9. Wege der Informationsbeschaffung II Flashcards
Was ist Beobachten?
Verhaltensbeobachtung dient Beschreibung des Verhaltens einer oder mehrerer Personen
geeignet, wenn andere Informationsquellen nicht verfügbar oder unergiebig sind
- z.B. bei Kleinkindern
Idealfall:
- liefert Fakten, die frei von Bewertungen sind
- keine Beurteilung
Verhaltensbeurteilung setzt Verhaltensbeobachtung voraus
Verhaltensbeurteilung:
- Ausprägung von Eigenschaften der beobachteten Person wird beurteilt (Rating-Skalen)
Was ist der Unterschied zwischen freier und systematischer Beobachtung?
frei bzw. unsystematisch:
- Beobachter entscheidet, welche Verhaltensweisen beobachtet werden
- i.d.R. gibt es Anlass
- Explorativ
- Ergebnis: mehr oder weniger schriftlicher Bericht
systematisch:
- genau vorgegeben, worauf zu achten und wie das Beobachtete zu protokollieren ist
- Hypothesen, was in der Beobachtungssituation wichtig ist, liegen vorher vor
Was macht die systematische Beobachtung aus?
systematische Standardisierung von:
- Selektion: Relevantes von Umrelevantem trennen
- Segmentierung: Relevantes voneinander abgrenzen und benennen
- Quantifizierung: relevante Verhaltensweisen bzgl. Intensität, Dauer oder Häufigkeit einstufen
Techniken:
- Zeichensysteme
- Kategoriensysteme
- Rating-Verfahren
Welche Unterschiede gibt es zwischen direkter und indirekter Beobachtung?
Direkt:
- In Situation, in der das Verhalten passiert, wird beobachtet
- flexibel: Blick dahin richten, wo das Geschehen interessant ist
- Herausforderung, gleichzeitig zu beobachten und zu registrieren
Indirekt:
- Anhand von Aufzeichnungen
- Verwendung einer oder mehrerer Kameras
- großer Vorteil: Beobachtung kann ganz vom Registrieren getrennt werden
Was unterscheidet die Beobachtung im Feld vs. im Labor?
in natürlicher Umgebung:
- Vorteil: kontextbedingungen erfassbar
- Generalisierbarkeit auf Alltag
in konstruierter Situation:
- Vorteil: Standardisierung von Bedingungen
- Vorteil: wichtig, wenn Vergleiche angestellt werden sollen
- Konstanthalten der Situation
Was sind Vor und Nachteile von verdeckten vs. offenen Beobachtungen?
Verdeckt (vs. offen):
- Beobachter nicht sichtbar
- Ethisches: Zustimmung der Probanden nötig
- Vorteil: Vermeidung von Reaktivität
Was macht die teilnehmende und nicht-teilnehmende Beobachtung aus?
Teilnehmend:
- aktiv am Geschehen beteiligt
- Beispiel: Lehrerin ist Beobachter: gestaltet den Unterricht und beobachtet gleichzeitig
Nicht-teilnehmend:
- passive Rolle bzw. nicht im Zentrum
- Beispiel: Psychologe setzt sich ins Klassenzimmer und beobachtet
Was sind Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbeobachtung?
Selbstbeobachtung:
- eigenes Verhalten und Erleben in bestimmten Situationen
- praktische Umsetzung: z.B. Tagebuch oder Protokollieren von Verhaltensweisen
Fremdbeobachtung:
- Beobachtung durch andere, geschulte Person
- Vorgehen, dass bei Beobachtungen meist umgesetzt wird
Was sind typische Fehlerquellen von Beobachtungen?
Halo-Effekt (Hofeffekt)
Logische Fehler
Primacy- und Recency-Effekt
Beobachterdrift
Reaktivität
Milde-/Strenge-Fehler
Was sind weitere Methoden zur Informationsgewinnung?
Objektive Persönlichkeitstest
Projektive Verfahren
Apparative Tests
Psychophysiologische Methoden
Was sind explizite und implizite Maße?
Explizite Maße:
nur so weit zuverlässig, wie Probanden Auskunft geben können und wollen
implizite Maße
- Merkmale werden nicht direkt erfragt sonder indirekt erschlossen
- für unbewusste oder verdrängte Informationen
- niedrige Reliabilitäten, nicht für psychologische Diagnostik brauchbar
Was sind objektive Persönlichkeitstests?
Messung eines Merkmals nicht durch subjektive Einschätzung, sondern Verhalten in standardisierter Testsituation
keine Augenscheinvalidität
Reduktion von Verfälschungstendenzen
i.d.R. computergestützt
Was sind Grundannahmen der projektiven Verfahren?
Ziel: Qualitative Erfassung der Gesamtpersönlichkeit unter Berücksichtigung der Einmaligkeit von Erlebnis-/Bedürfnisstrukturen
mehrdeutiges Bild soll gedeutet werden
Probanden projizieren unbewusste Bewusstseinsinhalte in das Bild hinein
Gütekriterien nicht erfüllt
- irrelevant für psycholgische Diagnostik
Was sind apparative Tests?
Erhebung sensorischer und motorischer Merkmale, teils auch kognitive Fähigkeiten
sensumotorische-Koordinationstests
Messung der Muskelkraft als Indikator für Willensanstrengung
Montage- und Hantiertest
Kognitive Verfahren
Was sind psychophysiologische Methoden?
Diagnostik normaler, aber auch pathologischer kognitiver und emotionaler Prozesse
sinnvoll…
- bei Prozessen, die durch physiologische Maße erfassbar sind
- wenn Proband nicht in der Lage ist, Daten zu verbalisieren
- wenn Beobachtung ohne Beeinflussung sonst nicht möglich ist
- wenn Personen Informationen nicht nennen wollen
Zentralnervöse Aktivität
Hormonelle Aktivität und Immunsystem
Autonome Aktivität
Somatische Aktivität