Allgemeine Psychologie Sem1.8 - Aufmerksamkeit 1 (Selektive Aufmerksamkeit) Flashcards
1
Q
Selektive Aufmerksamkeit
A
Selektion relevanter Informationen & Unterdrückung irrelevanter Informationen zur effektiven Steuerung von Denken & Handeln
2
Q
Geteilte Aufmerksamkeit
A
Prozesse, die es ermöglichen, mehrere Reize / Aufgaben zur gleichen Zeit zu beachten
3
Q
Aspekte von Aufmerksamkeit
A
- Selektion: aufgrund begrenzter Verarbeitungskapazität
-
Modulation: Aufmerksamkeit wählt nicht nur aus, sondern verändert Verarbeitung von
Informationen - Vigilanz: Fähigkeit Aufmerksamkeitsprozesse über längere Zeit aufrecht zu erhalten
-
Alertness: Generelle Aufmerksamkeitsaktivierung → Basis für Selektion, Modulation &
Vigilanz
4
Q
Formen selektiver Aufmerksamkeit
A
-
Aktive (ziel-determinierte/ endogene) Aufmerksamkeit
- Top-down Prozess
- Selektive Aufmerksamkeit wird durch eigene Handlungsziele/ Erwartungen gesteuert
- Beispiel endogen & internal: Antwort auf Klausurfrage finden
- Beispiel endogen & external: Gesicht in Menge finden
-
Passive (stimulus-determinierte/ exogene) Aufmerksamkeit
- Bottom-up Prozess
- Selektive Aufmerksamkeit wird durch einen externalen Stimulus gesteuert
- Beispiel exogen & external: Handy klingelt
5
Q
Split-Span-Experimente (Broadbent, 1954)
A
- VPs über Kopfhörer Zahlen präsentiert, sollen wiedergeben
-
3 Gruppen:
- Konventionell (gleiche Zahlen auf beiden Ohren),
- Binaural report by ear
- Binaural report by order (unterschiedl. Zahlen auf beiden Ohren)
- Bei Binaural report by order schlechtestes Ergebnis
6
Q
Dichotisches Hören & Beschatten (Cherry, 1953)
A
- Dichotisches Hören = Simultane Darbietung unterschiedl. Informationen auf linkem & rechte Ohr
- VPs sollen einen Kanal „beschatten“ und dessen Informationen laut nachsprechen
- Unbeachtete Information: nur Registrierung physikalischer Merkmale
- Menschliche Stimme vs. Geräusche
- Männliche vs. Weibliche Stimme
- Stimmwechsel während des Tests
- Höhe
- Lautstärke
-
Keine semantische Analyse
- Fremde Sprache oder nicht
- Rückwärts abgespielt oder nicht
-
Interpretation Filtertheorien der frühen Verarbeitung:
- Information einzelner Kanäle kurz zwischengespeichert im sensoric Buffer
- Parallele Verarbeitung physikalischer Merkmale
- Zum Schutz vor Überlastung wird das Signal eines Kanals „ausgefiltert“
- Danach tiefergehende Verarbeitung der selektierten Informationen:
- Kapazitätsbegrenzt, serielle Verarbeitung
- Verarbeitung gekennzeichnet durch strukturellen Engpass (Filter) & prozessbedingte Beschränkungen (Eigenschaften des Filters)
- Information einzelner Kanäle kurz zwischengespeichert im sensoric Buffer
7
Q
Broadbents Filtertheorie
A
- Ort der Nachrichtenselektion ist früh („early selection“)
- Selektion auf Basis physikalischer Merkmale (z.B. Reizort, Frequenz etc.)
- Weiterleitung von Nachrichten nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip (immer EIN Kanal)
- Vor Selektion: parallele Verarbeitung physikalischer Merkmal
- Selektion: Auswahl eines Kanals
- Nach Selektion: nur Informationen des ausgewählten Kanals werden semantisch weiterverarbeitet (seriell, kapazitätsbeschränkt)
- Ohne Aufmerksamkeit keine höhere Verarbeitung!
-
Empirische Widersprüche:
- Cocktailparty-Phänomen: eigene Name in 1/3 der Fälle im unbeachteten Kanal entdeckt
- VPs verlagern Aufmerksamkeit auf unbeachteten Kanal nachdem eigener Name fiel
- Durch Übung kann Entdeckung kritischer Informationen im unbeachteten Kanal gesteigert werden
- D.h. semantische Verarbeitung der unbeachteten Informationen findet zumindest teilweise statt
8
Q
Attenuation Theory (Treisman)
A
- Signale des unbeachteten Kanals nicht vollständig eliminiert
- Semantische Verarbeitung unbeachteter Information schwierig, aber möglich
- Ausmaß der Verarbeitung unbeachteter Infos durch deren Relevanz bestimmt
- Relevanz wird durch externale & internale Merkmale bestimmt
- Große physikalische Stärke (z.B. lautes Geräusch)
- Momentane semantische Passung
- Persönliche Relevanz (z.B. eigener Name)
- Relevanz wird durch externale & internale Merkmale bestimmt
- Filter (Attenuator) ist nicht starr & kommt immer zum Einsatz, wenn vorhandene Kapazität nicht ausreicht, alles zu verarbeiten
- Attenuator dämpft Verarbeitung im unbeachteten Kanal, damit Kapazitäten folgender kognitiver Prozesse nicht überschritten werden → Dämpfungstheorie
9
Q
Späte Filterung (Deutsch & Deutsch)
A
-
Alle Informationen werden verarbeitet; Auswahl/ Filterung erst kurz vor der
Reaktionsvorbereitung→ relevantester Stimulus determiniert die Reaktion
10
Q
Frühe vs. Späte Selektion
A
-
Empirischer Befund: Treisman & Riley (1969)
- Dichotisches Hören von Zahlenpaaren, zwischendurch Buchstaben, bei jedem Buchstaben sollen VPs klopfen & Buchstaben nennen
- UVs: beschatteter/ nicht beschatteter Kanal (Ohr) & Target (Buchstabe) in gleicher / anderer Stimme
- AV: Prozentualer Anteil entdeckter Buchstaben
- Ergebnis: Signifikanter Unterschied zw. beschattetem/ nicht beschattetem Kanal, aber nur wenn Target in gleicher Stimme präsentiert
- Spricht für frühe Selektion, da zusätzliches physikalisches Merkmal (unterschiedl. Stimmen) zu besseren Ergebnissen führt
-
Empirischer Befund: Coch, Sanders & Neville (2005)
- Dichotisches Hören von zwei unterschiedl. Geschichten, einer sollten sie folgen
- UVs: Kanal (Welche Geschichte?), linguistisches vs. nicht-linguistisches Target
- AV: EKPs
- Aufmerksamkeitseffekte ab ca. 100 ms nach Stimulus
- Stärkere Verarbeitung des beachteten Stimulus → spricht für frühe Selektion
11
Q
Slippage vs. Leakage
A
- Empirische Befunde deuten also auf frühe (bzw. flexible) Selektion basierend auf physikalischen Merkmalen der Stimuli hin, aber was passiert mit der unbeachteten Information?
- Slippage: Nur beachtete Information semantisch verarbeitet, für Verarbeitung unbeachteter Informationen Wechsel der Aufmerksamkeit (Broadbent)
- Leakage: Auch unbeachtete Information semantisch verarbeitet, allerdings gedämpft gemessen an Relevanz (Treisman)
12
Q
Welche Theorien und Experimente gibt es zur geteilten Aufmerksamkeit?
A
- Split-Span-Experimente (Broadbent, 1954)
- Dichotisches Hören & Beschatten (Cherry, 1953)
Theorien:
- Broadbents Filtertheorie
- Attenuation Theory (Treisman)
- Späte Filterung (Deutsch & Deutsch)
- Frühe vs. Späte Selektion
- Empirischer Befund: Treisman & Riley (1969): Spricht für frühe Selektion, da zusätzliches physikalisches Merkmal (unterschiedl. Stimmen) zu besseren Ergebnissen führt
- Empirischer Befund: Coch, Sanders & Neville (2005): Stärkere Verarbeitung des beachteten Stimulus → spricht für frühe Selektion