08 Einflüsse auf Persönlichkeitsentwicklung Flashcards

1
Q

Erklärung von Persönlichkeitsunterschieden

A

Fragen:
- Warum entwickeln Menschen eine unterschiedliche
Persönlichkeit?
- Was sind mögliche Einflüsse?
- Wie wirken sich Einflüsse aus? (vermittelnde Prozesse)

  • Alltagspsychologische Erklärungen:
    • Monokausal, deterministisch
    • Auf Einzelfall angewendet
  • Persönlichkeitspsychologische Erklärungen:
    • Probabilistisch, basierend auf empirisch begründeten Regeln
    • Bestimmte Bedingungen als Risikofaktoren
    • Nie monokausal
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Q

Schätzungsarten

A
  1. Zusammenhang: Prädiktor - Eigenschaftsvariable

Bsp.: Aggressivität Mutter - Aggressivität Kinder
Interpretationsmöglichkeiten:
- Direkte Einflussschätzung: AM -> AK bzw. AK -> AM
- Indirekte Einflussschätzung: Drittvariable -> AM, Drittvariable -> AK

  1. Vorhersage der Eigenschaft durch mehrere Prädiktoren:
    - Unkorreliert: Prödiktoren hängen nicht zusammen, sagen aber beide die Eigenschaftsvariable vorher
    - Korreliert: Zusammenhänge zwischen den Prädiktoren untereinander, relativer Beitrag durch Pfadanalyse ermittelt
  2. Direkte und indirekte Einflussschätzung:
    a) Voraussetzungen direkter Einflussschätzung:
    - Spezifische Prädiktoren bekannt
    - Diese können (direkt) gemessen werden
    - Von ihnen ausgehen, dass sie Bedingung für eine Eigenschaft sind (nicht Konsequenz)

b) Indirekte Einflussschätzung:
- Manchmal interessiert der Gesamteinfluss einer Klasse von Prädiktoren
- Varianz des Merkmals wird zerlegt in geteilte und spezifische Varianz
- Korrelation zwischen Personen misst geteilte Varianz

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3
Q

Genom und Umwelt

A
  • Bisher keine eindeutigen Nachweise für direkten Einfluss von Genvarianten auf Persönlichkeitseigenschaften
    -> Persönlichkeitseigenschaften nicht auf spezifische Gene zurückgeführbar
  • Aber: Durch indirekte Einflussschätzung kann Stärke des relativen Einflusses von Genomen bzw. Umwelten auf beobachtete Persönlichkeitsunterschiede geklärt werden
    • Genetische Einflüsse: Unterschiede im Genom
    • Umwelteinflüsse: Laut Populationsgenetik: Alle sonstigen Einflüsse (indirekte Einflussschätzung)
  • Indirekte Einflussschätzung: Bestimmung des relativen Anteils von Genomen und Umwelten: Nutzung genetische Ähnlichkeit bestimmter Personenpaare (Anteil von ihnen geteilten Allele)
  1. Populationsgenetischer Ansatz:
    Regeln:
    a) Genetische Einflussschätzungen abhängig von Variabilität der Genome und Umwelten in einer Population
    - Relativer Anteil von Genom vs. Umwelt abhängig von betrachteter Population
    - Bsp.: Alle Schüler einer Klasse werden gleich gefördert -> Alle “gleiche Chance”, Unterschiede auf Gene zurückführbar
    b) Erblichkeit einer Eigenschaft von Kultur zu Kultur evtl. unterschiedlich und innerhalb einer Kultur abhängig von verschiedenen historischen Zeitpunkten variieren
    c) Erblichkeitsgrad einer Eigenschaft ist altersabhängig
    - Genaktivität kann sich im Laufe des Lebens verändern
    - Verschiedenen Altersgruppen spiegeln unterschiedl. historische Einflüsse (z.B. Neue Medien) wider
    d) Erblichkeit (= Heritabilität) je Eigenschaft verschieden
  2. Heritabilität:
    - Erblichkeit
    - Verhältnis genetischer Varianzanteil an Gesamtvarianz
    - Empirisch berechnet über
    • Differenz der Ähnlichkeiten zwischen eineiigen Zwillingspaarlingen und zweieiigen Zwillingspaarlingen
    • Vergleich von Adoptivgeschwister mit leiblichen Geschwistern -> Adoptionsmethode

a) Zwillingsmethode:
- Vergleich eineiiger Zwillinge (r = 100%) mit zweieiigen Zwillingen (r = 50%):
- Annahme: Umweltvarianz von ein- und zweieiigen Zwillingen gleich groß -> größere Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge nur durch größere genetische Ähnlichkeit
- Differenz zwischen Korrelation für eineiige Zwillinge und der für zweieiige Zwillinge: Halber genetischer Einfluss (50% der Allele von zweieiigen Zwillingen nicht geteilt)
- Heritabilität (gesamter genetischer Einfluss) entspricht doppelten Korrelationsdifferenz

b) Adoptionsmethode:
- Vergleich Adoptivgeschwister (r = 0%) mit leiblichen Geschwistern (r = 50%)
- Differenz zwischen Korrelation für leibliche Geschwister und der für Adoptivgeschwister schätzt halben genetischen Einfluss (leibliche Geschwister teilen 50% der Allele)
- Heritabilität entspricht doppelten Korrelationsdifferenz

c) Unter- bzw. Überschätzung des genetischen Einflusses
- Genetischer Einfluss auf IQ und Big 5:
• Z: 50%
• A: IQ 50%, Big 5 20-45%
-> Neue Studie: Insgesamt genetischer und Umwelteinfluss auf IQ und Big 5 fast gleich stark

Methode bzw. Problem:
- Nichtadditive genetische Effekte:
• Z: Überschätzung
• A: Unterschätzung
- Kontrasteffekte:
• Z + A: Überschätzung
- Genetische Ähnlichkeit der Eltern (z.B. IQ):
• Z: Unterschätzung
• A: Überschätzung
- Umwelt von EZ ähnlicher (Z): Überschätzung
- Unterschiede zwischen Adoptivfamilien gering (A): Überschätzung
- Selektive Platzierung (A): Unterschätzung

d) Kombinationsmethode:
- Empfehlenswert, da Vergleich von Ähnlichkeiten von 3 oder mehr Arten von Personenpaaren in gemeinsamer statistischen Analyse
- Bsp.: Leibliche Geschwister, Halbgeschwister, Adoptivgeschwister

e) Annahmen zur Erblichkeit des IQs:
- Adoptionsstudien: Kinder profitieren von Adoption intelligenzmäßig teilweise stark
- Studie:
• IQ-Gewinn des in Oberschicht adoptierten Kindes 14 IQ- Punkte (fast 1 SD)
• 17% der Oberschicht-adoptierten bis zur 6. Klasse einmal durchfallen, aber 66% ihrer Unterschichts-Geschwister
-> Umwelteinfluss doch stärker als genetischer?
- Nein, da 14 IQ- Punkte in Vertrauensintervall fallen
- Schulleistungen und -versagen weniger genetisch bedingt als IQ, somit kein Widerspruch
- Umgekehrt: Wachsen 2 Adoptivkinder zusammen auf (Kindergarten, Schule gleich) IQ trotzdem evtl. um 40 IQ-Punkte unterscheiden

f) Erblichkeitsschätzung:
- Körpergröße und Körpergewicht ca. 80%
- Persönlichkeitseigenschaften, berufl. Interessen 40-50%
- Sportliche Betätagung <40%

Schätzungen: USA, Mitteleuropa, Japan
-> Übertragbarkeit offen (indirekte Einflussschätzungen populations-, alters- und kulturabhängig)

Achtung: Genetischer Einfluss auf eine Eigenschaft besagt nicht, dass es Gene gibt, die für diese Eigenschaft DIREKT verantwortlich sind!

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4
Q

Umweltarten

A
  1. Indirekte Einflussschätzung:
    a) Geteilte Umwelteinflüsse
    - Machen Geschwister ähnlicher
    - Geschätzt durch die Korrelation von Kindern und deren Adoptivgeschwistern (Gemeinsames muss auf Umwelt zurückführbar sein, denn keine gemeinsamen Gene)

b) Nicht geteilte Umwelteinflüsse
- Machen Geschwister unähnlicher
- Geschätzt durch Differenz der Reliabilität und Korrelation eineiiger Zwillinge (Gleiche Gene: Unterschiede auf Umwelteinflüsse zurückführbar)
- Bis zum Verlassen des Elternhauses nicht-geteilten Umwelteinflüsse größer (außer IQ und bestimmte Werthaltungen, z.B. Religion)

-> Indirekte Ableitung, was geteilte bzw. nicht-geteilte Umwelteinflüsse sind

  1. Direkte Einflussschätzung:
    - Untersuchung des direkten Einflusses nicht-geteilter Umwelten von Geschwistern auf Unterschiede in Persönlichkeit

a) Differenzmethode:
- Korrelation der Differenz in Persönlichkeitsunterschieden und Differenz bestimmter Umweltmerkmale
- Höhe der Korrelation nur begrenzt aussagekräftig:
• Geschwister unterscheiden sich auch genetisch
• Einflüsse der Persönlichkeit auf Umwelt ignoriert

b) Genetisch informative Längsschnittstudie:
- Einbezug genetischer Informationen

c) Ergebnisse beider Methoden:
- Schwache Beziehung zwischen Persönlichkeitsunterschieden von Geschwistern und nicht-geteilten Umwelten
- Widerspruch zu indirekten Schätzungen des Einflusses nicht geteilter Umwelten auf Persönlichkeit
- > Nur scheinbar: Nicht geteilte Umwelten können ähnliche Einflüsse auf Geschwister ausüben und geteilte Umwelten unähnliche Einflüsse

d) Fazit:
- Somit gilt: Nicht-geteilte, objektive Umweltbedingungen evtl. verschieden von nicht-geteilten Umwelteinflüssen
- Geteilte Umweltbedingungen je nach Alter und Persönlichkeit des Kindes unterschiedliche Wirkungen (somit nicht geteilten Umwelteinflüsse)
- > Persönlichkeit moderiert Einfluss auf sie wirkenden Umweltbedingungen

Nicht geteilte Umwelteinflüsse stark, weil:

  • Viele unterschiedliche Umweltbedingungen beeinflussen selbe Eigenschaft
  • Selbe Umweltbedingung wirkt je nach Persönlichkeit anders
  • Kleine Zufallsvariationen in Entwicklungsbedingungen können sich langfristig aufschaukeln
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5
Q

Altersabhängigkeit

A
  • Indirekte Einflussschätzungen populationsabhängig
    • Ergebnisse innerhalb selben Kultur variieren mit Alter
    • Ausmaß genetischer Einflüsse und Umwelteinflüsse auf Persönlichkeit ändert sich mit zunehmendem Alter
  • Intelligenz: Genetischer Einfluss steigt bis Erwachsenenalter (bis 65 Jahre)
  • Big 5: Keine deutlichen Veränderungen des genetischen Einflusses mit Alter
  • Insgesamt eher Zunahme des genetischen Einflusses auf Persönlichkeitsunterschiede

-> Gründe: Gen-Umwelt-Kovarianz

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6
Q

Genom-Umwelt-Interaktion

A
  1. Statistische Interaktion zwischen Genom und Umwelt:
    - Genetische Wirkungen wesentlich abhängig von Umweltbedingungen und umgekehrt
    - Bsp. Antisoziales Verhalten von Adoptivkindern:
    • Genetischer Risikofaktor: Antisoziales Verhalten der biologischen Mutter
    • Umweltrisiko: Probleme in der Adoptivfamilie
    - Interaktion: Beides muss zusammenkommen: Genetische und Umweltrisiken
    - Achtung:
    • Genetischer Einfluss nur indirekt durch antisoziale
    Tendenzen der leiblichen Muaer geschätzt
    • Genetischer Einfluss auch evtl. Wirkung über von Mutter bedingten Umwelteffekte in Schwangerschaft und Geburt (z.B. Rauchen, Drogenkonsum)
  2. Fazit:
    - Genetische und Umweltbedingungen wirken nicht additiv, sondern multiplikativ
    - Persönlichkeitsentwicklung nicht genetisch determiniert, sondern durch neue Erfahrungen oder zufällige Begebenheiten angestoßen
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7
Q

Genom-Umwelt-Kovarianz

A
  • Bei Genom-Umwelt-Kovarianz finden sich bestimmte Genome gehäuft in bestimmten Umwelten
  • Korrelationen zwischen Umweltbedingungen und Persönlichkeitseigenschaften bei Kindern teilweise genetisch bedingt

3 Arten:
a) Reaktive G-U Kovarianz:
- Soziale Umwelt auf genetisch bedingte Merkmale reagiert (Evokation)
- Annahme: bleibt gleich im Lebenslauf
b) Passive G-U Kovarianz:
- Genetisch Verwandte bieten durch Verhalten bestimmte Umwelten
- Annahme: Abnahme im Lebenslauf
c) Aktive G-U Kovarianz:
- Umwelten aus genetischen Gründen ausgewählt (Selektion) oder umgestaltet (Manipulation)
- Annahme: Zunahme im Lebenslauf
+ Aktive nimmt stärker zu, als passive abnimmt

-> Erklärung des wachsenden genetischen Einflusses auf manche Eigenschaften (persönliche Umwelt zunehmend unter genetischen Einfluss und dadurch Verstärkung)

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