Allgemeine Psychologie Sem1.9 - Wahrnehmung 2 (Aufmerksamkeit & visuelle Wahrnehmung) Flashcards

1
Q

Perceptual Load Theory (Lavie)

A
  • Theorie zur Verarbeitung nicht-relevanter Stimuli
  • Annahme: Zeitpunkt der Selektion ist abhängig von situativen Faktoren
  • Unterscheidung zwischen Wahrnehmungskapazität & - beanspruchung
    • Wahrnehmungskapazität: Ressourcen, die einer Person für die Wahrnehmung zur Verfügung stehen
  • Wahrnehmungsbeanspruchung (Perceptual Load): Teil der verfügbaren Wahrnehmungskapazität, der zum Ausführen einer Wahrnehmungsaufgabe benötigt wird
  • Hoher Perceptual Load (viele Reize, aus denen gewählt werden muss):
    • Alle Kapazitäten benötigt, frühe Selektion relevanter Stimuli, Verarbeitung nicht-relevanter Stimuli unterdrückt
  • Niederiger Perceptual Load (wenige Reize, aus denen gewählt werden muss):
    • Nicht alle Kapazitäten ausgeschöpft, auch nicht-relevante Stimuli können verarbeitet werden
  • Getestet mit Flanker Task (Eriksen & Eriksen, 1974)
    • Aufgabe: Richtungs-Reaktionen auf bestimmte Buchstaben
      • G/T = rechte Taste drücken
      • K/R = linke Taste drücken
    • Stimulusmaterial: Satz von sieben Buchstaben, wobei der Zielstimulus in der zentralen Position platziert ist
      • Kompatible Distraktoren: GGGTGGG
      • Inkompatible Distraktoren: RRRTRRR
      • Neutrale Distraktoren: - - -T- - -
    • Annahme: Vergleichsweise längere Reaktionszeiten bei inkompatiblen Distraktoren (Interferenzeffekte)
  • Einfluss von Distraktoren bei hohem vs. niedrigem Perceptual Load:
    • Hoher Perceptual Load: Keine Behinderung durch irrelevante Distraktoren, Aufmerksamkeit kann nicht zu Distraktoren wechseln
    • Niedriger Perceptual Load: Auch Distraktoren werden verarbeitet & beeinflussen Reaktion auf das Target
  • Empirische Studien zeigen weitere relevante Faktoren neben Perceptual Load, z.B. Belastung des Arbeitsgedächtnisses & Kontrollfunktion (Load nicht gleich Load)
    • Exekutive Kontrolle für Identifikation und Hemmung von Distraktoren notwendig, die bei kognitiver Belastung schwierig aufrecht zu erhalten ist
    • Umgedrehter Effekt von perceptual load:
      • Hohe aktive Belastung (work load): starker Einfluss von Distraktoren
      • Niedrige aktive Belastung (work load): geringer Einfluss von Distraktoren
  • Perceptual Load = Maß an Stimuli, die gleichzeitig auf ein Individuum einprasseln
  • Work Load = Maß der momentanen kognitiven Belastung
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2
Q

Form visueller Aufmerksamkeit

A
  • Posner & Kollegen: Visuelle Aufmerksamkeit funktioniert wie ein Lichtkegel (spotlight)
    • Stimuli, die an einem attentional illuminierten Ort erscheinen, rascher & gründlicher verarbeitet
    • Zwei kontroverse Annahmen:
      • Durchmesser des attentionalen Lichtkegels ist von konstanter Größe
      • Er bewegt sich in kontinuierlich-analoger Weise (ähnlich wie glatte Augenfolgebewegung)
  • Eriksen & St. James: Kegel des Scheinwerfers kann wie bei einem Zoom unterschiedl. breit sein → Schwerpunkt unserer Aufmerksamkeit lässt sich verkleinern/ vergrößern
    • Experiment von LaBerge:
      • Aufgabe: VPs sollen entscheiden, ob Display (probe) eine 7 enthält
      • UVs: Aufmerksamkeitsfokus (Wort → groß vs. Buchstabe → klein),
        Position des probes
      • Ergebnis: Nur in Buchstaben-Aufgabe signifikante Positionseffekte, in
        Wort-Aufgabe alle Positionen gleichermaßen mit Aufmerksamkeit
        belegt, darum keine Positionseffekte
  • Awh & Pashler: Multiple Spotlight Theory: Aufmerksamkeit kann auf mehrere Positionen verteilt werden
    • Aufgabe: VPs sollen Targets identifizieren (Welche Zahl/ Buchstabe wurde an dieser Stelle präsentiert?)
    • UVs: Art des Hinweisreizes (valide vs. invalide), Position des Targets (links & rechts vs. middle & far)
    • Ergebnisse: Schlechtere Reaktionen auf middle in invaliden trails, d.h. Aufmerksamkeit scheint Mitte auszusparen
    • Evidenz für Multiple Spotlight Theory: Aufmerksamkeit kann auf mehreren nicht-benachbarten Regionen liegen
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3
Q

Orts- vs. objektbezogene Aufmerksamkeit

A

Kann Aufmerksamkeit nur auf einen Ort oder auch auf ein Objekt hin ausgerichtet werden?

Die bisher vorgestellten Paradigmen lassen Trennung nicht zu, da Cues und Targets immer Objekte waren, die sich an einem bestimmten Ort befanden.

Neuere Methoden erlauben aber auch die Untersuchung von objektbezogener Aufmerksamkeit:

Präsentation zu beachtender und zu ignorierender Objekte am selben Ort

empirische Befunde legen nahe, das Aufmerksamkeit auch auf auf Objekte gerichtet werden kann

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4
Q

Cueing-Paradigma

A
  • on Posner (1978, 1980)
  • Räumliche Hinweisreize lenken die Aufmerksamkeit
  • an Aufmerksamkeitsprozessen sind zwei wesentliche Systeme beteiligt
    • exogenes System: sorgt für automatischen Aufmerksamkeitswechsel hin zu exogenen Reizen: reizgetriggert, reflexiv
    • endogenes System: Aufmerksamkeitswechsel wird durch Erwartungen/ Absichten des Individuums initiiert: intentional, willentlich
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5
Q

Inhibition of Return

A
  • verlängerte Reaktionszeiten, wenn Target an einem Ort erscheint, der zuvor mit erhöhter Aufmerksamkeit belegt war
  • Ursache:
    • Orientierung der Aufmerksamkeit zu einem bestimmten Ort und anschließendes Abwenden der Aufmerksamkeit
  • Effekt:
    • Verhindern, dass Aufmerksamkeit zum gerade ausgewählten Ort zurückkehrt
    • behindert nicht die perzeptuelle Verarbeitung an diesem Ort, sondern die Reorientierung der Aufmerksamkeit (sowohl die der offenen als auch die der verdeckten A.)
  • Funktion: erleichtert somit visuelle Suchprozesse
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6
Q

Aufmerksamkeitsnetzwerke

A
  • Corbetta und Shulman (2002): unterschiedliche Hirnareale bzw. Netzwerke für das endogene und exogene Aufmerksamkeitssystem:
    • Ventrale Netzwerk: vor allem rechtshemisphärisch im fronto-parietalen Bereich lokalisiert, reagiert auf unerwartete aber potentiell relevante Stimuli (exogene A.)
    • Dorsale Netzwerk: fronto-parietales Netzwerk, das vor allem durch Erwartungen, Wissen und Handlungsziele beeinflusst wird (endogene A.)
  • Neurokognitive Studien mit bildgebenden Verfahren liefern viele Evidenzen für das Vorhandensein von mindestens zwei Netzwerken:
  • Befunde zeigen aber auch, das beide Netzwerke miteinander interagieren:
    • das endogene System (dorsales N.) kann die Aktivität des exogenes Systems unterdrücken, wenn aufgabenirrelevante Stimuli an dem Ort auftreten, der mit besonderer Aufmerksamkeit belegt ist
    • das exogene System (ventrales N.) kann das endogene System unterbrechen, wenn unerwartete aber potentiell relevante Stimuli erscheinen
  • neben dem dorsalen und ventralen Netzwerk sind noch weitere Netzwerke und Hirnareale identifiziert wurden, die an der Steuerung von Aufmerksamkeitsprozessen beteiligt sind, z.B. das default mode network, das an internal fokussierten Prozessen wie mind-wandering beteiligt ist
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