02.01 Psychoanalytisches Paradigma x Flashcards

1
Q

Allgemeines Menschenmodell:

A
  • Alle menschliche Aktivität und “Seelenleben” beruht auf Verarbeitung psychischer Energie
  • Aus angeborenen Trieben hervorgerufen, drängen nach Triebbefriedigung an Triebobjekten
  • Wichtig: Sexualtrieb und Aggressionstrieb
  • Vorurteil: Mensch auf v.a. sexuelle Triebe und Unterbewusstsein reduziert
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Modelle der Psychoanalyse

A
  1. Allgemeines Triebmodell:
    - Analogie zur Thermodynamik
    - Ausgang allen psychischen Geschehens ist Libido
    - Persönlichkeit beruht auf psychosexuellen Organisation der Libido (Entladung)
    - > heutzutage abgelehnt
  2. Strukturmodell (Drei-Instanzen-Modell) und topologisches Modell:
    - Es (unbewusst): Lustprinzip, instinkthafte Impulse
    - Ich (bewusst, unbewusst, vorbewusst): Realitätsprinzip, vermittelnd, Kontakt zur Außenwelt
    - Über-Ich (vorbewusst, unbewusst, bewusst): Gewissen, Internalisiertes Wertesystem, durch Gesellschaft und Eltern vermittelt
  • Unbewusstes: Großer Vorraum mit allen seelischen Regungen, daran schließt sich Salon des Bewusstseins an
  • An Schwelle zwischen Räumlichkeiten: Wächter der entscheidet, ob Seelenregungen ins Bewusste dürfen oder zensiert werden
  • Wenn Seelenregungen an Schwelle treten: Bewusstseinsunfähig oder werden verdrängt
  1. Phasenmodell: Frühkindliche Geschichte der Triebregulation in der oralen, analen und phallischen Phase formt den späteren Charakter
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Persönlichkeitsbild

A
  • Persönlichkeit = Charakter
  • Wird in Kindheit durch Fixierung und Entwicklung typischer Abwehrmechanismen geformt
  1. Fixierung:
    Charakterprägung durch zu große Triebbefriedigung in bestimmten Phase oder zu starke Einschränkung derselben durch die Eltern:
    - orale: Abhängigkeit von anderen, orale Tendenzen
    - anale: Zwangscharakter: ordentlich, geizig
    - phallische: Ödipuskomplex (Männer), Elektrakomplex (Frauen): Streben nach Macht, Erfolg
  2. Abwehrmechanismen:
    Formen der Verarbeitung von Angst durch das Ich:
    - Reale Gefahren: Realangst
    - Es-Impulse: neurotische Angst
    - Versagen gegenüber Über-Ich: moralische Angst
    -> Individualtypische Form der Verarbeitung prägt wie Fixierung den Charakter

Formen:

  • Verdrängung (Realangst, Ängste durch andere Abwehrmechanismen weiterverarbeitet)
  • Projektion (neurotische Angst)
  • Verschiebung (neurotische Angst)
  • Reaktionsbildung (neurotische Angst)
  • Verleugnung (Realangst)
  • Rationalisierung (Realangst)
  • Sublimierung (moralische Angst)
  • Regression (moralische Angst)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Methodik

A
  • Freie Assoziationen
  • Kindheitserinnerungen
  • z.T. Träume von Erwachsenen deuten
  • > Ziel: Fixierung und Abwehrmechanismen finden

Kritik (Grünbaum):

  1. Gefahr der Immunisierung der Deutungen des Analytikers (Aussagen nicht falsifizierbar):
    - akzeptiert Patient Deutung: Bestätigung
    - akzeptiert Patient Deutung nicht: Widerstand, Abwehrmechanismus (z.B. Verkehrung ins Gegenteil)
  2. Suggestive Wirkungen: Deutungen -> selbsterfüllenden Prophezeiungen

Methodik ungeeignet, da Probleme bei:

  • Erinnerungsverzerrungen (Kindheit)
  • Verzerrte Stichproben
  • Fehlende empirischen Verankerung der Grundkonzepte: Triebenergie, 3-Instanzen-Modell, Abwehrmechanismen

-> Psychoanalytische Methodik inakzeptabel als Methode einer empirischen Wissenschaft (eher hermeneutische Geisteswissenschaft)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Empirische Bewährung

A
  1. Meisten Aussagen empirisch nicht überprüfbar (Konzepte unklar definiert oder nicht operationalisierbar)
  2. Empirisch überprüfbaren Aussagen meist falsch (v.a. Charakterentwicklung)
  3. Einige Konzepte der Psychoanalyse jedoch fruchtbar für empirische Persönlichkeitspsychologie:
    - Unbewusste Kognitionen und Motive
    - Assoziative Informationsverarbeitung (“primärprozesshaftes Denken“) -> Vorbewusstes
    - Abwehrmechanismen (v.a. Umgang mit realen Bedrohungen)
    - Wichtige Rolle früher Objektbeziehungen für spätere soziale Beziehungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Bewertung des Paradigmas

A

Positiv:

  • Vorparadigmatisch, Einfluss auf Persönlichkeitstheorien
  • Betonung des Affekteinflusses auf Denken

Negativ:

  • Überbetonung frühkindlicher Sexualität: Vernachlässigung (sozial-)kognitiver Aspekte der Persönlichkeit
  • Fokus auf „männlicher“ Sexualität
  • Kaum Verhaltensvorhersagen möglich
  • Methode kritisiert und nicht wissenschaftlich
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly