Stimulus teilweise sogar Derealisations- und Depersonalisationsphänomene (“fremd in der eigenen Haut”, “wie durch Watte”)
  • massiv gesteigerte Auslösbarkeit und Intensität von Defensivreflexen (z.B. Schreckreflex)
  • erhöhte Aktivität bestimmter Hirnareale; weitgehend die selben wie bei nicht-klinischen Furchtreaktionen, aber bei Phobikern stärkere Aktivierung durch phobische als durch andere aversive Reize (“besonders sensitiviert”) (linkshemisphärische Amygdala → Detektion aversiver Stimuli und Vorbereitung/Aktivierung defensiver Reaktionen und li.he. Insula → Diskrimination sensorischer Infos hinsichtlich des emotionalen Gehalts und Regulation der Ekelempfindlichkeit)

Ausmaß der Symptome kann Intensität einer situationsgebundenen Panikattacke erreichen

Ausnahme: Blut-Spritzen-Verletzungsphobien
(außer Zahnbehandlungsphobie!)

biphasische Reaktion: bei 75% aller Betroffenen folgt auf die Aktivierungsreaktion eine vasovagale Gegenreaktion (plötzliche Pulsfrequenzabnahme und Blutdruckabfall durch Übererregung des Nevus vagus); anhaltender Vagotonus kann vorübergehende Ohnmacht auslösen (vasovagale Synkope; bei Verletzungen evolutionsbiologisch sinnvoll wegen vermindertem Blutverlust und Interessensverlust des Angreifers während Ohnmacht/”Leblosigkeit”)

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5
Q

Spezifische Phobien: Gedankliche Merkmale der Furchtreaktion

A

keine Erinnerung an bewusste Gedanken (“wollte einfach nur weg”); genau genommen sind es aber typische Furchtgedanken

  • Fluchtgedanken
  • Kontrollverlustgedanken
  • Gedanken bewusstlos oder verrückt zu werden
  • Überzeugung sterben zu müssen

Gedanken führen zu zukünftiger Einschätzung der Situation als “bedrohlich” und zu Vermeidungsverhalten

Gedanken basieren auf Fehlannahmen über Furchtreaktion (Furcht kann den Körper schädigen z.B. Herzinfarkt oder Ohnmacht auslösen, kann sich endlos steigern, bleibt lange auf Maximalniveau → Furchtreaktion wird meist durch Vermeidung abgebrochen, sodass “Abflachen” gar nicht erlebt werden kann, führt zu Kontrollverlust/unkontrollierten Reflexen z.B. von Klippe springen, ist nicht bewältigbar), den Stimulus(Katastrophisierung und Überschätzung von Bedrohlichkeit und Wahrscheinlichkeiten) und eigene Copingmöglichkeiten (Hilflosigkeit und Ausgelifertsein)

Fehlannahmen werden in Therapie meist nicht explizit bearbeitet, sondern implizit durch die Exposition korrigiert

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6
Q

Spezifische Phobien: Verhaltensmerkmale von Furchtreaktionen

A

Vorbereitung von Flucht oder Kampf/Verteieidung

durch Bewertung als lebensbedrohlich werden lebensrettende Verhaltensweisen automatisch ausgelöst

teilweise Diskordanz zwischen subjektiver Furcht & körperlicher Erregung und dem Verhalten (Betroffene quälen sich trotz starker Furcht immer wieder in die Situation und unterdrücken den Impuls, sich gewaltsam daraus zu befreien)

Wahrscheinlich Modulation durch soziale, situative und Persönlichkeitsfaktoren

weiteres wesentliches Verhaltensmerkmal: Vermeidung
(wie bei vielen Angststörungen) → wichtige Rolle für Aufrechterhalten der Störung durch furchtlindernde Wirkung und Verhinderung korrigierender Erfahrungen, oft Generalisierung auf weitere Situationen → Aufschaukelung durch steigenden Druck, der aus Vermeidung resultiert und zu weiterer Generalisierung der Vermeidung führt (kann auch von Verhalten auf gedankliche Ebene übergehen → z.B. Vermeidung durch Vorstellung die Praxis zu betreten und vom Zahnarzt behandelt zu werden)

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7
Q

Spezifische Phobien: Epidemiologische Daten

A

Angststörungen wiesen 2011 eine 12-Monatsprävalenz von 14% auf, damit bildeten sie die häufigste Gruppe psychischer Störungen bei EU-Bürgern

2005 exakt dieselbe 12-Monatsprävalenz, daher kann man eine stabile Inzidenz (Neuerkrankungsrate) für diesen Zeitraum annehmen

Von den 14% waren 6,4% spezifische Phobien
→ 22,7 Millionen EU-Bürger*innen zwischen 14 und 65 Jahren
→ zweithäufigste psychische Störung nach Major Depression
Lebenszeitprävalenz variiert je nach Studie
zwischen 9,4% und 12,5% (bezogen auf westliche Industriestaaten, Korea z.B. 3,8%)

Geschlechterverhältnis ist bei keiner anderen Angststörung so unausgeglichen wie bei spezifischen Phobien:
im Durchschnitt 2:1 (Frauen:Männer), bei Spinnenphobie 7:3,
bei Zahnbehandlungsphobie 6:4

Beginnen oft im Jugendalter und persistieren über Jahrzehnte

Häufiger gemeinsam mit anderen Störungen als singulär (häufigste Komorbiditäten sind weitere phobische Störungen, z.B. soziale Phobie oder Agoraphobie und Major Depression)

Die meisten ersuchen aufgrund komorbider Angst- oder affektiver Störungen eine Behandlung, nicht aufgrund der spezifischen Phobie

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8
Q

Spezifische Phobien: Änderungen DSM-5

A

Neuerungen im DSM-5:

  • Zeitkriterium (galt vorher nur für Kinder)
    → Furcht, Angst oder Vermeidung persistierend oder typischerweise für mindestens 6 Monate (lässt Spielraum, Zeitkriterium in diesem Fall kritisch, da Situationen oft nicht aktiv vermieden werden müssen, da sie generell vermieden werden, z.B. Fliegen bei Flugangst)
  • Kein Einsichtskriterium mehr (Forderung nach subjektiver Einsicht der Patienten in Irrationalität der Furchtreaktion)
    → stattdessen Einschätzung in Relation zur tatsächlichen Bedrohung und dem soziokulturellen Hintergrund
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9
Q

Spezifische Phobien: Diagnostische Kriterien

A

A. Ausgeprägte Furcht oder Angst vor einem spezifischen
Objekt oder einer spezifischen Situation
(z. B. Fliegen,
Höhen, Tiere, eine Spritze bekommen, Blut sehen).
Beachte: Bei Kindern kann sich die Furcht oder Angst
durch Weinen, Wutanfälle, Erstarren oder Anklammern
ausdrücken.

B. Das phobische Objekt oder die phobische Situation ruft
fast immer eine unmittelbare Furcht oder Angstreaktion
hervor.

C. Das phobische Objekt oder die phobische Situation
wird aktiv vermieden bzw. nur unter starker Furcht oder
Angst ertragen
.

D. Die Furcht oder Angst geht über das Ausmaß der
tatsächlichen Gefahr
durch das spezifische Objekt oder
die spezifische Situation hinaus und ist im soziokulturellen Kontext unverhältnismäßig.

E. Die Furcht, Angst oder Vermeidung ist anhaltend, typischerweise über 6 Monate oder länger.

  • *F.** Die Furcht, Angst oder Vermeidung verursacht in
  • *klinisch bedeutsamer Weise Leiden** oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

G. Das Störungsbild kann nicht besser durch die Symptome einer anderen psychischen Störung erklärt werden.
Dies umfasst Furcht, Angst und Vermeidung von Situationen, die mit panikartigen Symptomen oder anderen
bedrohlich erscheinenden beeinträchtigenden Symptomen assoziiert sind (wie bei Agoraphobie); Objekten
oder Situationen, die mit Zwangsinhalten verbunden
sind (wie bei Zwangsstörung); Erinnerungen an traumatische Ereignisse (wie bei Posttraumatischer Belastungsstörung); Trennungen von Zuhause oder Bezugspersonen (wie bei Störung mit Trennungsangst); oder sozialen
Situationen (wie bei sozialer Angststörung).

Bestimme, ob: (Codierung entsprechend dem phobischen
Stimulus)

  • Tier­-Typ (z. B. Spinnen, Insekten, Hunde)
  • Umwelt­-Typ (z. B. Höhen, Stürme, Wasser)
  • Blut­-Spritzen-­Verletzungstyp (z. B. Injektionsnadeln, invasive medizinische Verfahren)
  • Situativer Typ (z. B. Flugzeuge, Fahrstühle, enge, geschlossene Räume)
  • Anderer Typ (z. B. Situationen, die zu Ersticken oder Erbrechen führen könnten; bei Kindern z. B. laute Geräusche oder kostümierte Figuren)
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10
Q

Spezifische Phobien: Diagnostik

A
  1. Diagnosesicherung, Differentialdiagnostik und Bestimmung von Komorbiditäten
    Diagnostisches Interview → spezifische Phobie (typische Reaktionen, Vermeidung, Leiden, komorbide Störungen)
  2. Subjektive Furchthöhe und dysfunktionale Kognitionen bzgl. des phobischen Stimulus (z.B. Spinnen)
    Phobiespezifische Fragebögen (z.B. Spider Phobia Beliefs Questionnaire)
  3. Verhaltenssymptome
    Annäherungstests zur standardisierten Erfassung der Distanz zum phobieauslösenden Reiz (Behavioral Approach Test)

Mehr-Ebenen-Diagnostik

  • Wichtig für Therapieplanung & Erfolgskontrolle
  • Ermöglicht auch Erfassung der Ebenendesynchronie (ungleichmäßiger Symptomrückgang von z.B. kognitiven und Vermeidungssymptomen im Therapieverlauf)
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11
Q

Spezifische Phobien: Erwerbsmechanismen

A

Spezifische Phobien = Musterstörungen der Konditionierungsforschung, da assoziative Lernprozesse an Erwerb und Aufrechterhaltung beteiligt sind

  1. Erwerb durch Konditionierung
    Reminder: Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer, 1993) = Erwerb durch klassische, Aufrechterhaltung durch operante Kondtionierung
    Problem: Einige Befunde können nicht erklärt werden
  • mangelnde Äquipotenzialität: einige Objekte werden schneller und häufiger zu phobischen Reizen, obwohl von ihnen aktuell eine kleinere Bedrohung ausgeht als von anderen; z.B. Spinnen vs. Pistolen
  • Belongingness: bestimmte Reaktionen werden leichter bzw. ausschließlich mit bestimmten Reizen verbunden; z.B. Übelkeit mit Geschmack
  • Diskordanz: schwere Furchtreaktionen ohne Vermeidung
  • Desynchronie: Vermeidung geht nach Intervention zuerst zurück und Furcht erst später
  • Frühe Immunisierung: Erfahrungen und Kontakt mit Objekten und Situationen können in kitischen Situationen vor dem Erwerb einer Phobie schützen; z.B. Erfahrung mit Hunden bei Konfrontation mit aggressivem Hund
  1. Erwerb durch Modelllernen
  • Modell muss nicht direkt im Furchtkontext erlebt werden, um von ihm zu lernen → auch indirekt möglich (z.B. Beobachtung von Erwartungsangst)
  • Es sind keine persönlichen Negativerfahrungen nötig, um eine phobische Reaktion auf einen Reiz zu zeigen
  1. Erwerb durch semantisches Lernen
    Semantisch enkodierte Informationen wie Berichte oder Mythen; z.B. von Flugzeugabstürzen oder Tieren
  2. Erwerb durch Preparedness und nicht-assoziatives Lernen
  • Gegenteil von Reiz-Reaktions-Lernen (assoziativ)
  • Furchtreaktion von Geburt an angelegt (prepared)
  • Lernprozesse können helfen, die angeborene Reaktion zu überwinden (dazu ist aber “Exposition” nötig, z.B. (unangenehme) Erfahrungen mit Höhen oder Wasser im Kindesalter)
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12
Q

Spezifische Phobien: Risikofaktoren

A
  • Genetische Faktoren
    • Erblichkeit variiert für verschiedene Phobietypen (BSV 33%, Tier 32%, Situativ 25%)
    • Dynamischer, über die Lebensspanne variierender Einfluss (gibt “kritische Phasen” für die verschiedenen Risikofaktoren)
  • Umweltfaktoren
    • Modelle in der Familie, gemeinsame Sozialisation
    • bei BSV und situativem Typus nicht zeitstabil
    • zeitstabile Einflüsse geteilter Umweltfaktoren bei Tierphobien
    • Bedeutung geteilter Sozialisationseinflüsse sinkt mit zunehmendem Lebensalter, Einfluss ungeteilter Umweltfaktoren nimmt zu (z.B. kritische Ereignisse)
  • Reaktionsdispositionen
    • Menschen mit BSV-Phobie scheinen eher zu vasovagalen Reaktionen/Ohnmacht zu neigen
    • z.B. durch angeborene Dysfunktion ihrer autonomen Kreislaufkontrolle
    • Besonderheiten in der Erregbarkeit des autonomen NS, z.B. große autonome Labilität phobieförderlich
    • auch erhöhte Ekelsensitivität wird als phobieförderlich diskutiert
  • Persönlichkeits- und Temperamentsfaktoren
    • modulieren Einfluss von Lernerfahrungen
    • können genetische Vulnerabilitätsfaktoren sein;
      z. B. hohe Introversions- und Neurotizismuswerte korrelieren positiv mit hohem körperlichen Erregungsniveau, wodurch Intensität und Schnelligkeit des Furchtlernens moduliert werden
    • Verhaltensgehemmtheit (vermehrte Furchtexpression und aktiveres Schutzsucheverhalten in der Kindheit) erhöht Risiko für spezifische Phobie im Erwachsenenalter um 32%
  • Kognitive Faktoren
    • Kognitiver Stil (z.B. Locus of Control; externaler LoC bei Emetophobie/Angst zu Erbrechen)
    • Interpretations- und Aufmerksamkeitsbiases
  • Kontextfaktoren
    • Bedrohung und Bekanntheit des Kontextes, in dem die Begegegnung mit dem phobischen Reiz stattfindet, hat einen Einfluss auf die Art und Intensität der Furchtreaktion (z.B. Spinne im hellen Therapeutenzimmer vs. im dunklen Keller)
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13
Q

Spezifische Phobien: Therapie

A

(kurze) expositionsbasierte Behandlung hat sich sowohl im individuellen als auch im Gruppensetting als sehr effektiv erwiesen

anders als bei anderen Angststörungen gibt es kein “Vorgehen der Wahl” (in sensu vs. in vivo, graduiert vs. massiert, modern (z.B. VR) vs. klassisch)

Indikationsentscheidung hängt ab von:

  • Art und Inhalt der Phobie
  • Expositionsziel (eher konfrontativ, copingorientiert oder mittels teilnehmendem Modelllernen)
  • Bedürfnissen/Zustimmung des Patienten (eher graduiert oder massiert)
  • Wissenschaftlicher Evidenz

Indikationsentscheidung hängt nicht ab von:

  • Meinung des Therapeuten zu Expositionstherapie
  • Willen zur Durchführung
  • Angst vor evtl. negativen Folgen der Exposition

entscheidend für Erfolg ist die Qualität der Expositionsbehandlung

Ablauf (Fallbeispiel Spinnenphobie):

  1. Erstgespräch und Diagnostik (Sitzung 1 und 2)
  2. Psychoedukation (Sitzung 3)
  3. Informationsvermittlung (Sitzung 4)
  4. Teilnehmendes Modelllernen (Sitzung 5)
  5. Aufrechterhaltung und Rückfallprophylaxe (Sitzung 6)
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14
Q

Spezifische Phobien: Expositionsziele und Methoden

A
  • Erwartungsverletzung hinsichtlich der Furchtreaktion
    → erfordert Neulernen, z.B. durch graduierte oder massierte Exposition und Aufmerksamkeitslenkung auf die Furchtentwicklung
  • Erwartungsverletzung hinsichtlich des phobischen Reizes
    → erfordert Neulernen, z.B. durch Erfahrungen in der Interaktion und durch Sammlung neuer Informationen
  • Habituation der Furchtreaktion
    → erfordert konstant hohes Furchtniveau und das Erleben körperlicher Furchtsymptome (wird z.B. bei Flugphobie angewendet)
  • Kontrollerleben über die Furchtreaktion
    → erfordert häufige und intensitätsgestufte Auslösung der Furchtreaktion, damit wiederholt trainiert werden kann, diese mittels Copingstrategien zu bewältigen (z.B. bei Zahnbehandlungsangst)
  • Kontrollerleben über den phobischen Reiz
    → erfodert kleine Übungsschritte, ein hohes Maß an Interaktion mit dem phobischen Reiz und vorab die Beobachtung am Modell (“teilnehmendes Modelllernen”, z.B. bei Spinnenphobie)
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15
Q

Spezifische Phobien: Die psychoedukative Vorbereitung

A
  1. Vorbereitung einer Expositionsübung mit Konfrontationsfokus mittels Angstverlaufskurven:
  • illustrieren die furchtreduzierende Wirkung des Vermeidungsverhaltens sowie die Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und dem erwarteten Furchtverlauf
  • erst erwarteten Verlauf, dann tatsächlichen Verlauf aufzeichnen → durch Flucht/Vermeidung wird nie ein “natürlicher” Furchtrückgang erlebt → keine Erwartungsverletzung, die zu Korrektur führen könnte
  1. Vorbereitung einer Expositionsübung mit Copingfokus mittels Drei-Ebenen-Modell (Lang, 1993):
  • Aufklärung über Funktion von Furcht und 3 Erscheinungsebenen, dann Zuordnung der Symptome zu den Ebenen und mögliche Gegenmaßnahmen (angewandte An- bzw. Entspannung)
  • Vermittlung körperlicher und gedanklicher Copingstrategien (z.B. bewältigungsorientierte Gedanken)
  • Angewandte Anspannung bei BSV-Phobie, Entspannung z.B. bei Flugphobie und Zahnarztphobie
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16
Q

Spezifische Phobien: Wirksamkeit

A
  • expositionsbasierte Verfahren bei spezifischen Phobien hoch wirksam (aber Langzeiteffekte > 1 Jahr noch wenig erforscht)
    • deutlicher Symptomrückgang auf allen Erlebensebenen
    • Expo > reine Copingverfahren, kognitive Therapie ohne Expo > Placebobehandlung > Wartelistenkontrollgruppen
  • messbare Placeboeffekte: Gespräche ohne direkten Behandlungsbezug > Wartelistenkontrollgruppe
  • medikamentöse Behandlung: nicht die Methode der Wahl
    • Wirkung als Therapeutikum unklar (in manchen Untersuchungen Erfolge durch Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
    • besser als Verstärker der Expositionstherapie (teilweise Verfestigung neuer Reiz-Reaktions-Verbindungen durch Cortisol oder D-Cycloserin)
    • Benzodiazepine kurzfristig zur Ermöglichung einer Flugreise oder eines Arztbesuches, aber hohes Suchtpotential und keine langfristige Wirkung
  • Hypnose: lückenhafte Studienlage; positive Effekte für Zahnbehandlungsphobie, aber KVT unterlegen