Kausalität und Zurechnung Flashcards
Welche Funktion hat die Kausalität?
Sie bildet ein Scharnier zwischen Handlung und Taterfolg
Bei welcher Art von Delikten muss die Kausalität untersucht werden?
Erfolgsdelikten, also konkreten Gefährdungsdelikten und Verletzungsdelikten
Welche drei Theorien zur strafrechtlichen Kausalitätslehre gibt es?
Äquivalenztheorie, Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung, Adäquanz-/Relevanztheorie
Von welchem Grundsatz geht die Äquivalenztheorie aus?
Gleichwertigkeit („Äquivalenz“) aller Ursachen bzw.
Bedingungen eines Erfolgs
Welche Formel zieht die Äquivalenztheorie zur Ermittlung von Kausalität heran?
Conditio-sine-qua-non-Formel
Wie lautet die Conditio-sine-qua-non-Formel?
Ein Umstand ist für den Erfolg kausal, wenn er nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg
in seiner konkreten Gestalt entfiele.
Wovon geht die Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung aus?
Ebenfalls von der Gleichwertigkeit aller Bedingungen
Was ist die Kernaussage der Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung?
Fragt, ob zwischen der Handlung und dem Erfolg ein nach den bekannten Naturgesetzen erklärbarer Zusammenhang besteht und prüft danach, ob die konkrete Handlung im konkreten Erfolg tatsächlich wirksam geworden ist
Was unterscheidet die Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung von der Conditio-sine-qua-non-Formel?
Erstere gibt dem Rechtsanwender eine konkrete Handlungsanweisung
Was ist der Zweck der Adäquanztheorie?
Abenteuerliche Kausalverläufe herauszufiltern
Was besagt die Adäquanztheorie?
Die Möglichkeit des Erfolgseintritts aufgrund der gesetzten Bedingung darf nicht außerhalb aller Wahrscheinlichkeit liegen (i. e. sie muss “adäquat” sein). Bei der Bewertung dieser Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine Wertungsfrage
Was unterscheidet die Relevanztheorie von der Adäquanztheorie?
Sie unterscheidet den Kausalzusammenhang
von Handlung und Erfolg einerseits und die strafrechtliche Relevanz dieses Kausalzusammenhanges andererseits
Welches Verhältnis besteht zwischen Kausalität einerseits und der Äquivalenz- und der Adäquanztheorie andererseits?
Die beiden Theorien setzen Kausalität voraus und begrenzen diese
Was gilt für hypothetische Ersatzursachen und Kausalverläufe?
Sie dürfen nicht berücksichtigt werden
Welche problematischen Fälle gibt es bei Anwendung der csnq-Formel?
Alternative Kausalität, kumulative Kausalität, abgebrochene/überholende Kausalität, atypischer Kausalverlauf
Was versteht man unter alternativer Kausalität?
Mehrere voneinander unabhängige Ursachen treffen zeitlich zusammen und jede einzelne Ursache hätte
für sich genommen den Erfolg herbeigeführt.
Wie wird die csnq-Formel modifiziert, um Probleme alternativer Kausalität zu lösen?
Nach der modifizierten Conditio-sine-qua-non-Formel sind auch solche Bedingungen erfolgsursächlich,
die zwar alternativ, aber nicht kumulativ hinweggedacht werden können, ohne dass der Erfolg in seiner konkreten Gestalt entfiele.
A und B schießen unabhängig voneinander auf O. Die Schüsse treffen O zeitlich leicht versetzt, schon der erste ist für O tödlich. Ob dieser erste tödliche Schuss von A oder von B abgefeuert wurde, ist unklar.
Welche Art von Kausalität liegt vor und was bedeutet das für den Sachverhalt?
In diesem Beispiel hat der zeitlich erste Schuss den Erfolg allein herbeigeführt. Alternative Kausalität liegt
deshalb nicht vor. Weil unklar ist, von wem der Schuss stammt, muss nach dem Grundsatz in dubio pro reo
sowohl für A als auch für B davon ausgegangen werden, dass ihr Schuss den O erst nach dem ersten bereits tödlichen getroffen hat. Sie sind daher beide nur wegen versuchten Totschlags strafbar (Dorn-Haag/Schreiber/Steinle JA 2020, 434 f.)
Was meint kumulative Kausalität?
Mehrere voneinander unabhängige Ursachen bewirken erst zusammen den Erfolg.
Was folgt aus der csnq-Formel für Fälle von kumulativer Kausalität?
Nach der Conditio-sinequa-non-Formel ist jede Bedingung kausale Ursache für den Erfolg.