VL 16 Zentralnervöse Korrelate der Intelligenz Flashcards
Welche möglichen biologischen Grundlagen interindividueller Intelligenzunterschiede
kennen Sie?
Unterschiedliche Ausprägungen in folgenden Punkten können zu interindividuellen
Intelligenz unterschieden führen:
„Hardware“:
* Gehirngröße
- Zahlreiche Studien weisen auf Zusammenhänge zwischen Kopfgröße, bzw. intrakraniellem
Hirnvolumen und Intelligenz hin
* Neuronenanzahl
* Myelinisierung
* Anzahl dendritischer Verzweigungen
* Synapsenanzahl
* Neural Pruning
Software“:
* Nervenleitgeschwindigkeit
* Neuronale Effizienz
* Funktionelle Konnektivität
Gehirngröße: The bigger, the better?
Größte bisherige Studie (N=13.608)
* Signifikant positive Korrelation zwischen Hirnvolumen
und IQ (r = 0.19), unabhängig von Alter, Geschlecht
und anderen Faktoren
- Primär graue Substanz ausschlaggebend
- Effekt jedoch gering (ΔR2
= 2%)
Potentieller Mechanismus?
Erläutern Sie die die Grundannahmen der parieto-frontale Integrationstheorie nach Jung &
Haier
Netzwerk, das sich v.a. aus Teilen des Frontal- und Parietallappens zusammensetzt, als
Grundlage der intelligenten Informationsverarbeitung
- versch. Regionen des Netzwerks verarbeiten zunächst Sinneseindrücke (z.B. gyrus
fusiformis), die dann zusammengeführt und ausgewertet werden
- parietaler Kortex interagiert mit PFC und bildet ein Arbeitsgedächtnisnetzwerk
gilt als empirisch gut untermauert
the Bigger the better Geschlechtsunterschiede?
- Männer weisen ein ca. 10.8% größeres Hirnvolumen als Frauen auf (z.B. Herculano-Houzel, 2012), Unterschiede in der
Intelligenz zwischen den Geschlechtern jedoch eher gering - Männer und Frauen nutzen Gehirne teils unterschiedlich, um vergleichbare Ergebnisse in Intelligenztests zu
erzielen (Deary et al., 2010) - Frauen weisen mehr Verbindungen der weißen Substanz zwischen den Hemisphären und eine komplexere
kortikale Gyrifizierung auf (Lu
Kann man neurale Effizienz trainieren?
Expertisenerwerb geht mit einer erhöhten neuralen Effizienz einher
was ist das Big Brain Gene
: ARHGAP11B gen für die Hirngröße das nur der Mensch hat
- Wurde das ARHGAP11B Gen
künstlich eingebracht, vergrößerte
sich die Großhirnrinde bei Mäusen
(oben) und Primaten (re.) und
begann sich zu falten
Können wir unser Hirnvolumen durch Training verändern?
Erfolgreiche Taxifahrer-Trainees, die die TaxiLizenz bekamen, zeigten längsschnittlich
einen Zuwachs an grauer Substanz im
Hippocampus verglichen mit Kontrollprobanden und nicht erfolgreichen Trainees
was ist das Corpus Callosum
- Verbindung zwischen den beiden
Hirnhemisphären - besteht beim Menschen aus rund 250
Millionen Nervenfasern - besonders ausgeprägt bei Einstein im
Vergleich zu Kontrollpersonen
Welchen Beitrag leistet neuronales Pruning zur neuralen Effizienz?
Neuronales Pruning:
· Neuronale Bereinigung des Gehirns
· Eliminierung von überflüssigen synaptischen Verbindungen
Annahme:
- Effektivität des neuronalen Prunings ist essenziell für spätere Intelligenz
- Intelligente Personen: besonders effizientes Pruning, nur notwendige synaptische
Verbindungen bleiben erhalten -> weniger Energieverbrauch, höhere neurale Effizienz
Studie (n=259, Replikation an n= 500) * Höhere Intelligenz ist mit einer geringeren
Dendritendichte in der Großhirnrinde assoziiert -> schlanke, aber effiziente Vernetzung der
Neurone
Verarbeitungsgeschwindigkeit (Mental Speed) und Intelligenz
- Signifikante Korrelation zwischen Mental
Speed (z.B. geringere Reaktionszeiten) und
Intelligenz in Höhe von r = .24
(Daten aus 172 Studien, n = 53.542)
Personen mit höherer Intelligenz
verarbeiten Aufgaben schneller
Korrelation zeigt sich insbesondere im
Hinblick auf fluide Intelligenz
Nervenleitgeschwindigkeit und Intelligenz
Brain Nerve Conduction Velocity (BNCV
- Wird mittels EEG aus der Latenz früher visueller evozierter Potentiale (N70 und P100) und der Entfernung
zwischen Retina und primärem visuellen Kortex geschätzt - Visuelle evozierte Potentiale (EPs): Veränderungen der Hirnaktivität, die auf visuelle Reize hin entstehen und aus
der allgemeinen EEG-Aktivität herausgemittelt werden - Ergebnis: Einige Studien zeigen eine positive Korrelation zwischen BNVC und Intelligenz im Bereich r = .26 (Reed &
Jensen, 1991, 1992; s. a. Neubauer, 2005)
Schlussfolgerung:
Hohe Intelligenz wird vermittelt über
höhere Übertragungsgeschwindigkeit
subkortikaler und kortikaler Neuronen
(BNCV)
Neurale Effizienz brighter brains consume less energy
Haier et al., 1988: Intelligenz und Glukosemetabolismus
* Methode: PET-Scan während der Bearbeitung von
Ravens Advanced Progressive Matrices (APM)
- Ergebnis: signifikant negative Korrelation zwischen IQ
und Glukosemetabolismus (r = 0.70)
intelligente Menschen verbrauchen bei kognitiver
Beanspruchung weniger Energie als niedrig intelligente
Personen (weisen geringere kortikale Aktivität auf)