Wozzeck Flashcards
Erschaffungsgrund Wozzeck
- im Jahre 1914 in Wien, sah Alban Berg - im Alter von 29 Jahren - eine Aufführung des „Woyzeck” von Georg Büchner
- entschloss sich sofort dieses Drama zu vertonen und schuf damit eine der bedeutendsten Literaturopern des 20. Jahrhunderts.
Inhalt Wozzeck
- Wozzeck, ein einfacher, ,,guter Mensch” und braver Soldat, ist einer unmenschlichen Umwelt ausgeliefert: Vom Hauptmann schikaniert und vom Doktor als „Casus” zu medizinischen Zwecken missbraucht, hat für ihn nur das Leben mit Marie Sinn.
- Ihr - und ihrem gemeinsamen Kinde - gilt seine ganze Liebe, für sie erduldet er alle Qualen.
- Marie betrügt ihn jedoch mit dem Tambourmajor.
- Für Wozzeck bricht eine Welt zusammen (,,Der Mensch ist ein Abgrund”).
- Gequält durch Zweifel, schließlich überzeugt von Maries Untreue, erdolcht Wozzeck seine Geliebte und ertränkt sich dann.
Wozzeck als soziales Drama
- In diesem sozialen Drama ist Wozzeck der Prototyp der gequälten, erniedrigten Kreatur.
- Vollkommen außerhalb der Konventionen der Moral stehend, liebt er Marie mit Leidenschaft und tötet sie doch, von denselben Triebfedern bewegt, die seine Liebe verursacht hatten.
- > Hauptmann ist das Symbol eines philisterhaften Moralismus
- > Arzt ist eine Art Inkarnation des dämonischen Geistes, berechnend und kalt
- > Tambourmajor repräsentiert das „Bestialische”
- > Marie ist das wirkliche Opfer der Armut
- Psychoanalyse, Existenzialismus und sozialer Realismus, das sind die Probleme, die Büchner - seiner Zeit weit voraus - behandelte und die uns auch heute noch beschäftigen.
Georg Büchner (1813- 1837), der jung verstorbene Mediziner, Revolutionär und geniale Dichter, hat mit seinem Drama „Woyzeck” den literarischen Expressionismus vorweggenommen.
Alban Berg und Wozzeck
- Alban Berg (1885-1935) schuf mit der Oper „Wozzeck” ein repräsentatives Kunstwerk des musikalischen Expressionismus
- Werk ist vorwiegend atonal komponiert, doch sind in vielen Teilen auch tonale Zentren zu erkennen; in der „Passacaglia” -> Verwendung einer Zwölftonreihe
- Selbst ein Volkslied (,,Ein Jäger aus Kurpfalz” ) zitiert Berg, allerdings in verzerrter Form - ähnlich wie in seinem Violinkonzert.
- Uraufführung der Oper „Wozzeck” = 1925 in Berlin vor einem aufgeschlossenen Publikum.
- Stoff der Oper erschreckte die Bürger durch die realistische Aussage
- > So ergaben sich Ratlosigkeit und radikale Ablehnung
- extremsten Urteile wurden über das Werk abgegeben
- Trotz aller Einwände, Fehlurteile und Anfeindungen war der Erfolgsweg der Oper „Wozzeck” nicht aufzuhalten.
- Heute finden wir dieses Werk auf den Spielplänen aller bedeutenden Opernhäuser.
Aufbau von Wozzeck
- Das Libretto hat Berg selbst eingerichtet.
- > Die 26 losen, teils fragmentarischen Szenen Büchners hat Berg in 3 Akte zu je 5 Szenen zusammengefasst, ohne den Text zu verändern.
- > einzelnen Szenen sind nach alten Formen absoluten Musizierens gestaltet
- > Formen werden zwar dem Hörer nicht oder kaum bewusst, doch vermitteln sie durch ihre Logik das Gefühl einer bestimmten Ordnung.
- Der 1. Akt (Exposition) hat Wozzeck und seine Umwelt zum Inhalt.
- > Die ersten fünf Szenen können als Charakterstücke betrachtet werden, die - musikalisch gesehen - aus:
- > einer Suite
- > einer Rhapsodie
- > einem Militärmarsch
- > einem Wiegenlied
- > einer Passacaglia
- > Andante affetuoso (Rondo)
Bestehen.
Der 2. Akt, der die dramatische Entwicklung aufzeigt, besteht aus einer Symphonie in fünf Sätzen, jeder Satz entspricht einer der fünf Szenen:
- > Sonatensatz
- > Invention und Fuge
- > Largo
- > Scherzo
- > Rondo con introduzione.
Die fünf Sätze des letzten Aktes (Ausbruch der Katastrophe) sind schließlich eine Reihe von 6 Inventionen:
- > Marie liest über Magdalena, die Sünderin in der Bibel ( Invention über ein Thema: Thema, 7 Variationen und Fuge)
- > Es gibt keinen Ausweg. Wozzeck muss handeln. Er tötet mit dem Messer Marie. (Invention über einen Ton -> H)
- > Wozzeck in der Schenke. Blut an seinem Arm verrät ihn. Er denkt an das Messer. Er rennt davon,um es zu suchen ( Invention über einen Rhythmus)
-> Wozzeck wirft das Messer in den Teich. Er geht dem Messer nach, geht in das Wasser. Er versinkt. Hauptmann und Doktor kommen auf dem Spaziergang vorbei.
(Invention über einen Sechsklang, Invention über eine Tonart)
-> Vor Mariens Haus spielen die Kinder. Auch Mariens Bub spielt. Sie rufen einander etwas zu. “Du, deine Mutter ist tot”. Es ist eine Sensation. Sie müssen “hinaus” und zuschauen. Mariens Junge spielt weiter: “Hopp…Hopp…” ( Invention über eine Achtelbewegung)
Wozzeck, III Akt, 1. Szene
Marie erkennt sich als die „große Sünderin” der Bibel. Musikalische Form: Invention über ein Thema mit 7 Variationen und Fuge.
Wozzeck, III Akt, 2 Szene
Das Verhängnis vollzieht sich mit unerbittlicher Notwendigkeit. Marie und Wozzeck haben sich nichts mehr zu sagen: ,,Was sagst du? “ … ,,Nix.” Wozzeck muss Marie opfern, um sie dem Nebenbuhler zu entreißen und dadurch selbst zu besitzen.
Berg gestaltet diese Szene als „Invention über einen Ton”.