Allgemeine Psychologie Sem2.4 - Gedächtnis 1 (Kurzzeitgedächtnis) Flashcards
1
Q
KZG - Was ist das Gedächtnis?
A
- Fähigkeit des Nervensystems, Informationen enkodieren, speichern, transformieren, ordnen & abrufen zu können
- Im Gedächtnis gespeichert: Mentale Repräsentationen (nicht Reize o.ä.)
-
Lernen & Gedächtnis basieren auf gleichen Prozessen
- Abgrenzung: Lernen ist Erwerb neuer Infos & führt zu Gedächtnis
- 4 Einflussfaktoren in empirischen Studien: Ereignisse, Personen, Enkodierung, Abruf
- Zentral für Gedächtnis sind zugrundeliegende Prozesse:
- Enkodieren: Einspeicherung von Inhalte
- Konsolidieren: Temporäres, labiles Gedächtnis in stabile, langfristige Formen gebrach
- Abruf: Aktivierung zuvor enkodierter Information
- Rekonsolidierung: Erneute Konsolidierung durch Reaktivierung älterer Gedächtnisinhalte → Ermöglicht Updates
- Vergessen: Unfähigkeit, sich an etwas zu erinnern, dass früher erinnert werden konnte
- Gedächtnis besteht aus versch. Systemen, die sich auf drei Ebenen unterscheiden:
-
Deskriptive Ebene: Unterschiedl. Gedächtnisaufgaben/ unterschiedl. zu verarbeitendes Materials
- Z.B. Gedächtnis für Namen, Gesichter, Automarken…
-
Funktionale Ebene: Unterschiedl. Funktionsweisen
- Z.B. Kapazität, Lern- & Vergessensraten…
- Neuronale Ebene: Unterschiedl. beteiligte Hirnstrukturen → Gedächtnis basiert immer auf neuronalen/ zellulären Veränderungen
-
Deskriptive Ebene: Unterschiedl. Gedächtnisaufgaben/ unterschiedl. zu verarbeitendes Materials
2
Q
KZG - Mehrspeichermodelle
A
- Bekanntestes von Atkinson & Shiffrin (1971): Unterscheidet sensorisches Gedächtnis / Register (Ultrakurzzeitgedächtnis), Kurzzeitgedächtnis & Langzeitgedächtnis
- Aktueller: Arbeitsgedächtnis statt Kurzzeitgedächtnis → System zur Aufrechterhaltung & Manipulation von Infos
- Alternative: Einspeichermodelle → Sehen KZG als aktivierten Teil des LZG
3
Q
KZG - Sensorischer Register
A
- Enthält nur kurz zugängliche, kaum verarbeitete sensorische Info (modalitätsspezifisch) Sensorische Speicher für alle Sinne, aber am besten für visuelle (iconic memory) & akustische (echoic memory) Modalität untersucht:
-
Iconic memory: Behält Info bis zu 1 Sek. nach Verschwinden des visuellen Reizes
- Frühere Annahme: Präattentiv
- Neue Befunde: Auch auf dieser frühen Stufe der Verarbeitung top- down Effekte
- Untersucht durch klassisches Paradigma von Sperling (1960): VP mussten sich entweder 4 oder 12 Buchstaben merken→Bei nur 4 Buchstaben viel mehr richtig gemerkt
- Echoic memory: Kann akustische Info 2-10 Sek. behalten
-
Iconic memory: Behält Info bis zu 1 Sek. nach Verschwinden des visuellen Reizes
4
Q
KZG - Kurzzeit-/ Arbeitsgedächtnis
A
- Durch Filter gelangt nur kleiner Teil der sensorischen Info ins KZG
- Aufmerksamkeitsprozesse bestimmen, was ins Arbeitsgedächtnis kommt & welche Inhalte aktiviert werden
- Inhalte des Arbeitsgedächtnisses beeinflussen visuell-räumliche Aufmerksamkeitsprozesse → Wechselseitige Beeinflussung
- Überlappende Hirnregionen für Arbeitsgedächtnis & Aufmerksamkeit
-
Dort semantische Verarbeitung durch versch. Subsysteme für unterschiedl. Informationstypen (sprachlich, räumlich…)
Kontrollprozesse regulieren langfristige Speicherung -
Begrenzte Dauer & begrenzte Kapazität
- Durchschnittl. Kapazität: 7 (+/- 2) Item
- Messung durch Digit-Span-Test: Merken von Zahlen-/ Buchstabenreihe
- Beeinflusst durch Bildung von Mustern & Chunking → Beeinflussung durch Infos aus dem LZG
-
Arbeitsgedächtnis als Ersatz für KZG: Dynamische Form des Gedächtnisses, das zeitlich begrenzte Info für detaillierte Analyse speichert → Aufrechterhaltung von Info
- Unterteilung von Baddley in 3 funktionale Komponenten: Zentrale Exekutive, phonologische Schleife, visuell-räumlicher Notizblock
5
Q
KZG - Einspeichermodelle
A
- Alternatives Modell, das größeren Zusammenhang zw. KZG & LZG annimmt
Craik & Tulvig (1975): Verarbeitungstiefe bestimmt, wie gut Informationen behalten werde - Mehr Modul Modell
6
Q
KZG - Welche verschiedenen Module hat das Einspeichermodell von Baddley?
A
- Phonologische Schleife
- Visuell-räumlicher Notizblock (visuo-spatial sketchpad):
- Zentrale Exekutive (wichtigste Komponente):
- Episodischer Buffer: Zusätzl. Komponente wg. vieler offener Fragen
7
Q
KZG - Phonologische Schleife
A
Phonologische Schleife
- Phonologische Schleife (am besten untersucht): Verarbeitet sprachbasierte Infos, speichert sie kurz zwischen und hält sie bei Bedarf aufrecht
-
Passiver Speicher (phonological Store) → Verbunden
mit Sprachwahrnehmung - Aktiver Prozessor → Sprachproduktion, „inneres Nachsprechen“
-
Ablauf der Schleife:
- Phonologischer Speicher: Akustische Sprachinfo mit Zugang zu phonologischem Speicher, ohne Rehearsal Zerfall nach 1,5-2 sek
- Phonologischer Output-Buffer: Infos vom phonologischem Speicher, Sprachproduktion
- Artikulatorischer Kontrollprozess (Rehearsal): Inhalt des phonologischen Speichers durch inneres Sprechen (Rehearsal) aufrecht erhalten
- Phonologische Rekodierung: Visueller Sprachinput in phonologischen Kode transformiert → Zugang zum phonologischen Speicher
-
Merkmale:
- Wortlängeneffekt: Kleinere Gedächtnisspanne bei längeren Wörtern, da mehr Zeit benötigt, um ausgesprochen zu werden → Geringe Wdh.- Wahrscheinlichkeit, da „Rehearsal“ in Echtzeit
- Phonologischer Ähnlichkeitseffekt: Mehr Erinnerungsfehler bei ähnlich klingenden Wörtern→Schwer zu unterscheiden, Interferenz bei Rehearsal
- Irrelevant sound effect: Unmittelbare Wiedergabe ist erschwert, wenn gleichzeitig andere sprachliche Info da ist → Direkter Zugang zu Loop behindert
- Artikulatorischer Suppressionseffekt: Schlechte Erinnerungsleistung, wenn nebenbei Sprache produziert wird → Sprechen verhindert Rehearsal, da Rehearsal artikulatorischen Kontrollprozess beansprucht, nicht Loop
-
Funktionen:
- Hauptfunktion: Sprechen und Lesen lernen Probleme dabei oft durch geringe Gedächtnisspanne oder Störung in phonologischer Schleife
- Sprachverstehen und Denken: Besseres Verstehen komplexer Zusammenhänge & logisches Schlussfolgern
- Flexible Verhaltenssteuerung: Aktive Aufrechterhaltung ziel- und aufgabenrelevanter Info (Hinweisreize, Aufgabenregeln, Instruktionen)
- Ungeklärt: Verarbeitet phonolog. Schleife auch andere akustische Reize (wie Musik & Umgebungsgeräusche) oder getrennte Systeme dafür?
8
Q
KZG - Visuell-räumlicher Notizblock (visuo-spatial sketchpad):
A
- Verarbeitung von räumlichen und visuellen Infos
-
2 Hauptbestandteile:
- Visual Cache: Speicher für Infos über visuelle Formen/ Farben
-
Inner scribel: Verarbeitung räumlicher Infos & Bewegungen → Am Rehearsal visueller Infos & an Interaktion mit LZG beteiligt
- Beeinträchtigung durch räumliche Distraktoren
- Zentral für visuelle und räumliche Wahrnehmung/ Vorstellung
-
Aufgaben:
- Mentales Scanen / Mentale Rotation: Benötigte Zeit proportional zu realen Bewegugen → Hinweis auf modale Repräsentation mit räumlichen Eigenschaften
- Grenzerweiterung (Boundary Extension): Erinnerung an Dinge, die nicht unbedingt sichtbar sind → Infos werden ergänzt, wenn entsprechendes LZG Wissen vorhanden (Verarbeitung von Inhalten des LZG beeinflusst)
- Dynamisches Gedächtnis: z.B. Representational Momentum = Gedächtnisfehler, durch den bewegende Objekte an falschen Stellen erinnert werden → Scatchpad setzt assoziierte Orts- & Lageveränderung weiter fort, da an Bewegungswahrnehmung & Planung beteiligt
-
Evidenzen für getrennte Verarbeitung von visuellen & räumlichen Infos:
- Aktivierungsunterschiede bei räumlichen/ visuellen Aufgaben
- Studie (Klauer/ Zhao): dual task Paradigma → Räumliche vs. visuelle Hauptaufgabe kombiniert mit anderer Zweitaufgabe→ Mehr Leistungsverlust bei räuml.-räuml. & visuell-visuell
- Interaktion zwischen Pfaden & Interaktion zwischen Sketchpad und Subsystemen/ anderen Gedächtnissystemen
9
Q
KZG - Zentrale Exekutive (wichtigste Komponente):
A
- Modalitätsunabhängiges Kontrollzentrum des Arbeitsgedächtnisses, ist an allen höheren / komplexeren Prozessen beteiligt, ohne selbst Speichersysteme zu haben
-
Aufgaben 1:
- Manipulation des Inhalts der Subsysteme
-
Zuweisung von kognitiven Ressourcen: Mit Aktivität im präfrontalen Cortex assoziiert
- Schädigung: Gestörte Aufmerksamkeitssteuerung (erhöhte Ablenkbarkeit), Verlust von exekutiver Kontrolle, Preseveration (ständiges Wiederholen von Handlungen)
-
Aufgaben 2 (Baddeley):
- Koordination bei dual-task-Bedingungen
- Flexibles Wechseln zwischen Strategien
- Aufmerksamkeit fokussieren/ inhibieren
- Selektive Aktivierung, Aufrechterhaltung & Manipulation von Infos aus LTM
-
3 zentrale Aspekte exekutiver Kontrolle (ist aber „oversimplified“):
- Updating: Überwacht und aktualisiert Arbeitsgedächtnis
- Inhibition: Unterdrückt aktuelle kognitive & motorische Antworttendenzen
- Switching: Kognitive Flexibilität→Wechsel zw. untersch. Strategien & mentalen Zuständen
10
Q
KZG - Episodischer Buffer
A
- 3-Komponenten Modell kann viele empirische Befunde nicht erklären, z.B.
- Wie werden semantische Infos aus dem LZG genutzt?
- Wie beeinflussen semantische Infos die phonolog. Schleife?
- Zusammenführung der Infos aus phonologischer Schleife & visuell - räumlichem Notizblock
- Lösung: Episodischer Buffer als weitere Komponente
-
Aufgaben:
- Fügt alle Info-Arten zusammen (multimodale Kodierung)
Integriert Inhalte aus anderen Subsystemen des Arbeitsgedächtnisses - Interaktion mit LZG
- Fügt alle Info-Arten zusammen (multimodale Kodierung)
11
Q
KZG - Unterschiede KZG & LZG
A
- Unterschied auf Neuronaler und Funktionaler Ebene
- Neuronal → Patientenstudien: Störungen in dem einen aber nicht dem anderen
- Funktionale Ebene → serielle Positionseffekte:
- Studie (Postman, 1965): Unterschiedl. lange Wortlisten (10, 20, 30 Wörter) & unterschiedl. Abrufzeitpunkt (sofort, nach 15 sek, nach 30 sek)→Bei Sofort-Bedingung 2 serielle Positionseffekte
- Primacy-Effekt: Besonders gute Erinnerung an erste Wörter (LZG)
- Recency-Effekt: Besonders gute Erinnerung an letzte Wörter (KZG) → Bei 15 sek & 30 sek-Bedingungen nicht vorhanden
- Studie (Postman, 1965): Unterschiedl. lange Wortlisten (10, 20, 30 Wörter) & unterschiedl. Abrufzeitpunkt (sofort, nach 15 sek, nach 30 sek)→Bei Sofort-Bedingung 2 serielle Positionseffekte