12 Geschlecht Flashcards
1
Q
Geschlecht und Geschlechtsstereotyp
A
- Geschlecht:
- Biologisches Faktum: Äußere Geschlechtsmerkmale und chromosomales Geschlecht XX / XY hoch korreliert
- Geschlecht spätestens ab Geburt auch soziales Faktum: Unterliegt kulturell geprägten sozialen Wahrnehmung - Geschlechtsstereotyp:
- Geschlechtsstereotyp jeweiliger Kultur beeinflusst geschlechtsabhängiges Erleben und Verhalten
- Meist Übertreibungen oder Übergeneralisierungen vorhandener Geschlechtsunterschiede (eigentlich Unterschiede innerhalb Geschlecht größer als zwischen Geschlechtern)
2
Q
Geschlechtsentwicklung
A
- Geschlechtsunterschiede
Auf verschiedenen Ebenen betrachtet:
- Alltagspsychologische Definition:
Durch äußerlich wahrnehmbare Geschlechtsmerkmale
- Wissenschaftliche Definition:
• Biologisches Geschlecht = genetisches, neuronales und hormonelles Geschlecht
• Psychologisches Geschlecht = was sich im Verhalten zeigt
- Vorgeburtlich:
Psychologisches Geschlecht: Primär über biologisches
Geschlecht beschreibbar
- Nach Geburt: Psychologisches Geschlecht: Wesentlich durch Geschlechtsstereotype beeinflusst
-> Rückwirkungen auf biologisches Geschlecht - Hormonelles Geschlecht
- ca. 7 Wochen nach Zeugung beginnt Produktion der „männlichen Geschlechtshormone”
- Rein quantitativer Unterschied in Produktion von Testosteron bzw. Östrogen/Progesteron zwischen männlichen und weiblichen Feten
- Pränatales hormonelles Geschlecht kann Entwicklung des späteren psychologischen Geschlechts beeinflussen
- Aber: Keine einfachen Zusammenhänge zwischen Hormonspiegel und psychologischem Geschlecht - Neuronale Einflüsse:
- Geschlechtsunterschiede auf neuronaler Ebene beim Menschen umstritten
- Erklärungsansätze meist zu einseitig biologistisch - Entwicklung des Geschlechtsverständnisses:
- Drei Leistungen bei Entwicklung des Geschlechtsverständnisses von Kindern:
• Erwerb des Geschlechtsstereotyps
• Erwerb der typischen Geschlechtsrollen
• Erwerb der Geschlechtskonstanz
-> Entwicklung in früher Kindheit
- Unabhängig vom Geschlechtsverständnis evtl. geschlechtstypische Präferenzen im Verhalten
-> evtl. Konsequenzen des Geschlechtsverständnisses
Bsp.: Frühe Präferenzen für bestimmtes Spielzeug, bevor Geschlechtsstereotyp erworben
- Studien:
• Entscheidung männlich/weiblich erzwingen: Geschlechtsstereotypisierung steigt von 3-7 Jahren
• “Beide” Antworten zulassen: Geschlechtsstereotypisierung steigt erst und sinkt wieder (bis Ende der Vorschulzeit Geschlechtsstereotyp rigide übernommen, dann im Verlauf der Grundschulzeit flexibel eigenen Erfahrungen angepasst)
a) Entwicklung der Geschlechtskonstanz nach Kohlberg:
- 3 Jahre: Richtige Zuordnung eigenen Geschlechts und anderer (fehlender “Konstanz”-Begriff)
- 6 Jahre: Geschlechtsstabilität
- 8 Jahre: Geschlechtskonstanz (Unveränderbarkeit des Geschlechts)
- Geschlechtsidentität bezogen auf eigene Person
- Geschlechtstypische Einstellungen
- Geschlechtstypisches Verhalten:
- Entwicklungsverläufe je nach Verhaltensmerkmal unterschiedlich: Zunahme, Abnahme, Konstanz, nichtlinearer Verlauf - Sexuelle Orientierung:
- Definition über Einstellung, nicht Verhalten
- Disposition, durch anderes/eigenes/beide/alle Geschlechter sexuell erregt zu werden: Hetero-, Homo-, Bi-, Pansexualität
- Biologische Einflüsse auf Homosexualität:
• Genetische Ursachen: Homosexualität ähnlich stark wie Temperamentsmerkmale genetisch mitbedingt
• Hormonelle Einflüsse: Kein Nachweis pränataler hormoneller Abweichungen auf Homosexualität von Männern, bei Frauen nur bei bestimmtern Wehenhemmern, Unterschiede im Hypothalamus
• Erziehungsstil: Kein nichtgenetischer Einfluss der Eltern nachweisbar
• Verführungstheorien (nicht belegt)
3
Q
Geschlechtsunterschiede
A
- Allgemeines:
- Messung Größe Geschlechtsunterschied unabhängig von Skalierung jeweiliger Persönlichkeitseigenschaft durch Effektgröße d:
d = Mittelwertsdifferenz / Standardabweichung
- Überlappungen:
• 0,2 = 92,0%
• 0,5 = 80,3%
• 0,8 = 68,9%
• 1,0 = 71,7%
• 2,0 = 31,7%
- Mittelung der Effektgrößen durch Metaanalysen (z.T. Gewichtung auch nach Stichprobengröße)
-> Auch Schätzung des Einfluss von Moderatorvariablen - Beispiele:
a) Haben Jungs höhere motorische Aktivität?
- Geschlechtsunterschiede im motorischen Verhalten bereits vor Geburt
b) Haben Männer bessere räumliche Fähigkeiten?
- Geschlechtsunterschied zugunsten der Männer
- Räumliche Visualisierung: minimale Effekte, räumliche Wahrnehmung mittlere Effekte
c) Haben Frauen bessere verbale Fähigkeiten?
- Kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen
- Starke Geschlechtsunterschiede bei verbalen Aufgaben im untersten Bereich der Verteilung (starke Leseschwierigkeiten und Legasthenie bei Jungen ca. fünfmal häufiger)
d) Sind Frauen im Alltag gesprächiger als Männer?
- Kein Unterschied bzgl. Vielfalt benutzter Worte
- Aber kleine Stichprobe, nur Studierende
e) Haben Männer bessere mathema;sche Fähigkeiten?
- Schulalter: Keine Unterschiede in mathematischen Fähigkeiten
- Aber Unterschiede bei jungen Erwachsenen
- Deutlich häufiger bei Männern mathematische Hochbegabung oder völliges mathematisches Versagen
- Junge Männer oft bessere mathematische Fähigkeiten als gleichaltrige Frauen -> Warum?
- Erklärungsansätze:
• Kompetenzfaktor
• Motivationaler Faktor (Geschlechtsstereotyp)
f) Sind Männer aggressiver als Frauen?
- Männer: Physische und verbale Aggression
- Frauen: Beziehungsaggression
g) Sind Frauen sexuell treuer als Männer?
- Frühe Daten bestätigen Stereotyp, neue Studien kleinere Unterschiede
- Männer berichten über häufigeren Geschlechtsverkehr, mehr Geschlechtspartner und häufiger Geschlechtsverkehr ohne emotionale
Bindung (Achtung: Selbstaussagen)
- Daten aus angloamerikanischen Erhebungen
h) Achten Männer mehr auf physische Attraktivität bei Partnerwahl?
- Männer gewichten „Schönheit“ höher als Frauen
- Frauen dafür: Sozialen Status, Ambitioniertheit, guten Charakter, Intelligenz, Humor
- Aber: Hier nur Einzelmerkmale betrachtet (im Alltag Kombination)
i) „Gender similarity“-These:
- Unterschiede oft überschätzt
- Unterschiede variieren nach Alter und Kontext
4
Q
Kulturvergleich
A
- Geschlechtsstereotype im Kulturvergleich:
- Männer: stärker, dominanter, unternehmungslustiger, unabhängiger
- Frauen: gefühlsbetonter, submissiver, abergläubischer
- Geschlechtsrollenideologie: egalitäres traditionelles Geschlechtsrollenverständnis
- Geschlechtsunterschiede in räumlichen Fähigkeiten stärker in sesshaften Kulturen - Allgemeiner Kulturvergleich:
- Kulturen variieren in Stärke von beobachteten Geschlechtsunterschieden
- Nie völlige Umkehrung der (in westlichen Ländern bekannten) Geschlechtsunterschiede
- Stärke von Geschlechtsunterschieden nimmt mit egalitären Geschlechtsrollenideologie zu (korreliert positiv mit sozioökonomischen Entwicklung der Kultur)