06 Bewertungsdispositionen Flashcards
1
Q
Definitionen und Begriff
A
- Bewertungsdispositionen:
- Persönlichkeitsunterschiede in Bewertung von Objekten der Wahrnehmung oder Vorstellung - Abgrenzungen:
- Handlungsdispositionen:
Jemand kann Wert “Ehrlichkeit” hoch schätzen und oft unehrlich handeln
- Motive:
• Jemand schätzt Wert “Leistung” hoch, ist aber bindungsmotiviert
• Motive können als “Bewertungen von Handlungsfolgen” aufgefasst werden -> Auffassung als Bewertungsdisposition - Arten von Bewertungsdispositionen:
a) Werthaltungen:
- Bewertung wünschenswerter Zustände/Ziele oder Handlungsdispositionen
- Standards, an denen eigenes oder fremdes Verhalten gemessen
- Abstraktere, übergeordnete Ebene
b) Einstellungen:
- Bewertung konkreter (Einstellungs-)Objekte
- Bsp.: Politische Einstellungen, Einstellung zum Partner
- Konkretere Ebene - Unterschied: Werte und Normen
- Werte: Moralischer Charakter, nicht vorschreibend sondern erstrebenswert
- Normen: Vorschreiben, wie sich in welcher Situation zu verhalten
2
Q
Werthaltungen
A
- Allgemeines:
- Bewertung wünschenswerter Zustände/Ziele oder Handlungsdispositionen
- Standards, an denen eigenes oder fremdes Verhalten gemessen
- Einfluss auf Handlung, Ergebnis, Handlungs-Ergebnis-Folge
- Unterschied:
• Terminale Ziele: Endzustände (Weltfrieden)
• Instrumentelle Ziele: Handlungsdispositionen, um Endziele zu erreichen (Hilfsbereitschaft) - Jedem Wert entspricht eine Werthaltung (Wertorientierung)
- Rokeach Value Survey (RVS):
Terminale und instrumentelle Ziele in Rangfolge nach Wert gebracht: Werte einschätzen -> Werthaltungen erfassen - Zweck der Erfassung von Werthaltungen:
• Welche Werte herrschen in Gesellschaften vor
• Analyse des Wertewandels
- Wichtigste aktuelle Wertetheorien:
a) Materialismus/Postmaterialismus
- Basiert auf Maslowscher Bedürfnispyramide
b) Individualismus/Kollektivismus
- Kulturtypisches Verhältnis zwischen Individuum und Kollektiv bestimmt Verhalten
c) Circumplex-Modell menschlicher Werte (Schwartz)
- Werte als Leitprinzipien des Lebens und motivieren alles Handeln
- Bipolare Dimensionen:
• Selbststeigernde Werte (Macht, Leistung) vs. Selbsttranszendenz (Gemeinwohl, Universalität)
• Offenheit für Wandel (Selbstbestimmtheit, Abwechslung) vs Konservatismus (Sicherheit, Tradition, Konformität)
- 10 Wertetypen: (Selbsttranszendenz -> Konservatismus -> Selbststeigernd -> Offenheit)
• Universalismus (Verständnis, Anerkennung, Toleranz)
• Gemeinwohl (Wohlbefinden nahestehender)
• Tradition (Respekt für Regeln)
• Konformität (Keine Normverletzung)
• Sicherheit (Stabilität, Harmonie)
• Macht (Sozialer Status, Prestige, Kontrolle, Dominanz)
• Leistung (Persönlicher Erfolg, Kompetenz)
• Hedonismus (Vergnügen, Lustgewinn)
• Abwechslung (Innovation, Herausforderungen)
• Selbstbestimmung (Denken und Handeln unabhängig)
 - Lexikalischer Ansatz (Renner):
- Faktorenanalyse von Substantiven: Bewertung, ob Leitmotiv (Wert) des eigenen Lebens sind -> Faktoren:
• Intellektualität (Sozialkritik, Reflexion, Weltoffenheit, Kultur)
• Balance (Fairness, Lebensfreude, Menschenliebe)
• Salvation: Religiosität (Gottvertrauen, Glaube, Gnade)
• Profit: Materialismus (Vermögen, Lifestyle, Erfolg)
• Nur bei Terminalen Werten: Konservativismus (Vaterlandsliebe, Tradition, Pflicht) - Zusammenhang Werthaltungen und Verhalten:
- Annahme: Werthaltungen und Verhalten vermittelt durch Motiv- und Eigenschaftsdispositionen (Bsp.: “Sensation-Seeker”)
- Spezifische Hypothesen (Bilsky & Schwartz):
a) Wachstumsbedürfnisse (Maslow) korrelieren mit entsprechenden Werthaltungen (z.B. Selbstverwirklichung mit Wertschätzung von Freiheit)
b) Mangelbedürfnisse korrelieren mit der Wertschätzung von Werten, die Befriedigung des Bedürfnisses beinhalten (z.B. Ängstlichkeit mit Wertschätzung von Sicherheit)
- > Weitgehend bestätigt - Kultur und Geschlecht:
- Kulturelle Unterschiede mehr Varianzaufklärung als Geschlecht
- Geschlechtsunterschiede durch kulturelle Faktoren moderiert:
• Reiche Ländern weniger Geschlechtsunterschiede in Selbstbestimmung als arme Länder
• Geschlechtsunterschiede größer, je höher Chancengleichheit
- Frauen höhere Werte in Selbstranszendenz und Konservatismus - Autoritätsgehörige Persönlichkeit (“Autoritärer Charakter”)
- Faschismusskala (F-Skala): Erfassung der autoritätshörigen Persönlichkeit von Deutschen
- Probleme:
• Mischkonstrukt (Ablehnung von Minderheiten, Konventionalismus, Unterordnung unter Autoritäten)
• ja/nein Format (ja: Autoritätshörigkeit)
• Viele verschiedene Versionen der Skala
- Neuere Entwicklungen:
• Altemeyer: USA, SU -> ähnliche Korrelationen mit Alter (+) und Bildung (-)
• Oesterreich: Ablehnung von Minderheiten -> Korrelationen mit Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit
3
Q
Einstellungen
A
- Allgemeines:
- Bewertungsdispositionen bzgl. konkreter (dinglicher oder vorgestellter) Gegenstände oder Verhaltensweisen
- Abgrenzung zu Werthaltungen fließend
- Meist Erfassung durch Fragebögen:
Studie LaPiere: Geringe Konsistenz zwischen Einstellung und Verhalten (Hotels mit chinesischem Ehepaar) - Zusammenhänge:
• Einstellungs-Verhaltens-Konsistenz: Gering/mittel
• Einstellungen und konkrete Verhaltensweisen: Mittel
• Aggregation über viele einstellungsrelevante Situationen: Mittel/hoch
• Einstellung als subjektive Norm (Gefühl der Verpflichtung, einstellungskonforme Verhalten auszuführen) für Verhalten: Gute Vorhersage des Verhaltens
• Explizite Einstellungen: Schlechte Verhaltensvorhersage, wenn Verhalten sozial sehr (un-)erwünscht
- Alternativen zum Fragebogen:
a) Bogus-Pipeline-Technik
- Vermeintlicher Lügendetektor
- Wahrheitsgetreue Erfassung der Einstellung
- Einstellung sagt Verhalten besser vorher
b) Unterscheidung: Starke vs. schwache Einstellungen:
- Schnelle beantwortete Einstellung sagt berichtete tatsächliche Wahl besser vorher als langsame
- Allerdings Vorhersage nur für starke Einstellungen
4
Q
Rückfallvorhersage für Sexualstraftäter
A
3 besten Prädiktoren für Rückfall: Einstellungsindikatoren
- Phallometrie
- Maskulinität
- Sexuelle Abweichung