9. Somatosensorik & Nozizeption (funktionelle Neuroanatomie III) Flashcards
Mechanorezeption
15 .1.1. Qualitäten und absolute Schwellen des Tastsinns
- Mechanorezeptoren spielen die größte Rolle, sie gibt es am meisten
- Thermorezeptoren auch sehr wichtig
- Mechanodruckrezeptoren in der Haut → Korium - dort sind die Rezeptoren vermehrt drin
- Subkutis → Subkutan
- Mechanorezeptoren (S.326 Abb. 15.4a–d.) → Adaption bei Konstantem Druck
(Langsam/mittel schnell - sehr schnell) - Tiefensensibilität → Stellungssinn, Bewegungssinn, Kraftsinn
● Druck-, Berührungs-, Vibrations- und Kitzelempfindungen sind die 4 Qualitäten des
Tastsinns (der Mechanoperzeption). Berührungsempfindungen lassen sich schon durch
winzige Hauteindellungen (Größenordnung 0,01 mm) auslösen.
● Vibrationen auf der Haut von 150–300 Hz können schon bei einer Amplitude von nur 1 μm bewusst werden. Für die Kitzelempfindung lässt sich keine klare Schwelle angeben.
Räumliches Auflösungsvermögen und Intensitätsfunktionen des Tastsinns
● Das räumliche Auflösungsvermögen des Tastsinns ist an der Zungenspitze, den Lippen und den Fingerkuppen besonders gut; es lässt sich als simultane oder sukzessive Raumschwelle, aber auch anders quantifizieren.
● Durch Üben lässt sich das räumliche Auflösungsvermögen des Tastsinns verbessern. Seine psychophysische Intensitätsfunktion ist intraindividuell sehr konstant, interindividuell aber unterschiedlich.
Histologische Grundlagen des Tastsinns
● Mechanosensoren liegen in der behaarten wie der unbehaarten Haut; sie lassen sich nach
histologischen und, wie anschließend in 15.1.4 beschrieben, nach funktionellen Kriterien
charakterisieren. Die höchste Innervationsdichte weisen Fingerspitzen und Innenhand auf.
● hohe Anteil der Meissner-Körperchen (43%) und deren beträchtliche Dichte (etwa 140 pro
cm2) in den Fingerspitzen. Schon daraus lässt sich vermuten, dass sie an den niederen
Schwellen und dem guten Auflösungsvermögen dieser Hautregion besonders beteiligt sind.
● Drucksensoren sind die Merkel-Zellen in der Haut
Funktionelle Eigenschaften der Mechanosensoren der Haut
● Die Haut ist von unterschiedlichen Typen von Mechanosensoren innerviert. Einige messen insbesondere die Intensität eines Reizes (sie sind langsam adaptierend), andere dessen Geschwindigkeit (mittelschnell adaptierend) oder seine Beschleunigung (schnell adaptierend).
Die Merkel-Zellen
Die Merkel-Zellen in der unbehaarten Haut und die Tastscheiben und Ruffini-Körperchen der behaarten Haut messen die Intensitat eines Druckreizes und, da sie sehr langsam adaptieren, auch seine Dauer.
Haarfollikelsensoren und Meissner-Körperchen
Haarfollikelsensoren und Meissner-Körperchen messen in erster Linie die Geschwindigkeit eines mechanischen Hautreizes. Sie sind Differenzialrezeptoren (D-Rezeptoren). Auf konstante Druckreize adaptieren sie mittelschnell.
Pacini-Körperchen
Pacini-Körperchen haben sehr niedrige Schwellen und adaptieren rasch. Sie messen die Beschleunigung eines Druckreizes, sind also auf die Aufnahme von Vibrationsreizen spezialisiert.
● Die Hautareale, von denen die verschiedenen Mechanorezeptoren erregt werden können, also ihre rezeptiven Felder, sind klein bei Merkel-Zellen und Meissner-Körperchen, gross bei Ruffini-Körperchen und sehr groß bei Pacini-Körperchen.
Hochschwellig mechanosensitive C-Fasern übermitteln ?
Mechanosensible freie Nervenendigungen der Haut mit dünnen afferenten Fasern sind wahrscheinlich an der Übermittlung der Kitzelempfindung beteiligt. Hochschwellig mechanosensitive C-Fasern übermitteln schmerzhafte Reize.
Die Ruffini- Körperchen
Die Ruffini- Körperchen können also Information uber die Richtung und Stärke von Scherkräften vermitteln, die in der Haut und zwischen Haut und Unterhaut beispielsweise bei Gelenkbewegungen oder beim Hantieren mit Werkzeugen auftreten.
Vergleiche zwischen objektiver Sinnesphysiologie und Wahrnehmungspsychologie beim Tastsinn
● Einzelne Impulse in Meissner- oder Pacini-Körperchen können bereits zu bewussten Empfindungen führen. Die psychophysische Intensitätsfunktion für mechanische Reize folgt einer Potenzfunktion. Ihr Verlauf wird durch zentralnervöse Verarbeitungsprozesse mitbestimmt.
Qualitäten der Tiefensensibilität
● Der Stellungssinn ist eine der Qualitäten der Tiefensensibilität, die über die Propriozeptoren vermittelt wird. Er informiert uns kontinuierlich uber die Stellung unser Glieder und der verschiedenen Extremitätenabschnitte zueinander.
● Neben dem Stellungssinn sind der Bewegungssinn (Wahrnehmung aktiver und passiver Gelenkbewegungen) und der Kraftsinn (Abschätzvermögen für Muskelkraftaufwendung) die beiden weiteren Qualitäten der Tiefensensibilität.
Sensoren und die zentrale Informationsverarbeitung der Tiefensensibilität
Die korpuskulären Sensoren mit schnell leitenden Afferenzen in den Kapseln und Bändern der Gelenke vermitteln hauptsächlich Information über Gelenkbewegungen. Die freien Nervenendigungen der C-Fasern sind überwiegend nozizeptiv.
● Als Sensoren der Tiefensensibilität dienen neben den Gelenksensoren v. a. die Muskelspindeln und die Sehnenorgane der Skelettmuskulatur. Der Beitrag der Hautmechanosensoren ist gering.
● Für die Wahrnehmung der Tiefensensibilität ist die polysensorische Integration der afferenten Zuflüsse erforderlich bei gleichzeitiger Beseitigung von Mehrdeutigkeit über Efferenzkopien sowie efferente und afferente Hemmung.
Tastwelt und Körperschema
● Tiefensensibilität und Mechanorezeption, in gewissem Umfang auch die kutane Thermorezeption, wirken zusammen beim Aufbau der räumlichen Tastwelt, die uns v. a. durch die tastende, d. h. die sich aktiv bewegende Hand vermittelt wird.
● Tiefensensibilität und Gleichgewichtssinn vermitteln die Stellung unseres Körpers im Raum und das Körperschema; Phantomempfindungen, Linksneglekt und räumliche Agnosien können als Störungen des Körperschemas gedeutet werden.
Thermorezeption
15 .3.1 Psychophysiologie der Thermorezeption
● Kaltsinn und Warmsinn sind die beiden Qualitäten der Thermorezeption, für die sich auch einzelne Kalt- und Warmpunkte auf der Haut nachweisen lassen. Das Gesicht ist der temperatur empfindlichste Hautbereich. Die Raumschwellen für Temperaturreize sind groß.
Statische Temperaturempfindungen
● Die Temperaturempfindungen der Haut bei konstanter Hauttemperatur (statische Temperaturempfindungen) adaptieren nach Temperaturänderungen in der Zone der Indifferenztemperatur vollstandig.
● Bei konstanten Hauttemperaturen ober- bzw. unterhalb der Indifferenzzone kommt es zu dauernden Warm-, bzw. Kälteempfindungen, die bei weiterer Erwärmung bzw. Abkühlung in Hitze- bzw. Kälteschmerz übergehen.
Dynamische Temperaturempfindungen
● Die Schwellen für Temperaturempfindungen hängen von der Ausgangstemperatur ab: Je kälter die Haut, umso niedriger ist die Schwelle für eine (weitere) Kälteempfindung und umso höher für eine Wärmeempfindung und umgekehrt. Je nach den Umständen kann dieselbe Hauttemperatur zu einer Kalt- oder einer Wärmempfindung führen.
● Die Schwellen fur das Auftreten von dynamischen Temperaturempfindungen hängt außer von der Ausgangstemperatur auch von der Geschwindigkeit der Temperaturänderung und der Größe des Hautareals, auf das der Reiz einwirkt, ab.