Allgemeine Psychologie Sem2.5 - Gedächtnis 2 (LZG) Flashcards
1
Q
Evidenz für verschiedene Gedächtnissysteme?
A
-
Neuronale Ebene: Beeinträchtigungen des Gedächtnisses sehr unterschiedlich
- Erinnerung an Fakten/ Erlebnisse anders betroffen als Erinnerung an Bewegungen/ Handlungen
- z.B. H.M. konnte keine neuen Erlebnisse/ Fakten erinnern, aber neue motorische Abläufe
- Betrifft sowohl Abruf von bereits erworbenem Wissen (retrograde Amnesie) als auch Erwerb von neuem Wissen (anterograde Amnesie)
- Beleg für funktionale Verschiedenheit der Gedächtnissysteme
-
Funktionale Ebene: Drei Arten von Prozessen
- Enkodierung & Abruf
- Differenzierung einzelner Gedächtnisinhalte
- Verknüpfung von Gedächtnisinhalten
2
Q
Taxanomie des Langzeitgedächtnisses
A
-
Deklaratives bzw. explizites Gedächtnis
- Verbalisierbares Wissen
- Episodisches Gedächtnis: Wissen über Ereignisse/ persönliche Erlebnisse
- Semantisches Gedächtnis: Wissen über Fakten
- Erfassung über Verbalreport
-
Non-deklaratives bzw. implizites Gedächtnis
- Inhalte eher im Verhalten sichtbar, nicht verbalisierbar!
- Vielzahl unterschiedl. Gedächtnisformen:
- Bahnung/ Priming (erleichterte Verarbeitung durch vorangegangene Verarbeitung)
- Assoziatives Wissen (z.B. Ergebnis impliziten Sequenzlernens)
- Habituation/ Sensitivierung
- Prozedurales Wissen: Kognitive & motorische Fertigkeiten
- Erfassung über implizite Tests
3
Q
Episodisches vs. Semantisches Gedächtnis
A
- Empirische Evidenzen sprechen eher für Interdependenz (starke Zusammenarbeit) beider Systeme
- Autobiographisches Gedächtnis sowohl episodisches als auch faktisches Wissen
- Z.T. Überführung episodischen Wissens in semantisches (Semanticisation) & umgedreht
4
Q
LZG - Episodisches Gedächtnis
A
- Gedächtnisleistungen Ergebnis von Konstruktions- & Rekonstruktionsprozessen → Episodisches Wissen nicht mit allen Details abgespeichert
- (Re-)Konstruktion sparsamer/ effektiver
- Dadurch Fehleranfälligkeit, z.B. Erinnerung an Episoden, die so gar nicht
stattgefunden haben- Misinformation effect: Beeinflussung von Augenzeugenberichten durch im Nachhinein präsentierte Info
- False memory: Scheinbare Erinnerung an Wörter, die gar nicht in Wortliste waren, wg. hoher Assoziation mit den Wörtern auf Liste
-
Funktionen:
- Orientierung in raum - zeitlicher Welt
- Hilft, zukünftige Ereignisse vorzustellen → Überlappende Hirnaktivität bei Abruf vergangener & Vorstellung zukünftiger Ereignisse
- Vorstellen zukünftiger Ereignisse aufwändiger wg. nötiger
- Kombination verschiedener Erinnerungen
- Viele höhere kognitive Funktionen
- Z.B. Problemlösen, Planung künftiger Handlungen, Kreativität
5
Q
LZG - Autobiographisches Gedächtnis
A
- Besonderer Bestandteil des episodischen Gedächtnisses
- An Ereignisse mit persönlicher Signifikanz gebunden
- Oft komplexer & besser strukturiert als episodische Erinnerungen
- Beinhalten auch oft Faktenwissen (semantische Inhalte)
- Aktivierung vieler Hirnareale
- Ergebnis von häufigen Abruf- & Reorganisationsprozessen
6
Q
LZG - Semantisches Gedächtnis
A
- Kategorielles bzw. konzeptuelles Wissen
-
Funktionen:
- Zusammenhänge (zw. neuem & vorhandenem Wissen) erkennen & Schlussfolgerungen ziehen
- Sprache & Kommunikation
- Alle (höheren) kognitiven Funktionen, z.B. Wahrnehmen, Denken, Handeln
- Durch Lernprozesse gebildet & verändert→Produkt der Interaktion von Strukturen in der Welt & informationsverarbeitenden Systemen
-
Organisationsprinzipien von Konzepten/ Kategorien:
-
Hierarchische Organisation → Empirisch nicht bestätigt
- Übergeordnete (abstraktere) Kategorien, z.B. Tier
- Basislevel, z.B. Hund→Meist Objektidentifizierung & -benennung auf
diesem Level - Untergeordnete (spezifischere) Kategorien, z.B. Dackel
-
Nach Ähnlichkeit gebildet → Ähnlichkeit innerhalb einer Kategorie maximiert & zw. Kategorien minimiert
- Keine klaren Grenzen zw. Kategorien
- Kategorie durch Bündel von charakteristischen Merkmalen repräsentiert → Prototyp aus Abstraktion über konkrete Exemplare
- Auch über andere Mechanismen als Prototyp, z.B. Exemplare & Definitionen
-
Hierarchische Organisation → Empirisch nicht bestätigt
-
Nach semantischen Distanzen zw. Kategorien organisiert → Wie oft werden 2 Konzepte miteinander in Verbindung gebracht?
- Ein Knotenpunkt pro Konzept
- Hierarchie-Ebenen-Effekt: Je weiter Knotenpunkte voneinander
entfernt, desto längere RZ - Prinzip des Spreading Activation: Aktivierung eines Konzepts führt zur
Aktivierung verwandter Konzepte
-
Schemata: Kognitive Repräsentationen einer Klasse → Generalisiertes Wissensbündel
- Verstehen & Erinnern durch bestehendes Wissen beeinflusst
- Skripte: Schemata über typische Reihenfolge von Ereignissen, z.B. Skript eines Restaurantbesuches → Aktivierung kontextabhängiger Erwartungen, die Wahrnehmung, Enkodierung & Abrufprozesse beeinflussen
-
Repräsentation von Kategorien/ Konzepten
- Durch abstrakte Symbole (z.B. ein Wort)
- Sind stabil (z.B. Tier ist immer Tier→immer gleicher Knoten) o Sind sehr ähnlich→geringe interindividuelle Unterschiede
- Alternative Ansätze: Konzepte neben höheren kognitiven Funktionen auch für Wahrnehmung & Handlungssteuerung zentral
- Idee: Kategorien mithilfe modaler Repräsentationen gespeichert
- Befund: Sensorische & motorische Areale beim Lesen aktiv
- Hub-and-Spoke Modell: Konzepte sowohl durch abstrakte als auch durch modalitätsspezifische Repräsentationen gespeichert
- Kritik: Lässt noch viele Fragen offen, z.B. Beziehung zw. Konzepten
7
Q
LZG - Nicht-deklaratives Gedächtnis
A
- Inhalte im Verhalten sichtbar, nicht durch bewussten Abruf
-
Hauptbestandteile:
-
Priming: Primingeffekte auf spezifische Stimuli begrenzt, zeigen sich unmittelbar & sind kurzlebig
- Perzeptuelles Priming: Wiederholte Präsentation = Schnellere Verarbeitung der perzeptuellen Merkmale
- Konzeptuelles (semantisches) Priming: Wiederholte Präsentation = Schnellere Verarbeitung der Bedeutung
- Prozedurales Gedächtnis: Implizites Lernen & Erwerb von Fähigkeiten, langsamer & gradueller Erwerb, langlebig & stabil, Inhalte generalisierbar
-
Priming: Primingeffekte auf spezifische Stimuli begrenzt, zeigen sich unmittelbar & sind kurzlebig
-
Aufgaben zur Untersuchung: Sequenzlernen, Spiegelzeichnen, Spiegellesen, artificial grammar learning
- Viele Patienten mit Störungen im deklarativen Gedächtnis können Aufgaben erfolgreich bewältigen → Unterschiedl. Gedächtnisstrukturen
- In subkortikalen Regionen, z.B. Basalganglien
- Ontogenetisch früher nutzbar als deklarative Strukturen