Lehre vom Tatbestand Flashcards
Was wird unter dem Tatbestandsbegriff im weiten Sinne verstanden?
alle rechtlichen Voraussetzungen, bei deren Vorliegen ein Sachverhalt strafrechtlich relevant ist
Was wird unter dem Tatbestandsbegriff im engeren Sinne verstanden?
Umschreibung nur des einzelnen verbots- oder gebotswidrigen Verhaltens, auf das sich eine konkrete Strafandrohung bezieht
Welche drei Elemente umfasst die Bedeutung des Tatbestandsbegriffs?
Systematik, Garantiefunktion, dogmatische Aufgabe
Was meint “Systematik” als Element der Bedeutung des Tatbestandsbegriffs?
Elemente der Verbrechenslehre, die im Gesetzeswortlaut des konkreten Delikts nur unvollkommen zum Ausdruck kommen, erhalten einen „Oberbegriff“, worunter sie (in einem Rechtsgutachten) systematisch zu fassen sind
Was meint “Garantiefunktion” als Element der Bedeutung des Tatbestandsbegriffs?
Weil nach Art. 103 II GG, § 1 StGB eine Tat nur bestraft werden kann, wenn die Strafbarkeit des Verhaltens vor der Tatbegehung gesetzlich bestimmt war, ist der Bürger davor geschützt, für ein Verhalten bestraft zu werden, das im Gesetz nicht als tatbestandlich genannt wird.
Was meint “dogmatische Aufgabe” als Element der Bedeutung des Tatbestandsbegriffs?
Der Tatbestand umschreibt auch diejenigen Merkmale, auf die sich der Vorsatz des Täters erstrecken muss. Denn kennt er eines der im gesetzlichen Tatbestand vorausgesetzten Merkmale nicht, handelt er gem. § 16 I 1 StGB insoweit unvorsätzlich.
Was gehört zum objektiven Tatbestand?
all diejenigen Umstände, die das äußere
Erscheinungsbild der Tat bestimmen. Dazu gehören: Tatsubjekt, Tathandlung, Tatobjekt, ggf. Taterfolg
Was umfasst der subjektive Tatbestand?
neben dem Vorsatz die subjektiven Tatbestandsmerkmale des jeweiligen Delikts.
Wie grenzt man subjektive Tatbestandsmerkmale von der Schuld ab?
Die Abgrenzung bestimmt sich danach, ob sich das fragliche Merkmal auf den Deliktstyp bezieht (dann subjektives Tatbestandsmerkmal) oder ein lediglich davon abhängiges (oft strafschärfendes) Motiv, ein Gefühl oder eine Gesinnung umschreibt (dann Schuldelement)
Was unterscheidet Handlungs- und Erfolgsunwert?
Der Handlungsunwert wird durch die Art und Weise des Handlungsvollzugs bestimmt, während der Erfolgsunwert durch die Verletzung oder Gefährdung des Schutzgutes bestimmt wird.
Argumente für einen Einbezug des Handlungsunwerts?
- Nur eine Handlung, nicht aber ein Erfolg kann Gegenstand eines Verbotes sein.
- Erfolgseintritt auch vom Zufall abhängig, weshalb er für das Unrecht irrelevant sein muss.
Argumente gegen einen Einbezug des Handlungsunwerts?
- Es lassen sich Erfolge verbieten, die sich als planmäßige/adäquate Folge bestimmter Verhaltensweisen darstellen.
- Der Zufall wird aus der strafrechtlichen Betrachtung ohnehin ausgeschlossen, weil nur Erfolge zugerechnet werden, die als „Werk des Täters“ erscheinen.
- Einebnung des wertungsmäßigen Unterschieds zwischen Versuch und Vollendung: Bei Abstellen allein
auf den Handlungsunwert hat der Täter, der das Opfer trifft, und derjenige, der das Opfer verfehlt, das
gleiche (Handlungs-)Unrecht begangen.
Welche Arten von Tatbeständen gibt es?
Erfolgs- und Tätigkeitsdelikte, Dauer- und Zustandsdelikte, Erfolgsqualifizierte Delikte, Verletzungs- und Gefährdungsdelikte,
Was qualifiziert Erfolgsdelikte?
Erfolgsdelikte setzen den Eintritt eines von der Tathandlung gedanklich abgrenzbaren Erfolgs voraus (z.B. setzt § 212 StGB über die auf die Todesverursachung gerichtete Handlung als Erfolg der Tat auch den Tod des Opfers voraus).
Was qualifiziert Tätigkeitsdelikte?
Tätigkeitsdelikte setzen keinen solchen Erfolg voraus und sind vielmehr allein durch das im Gesetz beschriebene Tätigwerden erfüllt