György Ligeti Flashcards
Ligeti
- macht als Vierzehnjähriger seine ersten Kompositionsversuche
- Als wichtigster Anreger seines Schaffen nennt er selbst Stravinsky und Bartok
- verfasst zwei Unterrichtswerke zur klassischen Harmonielehre, die heute noch in Ungarn allgemeine Verwendung finden
- wird in Österreich mit neuesten Strömungen westlicher Musik vertraut
- nur wenige der bis 1956 entstandene Kompositionen findet er für Wert veröffentlicht zu werden (darunter das Streichquartett Nr. 1 Métamorphoses nocturnes)
- In seinem Schaffen vollzieht sich die Wende zu einem ganz persönlichen Stil:
- > Hinwendung vom „Ton“ zum „Klang“
- Elektronische Kompositionen „Glissandi“ und „Artikulation“ entstehen, als Ligeti freier Mitarbeiter des Studios für elektronische Musik des WDR Köln ist
- Mit seinem ersten vollendeten Orchesterwerk „Apparitions“ gelingt ihm 1960 der internationale Durchbruch
- > Atmospheres für großes Orchester ( 1961)
- > Volumina für Orgel (1961/62)
- > Aventures e Nouvelles Aventures für 3 Sänger und 7 Instrumentalisten (1962/65)
- > Requiem für Sopran- und Mezzosopransolo, zwei gemischte Chöre und Orchester (1963/65)
- > Lux aeterna für 16-stimmigen gemischten Chor a cappella (1966)
- > Konzert für Violoncello und Orchester (1966; siehe Bd. 1, S. 16, HB 1)
- > Lontano für großes Orchester ( 1967)
- > Continuum für Cembalo (1968)
- > Streichquartett Nr. 2 ( 1968)
- > Zehn Stücke für Bläserquintett
- > (1968) Ramifications für Streichorchester oder 12 Solostreicher (1968/69)
-> Der Titel dieses Werkes - auf deutsch „Verästelungen” - bezieht sich auf die polyphone Technik der Stimmführung, die „in einem Knäuel zusammengebundene Einzelstimmen sich divergent bewegen lässt” (Ligeti).
Klangflächenkomposition
- Was die Zuhörer bei der Uraufführung von Apparitions so faszinierte, war die unerhört neue Klangwelt, die mit der damals alles beherrschenden Serialität nichts mehr gemein hatte
- Das Neuartige an Ligetis Kompositionsstil ist die Gestaltung von Clustern, wobei die Einzelstimmen eine jeweils eigene Dynamik und instrumentale Wiedergabe zu beachten haben
- > Spielt z. B. eine Stimme vom pp bis zum ff, führt gleichzeitig eine andere ein Decrescendo vom ff bis zum pp aus
- > Erfolgt innerhalb eines Clusters ein rascher Tonwechsel, z. B. von g nach e, spielt eine andere Stimme gleichzeitig den entgegengesetzten Wechsel
Dadurch: ein stehendes und zugleich sich bewegendes Klangbild ist hörbar
-> Ligeti selbst spricht von „Klangwolken”.
- In verschiedenen Musikkulturen, besonders in fast allen afrikanischen Kulturen und auch bei der Gamelan-Musik, findet man das Prinzip der Überlagerung einfachster musikalischer Muster und deren Phasenverschiebung.
- Vergleichbare rhythmische Gestaltungsprinzipien sind heute häufig in der zeitgenössischen Musik zu finden.
- Dadurch, dass das Tempo des Stückes auf etwa 4 Minuten berechnet ist, werden etwa 16 Anschläge in der Sekunde erreicht, was, wie beim Film das Einzelbild zum bewegten Bildablauf, so hier den Einzelton zum Klangband überwechseln lässt; Einzeltöne verschmelzen zu einem Kontinuum.
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Berlin/Stanford Hauptwerke
„Melodien“ für Orchester (1971 ), in denen „die Stimmen in ihrer Überlagerung und Verflechtung einzeln durchhörbar, zur individuellen Melodie mit eigenem Duktus, eigenem Tempo und intervallischer Struktur” geworden sind (Ligeti)
Wien und Hamburg
Nach den Kompositionen mit großen Klangflächen: Ligeti wendet sich immer deutlicher wieder melodischen, aber doch sehr vielschichtigen Verläufen zu.
- > In „San Francisco Polyphonie“ für Orchester ist die „neue“ Polyphonie (schlingpflanzenartig wuchernde Melodik, Polyrhythmik) am konsequentesten durchgeführt
- Le Grand Macabre (1974/77): Ligetis erste Oper (ein Stück absurdes Musiktheater über den Weltuntergang nach dem Schauspiel „La balade du grand macabre” des flämischen Dramatikers Michel de Ghelderode (1934))
- Seit Uraufführung 1978 im Königlichen Opernhaus in Stockholm hat diese „Anti-Anti-Oper”, wie Ligeti sein Werk bezeichnet, viele erfolgreiche Aufführungen erfahren.
- „Rein zahlenmäßig ist Ligetis Werk nicht groß, aber die geistige und musikalische Durchdringung und Konzentration, die in jede seiner Kompositionen eingegangen sind, haben es mit sich gebracht, dass auch Werke in so genannter ,kleiner’ Besetzung oft jahrelange Arbeit erforderlich gemacht haben; ,Gelegenheitskompositionen’ gibt es in Ligetis Schaffen nicht.”
György Ligeti - Atmosphères
- Die Idee des Orchesterwerkes „Atmospheres” ist Folgende:
- > ein Klangtextur sollte entwickelt werden, die das Phänomen des akustischen Stehens demonstriert
- > Stimmen bewegen sich und trotzdem steht der Klang im Ganzen still
- Komponist hat dies einleuchtend mit dem Bild eines Waldes verglichen
- > Die einzelnen Blätter, die einzelnen Bäume wogen zwar hin und her, man nimmt aber doch den Wald als Ganzes wahr, der stehen bleibt
- Für den Kompositionsakt ist bezeichnend: eine anfangs nur vage tonraumähnliche Idee, die des Clusters, wird mit großer Akribie (jeder Instrumentalist spielt eine eigene Stimme) in ein detailliertes Partiturbild übertragen, aber zu keinem anderen Zweck, als dass das erklingende Resultat wieder im Ungenauen verschwimmen soll.
Ausschnitt aus der Studienpartitur Seite 8. Auf dieser Seite sind im Original außer den 28 Violinen noch 10 Bratschen, 10 Violoncelli und 8 Kontrabässe mit je einer eigenen Stimme notiert.