Sitzung 1: Einführung klinische Psychologie Flashcards

1
Q

Definition Klinische Psychologie

A

Die Disziplin, die sich mit psychischen Störungen & den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten in der Forschung, der Diagnostik und Therapie beschäftigt

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2
Q

Definition Krankheit (nach Schulte, 1998)

A
  1. Zustände, die nicht mehr als normal angesehen werden & daher einer besonderen Erklärung bedürfen.
  2. Beobachtbare oder drohende Veränderungen im Wohlbefinden, im Verhalten & in der Leistungsfähigkeit einer Person, die normalerweise nicht zu erwarten sind
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3
Q

Psychische Störungen = Krankheit

Problem

A

Krankheitsbegriff ist eng verknüpft mit körperlichen Erkrankungen (durch somatisch-biologische Ursachen zustande kommend)

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4
Q

Krankheiten in der Rechtsprechung

A

Im Sinne der Krankenversicherung: regelwidriger (von der Norm abweichender) Körper- oder Geisteszustand, der die Notwendigkeit einer Heilbehandlung, die Arbeitsunfähigkeit oder beides zur Folge hat

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5
Q

Psychische Störung - Naturwissenschaftliche Perspektive

A
  1. sind objektiv vorfindbar
  2. Entstehung & Verlauf erfolgen nach naturwissenschaftlichen Gesetzen
  3. Erforschung mit den Mitteln der empirischen Forschung
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6
Q

Psychische Störung - sozialwissenschaftliche Perspektive

A
  1. werden immer wieder neu interpretiert
  2. Interpretationsangebote sind vor dem Hintergrund der jeweiligen vorherrschenden kulturellen, sozialen & geistigen Strömungen zu betrachten
  3. führen zu immer wieder neuen Umgang mit dem Anders-sein, den Behandlungszuständigkeiten & Folgen für die Betroffenen
    Für Beispiel siehe F. 17
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7
Q

Grundlage der Bewertung von psychischen Krankheiten

A

Normen:

  1. statistisch
  2. Sozial
  3. Funktional
  4. Ideal
  5. Subjektiv
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8
Q

Geschichte der klinischen Psychologie- wichtige Punkte

A
  1. Ringen um die Anerkennung durch die akademische Psychologie und Ambivalenzen im Verhältnis zur Psychotherapie und Medizin
  2. erst ablehnend gegenüber der Psychotherapie-heute eng Verknüpft
  3. Phasen der Unterordnung der Medizin abwechselnd mit Phasen der Abgrenzung
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9
Q

Gründungsväter der klinischen Psychologie

A
  1. Lightner Witmer (Psychologe): 1896 Gründung der ersten psychologischen Klinik in Philadelphia
  2. Emil Kraepelin (Psychiater): Der psychologische Versuch in der Psychiatrie 1895
  3. Sigmund Freud (Psychiater)
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10
Q

Witmers Verständnis für klinische Psychologie und sein Betrag

A
  1. Orientierung: ausdrückliche Anwendungs- und Einzelfallorientierung; Klinisch = Arbeit mit dem Einzelfall
  2. Klinische Methode nicht nur auf Menschen mit Einschränkungen fokussiert, sondern auch Menschen die von der Norm abweichen
  3. Behandlung vorwiegend Pädagogisch orientiert und auf die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie ausgerichtet
  4. Beiträge:
    a) Professionalisierung der KLIPS
    b) Brachte erste klinisch-psychologische Zeitschrift “The Psychological Clinic” heraus
    c) Etablierte eine Ausbildungseinrichtung
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11
Q

Kraepelin Verständnis für klinische Psychologie & Beitrag

A
  1. Orientierung: experimentelle Orientierung und Interesse an pharmakologischer Arbeit -> KLIPS als Zuarbeiterin der Medizin & Psychopathologie
  2. Beitrag:
    a) Legte den Grundstein für die Entwicklung einer Krankheitslehre psychischer Störungen -> wurde erst 1992 vom ICD-10 abgelöst
    b) Schuf die Basis einer experimentelle Tradition in der Psychopathologie, die bis heute fortlebt
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12
Q

Freuds Verständnis für klinische Psychologie und Betrag

A
  1. Orientierung: ursprünglich experimentell-wissenschaftlich, später phänomenologisch-hermeneutisches Wissenschaftsverständnis -> Psychoanalyse: alternative Sichtweise und Behandlungskonzept zur Psychiatrie
  2. Betrag:
    a) Machte auf die Bedeutung soziokultureller Einflüsse & frühkindlicher Erfahrungen aufmerksam für die Entstehung psychischer Störungen
    b) hat die Bedeutung der therapeutischen Beziehung für Veränderungsprozesse erkannt
    c) indirekte Bedeutung: viele klinisch-psychologischen Ansätze sind in Abgrenzung zu ihm entstanden
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13
Q

Entwicklung der klientenzentrierten Therapie (Gesprächstherapie)

A

1942 (In Deutschland 1960)
Vertreter: Rogers
Auf Basis empirischer Untersuchungen, und später durch Persönlichkeitstheorien und Theorien zur zwischenmenschlichen Beziehung ergänzt

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14
Q

Entwicklung der Verhaltenstherapie

A

1950

  1. Vertreter: Arnold Lazarus, Hans Jürgen Eysenck , Joseph Wolpe
  2. Entstand als Bewegung auf Basis der empirischen Psychologie
  3. Verstand sich zunächst als Alternative zur Psychotherapie
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15
Q

Klinische Psychologie in Deutschland ab 1960

Verständnis von klinischer Psychologie

A
  1. Das heutige Vertraute Verständnis der KLIPs gibt es in Deutschland erst seit Ende der 1960er- Anfang der 1970er Jahre
  2. selbstbewusste Abgrenzung zur naturwissenschaftlichen Medizin sowie eine Erweiterung des Gegenstandsbereichs: Die Psychologie soll das individuelle Erleben und die sozialen Aspekte psychischen und körperlichen Erkrankungen in den Vordergrund rücken
  3. 1968: Gründung der „Gesellschaft zur Förderung der Verhaltenstherapie“ (später Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie [DGVT] ) und 1970: Gründung der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG) -> beide in kritischer Distanz zum medizinischen Modell psychischer Störungen
  4. Entwicklung der universitären Ausbildung:
    1973: Neue Diplomprüfungsordnung, die erstmals eine Spezialisierung in den Anwendungsfächern vorsah, u.a. in der KLIPS -> jedoch lange Trennung der wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Psychologie durch die nach dem Masterabschluss noch notwendige Ausbildung.
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16
Q

Aktuelle Entwicklung der Klips

A
  1. Parteilichkeit für Verhaltenstherapie
  2. Biologisierung und Medikalisierung
  3. Geht in Richtung von Eysencks Ideal des biologisch und behavioristisch orientierten Wissenschaft
  4. Defizit- und Störungsorientierung –> Klinischen Blick, Gegenposition zur Medizin aufgegeben
17
Q

Störungsspezifische Klinische Psychologie (Abnormal Psychology) -Gegenstand, Aufgabe & Kritik

A

Engeres Verständnis der Klips -
Gegenstand: psychische Störungen

Aufgabe:
Beschreibung, Erklärung und gegebenenfalls Veränderung (Therapie) psychischer Störungen beschäftigt
-> Diesem Verständnis wird oft Defizitorientierung und Individuumszentrierung vorgeworfen sowie enge zur Psychiatrie

18
Q

Kontextuelle Klinische Psychologie - Gegenstand & Aufgabe

A

Alternatives Verständnis zur Störungsspezifischen Klips
Gegenstand:
1. psychische Störungen
2. psychische Aspekte körperlicher Erkrankungen
3. psychische Krisen

Aufgaben von Klips:
1. Beschreibung, Erklärung, Vorhersage, Klassifikation,
Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen
2. Gesundheitsförderung und Prävention
3. Rehabilitation
4. Beratung
5. Betreuung
6. Aufklärung & Beeinflussung kontextueller Bedingungen
–> Betont den Unterschied zur Psychiatrie

19
Q

Psychopathologie -Definition

A
  1. Ist Teil der allgemeinen medizinischen Krankheitslehre
  2. eng an den medizinischen Krankheitsbegriff gebunden
  3. Ätiologie: Geht von einer spezifischen Verursachung und einem vorhersagbaren Verlauf psychischer Störungen aus -> es gibt kausale Ursachen bestimmter Störungen
20
Q

Pathopsychologie - Definition

A
  1. Versteht sich ausdrücklich als psychologische Störungslehre
  2. Versucht, psychische Störungen unter Rückgriff auf Methoden und Erkenntnisse der Psychologie zu verstehen
  3. nimmt einen kontinuierlichen Übergang zw. “normalen” und “gestörtem” psychischen Erleben und Verhalten an & hält sich über Verlauf & Ursachen eher zurück
  4. Pathogenese: Interesse am prozesshaften Charakter der Entwicklung von Störungen und den auslösenden bzw. aufrechterhaltenden Bedingungen psychischer Störungen und “normalen” Erleben und Verhalten
  5. Beachtung individueller, sozialer, ökologischer, soziokultureller sowie anderer gesellschaftlicher Bedingungen
21
Q

Nachbargebiete der Klips

A
  1. Psychiatrie
  2. Medizinische Psychologie
  3. Psychosomatische Medizin
  4. Gesundheitspsychologie
  5. Klinische Neuropsychologie
  6. Public Heath
  7. Gemeindepsychologie
22
Q

Tätigkeitsbereiche und Arbeitsfelder von Klips

A

Aufgabenbereiche:

  1. Psychotherapie
  2. Beratung

Arbeitsfelder:

  1. Beratungsstellen
  2. Psychiatrie
  3. medizinische Einrichtungen
  4. psychotherapeutische Praxis
23
Q

Nachbargebiete der Klips: 1. Psychiatrie

A

a) Teilen sich die Zuständigkeit für psychische Störungen (oft werden der Psychiatrie die “schweren” und der Psychologie die “leichten” Störungen zugewiesen)
b) eigentlicher Unterschied ist das Störungsverständnis: Beide beziehen sich gerne auf biopsychosoziale Modell aber
I. Psychiatrie sieht Störungen ehr als Symptome einer zugrunde liegenden somatischen Störung
II. Klinische Psychologie sieht einen kontinuierlichen Übergang zw. normalen und gestörten Psychischen Verhalten und Erleben
!Aber: Unterschiede werden immer kleiner -> zunehmende Biologisierung und Medikalisierung in der KLIPS

24
Q

Nachbargebiete der Klips: 2. Medizinische Psychologie

A

a) Teil der Lehre im Medizinstudium & soll zukünftige Ärzte in Konzepte, Methoden und
Erkenntnisse der Psychologie einführen, vor allem aber zu Reflexion und Gestaltung der Arzt-Patient-
Beziehung anregen. -> Ausschließlich an Unis zu finden

25
Q

Nachbargebiete der Klips: 3. Psychosomatische Medizin

A

a) Wechselwirkungen zw. körperlichen, seelischen und sozialen Prozessen in der Entstehung, im Verlauf und bei der Bewältigung von Krankheiten& Lebenszuständen beschäftigt
b) ist potenzieller Arbeitgeber für KLIPS

26
Q

Nachbargebiete der Klips: 4. Verhaltensmedizin

A

a) ein interdisziplinäres Feld, das sich unter biopsychosozialer Perspektive mit der Ätiologie, Epidemiologie, Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation von somatischer Gesundheit und Krankheit beschäftigt
b) vor allem Psychologen mit Verhaltenstheoretischer & verhaltenstherapeutischer Orientierung

27
Q

Nachbargebiete der Klips: 5. Gesundheitspsychologie

A

a) steht der Klips sehr nahe, wird z.T. sogar als Teilgebiet aufgepasst
b) eher als Grundlagenfach zu verstehen
c) Beitrag:
1) Förderung & Erhaltung von Gesundheit,
2) Verhütung & Behandlung von Krankheiten,
3) Bestimmung von Risikoverhaltensweisen,
4) Diagnose und Ursachenbestimmung von gesundheitlichen Störungen,
5) Rehabilitation
6) Verbesserung des Systems gesundheitlicher Versorgung.
d) beides Anwendungsfächer:
Klips: Behandlung
Gesundheitspsychologie: Prävention & Rehabilitation

28
Q

Nachbargebiete der Klips: 6. Klinische Neuropsychologie

A

a) Zusammenhang zw. Gehirn & Erleben/ Verhalten
b) sehr Forschungsorientiert, versteht sich jedoch als Anwendungsfach mit einem Schwerpunkt in Diagnostik und Intervention

29
Q

Nachbargebiete der Klips: 7. Public Health

A

a) bevölkerungs- und systembezogen.
b) Public Health wird definiert als „die Wissenschaft und die Praxis zur Verhinderung von Krankheiten, zur Verlängerung des Lebens und zur Förderung von physischer & psychischer Gesundheit unter Berücksichtigung einer gerechten Verteilung und einer effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen”
- > Stellt Herausforderungen besonders an Kontextuelle KLIPS, die diese höchstens Teilweise annehmen wird, wegen politischem einmischen

30
Q

Nachbargebiete der Klips: 8. Gemeindepsychologie

A

ähnliche Zielsetzungen wie Public Health, betont die kritische Haltung gegenüber gesellschaftlichen & institutionellen Bedingungen aber eher noch deutlicher
-> Schattendasein, da nicht in den Trend der Biologisierung passt

31
Q

Nachbardisziplinen außerhalb des Gesundheitswesens

A
  1. Erziehungswissenschaft
  2. Soziologie
  3. Kulturanthropologie
32
Q

Wichtige Grundlagenfächer für die KLIPS

A
  1. Allgemeine Psychologie
  2. biologische Grundlagen
  3. Sozialpsychologie
  4. Entwicklungspsychologie
  5. Persönlichkeitspsychologie
33
Q

akademische Psychologie vs. KLIPS

A

Akademische Psychologie tat sich mit dem Wechsel von Forschung zur Praxis schwer -> erst 1919 wurde in der APA (American Psychological Association) eine Sektion der KLIPS eingerichtet
Erst Ende des zweiten Weltkrieges änderte sich die Situation, seit 1945 gibt es für klinische Psychologen die Möglichkeit der Vollmitgliedschaft in der APA

34
Q

“Interpretationen psychischer Störungen und ihre Folgen im Laufe der Zeit: Beispiel Depression

A
  1. grichisch-römische Antike: Übermaß an schwarzer Falle
  2. Mittelalter: dämonischer Versuchung oder Sünde (Teufel) von Gott entfernt
  3. Moderne: Pathologisierung (als Krankheit angesehen)
    a) definitionsschwelle depressiver Erkrankungen fortlaufend gesenkt (vgl. DSM)
    b) Wandel der Behandlungsmethoden
35
Q

“Interpretationen psychischer Störungen und ihre Folgen im Laufe der Zeit: Schlussfolgerung

A

betrachtet man psychische Störungen nur aus einer Perspektive führt dies zu einer Gegenstandverkürzung

36
Q

Weiterentwicklung der KLIPS in Deutschland und den USA: Von der Psychodiagnostik zur (psycho)Therapie

A
  1. Fokussierung auf Psychodiagnostik: Bis 1940er Jahre war die Entwicklung der KLIPS so eng mit der Diagnostik verbunden, sodass Klinischen Psychologen meist nur psychodiagnostische Aufgaben zuteilwurden
  2. Einflüsse der deutschsprachigen Psychologie:
    Mit Beginn der NS-Zeit deutlich schwächer
    1941 wurde in Deutschland die erste Diplom-Prüfungsordnung für Psychologie erstellt  Klips war noch kein Studienfach
    Gleichzeitig entwickelten sich in den USA noch während des zweiten Weltkriegs eine neue Ära und es wurden erste psychologische Behandlungsverfahren entwickelt