VL desistance Flashcards

1
Q

Was ist „desistance“?

A

• „desistance from crime“ beschreibt dauerhaften Ausstieg zuvor aktiver Straftäter*innen aus der kriminellen Karriere
• desistance-Forschung fragt nach den Ursachen und Bedingungen für das Ablassen vom kriminellen Verhalten
• Wenig Einigkeit, Definitionen weichen ab

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2
Q

Wenig Einigkeit, Definitionen weichen ab bei der Desistence

A

• Ab wann ist eine Zeit ohne Straftaten dauerhaft?
• Beinhaltet der Ausstieg Rückfälle?
• Hellfeld vs. Dunkelfeld?

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3
Q

Ab wann ist eine Zeit ohne Straftaten dauerhaft?

A

• 1 Jahr (Maruna, 2001) - 10 Jahre (Farrington et al., 1991)
• Rückfall vs. kein Rückfall (Maruna, 2001)
• desistance ist kein singuläres Ereignis, sondern ein andauernder Prozess (z.B. Maruna, 2001)
• Primäre (Umbruchsphase, ggf. mit Rückschlägen) und sekundäre desistance (prosozialer Lebensstil verfestigt sich) (

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4
Q

Primäre desistance

A

= Straffreies
Intervall

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5
Q

Sekundäre desistance

A

= Weitreichender Identitätswandel mit Rollen- und
Identitätsveränderung

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6
Q

Tertiäre desistance

A

= Zugehörigkeit; Umgebung erkennt den Wandel an, Gefühl
der Zugehörigkeit zur Gesellschaft

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7
Q

Was sind fördernde Bedingungen für Desistence ?

A

= Welche personalen Stärken und Ressourcen einer Person
ermöglichen es einer Person, jenseits von Kriminalität zu führen und die „Eigendynamik der Rückfallkriminalität“ zu durchbrechen?
= > Es geht eher mis Persönlichkeitsvariablen (mit der Person)
- > Persönlichkeitsvariablen vs. Behandlungserfolge

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8
Q
  • „Turning Points“ = potenzielle Auslöser eines desistance-prozess
    • Geburt eines Kindes
    • Ehe
    • Wehrdienst
    • „Pygmalion-Effekt“
    • Ausbildung
    • Spiritualität
  • > Bedeutsame Lebensereignisse; unabhängig von therapeutischen Interventionen können Turning points sein
A

= Theorie von Laub und Sampson (2001)

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9
Q

Was besagt die Theorie von Laub und Sampson?

A

= Es gibt diese Turning points im leben, die dazu führen, dass in neue Beziehungen Investiert wird und dadurch erlangen sie soziale Unterstützung. Dadurch entstehen dann Routinen, die dann schluss enldich zu einer Veränderung der Identität führen
- > Indentität weg von der Kriminalität

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10
Q

Ontogenetische Ansätze

A

= Alter und Reifeprozesse
• Abnahme der Kriminalität aufgrund des Alters
• Rückgang der individuellen Kriminalität im Lebenslauf auf Grund von unaufhaltsamen Alterungsprozessen
• Individuelle Reifung
• Eher bedeutsam bei stärkerer antisozialer Orientierung
• Aber: Alter- und Reifungsprozesse haben wenig Einfluss in der Untergruppe von Missbrauchstätern mit pädophiler Störung (v.A. mit sexueller Orientierung auf Jungen)

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11
Q

Soziogenetische Ansätze

A

= Soziale Eingebundenheit
=> Bedeutung von familiärer Bindung, Arbeit und Bildung für den desistanceProzess
• Aufbau von sozialem Kapital als Investment, deren Verlust die Personen nicht riskieren wollen
- > Wechselwirkung zwischen Umwelt und Person
- > Aber: Stabilität der Partnerschaften entscheidend

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12
Q

Narrative Ansätze

A

= Identität und Narrative
= > Intraindividuelle Veränderungen notwendig für sekundäre desistance
- Überzeugung kein schlechter Mensch zu sein
- Keine internale Attribution von Ursachen für Verbrechen/Strafe
- Versuche, aus der Vergangenheit einen Sinn auszumachen
- Wunsch nach neuen Zielen und Lebenssinn

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13
Q

Anker die bei den Ansätzen gegeben sein sollten = ?

A
  • Offen für Veränderung
  • Erkennen von hilfreichen Ankern (z.B. Partnerschaft/Beruf)
  • Positiv-verändertes Selbstbild
  • Neubewertung von kriminellen Lebensstil
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14
Q

• Stabile, prosoziale Partnerschaft
• Bildung
• Psychische Gesundheit
• Familienverantwortung
• Ökonomische Unabhängigkeit
- > Vorsicht! Einige Faktoren können Rückfälle begünstigen!

A

= „desistance“ bei Straftäterinnen
- > Rodermond

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15
Q

• (Erneute) Viktimisierungen behindern den desistance-Prozess
• Problematische Re-Integration in die Gesellschaft, Stigmatisierung, Schuldgefühle und Selbstzweifel behindern den desistance-Prozess
• Positive Lebensziele und realistische Chancen der Verwirklichung fördern den desistance-Prozess

A

= „desistance“ bei Straftäterinnen
- > Gålnander

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16
Q

desistance-Prozess in 4 Phasen:
1. Entscheidungsmoment (Initiale desistance)
2. Rehabilitation (desistance fördern)
3. Wiedereingliederung (desistance beibehalten)
4. Normalität (Erfolgreiche desistance über einen längeren Zeitraum aufrecht
erhalten)

A

= „desistance“ bei Sexualstraftätern
- > The integrated theory of desistance from Sex Offending (ITDSO; Göbbels )

17
Q

Fazit zu „desistance“

A

• „desistance“- Forschung steckt noch in den Kinderschuhen
• Die Interaktion zwischen Person, Umwelt und Therapie im
desistance-Prozess muss noch besser verstanden werden
• Das Konstrukt desistance fokussiert auf die Stärken von
Straftäter:innen
• Realistische, positive und zukunftsorientierte Interventionen notwendig, die Entwürfe für ein alternatives Selbst in den Fokus nehmen

18
Q

• Angebote für Menschen, die eine sexuelle Erregbarkeit durch Kinder/Jugendliche verspüren und/oder Missbrauchsabbildungen
konsumieren und aus diesem Grund therapeutische Hilfe suchen
(„minor-attracted persons“)
• Kostenlos (seit 2017)
• Therapeutische Schweigepflicht gegeben
• Hintergrund: Zu wenige qualifizierte Psychotherapeut:innen für die
Behandlung sexueller Störungen

A

= Präventionsnetzwerk „kein täter werden“

19
Q

Was passiert bei dem Verdacht einer Kindeswohlgefährdung?

A
  • Rückmeldung der Risikoeinschätzung an den Patienten
  • Konkrete Maßnahmen zur Risikominimierung (z.B. Einbezug der Partnerin, Auszug aus der Wohnung etc.)
  • Prüfung der Notwendigkeit einer medikamentösen Behandlung
  • Selbsteinweisung in eine psychiatrische Klinik („akute Fremdgefährdung“)
  • Ggf. Kontaktaufnahme mit dem Jugendamt
  • > Bruch der Schweigepflicht das letzte Mittel!
20
Q

Aktuelles Ermittlungsverfahren, ausschließliches
sexuelles Interesse für Erwachsene, unbehandelte psychiatrische
Erkrankung, Intelligenzminderung, unbehandelter
Substanzmittelkonsum

A

= Ausschlusskriterien des Präventionsnetzwerk „kein täter werden“

21
Q

• Deutliche Abnahme missbrauchsbegünstigender Einstellungen
• Zunahme problemorientierter Bewältigung
• Zwei Rückfälle mit sexuellem Missbrauch

A

= Ergebnisse des Präventionsnetzwerk „kein täter werden“

22
Q

Diagnostik:
• Sexualanamnese
• Initiale Risikoeinschätzung (statisch)
• Optionale diagnostische Verfahren möglich (z.B. Sexuelle Dranghaftigkeit,
Intelligenz, Impulsivität, Persönlichkeitsstörungen)
• Fallkonferenz mit Verteilung zu Einzel- oder Gruppentherapie sowie
geeignete Therapeut:in
• Entwicklung einer individuellen Störungshypothese

A

= Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs im Dunkelfeld
- > das Hamburger Modell

23
Q
  1. Liegt die Indikation für eine Therapie im Gruppen- oder Einzelsetting vor?
  2. Mit welchem Therapeuten lässt sich die hilfreichste therapeutische
    Beziehung etablieren?
  3. Welches sind die wichtigsten veränderbaren Risiko- und Schutzfaktoren,
    auf die zunächst die Therapie fokussiert werden soll?
  4. Welche spezifischen Techniken sollte der Therapeut anwenden könnten?
  5. Kommt neben der Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung
    infrage?
A

= Auswahl von Therapiezielen, Setting und Methode
=> Therapieplanung

24
Q

Stigmatisierung

A

Konstrukt, das negative Stereotype über eine bestimmte Personengruppe, Vorurteile für die Übereinstimmung mit diesen Ansichten sowie negative emotionale Reaktion wie Ärger oder Angst beinhalte
- > Stigmatisierende Einstellungen ebenfalls bei Psychotherapeut:innen vorhanden
- > Mangelnde Bereitschaft niedergelassener Psychotherapeut:innen, Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern zu behandeln

25
Q

• Die Variable „Einem Kind nicht schaden zu wollen“ unterschied signifikant beides Gruppen
• Beide Gruppen zeigten gleichermaßen kognitive Verzerrungen in Hinblick auf sexuelle Kontakte zwischen Erwachsenen und Kindern (qualitativ)
• Gruppe 2 (nicht straffällig) zeigte Fähigkeit zu Empathie und Perspektivwechse

A

= Mitchel und Galupo (2018) vergleichen 100 Männer mit
pädosexuellen Interessen
= > The decision not to act

26
Q

…fand bei der „Acted“ Gruppe
• Stärkere pädosexuelle Anziehung
• Höhere Antisozialität
• Eigene sexuelle Viktimisierung
• Häufigere psychiatrische Vorbehandlungen

A

= Cohen
= > The decision not to act

27
Q

… fand signifikant höhere
• Intelligenz
• Bildung
… bei der „Not Acted“ Gruppe

A

= Gerwinn

28
Q

Wann sprechen wir von desistance?

A

• Klassische desistance-Forschung missachtet das Dunkelfeld
• Erfüllen Straftäter im Dunkelfeld auch die Voraussetzung für
desistance-Forschung?
• Ist das Unterlassen sexueller Übergriffe nicht auch desistance?

29
Q

Wann sprechen wir von desistance?

A

• Klassische desistance-Forschung missachtet das Dunkelfeld
• Erfüllen Straftäter im Dunkelfeld auch die Voraussetzung für
desistance-Forschung?
• Ist das Unterlassen sexueller Übergriffe nicht auch desistance?