10 Stabilität Flashcards

1
Q

Formen von Stabilität und Kontinuität:

Überblick

A
  1. Individuelle Stabilität
    - Wie stabil ist das Merkmal einer Person X?
    - Operationalisierung: Diskrepanzwert (T2-T1)
    - Fazit: Persönlichkeitspsychologisch nicht interessant (nicht differenziell)
  2. Mittelwertsstabilität
    - Wie stabil ist durchschnittliche Ausprägung einer Eigenschaft?
    - Operationalisierung: Mittelwertsvergleiche für T1 und T2 -> Überprüfung, ob Werte einer bestimmten Altersgruppe sich durchschnittlich verändert
    - Aus persönlichkeitspsychologischer Sicht nicht interessant (keine individuellen Entwicklungen)
  3. Rangordnungsstabilität: Wie stabil sind interindividuelle Unterschiede in einer Eigenschaft?
    - Operationalisierung: Korrelation Werte T1 und T2
    - Differentielle Stabilität (Sonderfall): Abweichung individueller Verläufe von durchschnittlichen Veränderungen -> Kernphänomen der Persönlichkeitspsychologie
  4. Strukturelle Stabilität: Wie stabil ist Konstruktvalidität von Persönlichkeitsmessungen? (Messinstrument)
    - Operationalisierung: Faktorenanalyse
    - Strukturelle Stabilität wichtige Voraussetzung, um Veränderungen inhaltlich interpretieren zu können
  5. Kontinuität: Wie hoch ist zeitliche Konstanz einer Personeneigenschaft? (zu messendes Merkmal, Kriteriumsvalidität)
    - Veränderung der Bedeutung eines Konstrukts über Zeit (Bsp.: Habituationsexperiment: Kognitive und motorische Fähigkeiten als Säugling vs. Jugendlicher)
    - > Funktions des Merkmals bleibt bestehen (Habituation vs. Allgemeinwissen)
    - Operationalisierung: Begriffsanalyse und Nomologisches Netzwerk: Wie hängt alles zusammen?
    - > Bei jedem Messzeitpunkt Korrelationen der Testwerte mit Referenzkonstrukten
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Q

Entwicklungsverläufe (Mittelwertsstabilität)

A
  1. Persönlichkeitsentwicklung:
    - Durchschnittliche Veränderungen: “Persönlichkeitsveränderungen”
    • Zunahme Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit
    • Abnahme Neurotizismus, Extraversion, Offenheit
    -> Problem: Kohorteneffekte, aber Bestätigung der querschnittlichen Effekte
  2. Alterstypische Veränderungen:
    - Kritik an Bezeichnung “Persönlichkeitsveränderungen”, da diese streng genommen differentielle Veränderungen (auch wenn, keine durchschnittliche Veränderungen -> unabhängig vom Durchschnitt)
  3. Entwicklungsveränderungen:
    - Kulturell universell durchschnittliche Veränderungen = Intrinsische Reifung (genetisch bedingt)
    - > Kritik: Es gibt auch kulturell universelle durchschnittliche UMWELTveränderungen, die verantwortlich sind für durchschnittliche Persönlichkeitsveränderungen (Studie Singles: Abnahme Neurotizismus durch feste Partnerschaft)
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3
Q

Langfristige Stabilität (Rangordnungsstabilität)

A
  1. Begriffserklärung:
    - Langfristige Stabilität: Rangordnungs- bzw. Positionsstabilität
    - Bei differentieller Entwicklung in einem Merkmal ändert sich Rangfolge der Personen in diesem Merkmal
    - > Stabilität des Merkmals sinkt
    - Bei langfristiger Instabilität: Differentielle Entwicklung Differentielle Entwicklung -> langfristige Instabilität
    - Entwicklungsveränderungen sind gerichtet
    - Instabilität besagt nur, DASS Veränderung stattgefunden hat
    - > Veränderung gerichtet, Instabilität ungerichtet
    - Erfassung durch Längsschnittstudien (Eigenschaft bei selben Personen in größerem Abstand mind. zweimal gemessen)
    - Korrelation zwischen Messzeitpunkten ist quantitatives Maß der langfristigen Stabilität der interindividuellen Unterschiede in Eigenschaftswerten
    - Methode dieselbe wie bei Ermittlung der kurzfristigen Retest-Reliabilität, nur Messabstand mehrere Jahre
    - Bsp. IQ: Stabilität nimmt mit höherem Messabstand ab
  2. Erstes Prinzip: Stabilität nimmt mit zunehmendem Messabstand ab
    - Bedingt durch größere Chancen für Persönlichkeits- veränderungen
    - Abnahme nicht linear, wird gut approximiert durch Conley-Formel:
    • Stabilität = (Retest-)Reliabilität x Einjahresstabilität^n
    • (n = Messabstand in Jahren)
    - Stabilität sinkt aber über sehr lange Zeiträume etwas weniger, als nach Conley-Formel erwartet
    - Alternativ: Mischmodell aus dynamischem Interaktionismus und Entfaltungsmodell mit konstantem Wirkfaktor (somit IQ sehr stabil über lange Zeit)
  3. Zweites Prinzip: Hierarchie der Stabilität
    Intelligenz > Temperament > Selbstwert, Wohlbefinden
    - Im Erwachsenenalter 10-Jahres-Stabilitäten:
    • Intelligenz: .70-.80
    • Temperamentsmerkmale (E-N): .65
    • Selbstwert, Wohlbefinden: .39
  4. Drittes Prinzip: Stabilität ist bei instabiler Umwelt typischerweise niedriger als bei stabiler Umwelt
  5. Viertes Prinzip: Stabilität steigt mit Lebensalter
    - Persönlichkeitseigenschaften stabilisieren sich langsam, Maximum bei 50 Jahren erreicht
    - Gegen psychoanalytische Annahme
    - Höheres Lebensalter: Destabilisierung (Intelligenz, Selbstwert, usw.)
    - Ausnahme: Differentielle Veränderungen, durch unterschiedlichen Pubertätsbeginn bedingt und
    zur vorübergehenden Destabilisierung führen können (Bsp.: Körpergröße und Gewicht)
    - Ursachen der zunehmenden Stabilisierung:
    • Zunehmende Reliabilität der Eigenschaftsmessung
    • Stabilisierung des Selbstkonzepts
    • Wachsender Einfluss Person auf Umwelt: Passend ausgewählt oder gestaltet -> Kumulative Stabilität
  6. Langfristige Stabilität aus personzentrierter Sicht:
    - Stabilität von Persönlichkeitsprofilen
    - Resiliente Kinder stabiler in Persönlichkeit (stabilere, kohärentere Umwelt, besserer Kontrolle ihrer Umwelt)
    - Jugendalter: Wechsel zum resilienten Typus wahrscheinlicher als umgekehrt (Anpassung der Jugendlichen im Laufe der Entwicklung an Umwelt)
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4
Q

Kontinuität

A

Instabilität bedingt durch:
- Geringe Stabilität auf Konstruktebene
- Geringe Konstruktvalidität des Messverfahrens
für einen oder beide Zeitpunkte (Methodenproblem)
- Geringe Kontinuität des Konstrukts (Funktionalität ändert sich)

Bsp.: Intelligenzmessung im Säuglingsalter:
- Bayley-Skalen bis 1985 (6-12 Monate)
- Visuelle Habituationstests ab 1985
• Mäßig reliabel für Säuglingsalter
• Hohe Korrelation mit IQ-Tests im Vorschulalter
-> Hohe Kontinuität und Stabilität des IQs zwischen Säuglings- und Vorschulalter (Bayley-Skalen erfassen Intelligenz im Säuglingsalter schlecht

Visuelle Habituation -> Vorschul-IQ-Tests:
Heterotype Stabilität = Mit je anderem Test gemessen (Kontinuität)

Homotype Stabilität:

  • Betrachtung des gleichen Konstrukts
  • Ändert sich Konstrukt in Bedeutung zwischen Kindheit und Erwachsenenalter -> Unterschätzung der Stabilität
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5
Q

Vorhersagekraft

A

Lassen sich aus Persönlichkeitseigenschaften in frühen Kindheit Prognosen für weitere Entwicklung ableiten?

  1. Studie langfristige Vorhersage psychiatrischer und krimineller Merkmale aus frühen Merkmalen der Persönlichkeit:
    - Dreijährige in 5 Persönlichkeitstypen eingeteilt, darunter: Resilient, über-, unterkontrolliert
    - Bis 26 Jahre untersucht
    - Signifikante Unterschiede der Typen im Alter von 21 Jahren u.a. in Depressivität, Drogenmissbrauch, Suizidrisiko, antisozialer Persönlichkeit und Kriminalität
  2. Terman-Studie: Untersuchung hochintelligenter Kinder in Californien bis hohes Alter
    - Aus Persönlichkeitsbeurteilungen bei 11 Jahren Mortalitätsrisiko bei 70 Jahren überzufällig vorhersagen
    - Risikofaktoren für früheren Tod:
    • Niedrige Gewissenhafigkeit (Alkoholismus, Rauchen, Unfälle)
    • Hohe Fröhlichkeit (Extraversion: sensation-seeking, mangelnde Vorsicht)
  3. Nonnen-Studie: Untersuchung katholischer Nonnen vom Eintritt ins Kloster mit 18-32 Jahren bis ins hohe Alter
    - Kurz nach Klostereintritt kurze Autobiografie schreiben
    - Bis 2000:
    • 38% Nonnen mit 25% häufigsten positiven Aussagen gestorben
    • 70% Nonnen, am seltensten positiv geäußert
    • Häufigkeit negativer Aussagen sagte Todesrate nicht vorher
    - Grund: Ungewöhnlich risikoarme Umwelt Kloster
  4. OLSAR-Studie (Levy): 23-jährige Längsschnittstudie mit 50-94 Jährigen
    - Zufriedenheit mit eigenem Altern vergrößert Überlebenswahrscheinlichkeit um ca. 7 Jahre
  5. Vergleich der Studien: Zunehmende Stabilisierung der Persönlichkeit mit wachsendem Alter
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