Somatoforme Störungen Flashcards
Was sind somatoforme Störungen?
Körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen - historisch: Krankheitskonzept der Hysterie
Was spielt eine Rolle bei der Entstehung, Auslösung und Aufrechterhaltung von somatoformen Störungen?
psychische und psychophysiologische Faktoren
Was bedeutet somatoform? Einige Bezeichnungen für funktionelle Syndrome
Früher auch als funktionelle Syndrome, psychosomatische Erkrankungen, psychovegetative Dystonie oder auch Erschöpfungszustand genannt. Bezeichnungen:
- Reizdarmsyndrom
- nichtulzeröse Dyspepsie
- Nichtkardialer Brustschmerz, etc.
MUS-Symptome (somatoforme Störung)
= medically unexplained symptoms
Vorhandensein von MUS-Symptomen kann auch ein subklinisches Phänomen darstellen, deswegen ist die Diagnostik sehr wichtig!
–> Eine Störung setzt immer eine Dauer und einen bestimmten Schwergrad der Symptomatik voraus!
Somatisierungsstörung
= Prototyp der Diagnose, wird am häufigsten gestellt,
neben somatoformer autonomer Funktionsstörung, oder auch somatoformer Schmerzstörung
- vielfältige und im Verlauf häufig wechselnde Symptomatik: Schmerzen, Übelkeit, Blähungen, Atemnot oder auch Störungen der Ausscheidungsorgane und Genitalfunktion
somatoforme autonome Funktionsstörung
Beschwerden, die mit einer erhöhten vegetativen Erregbarkeit einhergehen
Somatoforme Störungen/ somatoforme Schmerzstörung
Somatoforme Diagnose, bei der Schmerzen im Vordergrund stehen
= schwerer belastender Schmerz, mindestens 6 Monate lang durchgehend an den meisten Tagen vorhanden.
ICD-10 Diagnosen der somatoformen Störungen
- Somatisierungsstörung
- Undifferenzierte Somatisierungsstörung
- somatoforme autonome Funktionsstörung
- anhaltende somatoforme Schmerzstörung
- Hypochondrische Störung - [Dysmorphophobe Störung]
- Andere, nicht näher bezeichnete somatoforme Störung
Somatoforme Störungen/Hypochondrische Störung
ausgeprägte Krankheitsängste und - überzeugungen sowie die entsprechende Fehlinterpretation von körperlichen Symptomen
Somatoforme Störungen/Körperdysmorphe Störung
Beschäftigung mit vermeintlichen körperlichen Entstellungen oder Fehlbildungen. (z.B. hässliche Form der Nase)
Im ICD-10 Teil des A-Kriteriums der hypochondrischen Störung, nur im DSM-5 eine eigene Störung!
Somatoforme Störungen/ Moderne Gesundheitssorgen
- Chronic-Fatigue-Syndrom: im Vordergrund steht chronische Erschöpfung
- Multiple Chemical Sensitivities (MCS): vielgestaltige Symptomatik, die auf Umweltgifte attribuiert wird
Somatoforme Störungen/ Somatic Symptom Index (SSI)
klinisch relevantes Somatisierungssyndrom:
- Frauen: 6 Symptome
- Männer: 4 Symptome
-> normalerweise ist Diagnosestellung sehr restriktiv ( 8 Symptome), deswegen gibts den SSI. auch Abridged Somatization Disorder genannt. (=erweiterte Somatisierungsstörung) : 4-19 % in der Weltbevölkerung
Prävalenzen und Zahlen zur Somatisierungsstörung
- 0.03 -0.84 % Lebenszeitprävalenz der Somatisierungsstörung
- 4-19% Abridged Somatization Disorder (erweitertes Kriterium)
- Schmerzsomatisierung am häufigsten: 6-Monats-Prävalenz bei Kopf- und Rückenschmerzen: 15 %
- treten häufig im Jugendalter auf
- 50 -75 % zeigen im Verlauf eine Besserung
- 10 - 30 % schwere und chronische Verläufe
- überproportional mehr Frauen, mehr Hispanics und Afroamerikaner -
- sehr häufige Besuche bei Allgemeinmedizinern (Hausärzten) =Doctor Shopping (wechselnde Fachärzte, therapeutische und diagnostisch aufwendige Massnahmen)
Komorbiditäten der Somatisierungsstörung
- 2/3 der Patienten haben komorbide Störungen
- hauptsächlich Depression (50 -90%)
- Angststörungen: 2- 17%
- Persönlichkeitsstörungen:
- Männer: antisoziale Persönlichkeitsstörung
- Frauen: histrionische Persönlichkeitsstörung
Diagnostische Kriterien der Somatisierungsstörung nach ICD-10 (F.45.0)
A: Eine Vorgeschichte von mindestens 2 Jahren mit anhaltenden Klagen über multiple und wechselnde körperliche Symptome, die durch keine diagnostizierbare körperliche Krankheit erklärbar sind. Eine eventuell vorliegende körperliche Krankheit erklärt nicht die Schwere, das Ausmaß, die Vielfalt und die Dauer der körperlichen Beschwerden oder die damit verbundene soziale Behinderung. Wenn einige vegetative Symptome vorliegen, bilden sie nicht das Hauptmerkmal der Störung, d.h. sie sind nicht besonders anhaltend oder belastend.
B: Die ständige Sorge um die Symptome führt zu andauerndem Leiden und dazu, dass die Patienten mehrfach (> 3 x) um Konsultationen oder Zusatzuntersuchungen in der Primärversorgung oder beim Spezialisten nachsuchen. Wenn medizinische Einrichtungen aus finanziellen oder geografischen Gründen nicht erreichbar sind, kommt es zu andauernder Selbstmedikation oder zu mehrfachen Konsultationen bei örtlichen Laienhelfern
C: Hartnäckige Weigerung, die medizinische Feststellung zu akzeptieren, dass keine ausreichende körperliche Ursache für de körperlichen Symptome vorliegt. Akzeptanz der ärztlichen Mitteilung allenfalls für kurze Zeiträume bis zu einigen Wochen oder unmittelbar nach einer medizinischen Untersuchung.
D: Insgesamt sechs oder mehr Symptome aus der folgenden Liste mit Symptomen aus mindestens zwei verschiedenen Gruppen:
-
gastrointestinale Symptome:
- Bauchschmerzen, 2. Übelkeit, 3. Gefühl von Überblähung, 4. schlechter Geschmack im Mund, extrem belegte Zunge, 5. Klagen über Erbrechen oder Regurgitation von Speisen, 6. Klagen über häufigen Durchfall oder Austreten von Flüssigkeit aus dem Anus
-
kardiovaskuläre Symptome:
- Atemlosigkeit ohne Anstrengung, 8. Brustschmerz
-
Urogenitale Symptome:
- Dysurie oder Klagen über die Miktionshäufigkeit, 10. unangenehme Empfindungen in oder um den Genitalbereich, 11. Klagen über ungewöhnlichen oder verstärkten vaginalen Ausfluss
-
Haut- und Schmerzsymptome:
- Klagen über Fleckigkeit oder Farbveränderungen der Haut, 13. Schmerzen in Gliedern, Extremitäten oder Gelenken, 14. unangenehme Taubheit oder Kribbelgefühl
E: Häufigstes Ausschlusskriterium= Die Störung tritt nicht ausschließlich während einer Schizophrenie oder einer verwandten Störung (F2), einer affektiven Störung (F3) oder Panikstörung auf (F41.0).
(falls nicht zwei Jahre oder weniger als 6 Symptome: Diagnose: undifferenzierte Somatisierungsstörung)