13 Kultur Flashcards
Populationsdifferenzen
- Population:
- Geografisch und historisch eingegrenzte Gruppe von Menschen (oft ähnliches Alter)
- Persönlichkeitsunterschiede bisher immer bzgl. Referenzpopulation definiert
- Psychologie: Befunde beziehen primär auf westliche Populationen
-> Persönlichkeitseigenschaften zwischen unterschiedlichen Populatonen vergleichbar?
Bsp.: Intelligenz eines Deutschen und Peruaners (Bedingungen von Intelligenz in verschiedenen Ländern vergleichbar?) - Populationsunterschiede:
- Korrelate innerhalb und zwischen Populationen evtl. völlig unterschiedlich:
• Idealfall: Korrelation Intelligenz und Ausbildungsdauer
• Fehlschluss: Korrelation Wohlbefinden mit Mobilität/Sesshaftigkeit (Mobilität -> besser, Kontra: In Bayern glücklich, wenn sesshaft an einem Ort bleiben)
-> Faktoren zwischen Kulturen positiver Zusammenhang, zwischen Kulturen evtl. negativ
- Folgerung:
• Persönlichkeit variiert innerhalb Populationen oft auf anderen Dimensionen als Mittelwerte im Populationsvergleich
• Bei kulturvergleichenden Studien sorgfältig zwischen Analyse von Persönlichkeitsunterschieden und Vergleich von Populationen unterschieden - Einflüsse auf Populationsunterschiede:
a) Kultur
- Soziale Umwelt
- Von Menschen beeinflusster Teil der Umwelt in Population (“human-made environment”)
b) Ökologie der Kultur
- Natürliche Umwelt
- Nicht-kultureller Teil
c) Genpool
- Biologische Umwelt
- Populationen unterscheiden sich im Genpool
- Genpool nicht beeinflussbar, aber veränderbar (“Mischlingskinder”)
- Nicht statisch, unterliegen Veränderungen
- Vielfältige Wechselwirkungen untereinander
Einflüsse auf die Persönlichkeit
- Ökologische Einflüsse:
Bsp.: Räumliches Orientierungsvermögen australischer Aborigines
- Orientierung in Wüste mit mentalen Landkarten
- Bei Tests: Mittlere Abweichung Himmelsrichtungen 3°
- Überlegenheit bezieht sich nur auf Übung und Wissen, nicht grundlegende Unterschiede im visuellen Gedächtnis
- Studie: Memory-artige Tests:
• Objekte verschiedene Namen: weiße Kinder so gut wie Aborigines
• Objekte gleiche Namen: Aborigines besser
• Vorteil verloren, wenn weiße Kinder Hinweise, wie Position merken können
(Differenzierung nur anhand visuellen Position möglich)
-> Gedächtnis kann anders trainiert werden, je nachdem in welcher Kultur aufgewachsen
- Genetische Einflüsse:
- Unterschied Genpoole verschiedener Populationen?
- Die Entwicklung heutiger menschlicher Populationen aus 3 Datenquellen rekonstruiert:
• Archäologisch: Knochen und Kulturspuren
• Genetisch: Genetische Ähnlichkeit alteingesessener Populationen
• Linguistisch: Linguistische Ähnlichkeit von Sprachgemeinschaften
Out-of-Africa (OOA) Hypothese:
- seit 100 000 Jahren Verbreitung kleiner Gruppen von Homo sapiens sapiens von Südostafrika ausgehend
- Verlauf des Prozesses: Varianten des Vorläufers Homo erectus (z.B. Neanderthaler) vollständig verdrängt
-> Durchsetzung des Homo sapiens
- Empirischer Nachweis (aber uneindeutig):
a) Sexuelle Fortpflanzung untereinander möglich
b) Genetische Ähnlichkeit alteingesessener Populationen (bestimmt durch Faktorenanalyse)
-> Wanderungen der Population rekonstruiert
c) Ähnliche Ergebnisse für mitochondriale DNS
- Nur über befruchtete Eizelle der Mutter vererbt
- Genetische Ähnlichkeit in rein mütterlichem Erbgang entspricht gut sonstiger genetischer Ähnlichkeit
d) Parallele Ähnlichkeiten in Art der Grammatik
- Geographisch enferntere Populaonen größere Unterschiede als nähere
- Befunde einigermaßen konsistent mit genetischen Ähnlichkeiten
• Dänen und Inder genetisch und linguistisch (indogermanische Sprache) ähnlicher als
• Dänen und finnische Lappen (uralische Sprache)
Sehr hohe Konsistenz zwischen linguistischen und genetischen Daten nicht zu erwarten, weil:
i) Linguistische Ersetzung (Population übernimmt Sprache der Eroberer)
ii) Genetische Mischung durch Asymmetrische genetische Durchmischung (Eroberer -> Eroberte)
Gegentheorie: Multiregionale Kon’nuitätstheorie (MRC):
- Nach ersten Migration aus Afrika Menschengruppen in verschiedenen Regionen parallel zum heutigen Menschen entwickelt
- Empirisch unwahrscheinlich
- Kulturelle Einflüsse:
- Kontextualistische Auffassung angemessen:
Vergleich Persönlichkeitsunterschiede zwischen verschiedenen (Sub)Kulturen, wenn bei Erfassung kulturelle Besonderheiten berücksichtigt
- Bsp. Fremde-Situaon-Test in Japan:
• 93% Kinder begannen bei Trennung von Mutter zu schreien, aber keine Typ-A-Kinder
• Beachten: Japanische Kinder wachsen in großer physischer Nähe zur Mutter auf
-> Fremde-Situaon-Test nicht geeignet, Bindungsqualität japanischer Kinder differenziert erfassen
a) Unterscheidung der Kulturen auf psychologisch relevanten Dimensionen (Hofstede):
- Individualismus (+)
- Machtdistanz (+)
- Unsicherheitsmeidung (Stabilität im alltäglichen Leben)
- Maskulinität
b) Individualismus und Kollektivismus (Markus & Kitayama):
i) Individualistisch:
- Struktur: Abgegrenzt, einheitlich, stabil
- Merkmale Privat (Fähigkeiten, Gedanken, Gefühle)
- Ziele: einzigartig und echt sein, innere Eigenschaften realisieren, eigene Interessen verfolgen, sagen was man denkt
- Rolle anderer: Selbstbewertung durch sozialen Vergleich
ii) Kollektivistisch:
- Struktur: Dehnbar, variabel
- Merkmale: Öffentlich (Status, Rolle, Beziehung)
- Ziele: sich einfügen, Platz einnehmen, normkonform verhalten, Interessen deiner Gruppe fördern, in Lage anderer versetzen
- Rolle anderer: Selbstdefinition durch Beziehung mit anderen
- Indikatoren des Kollektivismus in Bundesstaaten der USA durch soziologische Kriterien (Vandello & Cohen):
• (Geringerer) Anteil allein lebender Menschen
• (Geringerer) Anteil allein lebender älterer Menschen
• (Höherer) Anteil der unselbständig BeschäJigten
• (Mehr) Car-Sharing
• (Höherer) Anteil religiös-/kirchlich gebundener Menschen
• (Geringere) Scheidungsrate (gewichtet an Heiratsrate) - Korrelate (Ergebnisse) des Kollektivismus:
• Weniger Gleichberechtigung von Frauen und Minoritäten
• Erziehungsstil autoritärer
• Weniger Selbstmorde
- Methodisches Problem kulturvergleichender Studien:
- Datengrundlage meist Itembeurteilungen
- Referenzgruppe (implizit/explizit) dabei eigene Kultur
- Studie an kanadischen und japanischen Austauschstudierenden:
• Verglichen mit anderen Kultur ihrer ursprünglichen ähnlicher
• Verglichen mit eigener Kultur neuen ähnlicher - Verschiedene Bewertung derselben Persönlichkeitseigenschaften in unterschiedlichen Kulturen:
- Bsp.: Soziometrische Bewertung und Persönlichkeit bei Grundschülern in Kanada und China
• Hilfsbereitschaft und Aggressivität ähnlich bewertet
• In Kanada empfindliche Kinder unbeliebt, in China beliebt (konfuzianische Tradition)
Kulturelles Training
- Praktische Anwendung der Kulturpsychologie in neuartigem Berufszweig für Psychologen
- v.a. für Manager im Außendienst und Politiker (auch Ingenieure, andere Beschäftigte westlicher Firmen in anderen Kulturen)
- Ratschläge für den Umgang mit Mitgliedern kollektivistischer Kulturen