04 Fähigkeiten Flashcards
1
Q
Fähigkeiten
A
Definition: Persönlichkeitseigenschaften, die Leistungen ermöglichen
Leistungen:
- Ergebnisse von Handlungen, die nach Gütemaßstab bewertbar sind (Ergebnis gut oder schlecht)
- Leistungen von Fähigkeiten und Anstrengung abhängig -> Leistungsunterschiede nur dann als Fähigkeitsunterschiede interpretierbar, wenn alle Getesteten sich maximal anstrengen (Kompetenz-Performanz-Problem)
- Fähigkeiten durch maximale Leistung erfassen
- Verwandtes alltagspsy. Konzept: Begabung
• In empirischen Psychologie kaum verwendet (Vorannahmen über Ursachen belastet, empirisch nicht geprüft)
• Ausnahme: Hochbegabung - Viele Fähigkeitsbereiche (intellektuelle, soziale, emotionale, künstlerische, sportliche usw.)
- Psychologisch besser untersucht: Intellektuelle, soziale, emotionalen Fähigkeiten
- Intellektuelle Fähigkeiten bei Big 5 im Faktor Offenheit (Kultur, Intellekt) repräsentiert
- Faktorenanalysen -> 3 Unterfaktoren: Intelligenz, Kreativität und Nachdenklichkeit (Reflexivität)
2
Q
Intelligenz
A
- Definitionen:
- Piaget:
• Fähigkeit, Wissen zu konstruieren
• Verinnerlichte Struktur von Operationen, die intelligente Leistungen erst möglich machen
• Intelligenz nicht bloße Gedächtnisleistung
- Asendorpf & Neyer: Intelligenz ist Fähigkeit zu hoher Bildung
- Sternberg:
• Fähigkeit, kontextuell angemessenes Verhalten in
a) Neuen Situationen oder
b) Während Automatisierung des Umgangs mit bekannten SituaFonen zu zeigen
-> Intelligenz erfasst auch Lernfähigkeit - Intelligenzmessung: (Wechsler)
- Normierung innerhalb Altersgruppen
- > IQ-Messungen erlauben nur differentielle Aussagen
- Beachtet nichtlinearen Verlauf des IQ-Zuwachses
- Problem Normierung: Flynn-Effekt -> Neunormierung immer wieder nötig - Intelligenzstruktur:
- Intelligenztests bestehen aus verschiedenen Untertests, die spezifischere Leistungen erfassen
- Spearman: Zwei-Faktoren-Theorie
• Globaler g-Faktor und untereinander nicht korrelierte spezifische Faktoren
• Empirisch noch nicht umfassend bestätigt
• Positive Korrelationen zwischen verschiedenen Untertests
- Typische Unterscheidungen:
• nichtverbale - verbale Intelligenz
• fluide - kristalline Intelligenz
- Einzelne Untertests korrelieren untereinander typischerweise um .30
-> Bei ausreichend großer Zahl ist Gesamttest intern konsistent (Aggregationsprinzip) - Intelligenztests:
- WIE, HAWIE, WAIS-IV, BIS, CFT - Validität:
- Inhaltsvalidität: Misst vorgegebenen Inhalt
- Kriteriumsvalidität: Messung stimmt mit Kriterium überein -> Gefahr des Zirkelschlusses: IQ valide weil er mit anderen IQ-Tests korreliert
- Konstruktvalidität: Messung misst vorgegebene theoretische oder empirische Konstrukte
- Auch Messung der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung bei einfachen Aufgaben
- Erfasst darüber hinaus auch komplexere Fähigkeiten, die Nachdenken erfordern
- > IQ deshalb valide
3
Q
Kreativität
A
- Kreativitätstheorie (Guilford):
a) Intelligenz erfordert konvergentes Denken, Kreativität dagegen divergentes Denken
b) 4 Komponenten des divergenten Denkens:
- Sensitivität gegenüber Problemen
- Flüssigkeit des Denkens
- Originalität des Denkens
- Flexibilität des Denkens
c) Schwellenmodell (!) für Zusammenhang von Intelligenz und Kreativität:
- Bis zu einer IQ-Schwelle starker Zusammenhang
- > Kreativität erfordert Minimal-IQ
- Bei höherem IQ kein Zusammenhang - Bewährung:
- Problem: Unterschiedliche Kreativitätstests korrelieren untereinander nur mäßig (Korrelation geht v.a. auf Korrelationen mit IQ zurück)
- Schwellenmodell für Zusammenhang IQ - Kreativität
empirisch nicht belegt
- Aber: Selbst- und fremdbeurteilte Kreativität sind valide bei Berufswahl
- Fehlen “objektiver”, valider, nicht verfälschbarer Kreativitätstests
=> Kreativitätsforschung bisher weniger erfolgreich als Intelligenzforschung
4
Q
Soziale Kompetenz
A
Fähigkeit, mit anderen gut zurecht zu kommen
- Komponenten: (i.d.R. geringfügig korreliert)
- Durchsetzungsfähigkeit und Beziehungsfähigkeit
- Sensitivität (Empathie) und Handlungskompetenz - Messung:
- Zugang erschwert durch Komplexität des Gegenstands
- Empathietests: Videos über soziales Verhalten anderer interpretieren -> Problem: Geringe Korrelation der Tests untereinander (wie bei Kreativität)
- Konvergente und diskriminante Validität bei Beurteilung: Hohe Übereinstimmung Selbst vs. Fremd
- > Soziale Kompetenz alltagspsychologisch klar von Intelligenz trennbar - Messung der Handlungskompetenz:
a) Lösen hypothetischer sozialer Probleme
- Invalide, korreliert zu hoch mit IQ
b) Selbstbeurteilung sozialer Fertigkeiten
- wenig valide, soziale Erwünschtheit, Verzerrungen
c) Beobachtung tatsächlicher Kompetenz in inszenierten Situationen
- Beobachtung elementarer sozialer Fertigkeiten in Verhaltenstests (Differenzieren nicht gut mittlere von hoher Kompetenz)
- Rollenspiele von Konfliktsituationen aus beruflichem Alltag (Künstliche Situation, wenig Aufschluss über typisches Verhalten)
- Präsentation vor Publikum (valide, aber nur spezifische Kompetenz)
- Beobachtung des Verhaltens in Gruppensituation (transsituative Konsistenz der Urteile gering, Korrelation zwischen unterschiedlichen Urteilsdimensionen durch Halo-Effekte überhöht)
=> Unterscheiden von 2 Faktoren:
- Selbstvertrauen bzw. Dominanz
- Freundlichkeit bzw. Kooperativität
5
Q
Emotionale Kompetenz
A
Fähigkeitsbereich, von Intelligenz zu trennen
- Unterscheidung nach Mayer:
- Wahrnehmung von Emotionen bei sich und anderen (emotionale Expressivität)
- Förderung des Denkens durch Emotionen
- Verstehen und Analysieren von Emotionen
- Regulation von Emotionen - Erfassung:
- MEIS: Erfragung angemessener Antworten für hypothetische emotionale Situationen (geringe Reliabilität, unklare Validität)
- Analyse von Selbst- und Fremdbeurteilungen
-> 2 unabhängige Faktoren für emotionale Kompetenz, die nicht oder negativ mit dem IQ korrelierten:
• Empathie (Verständnis) für Emotionen
• Emotionale Kontrolle
- Hier Parallele zu beiden Hauptfaktoren der sozialen Kompetenz
- Trierweiler: Emotionale Expressivität nicht konsistent bei verschiedenen Emotionen
=> Insgesamt kein einheitliches Konstrukt “der” emotionalen Kompetenz (mehrere unabhängige Dimensionen)
6
Q
Assessment Center
A
- Definition und Begriff:
- In Personalauswahl für gehobene Positionen verwendete Sequenz von Situationen, in denen Teilnehmer alleine oder in Kleingruppen zusammen mit anderen Teilnehmern und Beobachtern berufsrelevante Aufgaben bearbeiten (v.a. solche, die soziale Kompetenzen erfordern)
- Verfahren dauert 1-3 Tage
- Akzeptanz bei Teilnehmern und Unternehmensführung -> Weite Verbreitung trotz hohen Kosten
- Heterogene Klassen verschiedener Verfahren, kein einheitlicher Standard - Typische Aufgaben:
- Präsentation bei kurzer Vorbereitungszeit
- Rollenspiel einer Konfliktsituation
- Gruppendiskussion
- (Berufspezifische) Leistungstests
- Bsp.: Postkorbaufgabe: Optimale Sequenz für Wege finden (mit Angabe der Aufenthalts- und Wegzeiten) - Validität:
- Bei hoher Bildung der Getesteten oder hohen Kosten von Fehlentscheidungen sind AC vertretbar
- Eigentlich lohnt sich aber Aufwand nicht