Allgemeine Psychologie Sem2.5 - Gedächtnis 3 (Gedächtnisprozesse) Flashcards
1
Q
Gedächtnisprozesse - Allgemein
- Welche Annahmen der Betraxhtungsweisen von Gedächtnis sind wiederlegt?
A
- Bisherige Theorien sind alle systemisch (gehen von unterschiedl. Gedächtnissystemen aus), doch zwei Annahmen dieser Modelle sind widerlegt:
- Jedes System ist mit Aktivität in benachbarten Hirnarealen verbunden → Aktuelle Studien: Aktivität unterschiedl. Gedächtnisarten über Gehirn verteilt
- Gedächtnissysteme im LZG relativ unabhängig → Aktuelle Studien: Interaktion der Gedächtnissysteme in natürl. Situationen
- Untersuchung der an Gedächtnis beteiligten Prozesse nötig
2
Q
Gedächtnisprozess - Was sind die wichtigen Prozesse?
A
- Enkodieren: Einspeicherung von Inhalten zum Zweck der längerfristigen Speicherung
- Abruf: Erneute Aktivierung zuvor enkodierter Infos → Zur Verfügung für Informationsverarbeitungsprozesse
- Rekonsolidierung: Erneute Konsolidierung durch Reaktivierung älterer Gedächtnisinhalte → Ermöglicht Updates
- Vergessen: Unfähigkeit, sich an etwas zu erinnern, dass früher erinnert werden konnte
3
Q
Gedächtnisprozesse - Enkodieren
A
- Einspeicherung von Inhalten zum Zweck der längerfristigen Speicherung
- Faktoren, die entscheiden, welche Inhalte enkodiert werden:
- Anzahl an Wiederholungen (nicht immer entscheidend, z.B. schwer zu
sagen, wie einzelne Münzen aussehen, obwohl wir sie häufig sehen) - Verarbeitungstiefe
- Elaborative Organisation (sinnvolles Zusammenfügen), z.B. Wortliste
durch Einbetten in Geschichte besser gemerkt
- Anzahl an Wiederholungen (nicht immer entscheidend, z.B. schwer zu
-
Studie (Karpicke & Roediger, 2008): Einfluss von Lernen & Abruf auf längerfristiges Behalten
- VPs sollen 40 Wortpaare Englisch-Swahili lernen mit 4 Lern- & 2 Testdurchgängen (direkt & nach einer Woche)
- 4 Gruppen:
- Ergebnisse: Viel bessere Ergebnisse in den Bedingungen, in denen immer ALLE Wortpaare abgefragt
- Schlussfolgerung: Nicht passives Wiederholen, sondern aktives Testen essentiell
-
Enkodierspezifizität: Man kann nur erinnern, was zuvor enkodiert wurde → Reaktivierung der Enkodierprozesse als Grundlage für Abruf
- Nur Hinweisreize, die in Lernsituation enkodiert, helfen beim Erinnern
-
Studie (Godden & Baddeley, 1975): Taucher lernten Wortlisten an Land vs. unter Wasser & Abruf erfolgte an Land vs. unter Wasser
- Ergebnis: Bessere Leistungen in kongruenten Testbedingungen → Erleichterte Reaktivierung der Enkodierprozesse
- Kontext hilft v.a. beim Recall, weniger beim Wiedererkennen Konsolidierung: Übergang einer Erinnerung vom Kurzzeit- ins LZG
- Info während Enkodierung zuerst im MTL (hippokampale Regionen) gespeichert, dann in kortikale Regionen überführt
- Frühe Phase (synaptische Konsolidierung) in ersten Stunden nach Enkodierung (z.B. Langzeitpotenzierung)
- Spätere Phase (Systemkonsolidierung) über Wochen/ Monate: Durch wiederholte Aktivierung der gelernten Info gradueller Transfer von Infos vom MTL zum Neocortex (Hippocampus dafür wichtig)
- Schlaf positive Wirkung auf Konsolidierung (wenig Interferenz durch neue Reize)
4
Q
Gedächtnisprozesse - Abruf
A
- Erneute Aktivierung zuvor enkodierter Infos → Zur Verfügung für Informationsverarbeitungsprozesse
-
Freie Reproduktion (free recall): Freies Abrufen gelernter Infos
- Z.B. Wörter aus vorher gesehener Wortliste aufschreiben
- Niedrigste Gedächtnisleistung
- Unterstützte Reproduktion (cued recall): Präsentation eines Abrufhinsweises (cue) erleichtert Abruf
- Z.B. Anfangsbuchstaben der Wörter gegeben
- Mittlere Gedächtnisleistun
-
Wiedererkennen (Recognition): Präsentation von alten & neuen Infos →
Entscheidung (alte/ neue Info) oder Rating (eher alt, eher neu)- Höchste Gedächtnisleistung→Wiederkennen leichter als Reproduktion, da bei Abruf Reiz selbst präsentiert
- Geringeres Maß höherer kognitiver Prozesse nötig
-
Zwei-Prozess-Theorie: Wiedererkennen über zwei funktional & neuronal unabhängige Prozesse möglich
-
Remembering: Wiedererkennen basierend auf bewusstem Erinnern → Kontrolliert & Aufmerksamkeit nötig
- Führt zu besseren Gedächtnisleistungen
- Aktivität im Hippocampus & parahippocampalen
Regionen (Schädigung = Defizite im Remembering)
-
Knowing (Familiarität): Erkennen einer Vertrautheit → Automatisch, schnell & robust
- Aktivität im perirhinalen Cortex (Schädigung = Defizite
im Knowing)
- Aktivität im perirhinalen Cortex (Schädigung = Defizite
- Unterschiede der beiden Prozesse mit Remember-Know-Methode
untersucht (Signalentdeckung-Paradigma): Präsentation von Items (Lerndurchgang) → Neue & alte Items vermischt gezeigt, VP entscheidet, was alt/ neu ist (Testdurchgang)
-
Remembering: Wiedererkennen basierend auf bewusstem Erinnern → Kontrolliert & Aufmerksamkeit nötig
5
Q
Gedächtnisprozesse - Rekonsolidierung
A
- Erneute Konsolidierung durch Reaktivierung älterer Gedächtnisinhalte → Ermöglicht Updates
- Jede Aktivierung einer Gedächtnisspur versetzt diese wieder in fragilen Zustand → (Molekulare) Prozesse der Enkodierung wieder nachvollzogen → Kann zu deren Veränderung führen (z.B. mehr Details, veränderte Interpretation)
- Reaktivierung führt also zu Rekonsolidierung
6
Q
Gedächtnisprozesse - Vergessen
A
- Unfähigkeit, sich an etwas zu erinnern, dass früher erinnert werden konnte
-
Zwei Möglichkeiten:
- Haben Infos tatsächlich vergessen
- Können Infos in spezifischer Situation nicht
abrufen
- Kurvilinearer Verlauf des Vergessens: Das meiste Vergessen innerhalb einer Stunde nach dem Lernen (danach kein signifikantes Vergessen mehr)
- Ebbingshaus Ersparnismethode: Reduktion in Anzahl der Lerndurchgänge, bis alle Items einer Liste unabhängig von Größe des Intervalls zw. Lerndurchgängen gemerkt werden → Ersparnis
-
Positive Aspekte des Vergessens:
- Kann Wohlbefinden erhöhen (wenn Schmerzhaftes vergessen
- Hilfreich, wenn nicht mehr Relevantes vergessen wird
- Erinnerung ans Wesentliche meist ausreichend (keine Detailinfo nötig)
-
Interferenztheorie: Beeinträchtigung der Erinnerung durch andere Inhalte
-
Proaktive Interferenz: Bereits gelerntes Material behindert Erwerb/ Abruf von neu Gelerntem (z.B. fällt einem nur der alte Pin-Code ein) → Hauptursache für Vergessen
- Einfluss bereits während Enkodierung, wenn bereits Gelerntes Aufmerksamkeit bindet & so initiale Verarbeitung von neu zu Lernendem beeinträchtigt (außer Fokus auf Unterschiede zw. alten & neuen Infos)
-
Retroaktive Interferenz: Neu Gelerntes behindert Abruf von früher Gelerntem (z.B. fällt einem nur noch der neue, nicht alte Pin-Code ein) → Alte Infos durch neue ersetzt
- Z.B. Misinformation effect (bei Augenzeugenberichten)
- Interferenzeffekte durch Abrufwettstreit: Abrufsituation aktiviert beide Gedächtnisspuren → Falsche Spur zu stark oder richtige zu schwach
-
Proaktive Interferenz: Bereits gelerntes Material behindert Erwerb/ Abruf von neu Gelerntem (z.B. fällt einem nur der alte Pin-Code ein) → Hauptursache für Vergessen
- Ungerichtetes Vergessen: Vergessen einfach über Zeit hinweg
-
(Ziel-)Gerichtetes Vergessen über zwei Wege:
- Lernende richten Aufmerksamkeit stärker auf neu zu lernende Info
- Lernende hemmen irrelevante (alte) Info → Hemmung ist aktiver
Prozess der zentralen Exekutive (Aktivierung in präfrontalen Arealen) - Nicht immer erfolgreich (trotz gerichtetem Vergessen können 60% der
Items korrekt erinnert werden)
7
Q
Gedächtnisprozesse - Systemische vs. prozessorientierte Ansätze
A