Allgemeine Psychologie Sem1.5 - Wahrnehmung 3 (Tiefen & Größenwahrnehmung) Flashcards
Tiefenwahrnehmung
- Viele verschiedene Informationsquellen für räumliche Tiefe:
- Okulomotorische Informationen
- MonokulareInformationen
- Bewegungsinduzierte Informationen
- Binokulare (stereoskopische) Informationen
Okolumotorische Tiefenreize
- Anpassung von Augenstellung und Linsenkrümmung, z.B. zur Wahrnehmung von Objekten in geringer Entfernung
- Für Distanzbestimmung genutzt
- Akkommodation der Linsen: Je näher das Objekt, desto gekrümmter die Linse
- Konvergenz der Augen: Stellung der Augen zueinander
Monokulare (bzw. bildbezogene) Tiefenkriterien
- Können beim Sehen mit nur einem Auge benutzt werden
- Werden auch bildbezogene Tiefenreize genannt
- Verdeckung, Überlappung & Schatten: Objekt durch ein davor liegendes Objekt teilweise/ ganz verdeckt
-
Relative Höhe & Relative Größe: Horizontlinie zur Bestimmung von Höhen
- Objekte näher am Horizont als weiter entfernt interpretiert
- Kleinere Objekte als weiter entfernt interpretiert
- Kombination aus relativer Höhe & Größe führt zur intensiveren Tiefenwahrnehmung
-
Gewohnte Größe: Wissen um gewohnte Größe von Objekten beeinflusst Entfernungswahrnehmung
- Wirkt am stärksten, wenn keine anderen Informationen vorhanden
- Beispiel (Epstein, 1963): Probanden müssen monokular Größe & Entfernung von Münzen einschätzen → Einschätzung durch gewohnte Größe beeinflusst
-
Luftperspektive (bzw. atmosphärische Perspektive): Entfernte Gegenstände erscheinen
unschärfer & bläulich -
Lineare Perspektive: Parallel verlaufende Linien konvergieren (nähern sich an)
- Ausmaß der Konvergenz als Indikator für räumliche Tiefe/ Entfernung
- Texturgradient: Gleichabständige Strukturen erscheinen weiter entfernt, je dichter sie gepackt sind.
Bewegungsinduzierte Tiefenkriterien
Bewegungsparallaxe: Objekte in der Nähe des Auges scheinen sich schneller zu bewegen als weiter entfernte Objekte → Netzhautbild verschiebt sich bei nahen Punkten
Optische Flussmuster: enthalten auch Informationen über Entfernungen
Wird Kopf nach rechts bewegt, bewegen sich nahe Objekte nach links
& entfernte nach rechts
Zu- & Aufdecken von Flächen: Wenn sich zwei Informationen in unterschiedl. Entfernungen befinden, führt eine Bewegung zu einem fortschreitenden Verdecken & Aufdecken (Bewegung der Flächen relativ zueinander)
Bewertung der Tiefenkriterien
Binokulare Tiefenkriterien
- Augen liegen ca. 6 cm auseinander: Abbilder auf den beiden Netzhäuten unterscheiden sich
- Stereoskopische Tiefenwahrnehmung: Tiefenwahrnehmung basierend auf Input beider Augen
-
Querdisparation:
- Stereoskopische Informationen, die in den leicht unterschiedl. Bildern derselben Szene auf den Netzhäuten der beiden Augen bestehen
-
Korrespondierende Netzhautpunkte:
- Liegen an vergleichbaren Stellen der linken & rechten Retina
-
Horopter:
- Imaginärer Kreis, der durch den Fixationspunkt & durch die Brennpunkte (Punkt, in dem sich die Sehstrahlen kreuzen) gezogen wird
-
Stereopsis:
- durch Querdisparation erzeugter Tiefeneindruck
-
Kleine Abweichungen auf den Netzhautbildern
- können wahrgenommen werden
*
- können wahrgenommen werden
Binokulare Tiefenkriterien: Querdisparation
- Stereoskopische Informationen, die in den leicht unterschiedl. Bildern derselben Szene auf den Netzhäuten der beiden Augen bestehen
- Abweichungen zum Abschätzen relativer Entfernungen von Objekten nutzen
- Gilt für nicht-korrespondierende Netzhautpunkte
Binokulare Tiefenkriterien: Korrespondierende Netzhautpunkte:
- Liegen an vergleichbaren Stellen der linken & rechten Retina
- Dazu gehört der Fixationspunkt & alle Punkte auf dem Horopter
- Fovea: immer korrespondierend
Binokulare Tiefenkriterien: Horopter
- Imaginärer Kreis, der durch den Fixationspunkt & durch die Brennpunkte (Punkt, in dem sich die Sehstrahlen kreuzen) gezogen wird
- Alle Punkte, die auf dem Horopter liegen, werden auf korrespondierenden Netzhautpunkten abgebildet
- Jedes Mal, wenn etwas Neues fixiert wird, entsteht ein neuer Horopter
Binokulare Tiefenkriterien: Stereopsis
- durch Querdisparation erzeugter Tiefeneindruck
- Linkes & rechtes Auge haben unterschiedliche Bilder
- Auch künstlich erzeugbar (z.B. durch Stereoskop)
Binokulare Tiefenkriterien: Kleine Abweichungen auf den Netzhautbildern
- können wahrgenommen werden
- Beispiel: Random-dot Stereogramm→ durch die Verschiebung eines Ausschnitts des Zufallsmusters um einen kleinen Betragt scheint dieser vor dem Hintergrund
zu schweben
Binokulare Tiefenkriterien: Neuropsychologische Evidenz:
- In unterschiedl. Bereichen des visuellen Kortexes sind Neurone gefunden worden, die selektiv auf Querdisparation reagieren
- Zellen, die optimal auf korrespondierende Punkte reagieren
- Zellen, die auf verschiedene Disparationswinkel reagieren
- Informationen bzgl. Querdisparation stärker in dorsalen Route verarbeitet
probleme mit den Binokularen Tiefekrieterien
-
Korrespondenzproblem:
- Wie bringt visuelles System Bilder beider Augen zusammen?
-
Grenzen der Querdisparation:
- Im Bereich bis ca. 30 m Entfernung lineare Beziehung zw. wahrer Entfernung & Disparität
- Bei größeren Entfernungen Zusammenhang nicht-linear → Informationen nicht mehr effektiv nutzbar
Integration von Tiefenreizen
-
Prinzip der Additivität:
- Alle Hinweisreize gleichermaßen berücksichtigt
-
Prinzip der Selektivität:
- Tiefenhinweise stets mehr/weniger reliabel → verlässlichere Hinweisreize mehr Gewicht
- Verlässlichkeit durch Vergleich zw. Informationsquellen & über die Zeit ermittelt
Größenwahrnehmung
- Verschiedene Einflüsse auf Größenwahrnehmung:
-
Sehwinkel
- Bestimmt Größe des Abbildes auf der Retina
- Durch Größe & Entfernung eines Objektes beeinflusst
- Obwohl sich der Sehwinkel eines Objektes mit der Entfernung verändert, bleibt
wahrgenommene Größe konstant
-
Emmert’sches Gesetz
- Gesetz der Größenkonstanz: Gw = K * (Gn * Dw)
- Gw: wahrgenommene Größe,
- K: Konstante,
- Gn: Größe des Netzhautbildes,
- Dw: wahrgenommene Distanz
- Je größer die Entfernung der Projektionsfläche, desto größer wird das Nachbild
wahrgenommen
- Gesetz der Größenkonstanz: Gw = K * (Gn * Dw)
-
Größenkonstanz
-
Kompensationsprinzip: Wahrgenommene Größe eines Objektes wird von wahrgenommener Entfernung des Objektes bestimmt - size-distance Invariance hypothesis
-
Beispiel: Experiment von Holway & Boring (1941)
- Probanden an Kreuzung zweier Flure
- In einem Flur: unterschiedlich große Testkreisscheiben in verschiedenen Abständen
- In anderem Flur: Vergleichsscheibe in immer gleicher Entfernung
- Aufgabe: Größe der Vergleichsscheibe an Größe der Testscheibe anpassen
- UV1: Entfernung Testscheibe, UV2: Variation verfügbarer Tiefenreize
- Reduzierte Tiefeninformationen verschlechtern Größeneinschätzung
-
Beispiel: Experiment von Holway & Boring (1941)
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Kompensationsprinzip: Wahrgenommene Größe eines Objektes wird von wahrgenommener Entfernung des Objektes bestimmt - size-distance Invariance hypothesis
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Größentäuschungen
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Mond & Sonne:
- Erzeugen beide denselben Sehwinkel auf Retina
- Können wahre Entfernung nicht abschätzen → nehmen gleich groß wahr
-
Ames’scher Raum:
- Entfernung beider Figuren aufgrund monokularer Hinweisreize gleich eingeschätzt
- Unterschiede in Größenwahrnehmung basieren auf unterschiedl. Sehwinkeln
- Entfernung beider Figuren aufgrund monokularer Hinweisreize gleich eingeschätzt
-
Müller-Lyer Täuschung:
- Fälschlich angewandte Größen-Distanz-Skalierung
-
Mond & Sonne:
- Gewohnte Größe
-
Wahrgenommene Körpergröße:
- unsere Körpergröße hat einen Einfluss darauf, wie wir
andere Größen einschätzen
- unsere Körpergröße hat einen Einfluss darauf, wie wir