Somatoforme Störungen Flashcards

1
Q

Was sind somatoforme Störungen?

A

Körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen - historisch: Krankheitskonzept der Hysterie

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2
Q

Was spielt eine Rolle bei der Entstehung, Auslösung und Aufrechterhaltung von somatoformen Störungen?

A

psychische und psychophysiologische Faktoren

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3
Q

Was bedeutet somatoform? Einige Bezeichnungen für funktionelle Syndrome

A

Früher auch als funktionelle Syndrome, psychosomatische Erkrankungen, psychovegetative Dystonie oder auch Erschöpfungszustand genannt. Bezeichnungen:

  • Reizdarmsyndrom
  • nichtulzeröse Dyspepsie
  • Nichtkardialer Brustschmerz, etc.
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4
Q

MUS-Symptome (somatoforme Störung)

A

= medically unexplained symptoms

Vorhandensein von MUS-Symptomen kann auch ein subklinisches Phänomen darstellen, deswegen ist die Diagnostik sehr wichtig!

–> Eine Störung setzt immer eine Dauer und einen bestimmten Schwergrad der Symptomatik voraus!

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5
Q

Somatisierungsstörung

A

= Prototyp der Diagnose, wird am häufigsten gestellt,

neben somatoformer autonomer Funktionsstörung, oder auch somatoformer Schmerzstörung

  • vielfältige und im Verlauf häufig wechselnde Symptomatik: Schmerzen, Übelkeit, Blähungen, Atemnot oder auch Störungen der Ausscheidungsorgane und Genitalfunktion
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6
Q

somatoforme autonome Funktionsstörung

A

Beschwerden, die mit einer erhöhten vegetativen Erregbarkeit einhergehen

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7
Q

Somatoforme Störungen/ somatoforme Schmerzstörung

A

Somatoforme Diagnose, bei der Schmerzen im Vordergrund stehen

= schwerer belastender Schmerz, mindestens 6 Monate lang durchgehend an den meisten Tagen vorhanden.

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8
Q

ICD-10 Diagnosen der somatoformen Störungen

A
  1. Somatisierungsstörung
  2. Undifferenzierte Somatisierungsstörung
  3. somatoforme autonome Funktionsstörung
  4. anhaltende somatoforme Schmerzstörung
  5. Hypochondrische Störung - [Dysmorphophobe Störung]
  6. Andere, nicht näher bezeichnete somatoforme Störung
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9
Q

Somatoforme Störungen/Hypochondrische Störung

A

ausgeprägte Krankheitsängste und - überzeugungen sowie die entsprechende Fehlinterpretation von körperlichen Symptomen

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10
Q

Somatoforme Störungen/Körperdysmorphe Störung

A

Beschäftigung mit vermeintlichen körperlichen Entstellungen oder Fehlbildungen. (z.B. hässliche Form der Nase)

Im ICD-10 Teil des A-Kriteriums der hypochondrischen Störung, nur im DSM-5 eine eigene Störung!

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11
Q

Somatoforme Störungen/ Moderne Gesundheitssorgen

A
  1. Chronic-Fatigue-Syndrom: im Vordergrund steht chronische Erschöpfung
  2. Multiple Chemical Sensitivities (MCS): vielgestaltige Symptomatik, die auf Umweltgifte attribuiert wird
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12
Q

Somatoforme Störungen/ Somatic Symptom Index (SSI)

A

klinisch relevantes Somatisierungssyndrom:

  • Frauen: 6 Symptome
  • Männer: 4 Symptome

-> normalerweise ist Diagnosestellung sehr restriktiv ( 8 Symptome), deswegen gibts den SSI. auch Abridged Somatization Disorder genannt. (=erweiterte Somatisierungsstörung) : 4-19 % in der Weltbevölkerung

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13
Q

Prävalenzen und Zahlen zur Somatisierungsstörung

A
  • 0.03 -0.84 % Lebenszeitprävalenz der Somatisierungsstörung
  • 4-19% Abridged Somatization Disorder (erweitertes Kriterium)
  • Schmerzsomatisierung am häufigsten: 6-Monats-Prävalenz bei Kopf- und Rückenschmerzen: 15 %
  • treten häufig im Jugendalter auf
  • 50 -75 % zeigen im Verlauf eine Besserung
  • 10 - 30 % schwere und chronische Verläufe
  • überproportional mehr Frauen, mehr Hispanics und Afroamerikaner -
  • sehr häufige Besuche bei Allgemeinmedizinern (Hausärzten) =Doctor Shopping (wechselnde Fachärzte, therapeutische und diagnostisch aufwendige Massnahmen)
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14
Q

Komorbiditäten der Somatisierungsstörung

A
  • 2/3 der Patienten haben komorbide Störungen
  • hauptsächlich Depression (50 -90%)
  • Angststörungen: 2- 17%
  • Persönlichkeitsstörungen:
    • Männer: antisoziale Persönlichkeitsstörung
    • Frauen: histrionische Persönlichkeitsstörung
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15
Q

Diagnostische Kriterien der Somatisierungsstörung nach ICD-10 (F.45.0)

A

A: Eine Vorgeschichte von mindestens 2 Jahren mit anhaltenden Klagen über multiple und wechselnde körperliche Symptome, die durch keine diagnostizierbare körperliche Krankheit erklärbar sind. Eine eventuell vorliegende körperliche Krankheit erklärt nicht die Schwere, das Ausmaß, die Vielfalt und die Dauer der körperlichen Beschwerden oder die damit verbundene soziale Behinderung. Wenn einige vegetative Symptome vorliegen, bilden sie nicht das Hauptmerkmal der Störung, d.h. sie sind nicht besonders anhaltend oder belastend.

B: Die ständige Sorge um die Symptome führt zu andauerndem Leiden und dazu, dass die Patienten mehrfach (> 3 x) um Konsultationen oder Zusatzuntersuchungen in der Primärversorgung oder beim Spezialisten nachsuchen. Wenn medizinische Einrichtungen aus finanziellen oder geografischen Gründen nicht erreichbar sind, kommt es zu andauernder Selbstmedikation oder zu mehrfachen Konsultationen bei örtlichen Laienhelfern

C: Hartnäckige Weigerung, die medizinische Feststellung zu akzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursache für de körperlichen Symptome vorliegt. Akzeptanz der ärztlichen Mitteilung allenfalls für kurze Zeiträume bis zu einigen Wochen oder unmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung.

D: Insgesamt sechs oder mehr Symptome aus der folgenden Liste mit Symptomen aus mindestens zwei verschiedenen Gruppen:

  • gastrointestinale Symptome:
      1. Bauchschmerzen, 2. Übelkeit, 3. Gefühl von Überblähung, 4. schlechter Geschmack im Mund, extrem belegte Zunge, 5. Klagen über Erbrechen oder Regurgitation von Speisen, 6. Klagen über häufigen Durchfall oder Austreten von Flüssigkeit aus dem Anus
  • kardiovaskuläre Symptome:
      1. Atemlosigkeit ohne Anstrengung, 8. Brustschmerz
  • Urogenitale Symptome:
      1. Dysurie oder Klagen über die Miktionshäufigkeit, 10. unangenehme Empfindungen in oder um den Genitalbereich, 11. Klagen über ungewöhnlichen oder verstärkten vaginalen Ausfluss
  • Haut- und Schmerzsymptome:
      1. Klagen über Fleckigkeit oder Farbveränderungen der Haut, 13. Schmerzen in Gliedern, Extremitäten oder Gelenken, 14. unangenehme Taubheit oder Kribbelgefühl

E: Häufigstes Ausschlusskriterium= Die Störung tritt nicht ausschließlich während einer Schizophrenie oder einer verwandten Störung (F2), einer affektiven Störung (F3) oder Panikstörung auf (F41.0).

(falls nicht zwei Jahre oder weniger als 6 Symptome: Diagnose: undifferenzierte Somatisierungsstörung)

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16
Q

Diagnostische Kriterien der somatoformen autonomen Funktionsstörung nach ICD-10 (F45.3)

A

A: Symptome der autonomen (vegetativen) Erregbarkeit, die der Patient auf eine körperliche Erkrankung in einem oder mehreren der folgenden Systeme oder Organe zurückführt:

  • Herz/kardiovskuläres System
  • Ösophagus/Magen
  • unterer Gastrointestinaltrakt
  • respiratorisches oder Urogenitalsystem

B: zwei oder mehr der folgenden Symptome:

  1. Palpitationen
  2. Schwißausbrüche (heiß oder kalt)
  3. Mundtrockenheit
  4. Hitzewallungen oder Erröten
  5. Druckgefühl im Epigastrium, Kribbeln oder Unruhe im Bauch

C: eines oder mehrere der folgenden Symptome:

  1. Brustschmerzen,
  2. Dyspnoe oder Hyperventilation,
  3. außergewöhnliche Müdigkeit bei leichter Anstrengung
  4. Aerophagie, Schluckauf oder brennendes Gefühl im Brustkorb oder Epigastrium
  5. Bericht über häufigen Stuhldrang
  6. erhöhte Miktionsfrequenz oder Dysurie
  7. Gefühl der Überblähung oder Völlegefühl

D: Kein Nachweis einer Störung von Struktur oder Funktion der Organe oder Systeme, über die geklagt wird

E: Die Symptome treten nicht ausschließlich im Zusammenhang mit einer phobischen oder einer Panikstörung auf.

17
Q

Diagnostische Kriterien der hypochondrischen Störung nach ICD-10 (F45.2)

A

A: Entweder 1. eine mindestens 6 Monate anhaltende Überzeugung, an höchstens 2 schweren körperlichen Krankheiten (von denen mindestens eine speziell vom Patienten benannt sein muss) zu leiden, oder 2. anhaltende Beschäftigung mit einer vom Betroffenen angenommenen Entstellung oder Missbildung (dysmorphophobe Störung)

B: Die ständige Sorge um diese Überzeugung und um die Symptome verursacht andauerndes Leiden oder eine Störung des alltäglichen Lebens und veranlasst den Patienten, um medizinische Behandlungen oder Untersuchungen (oder entsprechende Laienhilfe) nachzusuchen.

C: Hartnäckige Weigerung, die medizinische Feststellung zu akzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursache für die körperlichen Symptome bzw. Entstellungen vorliegt. Akzeptanz der ärztlichen Mitteilung allenfalls für kurze Zeiträume bis zu wenigen Wochen oder unmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung.

D: Häufigstes Ausschlusskriterium: Die Störung tritt nicht ausschließlich während einer Schizophrenie oder einer verwandten Störung (F2, insbesondere F22) oder einer affektiven Störung auf (F3)

18
Q

Ätiologie und Pathogenese/ Somatoforme Störungen

A

Biologische und neurophysiologische Faktoren:

  • genetische Komponente als Vulnerabilitätsfaktor
  • Alkoholismus der Eltern
  • antisoziales Verhalten der Eltern
  • erhöhte Rate an Erkrankten in der Familie (=Lernprozesse in der Kindheit?)

seelische Belastungen:

  • problematische Familien
  • schwere Traumata -
  • bei Frauen: sexueller Missbrauch

neurophysiologisch:

  • gestörte Aufmerksamkeitsprozesse

interozeptiver Wahrnehmungsstil:

  • gestörte interozeptive Wahrnehmung
  • gestörter Habituationsprozess an körperliche Veränderungen
  • dysfunktionale Kognitionen: Katastrophisierung von Körpersymptomen, Intoleranz gegenüber Missempfindungen , Selbstbewertung als insuffizient (ich bin schwach)

Prädisponierende Persönlichkeit:

  • Alexithymie: reduzierte Fähigkeit eigene Gefühle wahrzunehmen.

sozial & lerngeschichtlich:

Pat. schlüpft in Patientenrolle, braucht dann aber körperliche DiagnoseVerstärkung der Symptomatik durch Krankheitsgewinn

19
Q

Ätiologie und Pathogenese/ Somatoforme Störungen: somatosensorische Verstärkung

A
  • besonderer Wahnehmungsstil für interozeptive Reize =
  • somatosensory amplification:*

interindividuell unterschiedlich ausgeprägte Neigung, auf Körperempfindungen besonders sensibel zu reagieren, sie übergenau wahrzunehmen und ihnen sehr rasch eine bedrohliche Bedeutung zuzuschreiben.

Ob das State oder Trait ist, ist nicht geklärt

Kombination aus: *selektive Aufmerksamkeitszuwendung* *Fehlbewertung*

20
Q

Störungsmodell der somatoformen Störungen

A
21
Q

Somatoforme Störungen / Differentialdiagnostischer Prozess

A

Alle organischen Erkrankungen, die als Erklärung für die Symptome dienen können, müssen ausgeschlossen werden!

=somatomedizinische Abklärung

Außerdem Abgrenzung von:

  • Simulation und vorgetäuschte Störung (Selbsterzeugung der Symptome, mit der Absicht, die Krankenrolle einzunehmen)
  • Beachtung der diagnostischen Ausschlussregeln: wenn Symptome ausschließlich im Rahmen von Angstattacken einer Panikstörung, bei einer Schizophrenie oder einer affektiven Störung auftreten.(schließt aber Komorbidität nicht aus, unterschiedlicher Krankheitsbeginn möglich!)
  • somatoforme autonome Funktionsstörung und Somatisierungsstörung schließen sich aus
  • hypochondrische Störung kann gleichzeitig mit anderen somatoformen Störungen diagnostiziert werden

SOMS= Screening für somatoforme Symptome: erfragt alle Symptome über einen Zeitraum von 2 Jahren

22
Q

Therapie von somatoformen Störungen: 1. Die ärztliche Beratung und Führung

A

Die ärztliche Beratung und Führung: Entscheidung über psychiatrische Behandlung durch Hausarzt -

  • genügend Zeit: Pat. in seinen Sorgen verstehen (=komplette Anamnese+ körperliche Untersuchung)
  • Thema verändern: Verbindungen zwischen körperlichen und psychischen Faktoren herstellen
  • tragfähige Beziehung aufbauen: auf keinen Fall Aggravationstendenzen oder Simulation unterstellen
23
Q

Therapie von somatoformen Störungen: 2. Weitergehende psychotherapeutische Ansätze

A

–> kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung, achtsamkeitsbasierte Therapie

  • Indikation für Psychotherapie wenn hohes Maß an Beeinträchtigung vorliegt mit Suizidalitätsgedanken oder starken Ängsten

Ziel: Verbesserung der Symptomatik

Wichtig: vertrauensvolle therapeutische Beziehung

  • Auseinandersetzung mit dem persönlichen Krankheitsverständnis des Patienten : alternative psychosomatische Modelle erläutern
  • Verhaltensexperimente (Buch halten: Spannung im Arm)
  • Übungen zur Aufmerksamkeitslenkung (Symptomtagebücher) -
  • Biofeedback -
  • Korrektur der Neigung des Patienten, wiederholt medizinische Dienste in Anspruch zu nehmen, durch eine Neubewertung der Krankheitsvorstellung
  • Minimierung von ärztlichen Rückversicherungen (diese helfen nicht oder nur kurzfristig!)
  • Entgegenwirkung der Chronifizierung der Symptome durch z. B. Abbau von übermäßiger Schonung: Anregung von Bewegung und Sport: Körperliche Aktivierungsprogramme
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Irrationale Krankheitsängste: alternative Bewertung erarbeiten
  • negatives Selbstbild abarbeiten
  • Entgegenwirken der operanten aufrechterhaltenden Lebensweisen (Schonung durch Lebenspartner z.B.)
  • psychodynamisch-interpersonelle Psychotherapie somatoformer Störungen: Probleme in frühkindlicher Mutter-Kind-Beziehungen-> Unterscheidung zwischen negativem Affekt und Körperbeschwerden nur unzureichend. Fokus dieser Therapie: gestörtes Körperbild
24
Q

Therapie von somatoformen Störungen: 3. Therapie mit Psychopharmaka

A

Opipramol

Venlafaxin: v.a. Schmerzsymptome

Escitalopram

Antidepressiva

SSRI : hypochondrischer Störung

Achtung: bei Medikamenten besteht Gefahr der Attribution auf körperliche Erkrankung (das ist genau das was die Patienten wollen: Medis und Bestätigung der Erkrankung)

Gefahr der Abhängigkeit bei Benzodiazepinen ist zu beachten