Stress & Alkoholkonsum Flashcards
Was ist Stress?
• Stress ist eine reale oder empfundene Bedrohung des Wohlergehens oder der Homöostase
• Stress ist Teil des Alltags
• Aus biologischer Perspektive ist Stress eine sinnvolle Reaktion
• Stress aktiviert neurobiologische Systeme die helfen die bedrohliche Situation zu überwinden oder aus ihr zu entkommen
• Chronischer Stress begünstigt jedoch die
Entstehung mentaler und somatischer
Störungen u.a. Alkoholkonsumstörungen
Alkohol wirkt angstlösend und stressdämpfend
- Alkohol verstärkt die Wirkung des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) an den Rezeptoren (wirkt entspannend)
- Gleichzeitig reduziert Alkohol die Transmission des erregenden Neurotransmitters Glutamat über ihre Wirkung and den N-methyl-D-Asparate (NMDA) Rezeptoren (wirkt beruhigend)
- Alkohol verstärkt die Freisetzung von Neurotransmittern die mit Belohnung und Beruhigung in Verbindung stehen (Dopamin, endogene Opiate) und von Neuromodulatoren wie Endocannabinoiden
Alkohol wirkt angstlösend und stressdämpfend
- Alkohol verstärkt die Wirkung des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA) an den Rezeptoren (wirkt entspannend)
- Gleichzeitig reduziert Alkohol die Transmission des erregenden Neurotransmitters Glutamat über ihre Wirkung and den N-methyl-D-Asparate (NMDA) Rezeptoren (wirkt beruhigend)
- Alkohol verstärkt die Freisetzung von Neurotransmittern die mit Belohnung und Beruhigung in Verbindung stehen (Dopamin, endogene Opiate) und von Neuromodulatoren wie Endocannabinoiden
Alkohol wirkt belohnend
• Alkohol stimuliert die Freisetzung von Dopamin im Belohnungssystem des Gehirns
• Belohnung ist motivierend
• Stresshormone wie Noradrenalin und Kortisol können diese
Wirkung verstärken
• Der Belohnungseffekt des Alkohols wird durch Stress verstärkt
Alkohol wirkt belohnend
• Alkohol stimuliert die Freisetzung von Dopamin im Belohnungssystem des Gehirns
• Belohnung ist motivierend
• Stresshormone wie Noradrenalin und Kortisol können diese
Wirkung verstärken
• Der Belohnungseffekt des Alkohols wird durch Stress verstärkt
Alkohol wirkt selbst als Stressor
• Alkohol stimuliert die Stresssysteme direkt
• D.h. Alkoholkonsum selbst führt zu einer erhöhten
Freisetzung von Noradrenalin und HHNA Hormonen
• Chronischer Konsum wirkt dadurch wie ein andauernder Stressor
• Das Gehirn gewöhnt sich an die andauernd hohen Level der Stresshormone (Allostase)
• Auswirkungen auf Stressregulation und Alkoholkonsum
Alkohol wirkt selbst als Stressor
• Alkohol stimuliert die Stresssysteme direkt
• D.h. Alkoholkonsum selbst führt zu einer erhöhten
Freisetzung von Noradrenalin und HHNA Hormonen
• Chronischer Konsum wirkt dadurch wie ein andauernder Stressor
• Das Gehirn gewöhnt sich an die andauernd hohen Level der Stresshormone (Allostase)
• Auswirkungen auf Stressregulation und Alkoholkonsum
Alkoholkonsum und Kortisolsekretion 1
Alkoholmissbrauch erhöht die basale Freisetzung und vermindert die reaktive Freisetzung von Kortisol und trägt damit vermutlich zur Veränderung des Konsumverhaltens bei
Alkoholkonsum und Kortisolsekretion 2
Alkoholkonsum und Kortisolsekretion 3
Wie begünstig Stress den Alkoholkonsum
Alkohol wirkt anxiolytisch:
Alkohol verstärkt die Wirkung des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Ammino Buttersäure an den Rezeptoren
Gleichzeitig reduziert Alkohol die die Transmission des erregenden Neurotransmitters Glutamat
→ Erhöhte Motivation zum Konsum
Stress verstärkt das Belohnungssignal das durch Alkohol ausgelöst wird
→ Erhöhte Motivation zum Konsum
Chronischer Alkoholkonsum verändert die Stresssysteme
Die Kortisolreaktion auf Alkohol ist vermindert
Es muss mehr konsumiert werden um die initiale Reaktion wieder zu erreichen
→ Erhöhte Motivation zum Konsum
Die Störung der biologischen Stresssysteme erhöht die behaviorale Stresssensitivität → Erhöhte Motivation zum Konsum
Stress wirkt auf allen Ebenen der Alkoholkonsumstörung
Kriterien der Alkoholkonsumstörung
Mindestens zwei der folgenden Kriterien müssen vorliegen:
- Konsum länger und in größeren Mengen als geplant
- Anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche den Konsum zu verringern
- Hoher Zeitaufwand für Beschaffung, Konsum oder Erholung
- Starkes Verlangen oder Drang nach Alkoholkonsum
- Wiederholter Konsum der zum Versagen bei wichtigen Verpflichtungen führt
- Fortgesetzter Konsum trotz ständiger oder wiederholter sozialer Probleme
- Aufgabe oder Reduzierung von sozialen, beruflichen oder Freizeitaktivitäten
- Wiederholter Konsum in Situationen in denen der Konsum zu einer körperlichen Gefährdung führt
- Fortgesetzter Konsum trotz Kenntnis von körperlichen oder psychischen Problemen
- Toleranzentwicklung: a) Dosissteigerung oder b) verminderte Wirkung bei gleicher Menge an Alkohol
- EntzugssymptomeundderenVermeidungdurchAlkoholkonsum
Zusammenfassung
Stress hat einen Einfluss auf alle Ebenen der Alkoholkonsumstörung.
Stress begünstigt die Motivation zum Alkoholkonsum.
Stress führt zur Aufrechterhaltung des Alkoholkonsums.
Die Interaktion und Kreuzsensitivierung der Stress- und Belohnungssysteme scheint eine wesentliche Rolle in diesem Verlauf zu spielen.
Sie ist Bestandteil intensiver Forschung mit dem Ziel die psychotherapeutischen und pharmakologischen Interventionsmethoden ständig zu verbessern.
Stress ist mit einer erhöhten Rückfallwahrscheinlichkeit bei Alkoholabhängigkeit verbunden. Aber warum?
- Chronischer hoher Alkoholkonsum und die Entgiftung inkl. der Entzugserscheinungen führen zu dramatischen Veränderungen der biologischen Stresssysteme
- Die Dysregulation der physiologischen Stresssysteme begünstigt vermutlich eine höhere behaviorale Stresssensitivität
- Im Falle von stressvollen Ereignissen während der Alkoholabhängigkeit begünstigt es die Aufrechterhaltung und Steigerung des Konsums
- Im Falle der frühen Abstinenz nach einer Entgiftung begünstigt Stress den Rückfall
- Der Alkoholentzug stellt einen starken psychischen und physiologischen Stressor dar
- In dieser Zeit sind extrem hohe Kortisol- und NA-Level zu beobachten
- Nach der körperlichen Entgiftung und Abklingen der Entzugserscheinungen beginnt eine Umstrukturierung der Systeme
- Kortisol- und NA-Level sinken stark ab (bis ca. 7 Tage nach Entzug)
- Die Reaktivität dieser Systeme ist vermindert und könnte zu einer erhöhten Stresssensitivität beitragen
- Diese Dysregulation kann über Wochen hinweg bestehen bleiben
- Risikofaktor für Rückfall?
Stress ist mit einer erhöhten Rückfallwahrscheinlichkeit bei Alkoholabhängigkeit verbunden. Aber warum?
- Chronischer hoher Alkoholkonsum und die Entgiftung inkl. der Entzugserscheinungen führen zu dramatischen Veränderungen der biologischen Stresssysteme
- Die Dysregulation der physiologischen Stresssysteme begünstigt vermutlich eine höhere behaviorale Stresssensitivität
- Im Falle von stressvollen Ereignissen während der Alkoholabhängigkeit begünstigt es die Aufrechterhaltung und Steigerung des Konsums
- Im Falle der frühen Abstinenz nach einer Entgiftung begünstigt Stress den Rückfall
- Der Alkoholentzug stellt einen starken psychischen und physiologischen Stressor dar
- In dieser Zeit sind extrem hohe Kortisol- und NA-Level zu beobachten
- Nach der körperlichen Entgiftung und Abklingen der Entzugserscheinungen beginnt eine Umstrukturierung der Systeme
- Kortisol- und NA-Level sinken stark ab (bis ca. 7 Tage nach Entzug)
- Die Reaktivität dieser Systeme ist vermindert und könnte zu einer erhöhten Stresssensitivität beitragen
- Diese Dysregulation kann über Wochen hinweg bestehen bleiben
- Risikofaktor für Rückfall?
Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit sind assoziiert mit:
- einem früheren Beginn des initialen Konsums & des problematischen Konsums
- einem früheren Beginn der Alkoholkonsumstörung
- höherem Konsum
- häufigeren Rückfällen
• einem generell schwererem Verlauf der Störung
Zusammenhang zwischen Missbrauch, Vernachlässigung und psychotropen Substanzen
Zusammenhang zwischen Missbrauch, Vernachlässigung und psychotropen Substanzen
(Dargestellt nur Alkohol)
Repräsentative Studie über N=34654 US Bürger
Die Prävention von Missbrauch und Vernachlässigung könnte Alkoholkonsumstörungen reduzieren
Zusammenhang zwischen Missbrauch, Vernachlässigung und psychotropen Substanzen
Zusammenhang zwischen Missbrauch, Vernachlässigung und psychotropen Substanzen
(Dargestellt nur Alkohol)
Repräsentative Studie über N=34654 US Bürger
Die Prävention von Missbrauch und Vernachlässigung könnte Alkoholkonsumstörungen reduzieren
Missbrauch, Vernachlässigung und Alkoholkonsum
Missbrauch, Vernachlässigung und Alkoholkonsum
Die durch Missbrauch und Vernachlässigung veränderte Grundaktivität der Stresssysteme hat Auswirkungen auf:
• Biologische Stressreaktivität
• Motivationale Prozesse
• Kognitive Prozesse • Emotionsregulation
Der Initiale Konsum wird begünstigt
Durch Kreuzsensitivitäten (Stress- und Belohnungssysteme) wird der Übergang zum regulären Konsum begünstigt
Akuter Stress kann den Übergang zur Konsumstörung begünstigen Akuter Stress kann den Rückfall begünstigen
Missbrauch, Vernachlässigung und Alkoholkonsum
Die Schwachstelle des Modells liegt in der heterogenen Befundlage zur Veränderung der Stresssysteme nach Missbrauch und Vernachlässigung
Zudem wird Stress im Erwachsenen Alter mit dem in der Kindheit gleichgesetzt
Aktivierung aller Systeme bei akutem Stress vs. Veränderungen der Systeme durch chronischen Stress (z.B. verändertes Feedback in der HHNA, veränderte Hirnentwicklung)
Hier sind weitere Studien notwendig…. Einblick in die eigene Forschung*
Eigene Forschung
- Alkoholabhängige Patienten (14 Tage nach Entzug) und gesunde Kontrollprobanden nahmen an einer psychosozialen Stressinduktion (Trierer Sozial Stress Test; TSST) teil
- Die physiologische Stressreaktion: Speichel-Alpha-Amylase (sAA) und Kortisol
- Die subjektive Stressreaktion über Visuelle Analogskalen zum Angst- und Stressempfinden, der Nervosität und der Stimmung
SAA ist ein Verdauungsenzym das u.a. im Speichel vorkommt und Stärke in Glukose umwandelt
Die sAA-Aktivität steigt bei Stress stark an und wird als potenzieller Biomarker noradrenerger Aktivität gesehen
- In den physiologischen Daten zeigte sich ein klarer Effekt der Alkoholabhängigkeit (A+ < A-) mit verminderter sAA Reaktion nach dem TSST
- Die Gruppen unterschieden sich allerdings nicht hinsichtlich des Vorliegens traumatischer Kindheitserfahrungen
- (C+A+ = C-A+) & (C+A- = C-A-)
- Ein anderes Bild zeigte sich in den subjektiven Daten
- Personen mit Missbrauch und Vernachlässigung bewerteten ihre Angst, Nervosität und ihren Stress während oder nach dem TSSTs höher als Personen ohne Missbrauchserfahrungen
- Die höchsten Werte wurden in der Gruppe der alkoholabhängigen Patienten mit Missbrauchserfahrungen erreicht