Substanzkonsumstörungen Flashcards

1
Q

Klassifikation ICD10

A

ICD-10 Kapitel »Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen«: zwei Störungen

»Schädlicher Gebrauch« (wenn der Substanzkonsum zum Vorliegen eines körperlichen oder seelischen Schadens führt)

»Abhängigkeitssyndrom« (wenn mindestens drei aus sechs diagnostischen Kriterien innerhalb von 12 Monaten)

—> wichtiger Unterschied zu DSM: keine sozialen Folgen des Konsums (Führerscheinverl.)

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2
Q

Epidemiologie _ Problem

A

Post/Telefon, Konsumerfassung (schwankender Konsum), Mengenerfassung (konzentration), Konzentration bei Drogen unklar, Manche nicht zeitstabil (Querschnitterhebung

—> schwierig und aufwendig, da:
- Schwerabhängige häufig sozial verelendet und über übliche Ansprechwege (Post/Telefon) nicht erreichbar
- Konsummuster schwer Anzugeben
Durchschnittliche Konsumangaben über vergangene Zeiträume (z. B. 30-Tages- oder 12-Monats-Prävalenz) sind insbesondere bei stark schwankenden Konsum- mustern oder seltenem Konsum schwierig zu ermitteln
- Mengenerfassung wird durch unterschiedliche Gläsergrößen und Alkoholkonzentrationen und unterschiedliche Wirkstoffzusammensetzungen/Konzentrationen erschwert
- Bei illegalen Drogen kennen die Befragten zumeist die Wirkstoffkonzentrationen nicht
- Aufgrund der sozialen Unerwünschtheit werden problematische Konsumformen oder negative Folgen bewusst verleugnet
- Zahlreiche Konsummuster sind nicht zeitstabil—>Querschnittserhebungen nicht verlässlich

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3
Q

Epidemiologie

A
  • Cannabiskonsum: 50.7% kumulierte Lebenszeitinzidenz 2012, 12-Monatsprävalenz:
  • Alkoholmissbrauch- und Abhängigkeit (DSM-IV): 3%
  • Cannabismissbrauch- und Abhängigkeit: 0,5%
  • Kokainmissbrauch- und Abhängigkeit: 0.2%

—> durchgehend höheren Störungsraten bei männlichen Personen!

2015: alkoholbezogene Störungen mit fast 50 % die häufigste Hauptdiagnose für im ambulanten Bereich der Suchthilfe, Cannabisbezogene Störungen 17%, Opiate 14%

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4
Q

Konsumbeginn und Komorbidität

A
  • Hochrisikophase für Beginn: zweites und drittes Lebensjahrzehnt (Alkohol früher als Canabis früher als Kokain)
  • Erstkonsum zu Störungsmanifestation innerhalb weniger Jahre —> wenig Zeit für präventive Maßnahmen zur Verhinderung der Störungsentwicklung
  • Abhängigkeit folgt einem variablen Verlauf mit hohen Anteilen von sowohl (Teil-) Remissionen als auch Stabilität
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5
Q

Höchst komorbid

A

Höchst komorbid
- andere SKS inklusive Nikotinabhängigkeit
- Angststörungen
- Affektive Störungen
bestimmte lebenszeitlich vorgeordnete Störungen können SK Störungen voraussagen (z.B. Soziale Phobie, Sozialverhaltensstörungen)

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6
Q

Modelle zu Ätiologie und Verlauf

Klassifikationsraster nach Petraitis et al. (1998) mit drei Einflussbereichen

A

Klassifikationsraster nach Petraitis et al. (1998) mit drei Einflussbereichen

  • > Der sozial-interpersonale Bereich umfasst Eigenschaften und Verhaltensweisen des unmittelbaren sozialen Umfeldes Jugendlicher (z. B. Konsummodelle der Eltern)
  • > Der kulturelle bzw. Einstellungsbereich beinhaltet die Faktoren, die auf die Einstellung wirken (z. B. Kriminalitäts- und Arbeitslosenrate)
  • > Der intrapersonale Bereich bezieht sich auf individuelle Faktoren wie genetische Einflüsse, Persönlichkeitsmerkmale etc.
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7
Q

Risikofaktoren???

A
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8
Q

Konditionierungsmodelle

A

a) positive Wirkungen des Gebrauchs (pos. Verstärkung), Beendigung negativer emotionaler und sozialer Situationen (negative Verstärkung)
—>
Operante Konditionierung des Konsums und Ausbildung diskriminativer Stimuli

b) ursprünglich neutraler Reiz wird in Verbindung des Konsums zum konditionierten Reiz für einen Konsumwunsch, der wiederum als Hinweisreiz für einen erneuten Konsum wirkt —> KK
—> alleine der Anblick der Droge kann Wunsch nach dieser auslösen
—> wird Konsum kontinuierlich weitergeführt, kommt es mit unterschiedlicher W´keit zur Entwicklung einer Abhängigkeit
—> Fehlen der Droge: Abstinenzsyndrom, bei dem die unangenehmen Entzugserscheinungen zu zusätzlichen konditionierten Stimuli für einen erneuten Drogenkonsum werden, der wiederum durch die unmittelbare Beendigung der Entzugserscheinungen operant konditioniert wird

  • über KK ist sogar die Wirkung der Substanz selbst zu erzeugen! (Z.B. Placebo spritzen —> Wirkung ähnlich einer psychoaktiven Substanz)
  • Negative emotionale Zustände verstärken konditionierte Reaktionen und erhöhen W´keit eines Rückfalls
  • Konditionierte Entzugserscheinungen sehr löschungsresistent
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9
Q

—> Integration der Modelle: Vulnerabilitäts-Stress- Modell (Kraemer et al. 2001; Wittchen et al. 1999)

Selbstmedikationshypothese:

A

—>folgt biopsychosozialen Erklärungsansatz für die Entstehung psychischer Störungen

—> frühe Vulnerabilitätsfaktoren werden nur relevant, wenn zusätzlich akute Risikofaktoren in den kritischen Zeitfenstern für die Entwicklung eines problematischen Konsums auftreten

  • Weiterentwicklung des Modells: Integration von Ergebnissen zur zeitlichen Entwicklung im Störungsverlauf —> es wird davon ausgegangen, dass die Übergänge vom Konsum zum riskanten Konsum eher durch soziale und psychosoziale Faktoren beeinflusst während der Übergang zum Konsumstörungen ihrer aufgrund der individuellen Vulnerabilität erfolgt

Selbstmedikationshypothese: Konsum, um Symptome psychischer Störungen (v.a. Angst- und affektive Störungen) zu dämpfen (dadurch: Verstärkung!)

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10
Q
  • Kognitive Modelle
A

Beck et al. (1995) entwickelte ein kognitives Modell für Substanzstörungen

—> Substanzstörung = Endergebnis der Aktivierung eines ganzen Bündels von unterschiedlichen Annahmen/Erwartung an die Substanz

—> diese Modelle ergänzen Kondit.-modelle indem sie persönliche Motive als weitere Faktoren miteinbeziehen

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11
Q
  • Modelle zur Entwicklung von Drogenabhängigkeit
A
  • Modell mangelnder Verhaltenskontrolle
  • Modell negativer Affektregulation (Entspannung und Selbstmedikation)
  • Modell einer pharmakologischen Vulnerabilität
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12
Q

Remission

A
  • lange Zeit überwiegen bei Abhängigen die positiven Aspekte des Substanzmissbrauchs
  • Positiven Folgen immer wesentlich schneller —> steuern Verhalten wesentlich stärker
  • Auffälliges Merkmal von Abhängigen: Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach erneutem Substanzmissbrauch und Abstinenz —> Wechsel von Abstinenz und Rückfall
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13
Q

Transtheoretisches Modell der Veränderung (Prochaska und DiClemente, 1983)

A

—> mehrere Stadien der Veränderungsbereitschaft:
- Stadium der Absichtslosigkeit: Substanzkonsumierende besitzen keinerlei Problembew.
- S. Der Absichtsbildung: Person macht sich erste Gedanken über mögliche Veränderung
- S. Der Vorbereitung: Wunsch einer Veränderung binnen 30 Tagen
- S. Der Handlung: haben bereits eine Abstinenz erreicht, aber < 6 Monate
- S. Der Aufrechterhaltung: Abstinenz > 6 Monate
- Rückfall: abhängige Person durchläuft diese Stadien mehrmals, bis andauernde Abstinenz
—> hierarchischer Ablauf von einem Stadium ins nächste empirisch nur unzureichend bestätigt
Fazit: geringe Veränderungsbereitschaft bei Abhängigen!
- Veränderungsmotivation Teil der therapeutischen Behandlung

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14
Q

Modell

Rückfall - welche ansätze und kann man beide ansätze integreiren

A

—> Integration beider Ansätze

  • unklar, welches besserer Erklärungsansatz
  • Ob konditionierter Auslöser tatsächlich zum erneuten Gebrauch führt,

abhängig von:

  • Qualität der Konditionierung
  • äußeren Bedingungen (z. B. Verfügbarkeit der Substanz) auch von
  • kognitiven Faktoren wie z. B. der aktuellen emotionalen Situation (Grad von Lebensproblemen, Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation),
  • der subjektiven Bewertung der eigenen Bewältigungsstrategien für den
  • Umgang mit den konditionierten Auslösern und von den
  • positiven oder negativen Erwartungen an eine Substanzeinnahme
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15
Q

Rückfallmodell

Modell von Marlatt und Gordon (1985)

A

—> Rückfall seltenes plötzliches Ereignis, er bereitet sich über längere Zeit in zahlreichen Einzelschritten auf der kognitiven und auf der Verhaltensebene vor

  • Bedingungen, die W´keit eines erneuten Konsums nach Phasen d. Abstinenz beeinflussen
    • allgemeine kritische Lebenssituation (»unbalanced lifestyle«),
    • Grad der Abstinenzzuversicht
    • Ausmaß an positiven oder negativen Erwartungen an eine Substanzeinnahme
    • (subjektiver empfundener) Grad der Bewältigungsstrategien für Umgang mit Risikosituation

—> entgegen der Annahmen der KK führt ein „Lapse“ nicht automatisch zu einem vollständigen Rückfall in altes Konsummuster

—> hier spielen self-efficacy und Grad der neg./pos. Erwartungen an fortgesetzte Substanzeinnahme eine Rolle

„Abstinenzverletzungseffekt“: lapse führt zu einem ausgeprägten Rückfall mit Wiederaufnahme des Konsums („jetzt ist es auch schon egal!“)

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16
Q

Diagnostik

A

1) Verhaltensbeobachtung
2) Klinisches Interview
3) Angabe von Angehörigen (Konsummuster und diagnostische Kriterien)
4) Fragebögen und Tests »Addiction Severity Index«(ASI), (CIDI), (PRED) Psychosoziales ressourcenorientiertes Diagnostiksystem
5) Laborparameter
6) Informationen Dritter

17
Q

Psychotherapie

- Schwerpunkte der Behandlung

A

Psychotherapie

  • Schwerpunkte der Behandlung liegen bei
  • der Förderung der Therapiemotivation
  • der Rückfallprävention
  • der Behandlung der somatischen, emotionalen und sozialen Störungen, die als Folge der Substanzstörungen in sehr unterschiedlichem Ausmaß auftreten können, sowie
  • der komorbiden Störungen, die ebenfalls in sehr unterschiedlicher Form und Intensität auftreten
18
Q

Motivierende Gesprächsführung (Miller & Rollnick, 2015)

A

Prinzipien:
1. Ausdruck von Empathie (reflektiertes Zuhören, Akzeptieren der Einstellung des Teiln.)
2. Entwickeln von Diskrepanz (zwischen gegenwärtigem Verhalten und wichtigen persönlichen Zielen und Werten)
—> Patient selbst muss Argumente für Verhaltensänderung hervorbringen
3. Widerstand aufnehmen (Verständnis für Befürchtungen und Schwierigkeiten)
4. Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung (= Schlüsselvariable in der Veränderungsbereitschaft)

19
Q

Therapeutische Therapeutische Strategien, Ansätze und zugrunde liegende Störungsmodelle

A

Therapeutische Therapeutische Strategien, Ansätze und zugrunde liegende Störungsmodelle
A) Therapeutische Ansätze zur Schadensminimierung
1. Safer Use Strategien: edukative Maßnahmen und praktische Hilfen, z. B Spritzentauschprogramme
2. Substitution
3. Kontrollierter konsum
4. Stressreduzieren
B) Therapeutische Maßnahmen abstinenzorientierter Strategien
5. Pharmakologische Reduzierung des Drogenverlangens: Anti-Craving-Substanzen
6. Blockieren der Drogenwirkung (s.u.)
7. Verstärkung drogenfreien Verhaltens
8. Reduzierung bzw. Löschung des Verstärkungswertes von Drogen (Cue-Exposure-Ansätze)
9. Motivation zur Drogenabstinenz
10. Stärkung der Selbstkontrolle durch Rückfallprävention