Large-scale brain networks and psychopathology Flashcards
Einleitung
- Funktionelle bildgebende Verfahren erlauben es mentale Prozesse im Gehirn zu untersuchen
- Die ersten 2 Dekaden nach der Entwicklung der Verfahren waren geprägt durch die Erforschung der Lokalisierung von Hirnfunktionen (wo im Gehirn ruft ein spezifischer kognitiver Zustand eine erhöhte „Aktivität“ hervor)
- Solche Analysen der neuralen Korrelate von Verhalten und Kognition sind geeignet das Gehirn in seine funktionellen Einheiten zu zerlegen und so Funktions-Struktur-Beziehungen aufzuzeigen
- Diese Sichtweise ist allerdings nicht ausreichend für die neurobiologische Beschreibung von Verhalten
- Die Kenntnis wo ein bestimmter Zustand „Aktivität“ im Gehirn erhöht, sagt uns nicht, wie diese Aktivitätsänderung vermittelt ist und was sie bedeutet
Die Verbindungen eines Areals (Konnektivität) bestimmen welche Informationen in dieses Areal gelangen und wohin diese weitergeleitet werden
Diese Konnektivität ist ein fundamentales Prinzip für die Funktionsweise des Gehirns
Würde jedes Neuron mit jedem anderen Neuron verbunden sein, hätte unser
Gehirn einen Durchmesser von ca. 12.5 Meilen (ca. 20 Kilometern) (Nelson & Bower, 1990)
• Wichtige Schlussfolgerung: Neuronen vernetzen sich nur mit einem Teil der anderen Neuronen
• Sie bilden spezifische Netzwerke
Das Gehirn besteht aus unterschiedlichen Hirnarealen die sich zytoarchitektonisch und/oder funktionell voneinander abgrenzen lassen
Bsp.: Primärmotorischer Kortex. Zytoarchitektonisch und funktionell gut abgrenzbar, eine Stimulation führt zu einer Bewegung
Diese Hirnareale sind mit anderen Hirnarealen verbunden und bilden so Netzwerke
Bsp.: Die Aktivität der Neuronen im Primärmotorischen Kortex wird beeinflusst von:
• Aktivierenden und hemmenden Einflüssen aus prämotorischen-, supplementär-motorischen und subkortikalen Arealen
• Diese interagieren mit präfrontalen und parietalen Regionen in denen z.B. die Entscheidung getroffen wird eine bestimmte Bewegung auszuführen
Generell lassen sich also zwei Organisationsprinzipien des Gehirns unterscheiden
Welche Hirnstruktur fällt Ihnen im Zusammenhang mit psychischen Störungen als erstes ein?
Wie in jede andere Struktur im Gehirn ziehen auch in die Amygdala verschiedene Projektionen aus anderen Hirnregionen. Sie ist somit keine autonom operierende Struktur, sondern Teil eines Netzwerks, bzw. Teil verschiedener Netzwerke
Aus der Bestimmung der amygdaloidalen Aktivität alleine lernen wir wenig über die Spezifität einer psychischen Störung
Vielversprechender ist die Betrachtung der Verbindungen zwischen den Amygdalae und anderen Hirnregionen
Bzw. die Betrachtung der Netzwerkarchitektur des Gehirns
Was sind „Large-Scale Brain Networks“?
Das Verständnis darüber wie kognitive Funktionen im menschlichen Gehirn entstehen hängt vom Wissen über seine „large-scale“ Verbindungen ab.
• Neurale Systeme die sich fast über das gesamte Gehirn erstrecken (globale Hirnarchitektur)
• Ein Netzwerk kann charakterisiert werden durch eine Ansammlung von Hirnregionen (Knoten; Hubs, Nodes) und die Verbindungen zwischen diesen Kontenpunkten (Kanten; Edges)
• Hirnnetzwerke können mittels struktureller Verfahren (Diffusions-Tensor- Bildgebung) oder funktioneller Messungen (z.B. Echo-Planar-Bildgebung) bestimmt werden
• Die veränderte Konnektivität zwischen den Hirnarealen ist ein Kernmerkmal der Psychopathologie
Netzwerkkomponenten
In der Geschichte der Erforschung der funktionellen Netzwerkarchitektur des Gehirns sind zwei wichtige Entdeckungen von besonderer Bedeutung:
- Die Entdeckung des „Default Mode Networks (DMN)“
- Die Entdeckung (weiterer) intrinsischer Netzwerke „Intrinsic Connectivity Networks (ICN)“
Intrinsische Konnektivität verschiedener Netzwerke im Resting- State.
Bei Resting-State Messungen gehen die Teilnehmer keiner bestimmten Aufgabe nach.
Sie sollen ihre Gedanken schweifen lassen.
Über unterschiedliche niederfrequente Oszillationen lassen sich einzelne Netzwerke isolieren.
Das menschliche Gehirn ist intrinsisch in distinkten funktionellen Netzwerken organisiert denen die Prozessierung bestimmter Informationen zugeordnet werden kann.
Wie wurden die Netzwerke entdeckt und woher kennt man die Funktionen die ihnen zugewiesen werden?
Aus den zahlreichen intrinsischen Netzwerken die identifiziert wurden, scheinen drei von besonderer Bedeutung für das Verständnis von höheren kognitiven Funktionen und Dysfunktionen
Das zentral exekutive Netzwerk (CEN)
Das Salienznetzwerk (SN)
Das Default Mode Netzwerk DMN)
-> Die Kenntnis über die Funktion der Netzwerke wird aus den Lokalisations- studien abgeleitet
Beispiele höherer kognitiver Prozesse
Soziale Kognition:
Die mentale Fähigkeit, mit der Menschen soziale Informationen verarbeiten, insbesondere deren Enkodierung, Speicherung, Abruf und Anwendung auf soziale Situationen.
Sprache:
Die mentale Fähigkeit, die mit der Kenntnis eines Systems von Objekten oder Symbolen, wie beispielsweise Klängen oder Zeichenfolgen, verbunden ist, die auf verschiedene Weise nach einem Regelwerk kombiniert werden können, insbesondere um Gedanken, Gefühle oder Anweisungen zu kommunizieren
Logisches Denken:
Die mentale Fähigkeit, Schlussfolgerungen, Urteile oder Ableitungen aus Fakten oder Annahmen zu ziehen.
Metaanalytische Befunde aus Aktivitätsstudien
Gemeinsamkeiten neuraler Grundlagen kognitiver Prozesse
Unterschiede neuraler Grundlagen kognitiver Prozesse
Was bedeutet Konnektivität?
Stehen Areale in direkter oder enger Verbindung, sollten ihre Aktivitätsmuster erhöhte Synchronizität aufweisen
Bei entsprechend hoher Synchronizität lässt sich eine Korrelation der Signalstränge nachweisen
• Aufgabenbasiert
• Ruhemessungen (Resting-State)
Meilensteine im Verständnis der Hirnorganisation
Abbildungen: Beispiele für Unabhängigkeitsanalysen (Independent Component Analysis, ICA)
Durch ICAs können also unterschiedliche Netzwerke im Gehirn identifiziert werden
Aber woher kennen wir die Funktion der Netzwerke?
Modell der Interaktion zwischen den 3 „Hauptnetzwerken“
Das zentrale exekutive Netzwerk (Central Executive Network, CEN)
- Frontoparietales System mit den Hauptknotenpunkten in dorsolateralen präfrontalen Kortizes (dlPFC) und lateralen posteriorparietalen Kortizes (PPC)
- Funktionen: z.B.: Informationen im Arbeitsgedächtnis halten und Verarbeiten, Entscheidungen treffen, Problemlösen im Kontext zielgerichteten Verhaltens
- Die Funktionen sind bekannt aus zahlreichen Studien, die kognitive Prozesse untersucht haben
- Viele psychische Störungen sind durch Defizite in diesen Funktionen charakterisiert
- Funktionen: z.B.: Informationen im Arbeitsgedächtnis halten und Verarbeiten, Entscheidungen treffen, Problemlösen im Kontext zielgerichteten Verhaltens
- Die Funktionen sind bekannt aus zahlreichen Studien, die kognitive Prozesse untersucht haben
- Viele psychische Störungen sind durch Defizite in diesen Funktionen charakterisiert
- Bsp.; „Problemlösen“ bei Angstpatienten besteht oft aus Vermeidung der Situation,bei unzureichender Rekrutierung kognitiver Kontrollressourcen
- Netzwerkstörungen entstehen z.B. durch: Beeinträchtigungen der Konnektivität im Netzwerk, abnormale Rekrutierung von Regionen die typischerweise nicht zum CEN gezählt werden und beeinträchtigtem Zugriff auf saliente aufgabenrelevante Stimuli