Sitzung 10: Affektive Störungen in verschiedenen Entwicklungsphasen Flashcards

1
Q

Klassifizierung der Symptomatik affektiver Störungen

A
  1. unipolar affektive Störung vs. Bipolare affektive Störung
  2. episodisch vs. anhaltend
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was ist eine unipolare affektive Störung?

A

Depression

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Symptomatik einer Depression (unipolare affektive Störung): In welchen Bereichen treten Symptome auf?

A
  1. Emotionen
  2. kognitiv
  3. Verhalten/ Motorik/ Erscheinungsbild
  4. Motivation/ Imagination
  5. Körperliche Beschwerden
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Symptomatik einer Depression (unipolare affektive Störung): 1. Emotionen

A

a) Gefühl von Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit Hoffnungslosigkeit
b) Trauer, Einsamkeit, Verlust, Verlassenheit
c) Schuld, Feindseligkeit, Angst und Sorgen
d) Gefühl der Gefühlslosigkeit und Distanz zur Umwelt
-> d) Besonders schlimm für Betroffene und prognostisch eher ein schlechtes Zeichen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Symptomatik einer Depression (unipolare affektive Störung): 2. Kognitiv

A

a) Einfallsarmut, langsames mühseliges Denken
b) Konzentrationsprobleme, rigides Anspruchsniveau
c) zirkuläres Grübeln, permanente Selbstkritik & Selbstunsicherheit

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Symptomatik einer Depression (unipolare affektive Störung): 3. Verhalten/Motorik/ Erscheinungsbild

A
  1. Körperhaltung
    a) kraftlos, gebeugt, spannungsleer
    b) Verlangsamung der Bewegung
    c) Agitiertheit, nervöse zappelige Unruhe, Händereiben o.ä.
  2. Gesichtsausdruck
    a) traurig, weinerlich, besorgt
    b) herabgezogene Mundwinkel, vertiefte Falten, maskenhaft erstarrt (keine Affekte erkennbar), manchmal auch nervös, wechselnd angespannte Mimik
  3. Sprache:
    leise, monoton, langsam
  4. Motorik:
    a) Allgemeine Aktivierungsminderung bis zum Stupor (motorische Erstarrung): wenig Abwechselung, eingeschränkter Bewegungsradius, Probleme bei der praktischen Bewältigung alltäglicher Anforderungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Symptomatik einer Depression (unipolare affektive Störung): 4. Imagination/ Motivation

A
  1. Imagination:
    a) negative Einstellung gegenüber sich selbst (als Person, den eigenen Fähigkeiten und dem Erscheinungsbild) und der Zukunft (z.B.: imaginierte Vorstellung von Sackgasse, schwarzem Loch)
    b) Pessimismus, Hypochondrie, Erwartung von Strafen und Katastrophen, Wahnvorstellungen (z.B.: Versündigungs- ,Insuffizienz- und Verarmungsvorstellungen)
    c) nihilistische Ideen der Ausweglosigkeit und Zwecklosigkeit des eigenen Lebens, Anzweifeln der eigenen Existenz
    d) Suizidideen
  2. Motivational:
    a) Misserfolgsorientierung, Rückzugs- und Vermeidungshaltung
    b) Flucht und Vermeidung von Verantwortung, Erleben von Nicht-Kontrolle und Hilflosigkeit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Gefühl des Überfordertseins, Rückzug bis zum Suizid oder Zunahme der Abhängigkeit von anderen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Symptomatik einer Depression (unipolare affektive Störung): 5. Körperliche Beschwerden

A

An eine depressive Erkrankung sollte auch bei Klagen über zunächst nur körperliche Symptome gedacht werden

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Trauer vs. Depression und Symptome einer pathologischen Trauerreaktion

A

-> Befindlichkeitsschwankungen sind normal und keine Krankheit
1. Einfache Trauer aber auch nicht zu trauern bedeutet nicht, depressiv zu sein (nach dem realen Tod eines nahestehenden Menschen)
2. Trauer ist eine natürliche Reaktion des Menschen auf einen schwerwiegenden Verlust
3. Trauerarbeit: Trauer muss in einem intensiven, seelisch schmerzhaften Prozess durchlebt werden
4. Pathologische Trauerreaktion:
a) > 2 Monate
b) deutliche Funktionsbeeinträchtigung
c) krankhafte Wertlosigkeitsvorstellungen
d) Suizidgedanken
e) psychotische Symptome
f) psychomotorische Verlangsamung

  1. normaler vs. depressiver Stimmungsverlauf s. F. 8
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Klassifikation Affektiver Störungen nach DSM-5

A
  1. Bipolare und verwandet Störungen:
    a) Bipolar - I - Störung
    b) Bipolar -II - Störung
    c) Zyklothyme Störung
  2. Depressive Störungen (unipolar)
    a) Disruptive Affektregulationsstörung
    b) Major Depression
    c) Persistierende Depressive Störung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Klassifikation Affektiver Störungen nach ICD-10

A

F30 Manische Episode
F31 Bipolare affektive Störung (bipolar)
F32 Depressive Episode (unipolar, episodisch)
F33 Rezidivierende depressive Störung (unipolar)
F34 Anhaltende affektive Störungen (unipolar)
F34.0 Zyklothymia (bipolar)
F34.1 Dystymia (unipolar, anhaltend)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

ICD-10 Kriterien: depressiver Episoden (F32)
Haupt- und Zusatzsymptome, wie viele Symptome müssen für leicht, mittel und schwer vorliegen?

A
  1. Hauptsymptome:
    a) depressive Stimmung
    b) Interessenverlust, Freudlosigkeit
    c) Antriebslosigkeit, erhöhte Ermüdbarkeit
  2. Zusatzsymptome:
    a) Verlust des Selbstvertrauens oder Selbstwertgefühls
    b) unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
    c) Suizidgedanken oder -handlungen
    d) Vermindertes Denken- und Konzentrationsvermögen, Unentschlossenheit
    e) Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
    f) Schlafstörungen
    g) Verminderter oder gestierter Appetit
  3. Verlauf:
    jeweils > 2 Woche
    a) Leicht (F32.0): 2 Hauptsymptome + 2 Zusatzsymptome
    b) Mittelgradig (F32.1): 2 Hauptsymptome + 3-4 Zusatzsymptome
    c) Schwer (F32.2): 3 Hauptsymptome + mind. 5 Zusatzsymptome
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Diagnostische Kriterien - DSM-5: Major Depression

A

A: Mindestens fünf der folgendesn Symptome bestehen während derselben 2-Wochen-Periode und stellen eine Änderung gegenüber dem vorher bestehenden Funktionsniveau dar, mindestens eine der Symptome ist mind. (1) oder (2)
1. Depressive Verstimmung
2. Verlust an Interesse oder Freude
3. Deutlicher Gewichtsverlust ohne Diät oder Gewichtszunahme
4. Insomnie oder Hypersomnie
5. Psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung
6. Müdigkeit oder Energieverlust
7. Gefühle von Wertlosigkeit oder übermäßige oder unangenehme Schuldgefühle
8. Verminderte Denk- und Konzentrationsfähigkeit
9. Wiederkehrende Gedanken an den Tod, Suizidvorstellungen oder -versuche

B: Symptome verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen

C: Symptome sind keine Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors

D: Auftreten einer Episode einer Major Depression kann nicht besser durch andere psychische Störungen erklärt werden

E: Es bestand niemals eine manische oder hypomanische Episode

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Manie: ICD-10 Kriterien: manische Episode

A

F31.1,2.
1. gehobene, expansive, gereizte Stimmung in deutlich abnormen Maß über 1 Woche mit schwerer Beeinträchtigung der Lebensführung

  1. Gesteigerte Aktivität oder motorische Unruhe
  2. Vermindertes Schlafbedürfnis
  3. gesteigerte sexuelle Energie
  4. tollkühnes, leichtsinniges Verhalten
  5. Ablenkbarkeit, ständig wechselnde Pläne
  6. Verlust sozialer Hemmungen
  7. Ideenflucht oder Gefühl des Gedankenjagens
  8. Überhöhte Selbsteinschätzung, Größenideen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Manie: ICD-10 Kriterien: Hypomanie

A

F31.0
1. gehobene oder gereizte Stimmung in deutlich abnormen Maß über 4 tage mit gewisser Beeinträchtigung der Lebensführung
2. gesteigerte Aktivität oder motorische Unruhe
3. Vermindertes Schlafbedürfnis
4. gesteigerte sexuelle Energie
5. leichtsinniges Verhalten
6. Ablenkbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten
7. gesteigerte Geselligkeit

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Anhaltende Affektive Störungen

A
  1. Zyklothymia (F34.0):
    anhaltende Stimmungsinstabilität mit mehreren Episode leichter Depression (3 Symptome) und Hypomanie (gehobene Stimmung, 3 Symptome), die nicht die Schwerekriterien für manische oder depressive Episoden erfüllen
  2. Dysthymia (F34.0):
    chronisch, gewöhnlich >2 Jahre anhaltende, milde depressive Verstimmung (3 Symptome), die nie oder nur selten die Schwerekriterien einer depressiven Episode erfüllen
  3. Double Depression (DSM-5):
    Dysthymia mit depressiver Episode
17
Q

Schematische Darstellung affektiver Symptome

A

s. F. 14 für die Abbildungen
1. Depressive Episode (F32):
a) Zeit: Episode
b) Periodik: einzeln negativ

  1. Manische Episode (F30):
    a) Zeit: Episode
    b) Periodik: einzeln positiv
  2. Rezidivierende depressive Störung (F33):
    a) Zeit: monopolare Episode
    b) Periodik: mehr als zwei Perioden negativ
  3. Bipolare Affektive Störung (F31):
    a) Zeit: Bipolare Episode
    b) Periodik: Mehr als zwei Perioden positiv & negativ
  4. Dysthymia (F34.1)
    a) Zeit: Anhaltend
    b) Periodik: leicht fluktuierend Negativ
  5. Zyklothymia (F34.0)
    a) Zeit: anhaltend
    b) Periodik: leicht fluktuierend positiv & negativ
  6. Persönlichkeitsstörung:
    a) Zeit: ständig
    b) Periodik: konstant negativ
18
Q

Häufigkeit affektiver Störungen

A
  1. Depressive Episoden:
    a) 12-Monats-Prävalenz gesamt: 7,7%
    b) 12-Monats-Prävalenz Männer: 4,8%
    c) 12-Monats-Prävalenz Frauen: 10,6%
  2. Dysthymie:
    a) 12-Monats-Prävalenz gesamt: 2,0%
    b) 12-Monats-Prävalenz Männer: 1,4%
    c) 12-Monats-Prävalenz Frauen: 2,5%
  3. Bipolare Störung:
    a) 12-Monats-Prävalenz gesamt: 1,5%
    b) 12-Monats-Prävalenz Männer: 1,3%
    c) 12-Monats-Prävalenz Frauen: 1,7%

-> Frauen häufiger betroffen als Männer

19
Q

Anteil Depressionen nach Alter (Anteil der jemals ärztlich oder therapeutisch festgestellten Depressionen in der ab 18-jährigen Bevölkerung)

A

größter Anteil: 50-59: 22% Frauen und 15% Männer = 27%
kleinster Anteil: 18-29: 10% Frauen und 5% Männer = 15%
Besonders von 40 - 69 Größe Anteil, danach und davor niedriger
s: F. 16

20
Q

Verlauf und Prognose: Depressive Störung

A
  1. Median Phasendauer: 5 Monate
  2. Zykluslänge: 4,5 Jahre
    >5 Jahre Remission: 40%
    >2 Jahre Dauer (“Chronifizierung”): 10-20%
21
Q

Andere affektive Störungen und affektive Symptome

A
  1. Affektive Störungen aufgrund einer körperlichen Grunderkrankung ( z.B.: F06.3 Organische affektive Störungen)
  2. Substanzinduzierte Affektive Störungen
  3. Schizoaffektive Störungen
  4. Postpsychotische Depression
22
Q

Suizidalität: Daten

A
  1. 2018: suizidierten sich in Deutschland insgesamt 9.396 Menschen (7.111 M. und 2.285 W.)
  2. Ca. 9 von 10 Betroffenen litten vermutlich zum Zeitpunkt ihres Todes an einer psychischen Störung
  3. Davon ist die häufigste Störung die Depression
    für ausfühliche Tabelle F. 20
23
Q

Suizidrate Länder

A

Deutschland auf dem 9. Platz

24
Q

Suizid und psychische Störungen

A
  1. in westlichen Ländern erfolgen 90% der Suizide im Rahmen psychischer Störungen
  2. Lebenszeit-Suizidmortalität:
    a) 15% Depression
    b) 5-10% Schizophrenie
    c) 5-10% Persönlichkeitsstörungen
    d) 8-11% Panikstörungen
  3. höchstes Risiko zu Beginne einer depressiven Episode sowie in den Wochen und Monaten nach Entlassung
  4. Rund die Hälfte der Betroffenen mit Depression sucht keine professionelle Hilfe auf
25
Q

Häufige Diagnosen bei chronischer Suizidalität

A
  1. Major Depression:
    a) mit melancholischem Syndrom/Wahn
    b) “Double Depression”
  2. Persönlichkeitsstörungen
    a) Borderline-Persönlichkeitsstörung
    b) andere Persönlichkeitsstörungen (mit hoher Impulsivität, interpersonellen Schwierigkeiten)
  3. Substanzabhängigkeit
  4. Störungen der Geschlechtsidentität
  5. Unheilbar körperliche Erkrankungen
26
Q

Fragen zur Abschätzung der Suizidalität

A
  1. haben Sie in der letzten Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen? wie häufig?
  2. Haben sie auch daran denken müssen, ohne es zu wollen?
  3. Haben sie konkrete Ideen, wie Sie es tun würden?
  4. Haben sie Vorbereitungen getroffen?
  5. Umgekehrt: gibt es irgendetwas, was sie an Leben hält?
  6. Haben sie schon mit jemanden über ihre Suizidgedanken gesprochen?
  7. Haben Sie schon jemals einen Suizidversuch unternommen?
  8. Hat sie in iheren Familie oder ihrem Freundes- und Bekanntenkreis schon jemand das Leben genommen?
27
Q

Ätiologie: Psychische und körperliche Ursachen und ihre Behandlung für eine Depression

A
  1. Psychosoziale Aspekte:
    a) Vulnerabilität: z.B.: negative Lebenserfahrungen
    b) Auslöser: z.B: akute psychosoziale Belastung, Stress
    c) Depressiver Zustand: z.B.: depressive Symptomatik
    d) Therapie: z.B.: Psychotherapie
  2. neurobiologische Aspekte:
    a) Vulnerabilität: z.B.: genetische Faktoren
    b) Auslöser: z.B.: Überaktivität der Stresshormonachse
    c) Depressiver Zustand: z.B.: neurodhemische Dsyfunktionen (Serotonin, Neuroadrenalin)
    d) Therapie: z.B.: Pharmakotherapie
    s. F.26
28
Q

Bipolare Störung

A
  1. Abwechslung von depressiven und manischen Phasen bzw. mind. eine manische Phase
  2. Wenn jemand einmal im Leben eine manische Phase gehabt hat und sonst nur depressive Episoden, dann keine Depressionen, sondern bipolare Störung