Schizophrenie Flashcards

1
Q

Schizophrenie: Begriff

A
  • 1911 eingeführt von Egon Bleuler
  • bedeutet wörtlich “gespaltenes Zwerchfell” (griechisches Wort für Seele), meint “gespaltener Geist”
  • beschreibt die für Bleuler wesentlichen Merkmale:
    Denk- und Sprachstörungen sowie inadäquater Affekt
  • löste Bezeichnung “dementia praecox” (“vorzeitiger Verfall”) von Emil Kraeplin ab
  • Kontinuitätsannahme: Kontinuum zwischen normalen und psychotischen Erlebnissen
    • Symptome entstehen durch normale Lernprozesse
    • Voraussetzung für Intervention durch KVT
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2
Q

Schizophrenie: Positivsymptomatik

A

Positivsymptomatik = zum normalen Erleben hinzu

  • Wahnphänomene
    • Wahn = feste Überzeugung, die trotz Konfrontation mit gegenteiliger Evidenz nicht verändert werden kann
    • typisch sind religiöse, politische, sexuelle oder körperbezogene Wahninhalte, meist mit Bezug zur eigenen Person
    • anfangs fixe Ideen/überzogene dysfunktionale Interpretationen können sich zu komplexem Wahnsystem verfestigen
    • am häufigsten Verfolgungswahn
    • eng damit verknüpft = Beziehungsideen
      (zufälligen Ereignissen wird eine besondere Bedeutung für die eigene Person beigemessen)
  • Halluzinationen
    • Wahrnehmungen, die in Abwesenheit eines angemessenen Stimulus erfolgen, aber den vollen Umfang realer Wahrnehmungen haben
    • können in jeder Sinnesmodalität auftreten, am häufigsten akustisch (Stimmenhören)
      • meistens Stimmen, die die Person oder ihr Verhalten kommentieren
      • kurze, sich wiederholende Sätze bestehend aus 1-5 Wörtern
      • ähneln automatischen Gedanken bei Depressionen oder Zwangsstörungen
      • Patienten entwickeln Vorstellung über Identität der Stimmen
      • oft erstmals unter starker psychischer Belastung und unter Stress häufiger oder lauter
  • Formale Denkstörungen
    • in Phasen schwerer akuter Psychose auch Denk- und Sprachprozesse beeinträchtigt
    • z.B. beschleunigter oder gehemmter Sprachfluss, Sprachverarmung (kurze oder keine Antwort auf Fragen), Gedankenabreißen (plötzlicher Abbruch ohne erkennbaren Grund), Danebenreden (Antwort passt nicht zur Frage)
  • Bewegungsstörungen
    • z.B. steife Haltung, Bewegungsstereotypien (scheinbar sinnlose stereotype Bewegungen), Auf- und Abgehen, Schaukelbewegungen
    • zum Teil auch auf Medikation zurückzuführen
    • selten katatoner Stupor (völlige Bewegungslosigkeit)
  • Verhaltensauffälligkeiten
    • desorganisiertes Verhalten (v.a. in akuten Phasen)
    • Handlungen wirken ziellos oder bizarr (z.B. Gegenstände aufsammeln und woanders verteilen, Möbel umstellen, Sachen aus dem Fenster werfen etc.)
    • oft auch Vernachlässigung/Veränderung der äußeren Erscheinung (z.B. exzentrisch oder im Sommer vier Pullis und zwei Jacken)
    • steht oft in Zusammenhang mit Wahnerleben
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3
Q

Schizophrenie: Negativsymptomatik

A

Negativsymptomatik = vom normalen Erleben abgezogen

  • verminderter emotionaler Ausdruck in Form von reduzierter Mimik und Sprache
  • Avolition (verringerte Motivation und Antrieb, sozialer Rückzug)
  • Anhedonie (eingeschränkte Fähigkeit sich auf angenehme Aktivitäten zu freuen)
  • dysfunktionale Annahmen bzgl. eigener Leistungen führen zusammen mit Anhedonie zu weniger Freizeitaktivitäten und -interessen sowie zu verringertem Kontakt zu Freunden und Peers
  • Betroffene machen einen gleichgültig-lethargischen Eindruck, erleben aber durchaus starke Gefühle
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4
Q

Schizophrenie: Diagnosekriterien nach DSM-5

A

A. Zwei (oder mehr) der folgenden Symptome, jedes bestehend für einen erheblichen Teil einer einmonatigen Zeitspanne (oder kürzer, wenn erfolgreich behandelt). Mindestens eines dieser Symptome muss (1), (2) oder (3) sein.

  1. Wahn
  2. Halluzinationen
  3. Desorganisierte Sprechweise (z. B. häufiges Entgleisen oder Zerfahrenheit
  4. Grob desorganisiertes oder katatones Verhalten
  5. Negativsymtome (z. B. verminderter emotionaler Ausdruck oder reduzierte Willenskraft [Avolition])

B. Für eine erhebliche Zeitspanne seit dem Beginn der
Störung sind eine oder mehrere zentrale Funktionsbereiche wie Arbeit, zwischenmenschliche Beziehungen
oder Selbstfürsorge deutlich unter dem Niveau
, das vor
Beginn erreicht wurde.

C. Zeichen des Störungsbildes halten durchgehend für
mindestens 6 Monate
an. Diese 6-monatige Periode
muss mindestens einen Monat mit Symptomen (oder weniger, falls erfolgreich behandelt) umfassen, die das
Kriterium A (d. h. floride Symptome) erfüllen, und kann
Perioden mit prodromalen oder residualen Symptomen
einschließen.

  • Hauptunterschied zu ICD-10 = Forderung von “Zeichen des Störungsbildes” über einen Zeitraum von 6 Monaten; im ICD- 10 wird lediglich ein Monat mit akuten Symptomen gefordert

D. Eine schizoaffektive Störung und eine depressive oder
bipolare Störung mit psychotischen Merkmalen
wurde
ausgeschlossen.

E. Das Störungsbild ist nicht Folge der physiologischen
Wirkung einer Substanz
oder einesmedizinischen
Krankheitsfaktors
.

F. Bei einer Vorgeschichte mit einer Autismus-Spektrum-Störung oder einer Kommunikationsstörung mit Beginn im Kindesalter wird die zusätzliche Diagnose einer Schizophrenie nur dann gestellt, wenn mindestens einen Monat lang (oder weniger, falls erfolgreich behandelt) zusätzlich zu den anderen erforderlichen Symptomen einer Schizophrenie auch ausgeprägte Wahnphänomene oder Halluzinationen vorhanden sind.

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5
Q

Schizophrenie: Differenzialdiagnostik

A

Wichtigste Differenzialdiagnosen:

  • andere psychotische Störungen
    • Wahnhafte Störung
    • schizophrenieforme Störung/kurze psychotische Störung
    • schizoaffektive Störung
  • andere psychische Störungen
    • schizotype PS
    • affektive Störungen mit psychotischen Merkmalen
    • Zwangsstörungen und Körperdysmorphe Störung mit geringer oder mangelnder Einsicht
    • PTBS
    • Autismus-Spektrum-Störung oder Kommunikationsstörungen
  • gibt auch sekundäre, somatisch induzierte Schizophrenien (z.B. durch Epilepsie oder Tumore) und substanzinduzierte Schizophrenien
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6
Q

Schizophrenie: Komorbide Störungen

A
  • Substanzstörungen
  • Angststörungen
  • Affektive Störungen
    • im Zusammenhang mit komorbider Depression hohe Suizidrate bei Schizophrenie
      • 20 - 40% versuchte Suizide
      • 10% vollendete Suizide
    • besonders hohes Risiko bei Betroffenen mit ausgeprägter Depressivität in der Residualphase (Verarbeitung der Erkrankung und möglicher Konsequenzen)
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7
Q

Schizophrenie: Epidemiologie

A
  • Lebenszeitprävalenz = 0,3 - 0,7%
  • Steigt auf 0,9 - 1,2%, wenn die schizoaffektive und wahnhafte Störungen berücksichtigt werden
  • Frauen und Männer gleich häufig betroffen
  • bei Männern etwas früherer Beginn, mehr Negativsymptomatik, weniger affektive Symptome und etwas ungünstigere Prognose
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8
Q

Schizophrenie: Verlauf

A

Mehrere charakteristische Phasen:

  • Prämorbide Phase
    • beobachtbare/messbare Vulnerabilitäts- und Stressfaktoren
  • Prodromalphase
    • unspezifische Symptome wie Grübeln, Sorgen, Schlafstörungen, innere Anspannung, Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Ängste, Interessenverlust oder depressive Symptome
    • zunehmender sozialer Rückzug, Vernachlässigung beruflicher und schulischer Verpflichtungen, Nachlassen der Körperhygiene und erhöhte Streitbarkeit sind oft von Angehörigen zu beobachten
  • Floride Phase
    • akute Phase
    • dominierende Symptome = Wahn, Halluzinationen, desorganisiertes Verhalten, formale Denkstörungen
  • Postakute Phase
    • Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, verflachter Affekt
  • Remissionsphase
    • trotz Behandlung können erneute Rezidive folgen
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9
Q

Schizophrenie: Prognose

A
  • 20% der Betroffenen erleben nach einer ersten Episode keine weiteren Episoden
  • 30% erleben noch eine oder mehrere weitere Episoden, aber keine weiteren Einschränkungen
  • bei 10% stagniert der Grad der Störung zwischen den Episoden
  • bei 40% verläuft die Störung mit weiteren Episoden und einer zunehmenden Einschränkung des beruflichen und sozialen Funktionsniveaus
  • Psychotische Symptome und insbesondere die Positivsymptomatik nehmen im Alter tendenziell ab
  • als verlaufsbegünstigend nach einer Ersterkrankung haben sich erwiesen:
    • hohes prämorbides Funktionsniveau (z.B. gute soziale und berufliche Einbettung vor Beginn der Störung)
    • weibliches Geschlecht
    • akuter Störungsbeginn
    • vorwiegend positive Symptome
    • ländlicher Hintergrund
    • wenig Kritik und Überfürsorglichkeit
    • weniger belastende Lebensereignisse
    • komorbide affektive Störungen
    • kurze Dauer der akuten Symptome
    • Fehlen neuropsychologischer Einschränkungen
    • hirnstrukturelle Auffälligkeiten
    • Beheimatung in einem Entwicklungsland
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10
Q

Schizophrenie: Risikofaktoren

A
  • Genetische Risikofaktoren
    • wenn ein unizygoter Zwilling oder beide Elternteile erkrankt sind, liegt das Risiko bei knapp 50%
    • bei einem bizygoten Zwilling oder einem erkrankten Elternteil liegt das Risiko bei unter 20%
  • Prä- und perinatale Risikofaktoren
    • Geburtskomplikationen (Fieber, Unterernährung der Mutter während der Schwangerschaft, Atemstillstand des Kindes während oder unmittelbar nach der Geburt) verdoppeln das Risiko, vor dem 25. Lebensjahr an Schizophrenie zu erkranken
  • Psychosoziale Risikofaktoren
    • signifikante Zusammenhänge zwischen belastenden Kindheitserfahrungen und dem späteren Auftreten einer psychotischen Störung (etwa 3 Mal so häufig Kindheitstraumata)
    • Häufung von kritischen Lebensereignissen vor Beginn einer psychotischen Episode
    • Chronische soziale Stressoren (Migration, Wohnen in städtischen Ballungsgebieten, Diskriminierung)
      • Expressed Emotion (EE) Forschung unterteilt Familien von Patienten basierend auf einer Analyse des Kommunikationsstils innerhalb der Familie in “low EE” und “high EE”
      • High EE = bei min. einem Familienmitglied ist der Kommunikationsstil gegenüber dem Patienten durch übermäßige Kritik, Feindseligkeit oder emotionales Überengagement geprägt
      • Patienten, die nach Behandlung in High EE Familien zurückkehren, werden häufiger rückfällig
      • Hinweis: Patienten tragen (z.T. wegen ihrer Erkrankung) ebenso zum Familienklima bei wie Angehörige; Klassifizierung als High EE eventuell durch ungünstige Schuldzuweisungen des Pat. beeinflusst
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11
Q

Schizophrenie: Vermittler zwischen Vulnerabilität, Stressoren und Symptomen

A
  • genetische Ausstattung und negative (frühkindliche) Erfahrungen begünstigen Symptomentstehung
  • höhere Stresssensitivität und Schwierigkeiten in der Emotionsregulation bei Schizophreniepatienten
  • Als Mediatoren zwischen den Stressoren und den psychotischen Symptomen wurden neuropsychologische Funktionseinbußen, Verzerrungen in der Informationsverarbeitung und Selbstkonzepte/Schemata untersucht
  • Im Vergleich zu Gesunden haben Patienten mit Schizophrenie:
    • mehr Schwierigkeiten in Gedächtnis (v.a.verbal), Aufmerksamkeit, exekutiven Funktionen und visuomotorischer Koordination
      → neuropsychologische Funktionseinbußen
    • ein geringeres und instabileres Selbstwertgefühl
    • Theory of Mind Schwierigkeiten
    • einen größeren Selbstdienlichkeitsbias (schreiben anderen Personen leichter die Schuld zu statt verschiedene Ursachen einzubeziehen)
    • die Neigung zum voreiligen Schlussfolgern (“jumping to conclusions”)
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12
Q

Schizophrenie: Erklärungsmodelle

A
  • Vulnerabilitäts-Stress-Modelle nennen Stress als essentiellen Auslöser psychotischer Episoden
  • Psychotische Symptomatik als Ergebnis der Interaktion des Ausmaßes der Vulnerabilität mit dem Ausmaß der Konfrontation mit Stressoren
  • v.a. genetische Vulnerabilität und neuropsychologische Funktionseinbuße relevant für Symptomentstehung
    → mangelnde Filterung von Umweltreizen durch geringere Kapazitäten der Informationsverarbeitung
  • und kognitive Vulnerabilität in Form von dysfunktionalen Schemata (die aus traumatisierenden oder negativen interpersonellen Erfahrungen enstehen)
    → dysfunktionale Bewertungsprozesse ungewöhnlicher Erlebnisse oder Empfindungen (z.B. Halluzinationen)
  • vermittelnde Rolle emotionaler Zustände, dysfunktionaler Selbst- und Fremdkonzepte sowie spezifischer Urteilsverzerrungen (z.B. voreiliges Schlussfolgern)

⇒ durch Überlastungsreaktionen aufgrund von Lebensereignissen oder Stressoren entstehem ungewöhnliche Erlebnisse oder Empfindungen, die durch genetische/biologische und kognitive Vulnerabilität nicht als Überlastungsreaktion interpretiert werden, sondern external und personal attribuiert werden (z.B. “Jemand versucht mich zu manipulieren”)

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13
Q

Schizophrenie: Diagnostisches Vorgehen

A
  • neben Erstellung oder Bestätigung einer Diagnose geht es um das Verständnis des Kontextes, in dem die Symptomatik auftritt
  • Patient soll z.B. Protokolle über das Auftreten bestimmter Symptome führen und die Situation, den Umgang und ggf. Copingstrategien und deren Erfolg notieren
  • mögliche auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen sowie Bewertung der Symptome durch den Patienten und bisherige Bewältigungsversuche müssen exploriert werden
  • zum Verständnis der ursächlichen Faktoren werden die Probleme vor dem Hintergrund der Lebensgeschichte sowie verschiedener Vulnerabilitätsindikatoren und Stressoren betrachtet
  • Unterscheidung zwischen personenbezogenen und Umweltfaktoren
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14
Q

Schizophrenie: Therapierelevante personenbezogene Faktoren

A
  • bisherige Krankheitsbewältigung
  • ungünstige Selbstkonzepte
  • Zusammenhang zwischen dysfunktionalen Annahmen und wahnhaften Überzeugungen/Inhalten der Halluzinationen
  • Ressourcen und Defizite
    • kognitive Fertigkeiten (Konzentration, Gedächtnis)
    • soziale Fertigkeiten
    • Problemlösefertigkeiten
  • Fertigkeiten können erfragt, beobachtet und getestet werden
  • Auch Informationen von Angehörigen und anderen Behandlern können hilfreich sein
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15
Q

Schizophrenie: Therapierelevante Umweltfaktoren

A
  • subjektiv erlebte soziale Unterstützung durch Familie und Freunde
  • familiäre Kommunikationsmuster
  • familiäre Problemlösefertigkeiten
  • äußere Struktur und Wohnbedingungen
  • chronische soziale Stressoren
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16
Q

Schizophrenie: Diagnostische Verfahren

A
  • SKID/SCID
  • Symptomcheckliste (SCL-90-R)
  • BDI
  • Schizophreniespezifische Verfahren
    • Positive and Negative Syndrome Scale
    • Community Assessment of Psychic Experiences
    • Choice of Outcome in CBT for Psychoses
17
Q

Schizophrenie: Kognitive Verhaltenstherapie

A
  • Beruht auf Erkenntnis, dass psychotische Symptome auf einem Kontinuum zum gesunden Erleben liegen und durch normalpsychologische Mechanismen erklärbar sind
  • Verständnisbasiertes Vorgehen, individuelle Erklärungsmodelle für auslösende und aufrechterhaltende Mechanismen und kognitive Interventionen zur Veränderung dysfunktionaler Annahmen sind die zentralen Therapieelemente
  • Therapeutisches Vorgehen
    • Ziele: Linderung der Beeinträchtigung durch Symptome, Unterstützung bei der Verfolgung sozialer und beruflicher Aktivitäten, Vermittlung von funktionalen Bewertungen und Copingstrategien, Erkennung der Symptome oder ihrer Vorboten
    • Erarbeitung individueller Erklärungsmodelle für spezifische Symptome
    • Interventionen bei akustischen Halluzinationen
      • Erhöhung der wahrgenommenen Kontrolle
      • Identifikation der auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren (können sich gegenseitig begünstigen, vgl. Abbildungen)
      • Optimierung von Copingstrategien und Evaluation durch Protokollbögen
      • Behandlung der dysfunktionalen Bewertungen durch kognitive Interventionen (z.B. Normalizing Techniken bei Stimmenhören; Entlasten und Entpathologisieren durch Beispiele von gesunden Menschen, die Stimmen hören oder von optischen Illusionen)
    • Arbeit mit Wahn
      • Kognitive Umstrukturierung
      • Verfahren der Dritten Welle (Fokus eher auf Gedankenprozesse als auf Inhalte, Achtsamkeit)
    • Interventionen für Negativsymptomatik
      • Teufelskreis aus Situation, Bewertung, Verhalten, Traurigkeit/Grübeln/Selbstzweifeln und Verschlechterung der Symptomatik aufzeigen und einzelne Bausteine bearbeiten
    • Umstrukturierung dysfunktionaler Selbst- und Fremdschemata
      • Mikroanalyse, Pfeil-abwärts-Technik
    • Rückfallprävention
      • Bewusstsein für Anzeichen und Stressoren
      • Aber nur in Maßen, sonst übermäßige Sensibilisierung, die zu katastrophisierenden Bewertungen und übermäßiger Angst vor Rückfällen führt
      • Krisenplan erstellen
      • Auseinandersetzung mit Medikation (v.a. Nebenwirkungen)
  • Empirische Evidenz
    • KVT effektiv, v.a. für Positiv- und Gesamtsymptomatik
    • kürzere Störungsdauer und höheres Maß an kognitiver Flexibilität beeinflussen Therapieerfolg
    • auch ohne Medikation erfolgreiche Verzögerung/Verhinderung des Übergangs in eine psychotische Episode bei Symptomen der Prodomalphase (noch keine diagnostizierbare psychotische Störung)
    • Risiko einer vollen klinischen Psychose-Diagnose konnte durch KVT mehr als halbiert werden
18
Q

Schizophrenie: Verhaltenstherapeutische Familieninterventionen

A
  • Viele Betroffene leben in ihren Familien
  • Alltägliche Stressoren (z.B. Kritik und Streit im Familienkontext) erhöhen die Rückfallwahrscheinlichkeit
  • Hilfe zur Selbsthilfe
  • Bietet sich an, wenn Pat. bei Angehörigen wohnt und/oder diese ihn eng begleiten
  • Besonders indiziert bei familiären Konflikten/Belastungen
  • Voraussetzung ist Einverständnis von Pat. und Familie
  • Pat. sollte möglichst gut remittiert sein, deshalb findet Familientherapie meistens im Rahmen der ambulanten Nachsorge statt
  • Psychoedukativ-verhaltenstherapeutische Familienbetreuung nach Falloon (1984)
    • an Bedürfnisse von Menschen mit Schizophrenie angepasst
    • besteht aus Psychoedukation (Vermittlung von Infos über Schizophrenie und Medikation), Analyse familiärer Konflikte und Belastungen sowie Kommunikations- und Problemlösetraining
    • Kommunikationstraining: Allgemeine Kommunikationsregeln, Äußern positiver Gefühle, Äußern von Wünschen, Ansprechen von negativen Gefühlen, aktives Zuhören
    • Problemlösetraining: Problemdefinition, gemeinsames Sammeln möglicher Lösungen ohne Bewertung, Diskussion der Lösungsmöglichkeiten, Auswahl der besten Lösungsmöglichkeiten, Erarbeiten von Umsetzungsmöglichkeiten, Nachbesprechung des Umsetzungserfolgs
    • möglichst viele Sitzungen direkt im Haushalt für bestmögliche Generalisierung
    • 25 Sitzungen überwiegend während eines Jahres
    • Insgesamt 2 Jahre, um längerfristigen Genesungsprozess angemessen zu begleiten
  • Wirksamkeit: Senkung der Rückfallraten in verschiedenen Metaanlysen dokumentiert, allerdings oft sehr unterschiedliche Familieninterventionen, daher schwer zu beurteilen. welche Form wirksam ist
  • Empfehlung der S3-Leitlinien: Zur Senkung der Rückfallwahrscheinlichkeit geeignete Familienprogramme von mindestens 9 Monaten, durchgeführt durch geschultes Personal und besucht von Betroffenen und Angehörigen