Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit Flashcards
Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit
Missbrauch und Vernachlässigung in der Kindheit zählen zu den wichtigsten vermeidbaren Gründen für psychische Störungen
Verantwortlich für
bis zu 45% psychischer Störungen mit Beginn in der Kindheit
Bis zu 54% des attributablen Risikos für die Entwicklung einer Depressiven Störung Bis zu 67% des attributablen Risikos für Suizidversuche
Bis zu 64% des attribuatablen Risikos für den Missbrauch Illegaler Drogen
Das attributable Risiko gibt an, um welchen Prozentsatz man eine Krankheitshäufigkeit senken kann, würde man den Risikofaktor ausschalten
Außerdem assoziiert mit zahlreichen somatischen Krankheiten
Welche Faktoren genau zu diesen verschiedenen negativen Folgen ist Bestandteil aktueller Forschung
Formen der Vernachlässigung und Misshandlung - Aktive Misshandlung
Emotionale Misshandlung:
- Verbale Aggression
- Kommunikation mit dem Ziel der intensiven Demütigung, Erniedrigung oder extreme Angst
- Emotionale Manipulation
- das Kind wird absichtlich Situationen ausgesetzt um Scham, Schuld oder Angst zu empfinden um den emotionalen Bedürfnissen des Peinigers gerecht zu werden oder das Kind wird gezwungen Dinge gegen seine Willen zu tun oder es werden Dinge die für das Kind von Wert sind zerstört
- Bezeugung häuslicher Gewalt
- Bezeugung der Demütigung, Erniedrigung oder Bedrohung zwischen Familienmitgliedern
Körperliche Misshandlung:
Schlagen mit Objekten, intentionelles Zufügen von Schaden der zu Prellungen, Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung, Treten, Schubsen, an den Haaren Ziehen, Bedrohung mit Waffen, zwingen die Kleidung auszuziehen oder andere Arten der Erniedrigung in Anwesenheit Anderer
Sexuelle Misshandlung:
Anfassen oder Streicheln des Körpers in sexueller Weise durch Erwachsene oder ältere Kinder oder zwingen der Kinder den Körper des Peinigers in sexueller Weise anzufassen oder zu streicheln oder zwingen des Kindes zu anderen sexuellen Aktivitäten oder zu Oral-, Anal- oder Vaginalverkehr
Formen der Vernachlässigung und Misshandlung - Passive Misshandlung
Emotionale Vernachlässigung
Vorenthaltung von grundlegenden emotionalen Bedürfnissen, unempfänglich für Belastungen und Leiden des Kindes, keine Unterstützung der sozialen und emotionalen Entwicklung, der Hausaufgaben oder die Erwartung, dass das Kind Situationen selber bewältigen soll die über seinem Entwicklungsstand liegen oder gefährlich sind
Körperliche Vernachlässigung
Unterlassen der grundlegenden Bedürfnisse des Kindes wie Nahrung, Kleidung, Sicherheit, Betreuung, medizinische und zahnmedizinische Vorsorge
Folgen von Vernachlässigung und Missbrauch
-Traumatische Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter können zu einer Dysregulation der Stresssysteme führen
-Die Veränderung der Stressreaktivität gilt als Risikofaktor für psychische und somatische Erkrankungen
-Wie sich die Stresssysteme verändern hängt von einer Vielzahl von Variablen (z.B. Alter, Geschlecht, Art und Dauer des Traumas) ab
Die häufigste Beobachtung ist eine Rückbildung der hypophysären CRH- und Glucocortikoidrezeptoren bei anhaltend hohem Stress (down-regulation)
-Dadurch vermindert sich die negative Rückkopplung (-) und es kommt zu einem dauerhaft erhöhtem Hormonspiegel mit verminderter Stress Reaktivität
-Letzteres könnte einen Schutzmechanismus in einer dauerhaft bedrohlichen Umwelt darstellen
Einflussfaktoren der Neurotransmitter und Hormonkonzentrationen
CRH und Glukokorticoidrezeptoren finden sich jedoch in zahlreichen Hirnarealen die unterschiedlich (hemmend oder erregend) auf die HHNA einwirken.
Beispiele sind:
• Medialer Präfrontaler Kortex • Hippocampus
• Amygdala
In der Literatur finden sich Über- als auch Unterfunktionen der HHNA nach traumatischen Erfahrungen in der Kindheit.
Die Reaktivität der Stresssysteme könnte davon abhängen welche dieser Regionen durch frühe Missbrauchserfahrungen in ihrer Struktur und Funktion verändert sind.
Derartige Untersuchungen stehen vor zahlreichen Herausforderungen
Probleme bei der Erfassung der Folgen von Missbrauch in der Kindheit
Viele Studien untersuchen die Effekte von Missbrauchserfahrungen in Erwachsenen Populationen
Oft fehlen adäquate Kontrollgruppen um die Effekte des Missbrauchs und der psychischen Störung auf die Stressregulation zu differenzieren
Die Effekte des Missbrauch variieren stark mit
• dem Zeitpunkt des Missbrauchs (in welchem Alter)
• dem zeitlichen Abstand zum Stressor (wann war die letzte Missbrauchserfahrung)
• Der Anzahl (wie oft wurde Missbrauch erfahren)
• Der Art (physisch, psychisch, aktiv, passiv)
• Dem Geschlecht
• Dem aktuellen Alter
• Aktueller Psychopathologie
Auch die Befunde sind zur Zeit noch schwer zu interpretieren, z.B. zeigen Patienten mit einer Major Depression und Missbrauchserfahrungen eine erniedrigte HHNA Aktivität, Patienten einer PTBS und Missbrauchserfahrung aber eine erhöhte HHNA Aktivität
Gesunde Kontrollen mit Missbrauchserfahrungen zeigten z.T. eine erhöhte Sensitivität der HHNA
Inwiefern das ein Vulnerabilitätsfaktor ist, ist jedoch fraglich, denn sie sind ja gesund
Es könnte also auch ein Resilienz Faktor sein
Resilienz: Fähigkeit Stress und traumatischen Erfahrungen standzuhalten und das mentale und physische Wohlergehen aufrecht zu erhalten oder schnell wieder zu erlangen
Positive und negative Effekte des Kortisols
Das FKBP5-Gen
Wichtige Rolle in der HHNA-Aktivität und Sensitivität Expressionsprodukt ist das Bindungsprotein FKBP51 Funktionsvermittelndes Hilfsmolekül des
Glukokortikoidrezeptors (GR)
FKBP51 wirkt hemmend auf die Bindungsfähigkeit der GR für Kortisol und behindert die Translokation (→ funktioneller Antagonist des GR)
Variationen im FKBP5 Gen (rs1360780) → TT, CT, CC
Das T-Allel konnte in mehreren Studien mit einer verstärkten Kortisolreaktion und schlechterer Kortisolrückregulation bei Stress in Verbindung gebracht werden „überschießen der Stressantwort“
Aversive Erfahrungen in der Kindheit waren mit einer verringerten Methylierung assoziiert (Klenge et al, 2013; Tyrka 2015)
Das FKBP5-Gen
Wichtige Rolle in der HHNA-Aktivität und Sensitivität Expressionsprodukt ist das Bindungsprotein FKBP51 Funktionsvermittelndes Hilfsmolekül des
Glukokortikoidrezeptors (GR)
FKBP51 wirkt hemmend auf die Bindungsfähigkeit der GR für Kortisol und behindert die Translokation (→ funktioneller Antagonist des GR)
Variationen im FKBP5 Gen (rs1360780) → TT, CT, CC
Das T-Allel konnte in mehreren Studien mit einer verstärkten Kortisolreaktion und schlechterer Kortisolrückregulation bei Stress in Verbindung gebracht werden „überschießen der Stressantwort“
Aversive Erfahrungen in der Kindheit waren mit einer verringerten Methylierung assoziiert (Klenge et al, 2013; Tyrka 2015)
FKBP51 als funktioneller Antagonist
FKBP51 als funktioneller Antagonist
FKBP5-Genotyp & Hirnstruktur
Eine gestörte Stressregulation nimmt eine wichtige Rolle in der Entstehung psychischer Störungen ein
Träger des T-Alles konnten mit einem erhöhten Risiko für Depression, Angststörungen, PTBS, Suizidalität, Aggressivität und psychotischen Störungen in Zusammenhang gebracht werden, wenn die Personen traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren (Zannas & Binder, 2014)
Rezente Studien zeigen zudem Gen-Umwelt Interaktionen in Bezug auf Hirnfunktion und -struktur:
Haupteffekte des FKBP5-Genotyps in u.a der linken Amygdala; Gen- Umwelt Interaktion (Emotionaler Missbrauch) in der rechten Amygdala. Höherer EM -> höhere Aktivität in T-Allelträgern (Holz el at. 2014)
Verminderte Fraktionelle Anisotropie und erhöhte mittlere Diffusivität in depressiven T-Allelträgern mit traumatischen Kindheitserfahrungen im linken rolandischen Operculum (Tozzi et al. 2016)
Verminderte Volumen der Grauen Substanz in homozygoten TT- Allelträgern mit Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (Grabe et al, 2016)
FKBP5-Genotyp & Hirnstruktur
Eine gestörte Stressregulation nimmt eine wichtige Rolle in der Entstehung psychischer Störungen ein
Träger des T-Alles konnten mit einem erhöhten Risiko für Depression, Angststörungen, PTBS, Suizidalität, Aggressivität und psychotischen Störungen in Zusammenhang gebracht werden, wenn die Personen traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren (Zannas & Binder, 2014)
Rezente Studien zeigen zudem Gen-Umwelt Interaktionen in Bezug auf Hirnfunktion und -struktur:
Haupteffekte des FKBP5-Genotyps in u.a der linken Amygdala; Gen- Umwelt Interaktion (Emotionaler Missbrauch) in der rechten Amygdala. Höherer EM -> höhere Aktivität in T-Allelträgern (Holz el at. 2014)
Verminderte Fraktionelle Anisotropie und erhöhte mittlere Diffusivität in depressiven T-Allelträgern mit traumatischen Kindheitserfahrungen im linken rolandischen Operculum (Tozzi et al. 2016)
Verminderte Volumen der Grauen Substanz in homozygoten TT- Allelträgern mit Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (Grabe et al, 2016)
Epigenetische Variationen und Hirnstruktur
- Diese Gen-Umweltinteraktion kann mit epigenetischen Modifikationen in Verbindung gebracht werden (Klengel et al., 2013)
- Eine Möglichkeit ist die Methylierung. Erhöhte Methylierung ist mit einer Verminderung der Transkriptionsraten verbunden. Eine Demythelierung mit einer Erhöhung der Transkriptionsraten
- Aversive Erfahrungen in der Kindheit konnten mit einer Demethylierung im FKBP5 Gen in Verbindung gebracht werden
- Es wird also mehr FKBP51 exprimiert und dadurch das negative Feedback der HHNA geschwächt
- Die Effekte scheinen langzeitstabil, wodurch die erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit im Erwachsenenalter erklärt werden kann
Epigenetische Variationen und Hirnstruktur
- Diese Gen-Umweltinteraktion kann mit epigenetischen Modifikationen in Verbindung gebracht werden (Klengel et al., 2013)
- Eine Möglichkeit ist die Methylierung. Erhöhte Methylierung ist mit einer Verminderung der Transkriptionsraten verbunden. Eine Demythelierung mit einer Erhöhung der Transkriptionsraten
- Aversive Erfahrungen in der Kindheit konnten mit einer Demethylierung im FKBP5 Gen in Verbindung gebracht werden
- Es wird also mehr FKBP51 exprimiert und dadurch das negative Feedback der HHNA geschwächt
- Die Effekte scheinen langzeitstabil, wodurch die erhöhte Erkrankungswahrscheinlichkeit im Erwachsenenalter erklärt werden kann