Heinrichs Kapitel 6: Störungen mit überweigenden Beginn im Säuglings- und Kleinkindalter Flashcards
6.1 regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Definition -Regulationsstörung
: Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (2007) eine für das Alter bzw. den Entwicklungsstand des Säuglings bzw. Kleinkindes außergewöhnliche Schwierigkeit verstanden, sein Verhalten in einem oder mehreren Entwicklungsbereichen angemessen zu regulieren
6.1 regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Besonders hervorzuhebende Symptome bei Regulationsstörungen:
(1) exessives Weinen in den ersten Lebensmonaten
(2) Ein- und Durchschlafstörungen
(3) Fütter- und Gedeihstörungen
6.1 regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Exzessives Weinen
Definition: Wenn das Weinen über mind. drei Wochen hinweg an mind. drei Tagen über jeweils drei Stunden auftritt Auch subjektive Beurteilung wie die Belastung der Bezugsperson werden berücksichtigt
(1) Bedingungen die die Wahrscheinlichkeit des Weinens erhöht:
I. personale Faktoren (schwieriges Temperament, unzureichende physische Reife)
II. situationale Faktoren (wie Schlafmangel)
III. Die Situation kann sich durch unangemessene Reaktionen der Bezugsperson sowie durch Belastung der Bezugsperson verschärfen
(2) Aufschaukelungsprozess:
Durch die Verschärfung seitens der Bezugsperson kann es zur Weinattacken kommen, die sich über einen längeren Zeitraum ziehen und in dem das Kind nicht zu beruhigen ist Die Schlaf-Wach-Regulation ist beeinträchtigt und es kommt zu Einschlafproblemen das führt zu Übermüdung was wiederum ein Auslöser von Weinen ist
(3) Auftreten: Exzessives Weinen tritt vor allem in dem ersten sechs Lebensmonaten auf und nimmt danach hinsichtlich Frequenz und Dauer wieder ab
(4) Wird auch als Drei-Monats-Kolik bezeichnet, da es oft in den ersten Lebenswochen entsteht und mit drei Monaten den Höhepunkt erreicht
6.1 regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
(1) In den ersten Lebensmonaten liegt der Schlaf-Wach-Rhythmus relativ unabhängig von Tages- und Nachtzeit bei etwa drei bis fünft Stunden
(2) Durchschlafen in der Nacht erst ab halbes Jahr frühstens Auch dann wachen Kinder noch oft auf, manchen verfügen dann aber schon über Selbstberuhigungsstrategien um in den Schlaf zurückzufinden andere brauchen noch Fremdregulation und Unterstützungsmaßnahmen
(3) Als problematisch bei Einschlafen gilt: wenn ab einem Alter von 12 Monaten die Einschlafzeit im Durchschnitt länger als 30 Minuten beträgt und wenn das Einschlafen nur mit Einschlafhilfe der Bezugsperson gelingt
(4) Als problematisch beim Durchschlafen gilt: wenn ein kind in mind. fünf Nächten pro Woche mehr als drei Mal aufwacht, dabei ohne elterliche Hilfe nicht wieder einschläft und die Aufwachperioden durchschnittlich mehr als 20 Minuten betragen
6.1 regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Fütterungsprobleme
(1) Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Jugendpsychiatrie – Anzeichen für Fütter- und Gedeihstörung:
I. Fütterschwierigkeiten bereits in den ersten Lebensmonaten beginnen und mind. zwei Wochen vorhanden sind
II. Weiterhin hat das Kind Schwierigkeiten einen ausgeglichenen Zustand der Wachsamkeit zu erreichen und aufrecht zu erhalten
III. Gleichzeitig nimmt das Kind nicht altergereicht zu oder verliert sogar an Gewicht
IV. wobei dies nicht durch eine Körperliche Krankheit erklärt wird
Hinzu kommt, dass das Füttern von der Bezugsperson als Belastend erlebt wird und ungewöhnlich viel Zeit in Anspruch nimmt
6.1regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Fütterungsstörng der reziproken Interaktion
—> neben typischen Regulations-Fütterstörung kann im frühkindlichen Bereich auch eine Fütterstörung der reziproken Interaktion auftreten:
- fehlende Interaktion: zeichnet sich durch fehlende alterstypische Interaktion mit der Bezugsperson während der Füttersituation aus (z.B.: Blickkontakt, Lächeln, Vokalisieren,…) —> kann Ausdruck einer Störung der Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson sein
- Nahrungsumstellung: Fütterprobleme können auch beim Übergang auf neue Nahrungsmittel auftreten
6.1regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Klassifikation & Probleme
(1) Da Regulationsstörungen im Kindes- und Säuglingsalter häufig nicht oder nur schwer abgrenzbare Störungsbilder darstellen und kaum von den Interaktionserfahrungen mit den Bezugspersonen zu trennen sind keine eigenständige Störung mit Krankheitswert im ICD-10
(2) Klassifikationsmöglichkeiten wären jedoch:
F43.2 Anpassungsstörungen
F51.9: Nicht näher bezeichnete nichtorganische Schlafstörungen
F93.8: Sonstige emotionale Störungen des Kindesalters
F98.2: Fütterstörungen im frühen Kindesalters
Problematisch ist, dass die meisten dieser Kategorien nru jeweils Spezialfälle der Regualtionsstörugnen umfassen. Auch das Zero-to-Three-Klassifikationssystem erfasst in dieser Hinsicht nur Teilgruppen, ermöglicht aber die Klassifikation der Eltern- Kind-Beziehung, die bei den Regulationsstörungen Beachtung finden sollte
6.1 Regulationsstörungen im Säuglings- und Kindesalter: Annahmen zur Störungsgenese
1.Gemeinsamkeiten zwischen den Regulationsstörungen: Gemeinsamkeiten der vielfältigen Regulationsstörungen werden auch als Symptomtrias bezeichnet und sie tragen sowohl zur Entstehung als auch zur Aufrechterhaltung bei:
Papousek (2004):
a) Verhaltensauffälligkeiten: beim Säugling in einem oder mehreren Entwicklungsbereichen
b) Überlastungssyndrom der Bezugsperson(en) beim Umgang mit dem schwierigen Säugling (möglicherweise verbunden mit weiteren Problemstellungen wie Partnerschaftsprobleme)
c) Dysfunktionale Interaktionsmuster im Umgang mit den kindlichen Verhaltensproblemen
- Aufschauklungsprozess:
a) Die Symptomtrias: weisen darauf hin, dass am Anfang der Entwicklung häufig Verhaltensauffälligkeiten (Wein-, Fütter- oder Schlafprobleme) beim Säugling bestehen, die durch besondere Situationen (z.B.: Erkrankungen) oder besondere Konstitutionen (z.B.: schwieriges Temperament) ausgelöst werden
b) Wenn diese Verhaltensauffälligkeiten mit dysfunktionalen Interaktionsmuster seitens der Bezugsperson zusammentreffen, können sich die Probleme verstärken —> Belastungsempfindungen können der Bezugsperson im weiteren erschweren angemessen mit dem Kind umzugehen —> Aufschaukelungsprozesse können sich bis in zur Kindesmisshandlung steigern
- Merk: Vielfach liegt bei Regulationsstörungen im Säuglingsalter keine einfache Ätiologie vor, sondern ein Zusammentreffen mehrerer Risikofaktoren bei mangelnder Passung zwischen kindlicher Problemlage und elterlichem Erziehungs- und Interaktionsverhalten.
6.1 Regulationsstörung im Säuglings- und Jugendalter: Epidemiologie
a) relativ weit verbreitet, 3-9% der Säuglinge leiden unter mehr als einer Regualtionsstörung
b) je nach Studie insgesamt 15-30% Wahrscheinlichkeit eine Regulationsstörung im Säuglingsalter zu bekommen
6.1 Regulationsstörung im Säuglings- und Jugendalter: Verlauf und Prognose
a) Viele Regulationsstörungen im Säuglingsalter treten vorübergehend auf und verschwinden nach einiger Zeit, auch wenn keine umfassende Intervention erfolgt. Liegen jedoch zwei Regulationsstörungen gleichzeitig vor und das Kind ist mind. 2 Monate als, ist es sinnvoll, hier bereits beratend zu begleiten
b) Problematisch ist vielfach weniger das Problemverhalten selbst in seinem isolierten Auftreten, sondern es sind vor allem die vielfältigen Konsequenzen, die sich daraus für die Entwicklung der Eltern-Kind- Beziehung ergeben können. Z.B.: kontrollverlust der Eltern
6.1 Regulationsstörung im Säuglings- und Jugendalter: Psychosoziale Belastung und Interventionsmöglichkeiten
- Psychosoziale Belastung
a) Exessives Weinen, Ein- und Durchschlafprobleme sowie Fütterprobleme haben Signalchrakter und weisen auf Problemlage beim Säugling hin Es ist notewenig die Ursachen zu verstehen erst dadurch Entlasung der Eltern und der Eltern-Kind-Beziehung - Interventions- und Präventionsmöglichkeiten
a) Prävention:
(1) Eltern-Kind-Trainings
(2) Aufbau von Routinen und Ritualen
(3) Informationen zur Kindlichen Entwicklung und dazu, dass Regulationsstörungen meist nur kurzfristig sind
(4) Eltern spezifische Anleitung zu geben um Kindliche Sensitivität und Reaktion besser zu verstehen
b) Intervention:
(1) Eltern psychisch und psychisch zu Entlasten Kind zeitweise wo anders hingeben
(2) psychotherapeutische Gespräche
(3) Entwicklungsorientierte Beratung
6.2 Bindungsstörungen: Darestellung Störungsbildes und dioagnostische Abgrenzung -Bindung
- Der Aufbau einer sicheren Bindung: ist eine der Hauptaufgaben im ersten Lebensjahr eines Kindes, sowohl für das Kind als auch für die Bezugsperson —> Das Kind entwickelt ein Gefühl des eigenen Selbst als unabhängiges Lebewesen ebenso wie ein grundlegendes Verständnis der Welt und anderer Menschen
- frühere Bindungserfahrungen: sind vor großer Bedeutung, wenn das Kind neuen Situationen gegenübersteht
- Bindung als Kern der Eltern-Kind-Beziehung: Bindung reflektiert das Ausmaß, in dem das Kind sich sicher, geborgen und geliebt fühlt —> „die Welt ist ein sicherer Ort“ und „ich bin es wert, dass sich jemand um mich kümmert“ —> Rückgriff auf diese Wissen bietet Schutz in stressreichen Zeiten
- Wie entsteht Bindung: durch angemessene, emotionale, wärmende und konsistente Responsivität der Bezugsperson —> kann durch Lebensgeschichte oder psychischer Probleme der Bezugsperson zeitweise oder dauerhaft beeinträchtigt sein —> Bildet Grundlage einer Ausbildung einer Bindungsstörung bei dem Kind
6.2 Bindungsstörungen: Bindungsstörung vs. Bindungstypen
Bindungsstörung ≠ Bindungstyp
- Bindungstypen:
a) keine Pathologie:
Sondern entwicklungspsychologische Typologie
b) werden in Fremd-Situationstest erhoben
c) kein kontinuierliches Muster, sonder die Klassifikation einer Bindung zu einer Bezugsperson - Bindungsstörungen sind laut ICD-10 a) qualitative Einheiten: gestörter Interaktionen und Kontaktaufnahmen seitens des Kindes
b) ein ähnliches Muster relativ unabhängig von der Bezugsperson dominiert
—> unsichere Bindungen kommen recht häufig vor, die Bindungsstörung als psychische Erkrankung kommt selten vor
- Verhältnis von Bindungsstörungen (BS) und Bindungstypen:
a) Begünstigung: BS können von Bindungstypen begünstigt werden, sind aber nicht mit ihnen gleichzusetzten:
(1) Eine unsicher-ambivalente Bindung im Kindesalter kann ein Prädiktor für Angststörungen bei Jugendlichen sein
(2) Eine unischer-vermeidene Bindung kann Prädiktor für internalisierende und exeternalisierendde Probleme im Kindergartenalter sein
—> Ein spezieller Bezug der Bindungstypologie zu einer spezifischen (Bindung-)Störung ist allerdings bisher nicht ausreichend konsistent nachgewiesen
6.2 Bindungsstörungen: Typen von Bindungsstörungen
zwei Typen von Bindungsstörungen im ICD-10 F 94: Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in Kindheit und Jugend“:
I. F94.1: Die Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
II. F94.2: Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung:
6.2 Bindungsstörungen: F94.1 die Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
(1) tritt innerhalb der ersten fünf Lebensjahre auf
(2) abnormes Beziehungsmuster: mit widersprüchlichen oder ambivalenten sozialen Reaktionen gekennzeichnet
(3) begleitet von emotionalen Störung: (Verlust emotionaler Ansprechbarkeit, sozialer Rückzug, aggressive Reaktionen, ängstliche Überempfindlichkeit)
(4) zeigt sich häufig als Mischung: aus Annäherung, Vermeidung und Widerstand bei Begegnung mit Bezugspersonen
(5) Vernachlässigung: tritt vermutlich als direkte Folge schwerer elterlicher Vernachlässigung und/oder Misshandlung auf und ist gekennzeichnet durch eine Änderung der emotionalen und sozialen Auffälligkeiten bei Wechsel in eine neue Lebensumgebung
Zu Reaktiven Bindungsstörung des Kindesalters:
(1) Die Bezeichnung reaktiv deutet auf die unmittelbare Auswirkung von Deprivationsbedingungen hin
(2) Diagnose wird häufig bei jüngeren Kindern vergeben
(3) Betont werden der soziale Rückzug ( Bindung wird eher gehemmt)
6.2 Bindungsstörungen: F94.2 Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung
(1) ist durch ein spezifisches abnormes soziales Funktionsmuster gekennzeichnet, das während der ersten Lebensjahre auftritt, z.B.: diffuses nicht-selektives Bindungsverhalten, aufmerksamkeitssuchendes und wahllos freundliches Verhalten (fremde und vertraute Personen sind in dieser Hinsicht gleich)
(2) kaum moduliertes Interaktionsverhalten mit unvertrauten Personen
(3) hat die Tendenz zu persistieren, auch bei Wechsel der Lebensumgebung
–> Zu Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung:
(1) Im Fokus steht die Suche nach unselektiven und oberflächlichen Bindungen
(2) Meist bei älteren Kindern vergeben
(3) Äußert sich oft als weitrechende Auswirkung von Heimunterbringung und/oder multiplen Pflegeschaften
6.2 Bindungsstörungen: Gemeinsamkeiten beider Bindungsstörungen
Gemeinsamkeiten beider Störungen:
(1) Das Verhalten des Kindes äußert sich nicht nur gegenüber einer Bezugsperson, sondern schlägt sich in einer Vielzahl sozialer Beziehungen nieder
6.2 Bindungsstörungen: c) Aspekte, auf die im Bindungsverhalten des Kindes geachtet werden sollte, wenn der Verdacht einer Bindungsstörung existiert (nach Goodman et. al. 2007):
(1) Geborgenheit: Such das Kind bei seelischer Belastung bestimmte Personen aus, an die es sich wendet?
(2) Sichere Basis: kehrt das Kind zurück, wenn es exploriert und plötzlich Sicherheit benötigt?
(3) Affektive Bindung: zu wenig oder zu viel, wahllos, unselektive Kontakte
(4) Selektivität: Werden unbekannte erwachsene Personen vorschnell herangezogen, um Trost zu erhalten?
(5) Rollenumkehr: Kind kontrolliert erwachsene Umwelt oder verhält sich wie ein Betreuer
Intergenerationale Transmission von Bindungserfahrungen: Die Weitergabe der Bindungserfahrung an die eigenen Kinder
6.2 Bindungsstörungen:) Annahmen zur Störungsgenese
- Deprivation – Definition: Ein Wegfall notwendiger emotionaler Zuwendung und/oder eine mangelnde Befriedigung von Grundbedürfnissen und wird in der Regel durch primäre Bezugspersonen verursacht. Unzureichende Versorgung, unaufmerksame, inkonsistente oder intrusive Fürsorge sind verantwortlich für die Entstehung dieser Störung
- mehr betroffene Kinder: Es gibt Hinweise darauf, dass manche Kinder stärker von Deprivation betroffen sind als andere (z.B.: solche mit schwirigen Temperament, mit neurologischen Auffälligkeiten, Frühgeborene mit zusätzlichen medizinischen Komplikationen) -> Ist wahrscheinlich jedoch nicht die Hauptursache der Bindungsstörung
3- Hauptursache zur Entstehung von Bindungsstörungen: Die (meist elterliche) Bezugsperson, die eine unangemessene Fürsorge für das Kind zeigt
- Die „Frühkindliche Gedeihstörung“: Wenn ein Kind unter deprivierenden Umständen lebt, dann fehlt es an einer Umwelt, die emotional und sozial-kognitiv anregende Funktion übernimmt. In der frühkindlichen Gedeihstörung wird nicht nur das seelische Wachstum des Kindes behindert, sondern auch die körperliche Funktionen sind durch die Deprivation unterentwickelt
- Varianten von Deprivation:
I. Verlust der Eltern durch Tod
II. Verlust der Eltern durch Trennung/ Scheidung
III. Krankenhausaufenthalte
IV. Heimunterbringung
V. Vernachlässigung
VI. Misshandlung - wovon hängt der Einfluss solcher aversiven Umweltbedingungen ab?
I. Entscheidend scheint das Alter des Kindes zu Zeitpunkt des Einsetzens der Deprivation zu sein –> je früher der Beginn, desto ausgeprägter ist die damit verbundene psychische Problematik
II. Besonders wichtig ist, ob das Kind vor dem Einsetzen der Deprivation bereits die Möglichkeit hatte, eine Bindung zu erwerben ( vgl. „Sensible Phase“)
III. Zuletzt sind die Form und Intensität der Deprivation entscheidend
6.2 Bindungsstörungen: Epidemiologie
(1) Die Bindungstörungen treten gehäuft in Institutionen auf, in denen Kinder zeitweise oder dauerhaft untergebracht sind, auch bei Pfelgekindern besteht erhöhtes Risiko
(2) Erhöhte Prävalenz für Kinder in Fremdunterbringung ergeben sich i.d.R. durch die der Fremdunterbringung vorausgegangenen innerfamiliäre dysfunktionalen Prozesse (Misshandlung, Vernachlässigung, ..)
(3) In der Gesamtpopulation: Bindungsstörung eher selten im Vergleich zu anderen psychischen Störungen
6.2 Bindungsstörungen:Verlauf und Prognose
(1) wenig Bekannt: über den Verlauf (von Bindungsstörung nach ICD-10) bekannt, da nach Feststellung eine Behandlungsnotwendigkeit besteht und man keinen unbehandelten Verlauf erfassen kann und weil sich die meisten Studie mit Bindungstypen und nicht mit -störungen beschäftigen
(2) Kinder mit Bindungsstörungen zeigen eine kontinuierliche Beeinträchtigung im emotionalen Erleben und Verhalten —> beruht auf einer dysfunktionalen emotionalen Erregung und einer unangemessenen Regulation aufkommender Emotionen
(3) Symptome sind relativ stabil = Bindungsstörung ist eine schwerwiegende und chronische Störung sozialer Funktionen (Kinder sind nicht notwendiger weise zu einem Leben mit psychischen Leid verurteilt)
(4) Bei zunehmender Intensität der Deprivation sind resiliente Verläufe jedoch immer seltener