Binge-Eating-Störung Flashcards

1
Q

Binge Eating Disorder / Phänomenologie

A
  • Hauptmerkmal: regelmäßige Essanfälle, mit Gefühl des subjektiven Kontrollverlusts
    • unterschiedlich große Mengen
    • meist schnell gegessen
    • wahllos durcheinander
    • nach Essanfall: Niedergeschlagenheit, Ekel, Scham
    • vs. Bulimie: keine Kompensationsmaßnahmen
  • ​wiederholtes Durchführen von Diäten, chaotisches Essverhalten zwischen den Essanfällen
  • übermäßige Beschäftigung mit Nahrung
    • macht Teil des Leidensdruck aus, ist dennoch nicht in Kriterien nach DSM-5 drin
  • somatische Komplikationen: durch zu hohen BMI (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaf-Apnoe, Störungen des Bewegungsapparats,etc.)
  • Essanfälle: ausgelöst durch Stimmungsschwankungen oder zwischenmenschliche Konflikte, haben eine spannungsregulierende Funktion
    • subjektive vs. objektive Essanfälle: Erleben von Kontrollverlust und weniger die tatsächlich aufgenommene Menge von Kalorien ist entscheiden
  • zeitlicher und umfänglicher Rahmen ist schwer bestimmbar: Essanfall kann sich auch über Stunden ziehen! = protahierte Essanfälle , “grazing“(immer wieder große Mengen an Nahrung)
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Q

Binge Eating Disorder / Epidemiologie & Komorbidität

A
  • Essstörung mit höchster Prävalenz
  • 1,9 - 3,6 % bei Frauen, 0,3 - 2,5 % Männer
  • Klinische Population: 35 % bei Teilnehmern eines Gewichtsreduktionsprogramm
  • Erkrankungsalter:zwei Gipfel: ca. 23 Jahre, und zwischen 45 und 50

Verlauf

  • hohe Spontanremissionsrate
  • Problem: Chronifizierung bedeutet meist eine starke Zunahme des Gewichts
  • 30 % chronisch, Krankheitsdauer: 8- 14,5 Jahre
  • Verschiebung BES zur AN ist selten, BES zur BN häufiger

Komorbiditäten

  • 79 % haben in ihrem Leben eine zweite psychische Erkankungen
  • Depression: 42,2 %
  • Angststörung: 56,1 %
  • Substanzmissbrauch: 23,7 %
  • Adipositas: 29-41 %
  • stärker ausgeprägte Belohungssensitivät bei Vorliegen einer Adipositas mit BES
  • dysfunktionale Impulskontrollfähigkeit
  • ADHS als prämorbider Faktor
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung
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3
Q

Binge Eating Disorder / Ätiologie

A
  • Störungen der Hunger-Sättigungs-Regulation
  • Störungen der Impuls- und Emotionsregulation
  • starke Fokussierung auf Nahrungsaufnahme
  • ausgeprägte Unzufriedenheit mit Figur

Risikofaktoren prospektiv (jugendliche Stichproben mit Pat. die an Bulimia nervosa leiden)

  • Diäthalten
  • erhöhter BMI
  • Körperbildunzufriedenheit
  • Depressivität

und retrospektiv:

  • erhöhte psychische Vulnerabilität in Kindheit
  • Kritik hinsichtlich Gewicht
  1. Vulnerabilitätfsfaktoren für Entstehen einer psychischen Erkankung (familiäre Häufung, Missbrauch, etc.)
  2. Faktoren, die Entwicklung von Übergewicht in Kindheit begünstigen: abwertende Bemerkungen über Gewicht, Aussehen in Familie

Bingefirst-Subtyp: keine Diäterfahrung vor erstem Essanfall ca. 1/3 - 1/2

Dietfirst-Subtyp: Diätversuche vor erstem Essanfall, restriktives Essverhalten als Risikofaktor

Suptyp mit Subtanzmissbrauch: höhere Impulsivität

depressiver Subtyp: stärkere Ausprägung der Psychopathologie, tieferer Selbstwert, weniger restriktives Essverhalten

Unmittelbare Auslöser von Essanfällen

Spannungsreduktion

Affektregulationsmodell: Essanfälle als Folge oder Raktion von affektiven negativen Zuständen.

  • interpersonelle Stressoren

⇒ erhöhtes Essverlangen

  • Überreguliertheit wird durch Kontrollverlust durchbrochen, dann wird gegessen!

Escape-Modell

  • anfallsartiges Essen als Vermeidungsstrategie bei aversiven emotionalen Zuständen

⇒ kurzfristige negative Verstärkung

⇒ Insuffizienz im Umgang mit Stressoren + Beeinträchtigung der Selbstwirksamkeitserwartung

⇒ negativer Zustand steigt an Tagen mit Essanfällen, wird durch Essanfall reduziert, aber nicht so stark wie bei Bulimie nach Brechen!

(Modell hat Kritik, Ausprägung des negativen Affekts sinkt nicht zwingend nach Anfall, sondern steigt eher durch Schamgefühle)

Essanfälle durch Konditionierung

  • spezifische Stimuli oder auch äußere Bedingungen werden systematisch mit Essanfall assoziiert
  • konditionierte Stimuli erhöhen Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Essanfalls unter ähnlichen Bedingungen
  • erhöhte Belohnungssensitivität ⇔ erhöhte Aktivierung des gustatorischen Kortex→ Lustempfinden beim Essen
  • Aber Kritik: negative Verstärkung wird beachtet, positive Verstärkung nicht (z.B. Lustgewinn durch Essen)
  • Ernährungsstil als Auslöser von Essanfällen*
  • fettreicher und kohlenhydratarmer Ernährungsstil

⇒ geringer Sättigungswert erhöht Vorkommen von Anfällen

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4
Q

Binge Eating Disorder / Diagnosekriterien

A
  • späterer Beginn, andere Geschlechterverteilung (weniger Unterschiede im Verhältnis) und andere Kernsymptomatik als bei AN und BN
  • klare Abgrenzung zur Adipositas: erhöhte Psychopathologie (dysfunktionale Impulsregulation), auffällige Essgewohnheiten und Essen zur Affektregulation und Spannungsreduktion, höhere Gewichtssorgen
    • Überessen ohne Kontrollverlust ist weniger psychisch stressend!
  • ​BN: Kompensation eines Essanfalls, geringerer BMI, weniger Genuss beim Essen, höheres restriktives Essverhalten, früheres Diagnosealter
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5
Q

Binge Eating Disorder / Strukturierte Interviews und Fragebögen

A
  • EDE-Q und EDE:
    • gezügeltes Essverhalten
    • gedankliche Beschäftigung mit Essen
    • Sorgen um das Gewicht
    • Sorgen um die Figur
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6
Q

Binge Eating Disorder / Therapeutisches Vorgehen

A
  • bei komorbider Adipositas steht Esstörung im Vordergrund, nicht Gewichtsreduktion!
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7
Q

Binge Eating Disorder / kognitiv-verhaltenstherapeutisches Manual

A
  • für Gruppenbehandlung konzipiert, kann aber auch im Einzelsetting stattfinden
  • Vorteile der Gruppenbehandlung:
    • ökonomisch
    • Lernen am Modell
    • Gruppenkohäsion und Solidarität
  • Gruppe sollte gemischtgeschlechtlich sein und im Alter durchmischt sein
  • wenn normalgewichtige in Gruppe sind: Störungsbild BED muss erläutert werden (tritt unabhängig einer Adipositas auch auf!)
    • ebenfalls unterschiedliche Essmengen (subjektiv vs. objektiv)
  • Ziel: Strategienvermittlung zur Reduktion der Häufigkeit und Schwere der Essanfälle
  • Schwerpunkte:
    • Psychoedukation und individuelles Störungsmodell
    • Etablierung eines regelmäßigen Essverhalten
    • Symptommanagement (Auslöser erkennen von Anfällen z.B., ABC-Modell, Auslöser, Verhalten, Konsequenzen)
    • Bewegungssteigerung
    • kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Kognitionen und Grundannahmen bzgl. des eigenen Körpers (Spiegelkonfontation, Dreieck: Denken, Handeln, Fühlen)
    • Infos über Prinzipien der Gewichtsreduktion
    • Rückfallprophylaxe
  • Erklärungsmodell: vulnerable, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren identifizieren, um Behandlung indivduell anpassen zu können
  • Notfallkärtchen: Verhalten in Risikosituationen
  • Thought-Shape-Fusion: Tendenz zur Verschmelzung von Gedanken mit Körperempfindungen (Ich fühle mich dicker, weil ich dran gedacht habe, fettes Essen zu essen)
  • wichtiger Auslöser von Anfällen: Konfrontation mit den als negativ empfundenen Merkmalen des eigenen Körpers → Förderung eines positiven Körperkonzepts (Fokus auf Körperteile, weg von Generalisierung!)
  • Aktivitäten: Walking, Schwimmen, etc.
  • KVT als störungsspezifisches Behandlungsprogramm ist am effektivsten, auch angeleitete Selbsthilfe
  • rapid response: Reduktion der Essanfälle innerhalb der ersten 4 Sitzungen um 65 -70 %
  • Negativprädiktor: Ausmaß Psychopathologie vor Behandlung
  • Mediator der Wirksamkeit der Therapie: Reduktion der Figur- und Gewichtssorgen
  • moderates Essverhalten anstatt rigides Essverhalten assoziiert mit besserem Therapieergebnis
  • Pharmakologie:
    • Antidepressiva: in BN positive Effekte, außerdem Behandlung Komorbiditäten
    • Antiepileptika
    • Appetithemmer: auch Gewichtsreduktion
    • Pharmakologie nur in Verbindung mit Psychotherapie
  • bariatrische OPs auch möglich (Magenband z.B.)
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