Knochenmarkbiopsie Teil 2 (Praxisarzt ) Flashcards
Was ist Knochenmark?
Was ist Knochenmark?
Das Knochenmark ist ein weiches, schwammiges Gewebe, welches die inneren Hohlräume der Knochen ausfüllt. Es ist insbesondere in den Plattenknochen (z.B. Brustbein, Becken, Femur) vorzufinden. Generell unterscheidet man rotes, blutbildendes (hämoblastisches) und gelbes, nicht-blutbildendes Knochenmark (Fettmark). Es ist ein primäres lymphatisches Organ und ist nach der Geburt alleinig für die Blutbildung (Hämatopoese) zuständig.
Rückenmark (
Rückenmark ( Medulla spinalis ): Verbindung zwischen dem Gehirn und den Rückenmarknerven sowie Schaltzentrum für die Rückenmarkreflexe.
Das Rückenmark verbindet das Gehirn mit der Peripherie. Man unterscheidet Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinsegmente.
Was ist eine Knochenmarkbiopsie?
Was ist eine Knochenmarkbiopsie?
Bei einer Knochenmarkbiopsie wird eine kleine Probe des Knochenmarks der Knochen entnommen und anschließend im Labor getestet.
Die Untersuchung Aufgabe
Die Untersuchung dient der Beurteilung der Blutbildung und ermöglicht eine zytologische und histologische Diagnostik. Die Untersuchung des Knochenmarks zeigt qualitative und quantitative Veränderungen der blutbildenden Zellen (z. B. Reifestörungen bei Vitamin-B12 Mangel, Verdrängung durch Lymphom- oder Leukämiezellen). Dabei kann nachgewiesen werden, wie viele und an welcher Stelle sich die Zellen im Knochenmark befinden.
Damit liefert die Knochenmarkbiopsie die zuverlässigsten und vollständigsten Informationen über die Zellularität des Knochenmarks. Die Untersuchung des Knochenmarks ermöglicht die Diagnose verschiedener Erkrankungen, wie z.B. primäre hämatologische und metastatische Tumore und nicht bösartige Erkrankungen.
Die Knochenmarkbiopsie kommt zum Einsatz wenn…
Die Knochenmarkbiopsie kommt zum Einsatz wenn beispielsweise eine Knochenmarkpunktion nicht aussagekräftig genug ist. Während bei einer Knochenmarkpunktion/ Knochenmarkaspiration eine dünne Nadel in das Knochenmark eingeführt wird und lediglich Flüssigkeit und Zellen heraus gesaugt wird, wird bei der Knochenmarkbiopsie mittels eines Stanzzylinders eine Probe von Knochen und Knochenmark entnommen, ebenso meist aus dem hinteren Beckenkamm. Weiterhin beinhaltet die Knochenmarkbiopsie die Entkalkung, Färbung (Hämatoxylin-Eosin, Spezialfärbungen) und anschließende mikroskopische Untersuchung.
Wann wird eine Knochenmarkbiopsie durchgeführt?
Die Indikation für eine Knochenmarkbiopsie ist gestellt, wenn das ganze Knochenmark untersucht werden muss und aus einer Knochenmarkpunktion/Knochenmarkaspiration allein keine sichere Diagnosestellung erfolgen kann.
Dies ist unter anderem erforderlich, wenn:
die Topographie der Verteilung der hämatopoetischen Zellen diagnostisch wichtig ist
die zugrundeliegende Erkrankung eine Faservermehrung im Knochenmark beinhaltet
die Zellen, die für die Erkennung der hämatologischen Erkrankung untersucht werden müssen, nicht aspirabel sind (zum Beispiel: M. Hodgkin)
der Verdacht eines nodulären Befalls besteht (zum Beispiel: Non-Hodgkin-Lymphom)
Im Folgenden werden die wichtigsten Indikationen genannt:
Im Folgenden werden die wichtigsten Indikationen genannt:
Anämien
Hebung oder Senkung diverser Blutzellfraktionen (Leukopenie, Leukozytose, Thrombozytopenie, Thrombozytose, Panzytopenie und Polyzythämie)
Krebserkrankungen des Blutes oder des Knochenmarks (Leukämien, Lymphome, multiples Myelom)
metastasierende Krebsarten, die sich von einem anderen Bereich (z.B. Brust) in das Knochenmark ausgebreitet haben
Hämochromatose
Fieber unbekannten Ursprungs
Chemotherapieverlaufskontrolle
Die Entnahme bei einer Knochenmarkbiopsie ist in der Regel schmerzhafter und teurer als die Punktion/Aspiration. Auch aus diesem Grund ist eine Biopsie nur dann indiziert, wenn durch die Aspiration keine ausreichenden Informationen gewonnen werden können.
Welche Vorbereitungen sind notwendig?
Welche Vorbereitungen sind notwendig?
Eine Knochenmarkbiopsie wird meist ambulant durchgeführt. Die Untersuchung der Knochenmarkbiopsie erfolgt in der Regel unter lokaler Betäubung und dauert ungefähr zehn bis zwanzig Minuten. Während des Eingriffs werden Blutdruck und Herzfrequenz des Patienten überwacht. Der Eingriff wird in der Regel bei vollem Bewusstsein durchgeführt, während lediglich die Aspirations- bzw. Biopsiestelle betäubt wird. Bei Angstpatienten kann eine intravenöse Medikation zur Sedierung erfolgen.
Im Hinblick auf den Nüchternzustand des Patienten sind die Empfehlungen der Ärzte unterschiedlich: Einige raten, ab Mitternacht vor dem Eingriff keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen. Das Trinken von klaren Flüssigkeiten wie Wasser sei normalerweise aber erlaubt. Andere Ärzte wiederum fordern keinen nüchternen Zustand des Patienten.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass vor der Untersuchung Medikamente, wie blutverdünnende Arzneimittel, abgesetzt werden sollten. Das Absetzen oder Pausieren bestimmter Medikamente erfolgt in Absprache mit dem behandelnden Arzt.
Wie läuft eine Knochenmarkbiopsie ab?
Wie läuft eine Knochenmarkbiopsie ab?
Bei einer Knochenmarkbiopsie wird mit einer speziellen Stanznadel (z.B. „Jamshidi“) eine Kern- oder zylindrische Probe von Knochen und Knochenmark entnommen, bei der die dreidimensionale Struktur des Knochenmarks erhalten bleibt. Das Knochenmark wird meist aus dem hinteren Beckenkamm entnommen, da an dieser Stelle das Risiko für die Verletzung innerer Organe als gering eingestuft wird.
Wie läuft eine Knochenmarkbiopsie ab?
In seltenen Fällen kann auch das Sternum (Brustbein)
In seltenen Fällen kann auch das Sternum (Brustbein) als Entnahmestelle verwendet werden, da es direkt unter der Haut liegt und leicht zugänglich ist. Allerdings wird das Sternum nur in Ausnahmefällen, beispielsweise aufgrund starken Übergewichts des Patienten und Nicht-Ertasten des Beckenkamms, für eine Knochenmarkbiopsie genutzt. Hierbei ist auf eine höhere Komplikationsrate (Verletzung des Herzbeutels und Gefäßverletzungen, Pneumothorax) hinzuweisen. Allerdings ist die Beckenkammpunktion im Vergleich zur Sternumpunktion technisch anspruchsvoller. Bei jüngeren Kindern ist es ebenfalls möglich, Proben aus dem Schienbein (Tibia) zu gewinnen.
Mögliche Biopsiestellen im Überblick
Mögliche Biopsiestellen im Überblick
Sternum( Brustbein) , Tibia ( Schienbein), Posterior iliac crest, Anterior iliac crest
Erläuterung des Ablaufs
Im Folgenden eine Erläuterung des Ablaufs am Beispiel des Beckenkamms (exakt: Spina iliaca posterior superior), welcher die bevorzugte Stelle für eine Knochenmarkbiopsie ist.
Die Knochenmarkbiopsie wird in Seitenlage oder, falls nötig, in Bauchlage vorgenommen. Nach Ertasten des entsprechenden vorspringenden Knochenpunkts am hinteren Beckenkamm (exakt: Spina iliaca posterior superior) erfolgt die Desinfektion der Einstichstelle und die lokale Betäubung der Biopsiestelle.
Bei Bedarf kann auch die intravenöse Injektion eines Schmerzmittels über einen peripher venösen Zugang erfolgen.
Nach steriler Abdeckung mit einem Loch-Tuch, welche nur noch die Untersuchungsstelle sichtbar macht, beginnt der eigentliche Eingriff:
eigentlicher Eingriff:
Mit einem Skalpell erfolgt eine kleine Inzision (1 cm) in die Haut, sodass die Hohlnadel eingeführt werden kann.
Die Hohlnadel wird am Knochen angesetzt und Druck und drehende Bewegungen durch die äußere, harte Knochenschicht in den Markraum ausgeübt. Sobald der Widerstand geringer wird, befindet man sich im Markraum.
An erster Stelle steht die Aspirationszytologie
Im Anschluss daran wird durch tieferes Einführen der Hohlnadel Knochenmark in Form eines Stanzzylinders gewonnen.
Der Stanzzylinder wird in eine Fixierungsflüssigkeit gegeben und kann, in dünnen Scheiben geschnitten, in der Pathologie befundet werden.
Ist eine Knochenmarkbiopsie schmerzhaft?
Ist eine Knochenmarkbiopsie schmerzhaft?
Vor der Biopsie wird ein Lokalanästhetikum in das subkutane Gewebe gespritzt, um den Entnahmebereich zu betäuben und die Schmerzen zu lindern. Der Patient kann auch eine systemische Analgesie und/oder Medikamente gegen Angstzustände erhalten.
Der Eingriff verursacht generell mäßige Schmerzen und ein wenig Unwohlsein. Patienten berichten über ein Druckgefühl beim Einführen der Nadel. Die Knochenmarkbiopsie dauert wenige Minuten und führt in der Regel zu keinem bleibenden Knochenschaden.
Was muss nach einer Knochenmarkbiopsie beachtet werden?
Was muss nach einer Knochenmarkbiopsie beachtet werden?
Da die Knochenmarkbiopsie in der Regel als ambulanter Eingriff durchgeführt wird, kann der Patient am gleichen Tag nach Hause. Standardmäßig werden nach dem Eingriff noch für etwa eine Stunde Puls und Blutdruck und andere Werte überwacht (Vitalzeichenparameter). Wie bei anderen Eingriffen ist es im Falle der Verabreichung von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln untersagt, am gleichen Tag noch Auto zu fahren oder Maschinen zu bedienen. Es ist wichtig, sich am Tag der Knochenmarkbiopsie körperlich zu schonen.