Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit Flashcards

1
Q

Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit

A

Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit zählen zu den wichtigsten vermeidbaren Gründen für psychische Störungen
Verantwortlich für
bis zu 45% psychischer Störungen mit Beginn in der Kindheit
Bis zu 54% des attributablen Risikos für die Entwicklung einer Depressiven Störung Bis zu 67% des attributablen Risikos für Suizidversuche
Bis zu 64% des attribuatablen Risikos für den Missbrauch Illegaler Drogen
Das attributable Risiko gibt an, um welchen Prozentsatz man eine Krankheitshäufigkeit senken kann, würde man den Risikofaktor ausschalten
Außerdem assoziiert mit zahlreichen somatischen Krankheiten
Welche Faktoren genau zu diesen verschiedenen negativen Folgen ist Bestandteil aktueller Forschung

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2
Q

Formen der Vernachlässigung und Misshandlung - Aktive Misshandlung

A

Emotionale Misshandlung:

  • Verbale Aggression
  • Kommunikation mit dem Ziel der intensiven Demütigung, Erniedrigung oder extreme Angst
  • Emotionale Manipulation
  • das Kind wird absichtlich Situationen ausgesetzt um Scham, Schuld oder Angst zu empfinden um den emotionalen Bedürfnissen des Peinigers gerecht zu werden oder das Kind wird gezwungen Dinge gegen seine Willen zu tun oder es werden Dinge die für das Kind von Wert sind zerstört
  • Bezeugung häuslicher Gewalt
  • Bezeugung der Demütigung, Erniedrigung oder Bedrohung zwischen Familienmitgliedern

Körperliche Misshandlung:
Schlagen mit Objekten, intentionelles Zufügen von Schaden der zu Prellungen, Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung, Treten, Schubsen, an den Haaren Ziehen, Bedrohung mit Waffen, zwingen die Kleidung auszuziehen oder andere Arten der Erniedrigung in Anwesenheit Anderer

Sexuelle Misshandlung:
Anfassen oder Streicheln des Körpers in sexueller Weise durch Erwachsene oder ältere Kinder oder zwingen der Kinder den Körper des Peinigers in sexueller Weise anzufassen oder zu streicheln oder zwingen des Kindes zu anderen sexuellen Aktivitäten oder zu Oral-, Anal- oder Vaginalverkehr

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3
Q

Formen der Vernachlässigung und Misshandlung - Passive Misshandlung

A

Emotionale Vernachlässigung
Vorenthaltung von grundlegenden emotionalen Bedürfnissen, unempfänglich für Belastungen und Leiden des Kindes, keine Unterstützung der sozialen und emotionalen Entwicklung, der Hausaufgaben oder die Erwartung, dass das Kind Situationen selber bewältigen soll die über seinem Entwicklungsstand liegen oder gefährlich sind

Körperliche Vernachlässigung
Unterlassen der grundlegenden Bedürfnisse des Kindes wie Nahrung, Kleidung, Sicherheit, Betreuung, medizinische und zahnmedizinische Vorsorge

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4
Q

Folgen von Vernachlässigung und Missbrauch

A

-Traumatische Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter können zu einer Dysregulation der Stresssysteme führen
-Die Veränderung der Stressreaktivität gilt als Risikofaktor für psychische und somatische Erkrankungen
-Wie sich die Stresssysteme verändern hängt von einer Vielzahl von Variablen (z.B. Alter, Geschlecht, Art und Dauer des Traumas) ab
Die häufigste Beobachtung ist eine Rückbildung der hypophysären CRH- und Glucocortikoidrezeptoren bei anhaltend hohem Stress (down-regulation)
-Dadurch vermindert sich die negative Rückkopplung (-) und es kommt zu einem dauerhaft erhöhtem Hormonspiegel mit verminderter Stress Reaktivität
-Letzteres könnte einen Schutzmechanismus in einer dauerhaft bedrohlichen Umwelt darstellen

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5
Q

Einflussfaktoren der Neurotransmitter und Hormonkonzentrationen

A

CRH und Glukokorticoidrezeptoren finden sich jedoch in zahlreichen Hirnarealen die unterschiedlich (hemmend oder erregend) auf die HHNA einwirken.

Beispiele sind:
• Medialer Präfrontaler Kortex • Hippocampus
• Amygdala

In der Literatur finden sich Über- als auch Unterfunktionen der HHNA nach traumatischen Erfahrungen in der Kindheit.

Die Reaktivität der Stresssysteme könnte davon abhängen welche dieser Regionen durch frühe Missbrauchserfahrungen in ihrer Struktur und Funktion verändert sind.

Derartige Untersuchungen stehen vor zahlreichen Herausforderungen

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6
Q

Probleme bei der Erfassung der Folgen von Missbrauch in der Kindheit

A

Viele Studien untersuchen die Effekte von Missbrauchserfahrungen in Erwachsenen Populationen
Oft fehlen adäquate Kontrollgruppen um die Effekte des Missbrauchs und der psychischen Störung auf die Stressregulation zu differenzieren
Die Effekte des Missbrauch variieren stark mit
• dem Zeitpunkt des Missbrauchs (in welchem Alter)
• dem zeitlichen Abstand zum Stressor (wann war die letzte Missbrauchserfahrung)
• Der Anzahl (wie oft wurde Missbrauch erfahren)
• Der Art (physisch, psychisch, aktiv, passiv)
• Dem Geschlecht
• Dem aktuellen Alter
• Aktueller Psychopathologie

Auch die Befunde sind zur Zeit noch schwer zu interpretieren, z.B. zeigen Patienten mit einer Major Depression und Missbrauchserfahrungen eine erniedrigte HHNA Aktivität, Patienten einer PTBS und Missbrauchserfahrung aber eine erhöhte HHNA Aktivität
Gesunde Kontrollen mit Missbrauchserfahrungen zeigten z.T. eine erhöhte Sensitivität der HHNA
Inwiefern das ein Vulnerabilitätsfaktor ist, ist jedoch fraglich, denn sie sind ja gesund
Es könnte also auch ein Resilienz Faktor sein

Resilienz: Fähigkeit Stress und traumatischen Erfahrungen standzuhalten und das mentale und physische Wohlergehen aufrecht zu erhalten oder schnell wieder zu erlangen

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7
Q

Positive und negative Effekte des Kortisols

A
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8
Q

Das FKBP5-Gen

A

Wichtige Rolle in der HHNA-Aktivität und Sensitivität Expressionsprodukt ist das Bindungsprotein FKBP51 Funktionsvermittelndes Hilfsmolekül des
Glukokortikoidrezeptors (GR)

FKBP51 wirkt hemmend auf die Bindungsfähigkeit der GR für Kortisol und behindert die Translokation (→ funktioneller Antagonist des GR)
Variationen im FKBP5 Gen (rs1360780) → TT, CT, CC

Das T-Allel konnte in mehreren Studien mit einer verstärkten Kortisolreaktion und schlechterer Kortisolrückregulation bei Stress in Verbindung gebracht werden „überschießen der Stressantwort“

Aversive Erfahrungen in der Kindheit waren mit einer verringerten Methylierung assoziiert (Klenge et al, 2013; Tyrka 2015)

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8
Q

Das FKBP5-Gen

A

Wichtige Rolle in der HHNA-Aktivität und Sensitivität Expressionsprodukt ist das Bindungsprotein FKBP51 Funktionsvermittelndes Hilfsmolekül des
Glukokortikoidrezeptors (GR)

FKBP51 wirkt hemmend auf die Bindungsfähigkeit der GR für Kortisol und behindert die Translokation (→ funktioneller Antagonist des GR)
Variationen im FKBP5 Gen (rs1360780) → TT, CT, CC

Das T-Allel konnte in mehreren Studien mit einer verstärkten Kortisolreaktion und schlechterer Kortisolrückregulation bei Stress in Verbindung gebracht werden „überschießen der Stressantwort“

Aversive Erfahrungen in der Kindheit waren mit einer verringerten Methylierung assoziiert (Klenge et al, 2013; Tyrka 2015)

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9
Q

FKBP51 als funktioneller Antagonist

A
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10
Q

FKBP51 als funktioneller Antagonist

A
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11
Q

FKBP5-Genotyp & Hirnstruktur

A

Eine gestörte Stressregulation nimmt eine wichtige Rolle in der Entstehung psychischer Störungen ein
Träger des T-Alles konnten mit einem erhöhten Risiko für Depression, Angststörungen, PTBS, Suizidalität, Aggressivität und psychotischen Störungen in Zusammenhang gebracht werden, wenn die Personen traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren (Zannas & Binder, 2014)
Rezente Studien zeigen zudem Gen-Umwelt Interaktionen in Bezug auf Hirnfunktion und -struktur:

Haupteffekte des FKBP5-Genotyps in u.a der linken Amygdala; Gen- Umwelt Interaktion (Emotionaler Missbrauch) in der rechten Amygdala. Höherer EM -> höhere Aktivität in T-Allelträgern (Holz el at. 2014)
Verminderte Fraktionelle Anisotropie und erhöhte mittlere Diffusivität in depressiven T-Allelträgern mit traumatischen Kindheitserfahrungen im linken rolandischen Operculum (Tozzi et al. 2016)
Verminderte Volumen der Grauen Substanz in homozygoten TT- Allelträgern mit Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (Grabe et al, 2016)

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12
Q

FKBP5-Genotyp & Hirnstruktur

A

Eine gestörte Stressregulation nimmt eine wichtige Rolle in der Entstehung psychischer Störungen ein
Träger des T-Alles konnten mit einem erhöhten Risiko für Depression, Angststörungen, PTBS, Suizidalität, Aggressivität und psychotischen Störungen in Zusammenhang gebracht werden, wenn die Personen traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren (Zannas & Binder, 2014)
Rezente Studien zeigen zudem Gen-Umwelt Interaktionen in Bezug auf Hirnfunktion und -struktur:

Haupteffekte des FKBP5-Genotyps in u.a der linken Amygdala; Gen- Umwelt Interaktion (Emotionaler Missbrauch) in der rechten Amygdala. Höherer EM -> höhere Aktivität in T-Allelträgern (Holz el at. 2014)
Verminderte Fraktionelle Anisotropie und erhöhte mittlere Diffusivität in depressiven T-Allelträgern mit traumatischen Kindheitserfahrungen im linken rolandischen Operculum (Tozzi et al. 2016)
Verminderte Volumen der Grauen Substanz in homozygoten TT- Allelträgern mit Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (Grabe et al, 2016)

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13
Q

Epigenetische Variationen und Hirnstruktur

A
  • Diese Gen-Umweltinteraktion kann mit epigenetischen Modifikationen in Verbindung gebracht werden (Klengel et al., 2013)
  • Eine Möglichkeit ist die Methylierung. Erhöhte Methylierung ist mit einer Verminderung der Transkriptionsraten verbunden. Eine Demythelierung mit einer Erhöhung der Transkriptionsraten
  • Aversive Erfahrungen in der Kindheit konnten mit einer Demethylierung im FKBP5 Gen in Verbindung gebracht werden
  • Es wird also mehr FKBP51 exprimiert und dadurch das negative Feedback der HHNA geschwächt
  • Die Effekte scheinen langzeitstabil, wodurch die erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit im Erwachsenenalter erklärt werden kann
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13
Q

Epigenetische Variationen und Hirnstruktur

A
  • Diese Gen-Umweltinteraktion kann mit epigenetischen Modifikationen in Verbindung gebracht werden (Klengel et al., 2013)
  • Eine Möglichkeit ist die Methylierung. Erhöhte Methylierung ist mit einer Verminderung der Transkriptionsraten verbunden. Eine Demythelierung mit einer Erhöhung der Transkriptionsraten
  • Aversive Erfahrungen in der Kindheit konnten mit einer Demethylierung im FKBP5 Gen in Verbindung gebracht werden
  • Es wird also mehr FKBP51 exprimiert und dadurch das negative Feedback der HHNA geschwächt
  • Die Effekte scheinen langzeitstabil, wodurch die erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit im Erwachsenenalter erklärt werden kann
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14
Q

Epigenetische Variationen und Hirnfunktionen

A

Bestimmung der Voxel-zu-Voxel Konnektivität während der Bearbeitung einer Aufgabe zur impliziten Emotionsregulation
Reduktion/Strukturierung der Komponenten mit einer Hauptkomponentenanalyse
Korrelation mit der FKBP5 Methylierung
Das Ergebnis zeigt einen Clustern in dem die Konnektivitätswerte mit der FKBP5 Methylierung variieren

15
Q

Epigenetische Variationen und Hirnfunktionen

A

Bestimmung der Voxel-zu-Voxel Konnektivität während der Bearbeitung einer Aufgabe zur impliziten Emotionsregulation
Reduktion/Strukturierung der Komponenten mit einer Hauptkomponentenanalyse
Korrelation mit der FKBP5 Methylierung
Das Ergebnis zeigt einen Clustern in dem die Konnektivitätswerte mit der FKBP5 Methylierung variieren

16
Q

Multivoxel Pattern Analysis

A
17
Q

Behavioral Domain Analyses

A
18
Q

Behavioral Domain Analyses

A
19
Q

Diskussion

A

FKBP5-Methylierung variiert mit der Konnektivität in einem fronto-subkortikalen Netzwerk

Unter Berücksichtigung der Aufgabenstellung ist diese Netzwerk in folgende Funktionen eingebunden:
• Arbeitsgedächtnisleistungen
• Gesichtsdiskrimination
• Wahrnehmung & Aufmerksamkeit
• Inhibition
• Emotionsverarbeitung (insb. Angst und Ekel)
• Soziale Kognition
• Internes Sprechen

Eine verminderte FKBP5-Methylierung könnte z.B. zu Einbußen in folgenden Funktionen führen:
• Schwierigkeiten negative Emotionen zu unterdrücken
• Aufmerksamkeitsverzerrungen (Attentional-Bias)
• Schwierigkeiten im Sozialverhalten

Unabhängig von der Aufgabe könnten z.B. Einbußen in diesen Funktionen angenommen werden:
• Belohnungsempfindung und Antizipation
• Schmerzempfindung
• Interozeption

Veränderungen der Methylierung im FKBP5-Gen konnten nur nach aversiven Erfahrungen in der Kindheit zuverlässig nachgewiesen werden (Klenge & Binder 2015; Tyrka 2015)
Traumatische Erfahrungen im Erwachsenenalter zeigten keine belastbaren Ergebnisse (Zannas & Binder 2014)
ausgeprägte Stressreaktionen in der Kindheit könnten die Hirnreifung beeinflusst haben (Fox et al, 2010)
angenommene Funktionseinbußen haben psychopathologische Relevanz

• adaptive Anpassungen an aversive Umwelt (Teicher et al, 2016)
• Allerdings: gesunde Stichprobe
• Möglicherweise andere Resilienzfaktoren (z.B.
soz. Einbindung)
• oder Ausprägung zu gering
Ausblick:
• Gezielte Untersuchung der isolierten behavioralen Domänen

20
Q

Änderungen in der Funktion der vmPFCs? - Überfunktion

A
  • Eine erhöhte Freisetzung von Glucocorticoiden könnte zu einer übersteigerten Funktion der ventromedialen präfrontalen Kortizes (vmPFCs) führen.
  • Der vmPFC ist einer der Hauptknotenpunkte des DMN Mit welchen Funktionen war das DMN assoziiert?
  • Selbstreferenzielle Prozesse: Grübeln, autobiografisches Gedächtnis,
  • Eine übersteigerte Aktivität der vmPFCs könnte diese Funktionen verstärken und somit zu einer erhöhten Selbstwahrnehmung und Selbstreflektion führen.
  • Evt. Vulnerabilität für eine Depression mit melancholischen Merkmalen
  • > u.a. Morgens stärker ausgeprägt (Morgentief) –> Kortisolaufwachreaktion
20
Q

Änderungen in der Funktion der vmPFCs? - Überfunktion

A

Eine erhöhte Freisetzung von Glucocorticoiden könnte zu einer übersteigerten Funktion der ventromedialen präfrontalen Kortizes (vmPFCs) führen.
Der vmPFC ist einer der Hauptknotenpunkte des DMN Mit welchen Funktionen war das DMN assoziiert?
Selbstreferenzielle Prozesse: Grübeln, autobiografisches Gedächtnis,
Eine übersteigerte Aktivität der vmPFCs könnte diese Funktionen verstärken und somit zu einer erhöhten Selbstwahrnehmung und Selbstreflektion führen.
Evt. Vulnerabilität für eine Depression mit melancholischen Merkmalen
-> u.a. Morgens stärker ausgeprägt (Morgentief) –> Kortisolaufwachreaktion

21
Q

Potenzielle Änderungen in der Funktion der vmPFCs - Unterfunktion

A
  • Eine verminderte Freisetzung von Glucocorticoiden könnte zu einer verminderten Funktion der ventromedialen präfrontalen Kortizes (vmPFCs) führen
  • Vermittelt über eine Hochregulation von Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A)
  • Eine verminderte Aktivität der vmPFCs könnte zu einer verminderten Selbstwahrnehmung und Selbstreflektion führen.
  • Auch empathisches Empfinden, korrekte Verarbeitung von emotionalen Informationen, moralische Wertvorstellungen und soziale Interaktion können gestört sein
  • Es könnte somit ein z.B. Vulnerabilitätsfaktor für antisoziale oder schizoide Persönlichkeitsstörungen sein.
  • Auch Depressionen mit atypischen Merkmalen wurden mit einer HHNA Unterfunktion assoziiert.
22
Q

Netzwerk zur Regulation der Stressreaktion auf bedrohliche Stimuli

A

Netzwerk zur Regulation der Stressreaktion auf bedrohliche Stimuli

Missbrauch in der Kindheit verändert die Entwicklung dieser Regionen oder die Verbindungen dazwischen

Oft wurden diese Regionen gezielt untersucht

Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit

23
Q

Narben im Limbischen System

A
  • Untersuchung von 148 Probanden mittels funktioneller und struktureller MRT
  • Screening nach psychischen Störungen (Structured Clinical Interview for DSM- IV, SCID) und traumatischen Erfahrungen in der Kindheit mit dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ)

Die Ergebnisse zeigen Veränderungen der Funktion und Struktur zweier Areale des Limbischen Systems
Obwohl die Stichprobengröße angemessen war (148 Pbn), reichte sie nicht aus um belastbare Aussagen zu einzelnen Arten der Traumatisierung zu treffen.
Was vermuten Sie?
Gibt es auch Veränderungen des Gehirns in Abhängigkeit der Art der traumatischen Erfahrungen?

24
Q

Missbrauchsabhängige Effekte auf die Hirnentwicklung

A

Elterlicher verbaler Missbrauch ist assoziiert mit:

a) erhöhtem Volumen der Grauen Substanz im auditorischen Kortex
b) mit einer reduzierten Integrität (Fraktionelle Anisotropie) des linken Fasciculus Arcuatus (verbindet u.a. das Wernicke-Areal mit dem Broca-Areal; → Sprachprozessierung)

Visuelle Bezeugung zahlreicher Episoden häuslicher Gewalt ist assoziiert mit:

c) reduziertem Volumen der Grauen Substanz in frühen visuellen Arealen
d) reduzierter Integrität des linken Fasciculus Longitudinalis (u.a. visuell- limbische Verbindung)

Sexueller Missbrauch ist assoziiert mit:

e) Einer Reduktion der Grauen Substanz in frühen und späten visuellen Arealen
f) Reduktion der Grauen Substanz in Teilen der Somatosensorischen Kortizes die die Klitoris und benachbarte genitale Bereiche repräsentieren

25
Q

Effekte auf Wahrnehmungsareale

A
  • Die primären und sekundären sensorischen Kortizes sind die ersten Filter der sensorischen Information aus der Umwelt zeigen deutliche Veränderungen der Hirnsubstanz
  • Die Regionen Übertragen die sensorische Information ins Bewusstsein
  • Eine Reduktion der Hirnsubstanz in den sensorischen Arealen als auch der anatomischen Verbindungen zwischen sensorischen und nachfolgenden Assoziationsarealen könnte eine adaptive Anpassung darstellen
  • Wiederholte aversive Reize aus der Umwelt werden weniger effizient verarbeitet, was das Leid reduziert
  • Dabei scheint hauptsächlich die bewusste, nicht aber die unbewusste „schnelle“ Reizverarbeitung betroffen zu sein (vgl. LeDoux-Modell, Vorlesung: Angst- und Angststörungen)
  • Diese schnelle und unbewusste Verarbeitung könnte die oft berichtete erhöhte Amygdalaresponsivität in Personen mit Missbrauchserfahrung erklären
26
Q

Effekte auf Wahrnehmungsareale

A
  • Die primären und sekundären sensorischen Kortizes sind die ersten Filter der sensorischen Information aus der Umwelt zeigen deutliche Veränderungen der Hirnsubstanz
  • Die Regionen Übertragen die sensorische Information ins Bewusstsein
  • Eine Reduktion der Hirnsubstanz in den sensorischen Arealen als auch der anatomischen Verbindungen zwischen sensorischen und nachfolgenden Assoziationsarealen könnte eine adaptive Anpassung darstellen
  • Wiederholte aversive Reize aus der Umwelt werden weniger effizient verarbeitet, was das Leid reduziert
  • Dabei scheint hauptsächlich die bewusste, nicht aber die unbewusste „schnelle“ Reizverarbeitung betroffen zu sein (vgl. LeDoux-Modell, Vorlesung: Angst- und Angststörungen)
  • Diese schnelle und unbewusste Verarbeitung könnte die oft berichtete erhöhte Amygdalaresponsivität in Personen mit Missbrauchserfahrung erklären
27
Q

Unbewusste Verarbeitung und Amygdalaresponsivität

A
  • Die erhöhte Amygdalareaktivität könnte ebenfalls eine adaptive Anpassung an die Umwelt darstellen
  • Die Veränderungen kann dabei helfen Bedrohungen schnell zu erkennen und zu vermeiden
  • Sie sensitiveren allerdings auch für nachfolgende Stressoren und stellen somit ein Risiko für die Entwicklung von psychischen Störungen, insb. Angststörungen und Depression dar.

Der schnelle unbewusste Weg nimmt in der Angstkonditionierung eine wichtige Rolle ein

28
Q

Belohnungssystem

A

Ein weiterer häufiger Befund in Personen mit Missbrauchserfahrungen ist eine verminderte Reaktivität des Belohnungssystems

Schlüsselregionen: mesolimbische und striatale Regionen. Ncl. Accumbens, ventral tegmentale Area, Substantia nigra

Weitere Projektionsgebiete dopaminerger Neurone: ACC orbitaler PFC, Amygdala, Hippocampus, …

Vulnerabilitätsfenster 0-9 Jahre

Risikofaktor für Depression und gestörten Substanzkonsum

Unklar sind Kreuzkorrelationen der Amygdala und dem Belohnungssystem

Möglich ist allerdings, das eine erhöhte Sensitivität auf potenziell gefährliche Situationen und eine verminderte Belohnungsantizipation die Balance zwischen Annäherung und Vermeidungsverhalten in Richtung Vermeidung verschieben

Könnte ebenfalls eine potente, protektive Adaptation in bedrohlichen Umgebungen darstellen

29
Q

„Hurtful Words“ (Teicher et al. 2010)

A

-Auswirkungen verbaler Misshandlung unter Gleichaltrigen
-Relevanter und potenter Stressor in der Kindheit und Jugend
-Erfasst mit dem „verbal abuse Questionnaire“
-Wann und wie oft wurden Sie:
beschimpft, bedroht, angeschrien, beschuldigt, abgewertet, erniedrigt, verspottet, …
MD: Mittlere Diffusivität
RD: Radiale Diffusivität (Effekt auf die Myelinisierung) im Gegensatz zur axialen Diffusisivität (Faseranzahl und Dicke)
FA: Fraktionelle Anisotropie

Verbale Misshandlungen unter Gleichaltrigen sind ein relevanter und potenter Stressor in der Kindheit und Jugend
Was denken sie? In welchem Alter ist die verbale Misshandlung unter Jugendlichen am größten?
Mit ca. 13 Jahren berichten etwa 26% von verbaler Misshandlung

In der Zeit zwischen 7 und 13 Jahren erreicht auch die aktive Myelinisierung einen Spitzenwert
In dieser Zeit ist die Myelinisierung besonders vulnerabel

30
Q

„Hurtful Words“ (Teicher et al. 2010) 2

A

Effekte der verbalen Aggression unter Gleichaltrigen auf psychopathologische Symptome in 707 jungen Erwachsenen ohne eine Vorgeschichte mit körperlicher, sexueller oder verbaler Misshandlung durch die Eltern
Zunahme der Ängstlichkeit, Depressivität, somatische Beschwerden, sozialen Probleme, dissoziativen Empfindungen, Probleme der Emotionsregulation und des Substanzkonsums

31
Q

Missbrauchssensitive Perioden für verschiedene Hirnregionen

A

a) Erfahrung sexuellen Missbrauchs von Mädchen ist invers korreliert zur Reduktion des Hippocampusvolumen
b) Prädiktiver Wert der Bezeugung häuslicher Gewalt und strukturelle Integrität des Fasciculus longitudinalis (über prädiktive Analysen und Machine Learning)
c) Prädiktiver Wert der Gesamtheit von Missbrauchserfahrungen auf die Reduktion der Grauen Substanz in der rechten Amygdala
d) Prädiktiver Wert der visuellen Bezeugung häuslicher Gewalt auf die Reduzierung der Grauen Substanz in sekundär visuellen Kortizes (V2)
e) Inverse Korrelation des Alters bei sexuellem Missbrauch von Mädchen mit dem Volumen der Grauen Substanz in den präfrontalen Kortizes

31
Q

Missbrauchssensitive Perioden für verschiedene Hirnregionen

A

a) Erfahrung sexuellen Missbrauchs von Mädchen ist invers korreliert zur Reduktion des Hippocampusvolumen
b) Prädiktiver Wert der Bezeugung häuslicher Gewalt und strukturelle Integrität des Fasciculus longitudinalis (über prädiktive Analysen und Machine Learning)
c) Prädiktiver Wert der Gesamtheit von Missbrauchserfahrungen auf die Reduktion der Grauen Substanz in der rechten Amygdala
d) Prädiktiver Wert der visuellen Bezeugung häuslicher Gewalt auf die Reduzierung der Grauen Substanz in sekundär visuellen Kortizes (V2)
e) Inverse Korrelation des Alters bei sexuellem Missbrauch von Mädchen mit dem Volumen der Grauen Substanz in den präfrontalen Kortizes

32
Q

Fazit - Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit sind assoziiert mit:

A
  • Veränderungen der Stresssysteme
  • Veränderungen in der Hirnmorphologie, -funktion und -vernetzung
  • Veränderungen in den Wahrnehmungsarealen
  • Veränderungen in furchtrelevanten Arealen
  • Veränderungen im Belohnungssystem
  • Die Effekte sind wesentlich bedingt durch die Art und das Ausmaß des Missbrauchs/Vernachlässigung
  • Es scheint (kurze) sensitive Perioden zu geben in denen bestimmte Arten der Misshandlung auf bestimmte Hirnregionen wirken
  • Es scheint sich um adaptive Anpassungen in einer aversiven Umwelt handeln
  • Diese Veränderungen stellen aber gleichzeitig einen Risikofaktor für verschiedene psychische und somatische Störungen dar
33
Q

Einordnung in das „Triple Network Model of Psychopathology“

A
  • Amygdala und Belohnungssystem = Knotenpunkte des Salienz Netzwerkes
  • höhere Sensitivität auf potentiell bedrohliche Reize
  • kann das Salienz Netzwerk verändert
  • Ängste können ankonditioniert werden, weil das Netzwerk überaktiv reagiert
  • Salienz Mapping funktioniert nicht richtig
  • Belohnbarkeit ist nicht da
  • man zeigt weniger Annäherung an dinge die einem gut tun, welche aber wichtig sind für die psychische gesundheit
  • Stresshormone können auch zu Veränderungen um default mode führen (ventro medialen präfrontalen cortex)
  • wird stärker aktiviert wenn der cortisol level hoch ist
  • triggert ungünstige Selbstreflexion
  • zu viel grübeln, schuld Zuweisung etc.
  • Hippocampus: autobiografische Erinnerungen, bestimmte Gedächtnisinhalte
  • Zentral exekutives Netzwerk Ressourcen stehen nicht zur verfügung
  • brauchen wir aber für Explizite Emotionsregulation, um sich wirklich mit Problemen auseinander zu setzen
  • stattdessen begünstigt es Implizite Emotionsregulation, vermeidungsverhalten