Persönlichkeitsstörungen Flashcards

1
Q

Persönlichkeitsstörungen / Hauptmerkmale allgemein und ICD-10-G-Kriterien

A

= Interaktionsstörungen: zeigen sich hauptsächlich in der Interaktion mit anderen

  • komplexe Störungen des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens und - erlebens
  • hauptsächlich ich-synton= aus der Eigenperspektive werden die abweichenden und extremen Muster des Erlebens und Verhaltens als passend und zu sich selbst gehörend und meist nicht als störend empfunden (vs. ich-dyston: störend, Symptomstörungen)
  • Persönlichkeitsänderungen sind nicht gleich zu Störungen (eigene Kategorie im ICD-10, nach Extembelastungen oder psychischen Erkrankungen!)

ICD-10: G-Kriterien (Grundkriterien)

1. G1: Mindestens 2 der folgenden Bereiche sind betroffen: Kognition (Wahrnehmung, Einstellung, Interpretationen), Affektivität, Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung, Beziehungsgestaltung

2. G2: das Verhalten muss in einem breiten Spektrum sozialer und persönlicher Situationen zum Ausdruck kommen und dabei unflexibel, unangepasst und unzweckmäßig sein.

3. G3: das Verhalten muss zu persönlichem Leidensdruck und/oder zu nachteiligem Einfluss auf die soziale Umwelt führen.

4. G4: die Abweichung muss stabil und von langer Dauer sein und seit der späten Kindheit oder Adoleszenz bestehen.

5. G5: die Merkmale sind nicht die Folge einer anderen psychischen Störung oder durch deren Vorliegen erklärbar.

6. G6: alle Merkmale sind nicht die Folge einer organischen Erkrankung.

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2
Q

Persönlichkeitsstörungen / Hauptgruppe A

A

Hauptgruppe A (sonderbar, exzentrisch)

  • Paranoide Persönlichkeitsstörung:
    • ​​durchgängig vorhandenes Muster von Misstrauen
    • neutrale und positiv intendierte Verhaltensweisen anderer werden als feindselig, verletzend oder kränkend interpretiert
  • Schizoide Persönlichkeitsstörung:
    • Mangel an emotionaler Reaktivität (pos. und neg.)
    • pflegen einen isolierten Lebensstil
    • interpersonelle und emotionale Distanzierung
    • empfinden Situationen mit vielen Menschen belastend
  • Schizotype Persönlichkeitsstörung:
    • exzentrische Ideen, außergewöhnliche Wahrnehmung, Visionen (“sechster Sinn”)
    • glauben an Übersinnliches
    • fühlen sich in sozialen Situationen oft unbehaglich
    • Ähnlichkeit zu Schizophrenie (Zuordnung dieser Diagnose zu Kategorie F2 im ICD-10)
      *
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3
Q

Persönlichkeitsstörungen / Hauptgruppe B

A

Persönlichkeitsstörungen Hauptgruppe B (emotional, dramatisch, launisch)

  • antisoziale oder dissoziale Persönlichkeitsstörung:
    • Verhaltensweisen, die exklusiv auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse ausgerichtet ist
    • häufiger Verstoss gegen Regeln und Gesetze
    • kein Schuldempfinden, keine Reue
    • oft impulsiv und geringe Frustrationstoleranz, Unfähigkeit, vorrausschauend und verantwortungsvoll zu planen und zu handeln
    • problematische Verhaltensweisen auch vor dem 14. Lebensjahr (häufige Konflikte mit dem Gesetz)
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung (gesondert behandelt)
  • Histrionische Persönlichkeitsstörung:
    • übertriebene Emotionalität
    • übermäßiges Verlangen nach Aufmerksamkeit
    • brauchen ständig Anerkennung und Lob
    • auffälliges Äußeres
    • dramatisieren eigene Erlebnisse in ihren Berichten
  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung:
    • sehen sich selbst als großartig
    • sind der Überzeugung etwas besonderes zu sein
    • Mangel an Einfühlungsvermögen
    • gering kritikfähig
    • besonders viele ich-dystone Anteile
    • häufig aber auch fragiler Selbstwert
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4
Q

Persönlichkeitsstörungen / Hauptgruppe C

A

Persönlichkeitsströrungen Hauptgruppe C / ängstlich

  • ängstlich-vermeidende (selbstunsicher-vermeidende) Persönlichkeitsstörung:
    • große Selbstunsicherheit
    • führt zu Vermeidungsverhalten in sozialen Situationen oder zur gänzlichen Vermeidung
    • halten sich für sozial ungeschickt, unattraktiv und dumm
    • auch in nahen persönlichen Beziehungen gehemmtes und zurückhaltendes Verhalten
    • schwere Form der sozialen Angststörung
  • Dependente Persönlichkeitsstörung
    • Unfähigkeit, eigenständig und ohne Rückversicherung Entscheidungen zu treffen
    • unterwürfiges Verhalten
    • scheuen Konflikte und richten sich nach anderen
    • große Ängste, Bezugspersonen zu verlieren
    • schwer vorstellbar, alleine zu leben
  • Zwanghafte Persönlichkeitsstörung:
    • Rigidität und Perfektionismus
    • hohe Ansprüche an eigene Leistung
    • stark übertriebene Gewissenhaftigkeit
    • Unfähigkeit, Aufgaben zu delegieren
    • verlieren sich in Details, Aufgaben werden nicht fertig
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5
Q

Persönlichkeitsstörungen / Epidemiologie

A
  • Allgemeinprävalenz: 5- 13 %
  • Punktprävalenz: 10 %
  • Komorbide Persönlichkeitsstörungen:
    • 15 - 60%
    • häufig bei lang anhaltenden Störungen, etwa affektiven Störungen
    • am häufigsten: ängstlicher Cluster (ängstlich-vermeidend, dependent, zwanghaft)
  • Frauen: histrionisch, dependent
  • Männer: antisozial, histrionisch
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6
Q

Persönlichkeitsstörungen / Modelle zu Ätiologie und Verlauf

A
  • motivorientiertes Indikations- und Interventionsmodell (MIIM)
  • ​1. Grundannahme:*

Personen mit stark ausgeprägten Merkmalen von Persönlichkeitsstörungen haben auf Grundlage ihrer Lebenserfahrungen kognitive Schemata entwickelt, die die Art und Weise, wie sich selbst und die Welt um sie herum erleben, prägen. Schemata sind dann dysfunktional, wenn sie hinderlich oder störend sind für Interaktionen mit anderen!

2. Grundannahme:

Kognitive Schemata sind eine Art “Filter”, durch den Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, und auf Grundlage dieser Wahrnehmung ihr Verhalten steuern und ausrichten. Diese Filter stehen in engem Zsh. mit handlungsleitenden Kernmotiven, die ebenfalls Erleben und Verhalten beeinflussen.

3. Grundannahme

Das Erleben zwischenmenschlicher Interaktionen und die entsprechenden Motive haben handlungsleitende Funktion.

3 Aspekte:

    1. Selbstbild (Schema)*
    1. das Bild über andere Menschen (Schema)*
    1. Kernmotive für interpersonelles Verhalten*

⇒ Beispiel im Bild!

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7
Q

Persönlichkeitsstörungen / Kognitive Schemata und Kernmotive

A
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8
Q

Persönlichkeitsstörungen / Diagnostik

A
  • meist wird eine Therapie nicht aufgrund der Persönlichkeitsstörung angestrebt, sondern wegen einer aufgetretenen psychischen Störung!

Kategoriale Diagnostik

  • Screening-Verfahren: z.B. SKID-2
    • Fragebogen, wenn auffällig dann:
      • Interview: Ja-Antworten des Fragebogens genauer besprechen

Generell: immer erst nach Diagnose-Stellung der Achse- 1- Störung!

  • deutsche Version: IPDE: Fragen im Interview gruppieren sich um Themenbereiche (Arbeit, Zuhause, etc.) nicht um Ja-Fragen
  • Diagnose-Checklisten für DSM-4 und ICD-10 (IDCL-P)

Dimensionale (merkmalsorientierte Diagnostik)

  • Grad der Ausprägung von Merkmalen
  • Selbstbeurteilungsinstrumente (z.B. ADP-4= Assessment of DSM-4 Personality Disorders)
    • deutsch: Dimensional Assessment of Personality-Pathology-Basic-Questionnaire (DAPP-BQ)
  • Persönlichkeitsstil- & Störungsinventar (PSSI): Ausprägungsgrade bestimmbar
  • B-IKS: Beck-Inventar zu kognitiven Schemata
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9
Q

Persönlichkeitsstörungen / Therapeutisches Vorgehen

A

Problematisch:

  • ich-dyston: Erklärung für Probleme wird bei anderen gesucht, da die Merkmale als zugehörig und passend zu einem selbst empfunden werden.
  • Behandlungsmotivation muss gefördert werden
  • Behandlungsfokus liegt auf Störung mit Symptomcharakter (z.B. Depression) oder auf ich-dystonen Anteilen!
  • Komplementäre Beziehungsgestaltung:
    • Therapeut verhält sich komplementär (gegensätzlich, aber ergänzend) zur Bedürfnis- und Motivstruktur des Patienten. Dennoch werden Bedürfnisse und Motive berücksichtigt und befriedigt.
  • Ziel: bestimmte Muster im Denken und Handeln zu verändern, die so unflexibel geworden sind, dass sie dauerhaft zu Problemen und Leidensdruck führen!
    • Behandlungsziele ordnen nach:
      • Dringlichkeit
      • Motivation des Patienten
      • Machbarkeit und Erreichbarkeit
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10
Q

Persönlichkeitsstörungen / Therapie / Funktionale Bedingungsanalyse

A

= Sammeln von detaillierten Infos

  • Verhaltensanalysen
    • z.B. auch Frage nach externen Konsequenzen: “Wie reagieren die anderen wenn Sie sich zurückziehen?”
  1. Externe Bedingungen für das Erleben und Verhalten: besonders auch auf aktuelle Veränderungen achten, Entwickeln eines Verständnisses für die aktuellen Schwierigkeiten (z.B. am Arbeitsplatz)
  2. Wahrnehmungs-, Denk-, Erlebens-, und Beziehungsmuster des Pat.: Dysfunktionale Bewertungen, Schemaanalysen, MIIM-Störungsmodell erfassen
  3. Verhaltens- und Interaktionsmuster: Pat. wissen oft nicht, wie problematische Situation adäquat gelöst werden kann, deswegen Rollenspiele z.B., Videofeedback um alternatives Handeln aufzubauen
  4. Spezifische Reaktionen des sozialen Umfelds: Einbeziehen des Umfelds in Problemanalyse, da Umfeld meist an die Verhaltensweisen gewöhnt ist.
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11
Q

Persönlichkeitsstörungen / Therapie / Therapeutische Beziehung

A
  1. Achtung: diese Patienten sind besonders wachsam und misstrauisch! : Stärkung der Beziehung durch Vermittlung von akzeptierender Wertschätzung besonders in Anfangsphase, Gewinnung von Vertrauen
  2. kognitiv-emotionale Metaebene: normative Abweichung in der Beziehungsgestaltung mit dem Therapeut bemerken und für Diagnostik nutzen. z.B. ständiges Nachfragen der Pat. ob sie alles richtig gemacht habe, kann Hinweis auf dependente Persönlichkeitszüge darstellen.
  3. Nutzung der therapeutischen Beziehung als Lern- und Experimentierfeld: z.B. können Probleme in dieser Beziehung als Interventionsgelegenheit genutzt werden. Ausserdem: Als Therapeut auch auf eigene emotionale Reaktionen zu achten
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12
Q

Persönlichkeitsstörungen / Behandlungsdurchführung

A
  • wichtig: Erklärungsmodell erarbeiten inkl. bewältigbarer Schritte: Pat. muss validiert werden, ihm deutlich machen, dass sich seine Verhaltensweisen aufgrund seiner Lebensgeschichte als nachvollziehbar und verständlich darstellen.
  • Stärken des Patienten benennen! (siehe Bild)
  • erlebnisaktivierende Elemente: Rollenspiele, Imaginationsarbeit
  • kognitive Umstrukturierung: wie hilfreich ist diese Strategie? andere Erklärungsmöglichkeiten?
  • für ängstlich-vermeidend: Gruppentherapie möglich
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13
Q

Persönlichkeitsstörungen / kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken 1

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14
Q

Persönlichkeitsstörungen / kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken 2

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15
Q

Persönlichkeitsstörungen / kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken 3

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16
Q

Persönlichkeitsstörungen / Besonderheiten in der Therapie

A
  • geringe Compliance
  • geringe Veränderungsmotivation
  • Hauptfokus: ich-dystone Indexstörung
  • Verhaltensrepertoire ist oft deutlich eingeschränkt

⇒Langsamer, kleinere Schritte, häufige Wiederholungen, realisitsche Einstellungen zur Dauer und Art der Therapie seitens des Therapeuten

17
Q

Persönlichkeitsstörungen / ICD-10-Kriterien

A

siehe Buchkapitel