2.2 Psychologie der Arbeitssicherheit Flashcards
Was ist Arbeitssicherheit?
- Gefahren und Gefährdungen in der Arbeitswelt
- Strategien, diese abzuwenden bzw. bewältigen
-> Mangelnde Arbeitssicherheit = Unfälle und Verletzungen
Was sind Gefahren?
Sicherheitsdefizite eines Systems
Was sind Gefährdungen?
Menschen, die in den Einwirkungsbereich eines Gefahrenträgers geraten
Was ist Arbeits- und Gesundheitsschutz?
Bewahrung des Menschen vor Gefahren, Beeinträchtigungen und Krankheiten in Verbindung mit seiner Berufsarbeit.
-> inkl. Gewähleistung der gesundheit und Schaffung des Wohlbefindes
-> ist ähnlich, aber geht über Arbeitssicherheit hinaus?
Was ist ein Arbeitsunfall?
Plötzlich von aussen auf den Menschen einwirkendes, körperlich schädigendes, zeitlich begrenztes Ereignis mit Verletzungsfolgen.
Was sind Berufskrankheiten?
Spezifische, längerfristige Einwirkungen am Arbeitsplatz (z.B. Rückenschmerzen)
Was sind mögliche Unfallursachen nach Lehder (2011)
- personengebundene Unfallursachen (verhalten der unmittelbar Beteiligten)
- organisatorische Unfallursachen (Verhalten der indirekt beteiligten Personen oder organisationalen Vorgängen)
- technische Unfallursachen (Verhalten technischer Gegenstände)
In welchen vier systematischen Schritten sollte man vorgehen, um Arbeitssicherheit zu gewährleisten?
- Ermittlung und Analyse der Gefahren
- Ableitung und Festlegung von Schutzzielen
- Planung und Durchführung von Massnahmen
- Erfolgskontrolle
Nach welchen Kategorien sind Schutzziele klassifiziert?
- Vermeidung der Entstehung einer Gefährdung (z.B. Gefahrstoffsubstitution)
- Vermeidung der Ausbreitung eines Gefährdungsfaktors (z.B. Abschirmung bewegter Maschinenteile)
- Vermeidung der Einwirkung des Gefährdungsfaktors (z.B. Tragen persönlicher Schutzkleidung)
Was sollte in der Erfolgskontrolle geschehen?
- Aussagen über erreichte Effekte (z.B. veränderungen von Einstellungen und Verhalten)
- unerwünschte Nebenwirkungen (z.B. Verminderung der Handlungsflexibilität)
- Kosten und Nutzen
- Optimierungspotenziale
Was ist die Gebräuchlichste form der Ermittlung und Analyse von Gefahren?
Einzelunfalluntersuchung
Welche vier Formen der Unfallverhütung lassen sich unterscheiden?
- Beseitigung der Gefahr
- Trennung oder Beseitigung der Gefährdung (z.B. Automatisierung gefährlicher Arbeitsabläufe)
- Abschirmung oder Verringerung der Gefährdung (z.B. Schutzgitter)
- Anpassung an Die Gefährdung (Information & Training)
Bei welchen Personen sind Unfallraten deutlich höher ausgeprägt?
Personen mit …
- Alter zwischen 17-30 Jahren
- geringer Verträglichkeit (Big5)
- negativem Affekt
- externaler Kontrollorientierung
- Neigung zu impulsivem und aggresivem Verhalten
Inwiefern beeinflusst die Wahrnehmung der Sicherheitskultur das sicherheitsgerechte Verhalten?
Wenn eine gute Sicherheitskultur gelebt wird, ist dies eine Vorhersage für sicherheitsgerechtes Verhalten, eine niedrigere Unfallrate und ein gutes Gesundheitsempfinden.
-> Die Wahrnehmung der Arbeitsbedingunge und Gefahren ist demgegenübern nur ein geringer Indikator für niedrige Unfallraten und GAR KEINER für sicherheitsgerechtes Verhalten!!
Welche Parallelen gibt es zwischen den vier Systematischen Schritten zur Arbeitssicherheit und dem TOTE-Modell des Arbeitshandelns?
- Dast T (Test1) vom TOTE-Modell entspricht der (1) Ermittlung und Analyse der Gefahren sowie (2) Festlegung von Schutzzielen
- Das O (Operate) vom TOTE-Modell entspricht der (3) Planung und Durchführung von Massnahmen entspricht dem T (Test1) vom TOTE-Modell oder
- Das T (Test2) vom TOTE-Modell entspricht der (4) Erfolgskontrolle
- Eventuell gibt es danach weitere Runden der vier Schritte, solange, bis die Ziele erreicht sind -> E (Exit) vom Tote-Modell
Welche Parallelen gibt es zwischen den vier Systematischen Schritten zur Arbeitssicherheit und der prozessorientierten Perspektive der Handlungsregulationstheorie?
- Die Zielbildung entspricht dem (2) Festlegung von Schutzzielen
- Die Orientierung entspricht dem (1) Ermittlung und Analyse der Gefahren
- Der Entwurf und Entscheidung sowie Handlungsausführung und -kontrolle entsprechen dem (3) Planung und Durchführung von Massnahmen
- Die Feedbackverarbeitung entspricht dem (4) Erfolgskontrolle
Welche Parallelen gibt es zwischen den vier Systematischen Schritten zur Arbeitssicherheit und der strukturelle Perspektive (VVR-Einheiten) der Handlungsregulationstheorie?
- V (Vergleich) enstpricht dem (1) Ermittlung und Analyse der Gefahren
- daraus werden Ziele abgeleitet, was dem (2) Festlegung von Schutzzielen entspricht
- V (Veränderung) entspricht dem (3) Planung und Durchführung von Massnahmen
- R (Rückkoppelung) entspricht dem (4) Erfolgskontrolle
Welche drei Fehlerformen psychologischer Modelle fehlerhaften Handelns gibt es?
- Irrtümer in der Zielbildung (Häufig weg. mangelnder Kenntnisse oder Fehlannahmen)
- Aktivierungsfehler (Aktivierungsfehler bei hoch geübtem, z.B. ins Schlafzimmer gehen, um umzuziehen, stattdessen ins Bett gehen)
- falscher Aufruf aktiver Schemata (durch falsche oder fehlende Auslösebedingungen, z.B. Brief nicht einwerfen)
Was ist der Unterschied zwischen Fehlern und Irrtümern?
Fehler: Versagen von psychischen Funktionen (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis)
Irrtümer: Unkenntnis oder mangelhafte Kenntnis bestimmter Sachverhalte
Was ist das GEMS-Modell (Reason, 1990)?
- Generic Error Modeling System
- einflussreiches Fehlermodell
- drei Ebenen der Handlungssteuerung, werden in aufsteigender Reihenfolge angewandt, wenn vorherige Ebene nicht lösen kann
Welche drei Fehlertypen können den drei Ebenen aus dem GEMS-Modell zugeordnet werden?
- Fertigkeitsbasierte Fehler (Handlungsplan richtig, Ausführung fehlerhaft)
- Regelbasierte Fehler (Handlungsplan falsch, Ausführung richtig)
- Wissensbasierte Fehler
Welche Fertigkeitsbasierten Fehler gibt es?
- Ausrutscher (z.B. durch Gewohnheiten, die unabsichtlich ausgelöst werden)
- Versehen (z.B. wenn das Ziel bei der Handlung verloren geht)
Welche regelbasierten Fehler gibt es?
- Verwechslungsfehler (falsche Klassifikation der Situation)
- Erkennungsfehler (direkt erkennbare Rückmeldungen aus der Umgebung werden übersehen oder verwechselt)
Welche wissensbasierten Fehler gibt es?
- Denkfehler (zur Verfügung stehendes Wissen wird nicht genutzt)
- Urteilsfehler (Reaktionen des Systems werden falsch beurteilt, wg. eingeschränkter Informationsverarbeitungskapazitäten
- Regelverletzungen: Absichtliche, aber nicht zwangsläufige böse Übertretungen von Sicherheitsbestimmungen (auch Irrtümer)
Was ist Systemsicherheit?
- Eigenschaft von komplexen, organisationalen systemen mit hohem Gefährdungspotenzial (z.B. Kernkraftwerke)
- ermöglicht ein funktionieren ohne grössere Zusammenbrüche, ein Minimum an unbeabsichtigten Kontrollverlust oder Schaden für Orga und Umwelt
Was ist das Swiss Cheese Model (Reason, 1997)
Ein Modell zur Systemsicherheit das zeigt, dass systemunfälle dann passieren, wenn mehrere/alle Sicherheitsbarrieren in Kombination versagen.
-> Sicherheitsvorkehrungen fallen durch Verkettung unglücklicher Umstände auf mehreren Ebenen aus, wodurch (wie bei den Löchern von Emmentaler) die Sicherheitslücken aller Barrieren übereinander liegen.
Was ist Sicherheitskultur?
- Geteilte sicherheitsbezogene Grundannahmen und Normen der Mehrheit der Organisationsmitglieder
- haben konkreten Ausdruck im Umgang mit der Sicherheit in der ganzen Organisation
- Gestaltungsvariable, um die Sicherheit des Gesamtsystems zu fördern
Welche vier Merkmale lassen sich im Bezug auf Sicherheitskultur gestalten (Reason, 1997)?
- Berichtskultur (sicherheitsrelevante Vorfälle werden gemeldet, Mitarbeitende sind bereit, Fehler einzugestehen)
- Gerechte Vertrauenskultur (Transparenz im Bezug auf Sanktionen)
- Flexible Kultur (Verantwortung bei Experten vor Ort, n icht Hierarchisch)
- Lernkultur (Organisationales Lernen, auch auf Führungsebene)
Was sind Incidents?
- geben eine gefährliche Situation wieder
- sind aufgrund von menschlichen, technischen oder organisatorischen Fehlern entstanden
- führten NICHT zu Schäden oder Unfällen
(auch: near misses, Beinaheunfälle)
Wofür ist das Incidents-Reporting-System (Rall & Oberfrank, 2013) gut?
Analyse der kritischen Ereignisse (Incidents) um Hinweise für fehlerverursachende Faktoren zu erhalten und Konsequenzen zur vermeidung gleicher oder ähnlicher Fehler und Probleme abzuleiten.
-> NICHT zur Suche eines Schuldigen oder zur Beruteilung der Sicherheit eines Systems
Was sind Merkmale eines funktionierenden Incident-Reporting-Systems?
- Fehlhandlungen dürfen i.d.R. nicht sanktioniert werden
- Anonymität
- Freiwilligkeit
- Kontinuierliches Feedback über die aus Analyse abgeleiteten Veränderungen und Verbesserungen
Weswegen sind manchmal Sicherheitsrelevante Trainings notwendig?
- weil Zwischenfälle selten auftreten und so nicht geübt werden können
- weil die Zwischenfälle immer von den gleichen, geübten Personen gelöst werden und neue nicht die Chance haben, zu üben
Für welche Funktionen gibt es Sicherheitsrelevante Trainings?
- Traning des Managements seltener Ereignisse
- Sensibilisierung für zwischenfallkritische Einstellungen und Verhaltensweisen (z.B. Zwischenfälle alleine Bewältigen wollen)
- Erwerb und veränderung v. zwischenfallrelevanten Problemlöseverhalten
- Trainig von situationsrelevanten Stressbewältigungstrainings
- Training notfallrelevanter Kommunikations- und Teamverhaltensweisen