AMBOSS MG: Grundlagen wissenschaftlicher Studien Flashcards
Was bedeuten die Begriffe Induktion und Deduktion?
Induktion: Ableitung eines allgemeinen Prinzips aus einer speziellen Beobachtung
Deduktion: Anwendung eines allgemeinen Prinzips auf einen Spezialfall
Was versteht man unter dem Falsifikationsprinzip?
Die Falsifizierbarkeit einer Aussage bzw. wissenschaftlichen Theorie bedeutet, dass man diese widerlegen kann.
Laut Karl Popper basiert wissenschaftlicher Fortschritt auf der Widerlegung (also dem Ausschluss) nicht zutreffender Aussagen – dies wird als Falsifikationsprinzip bezeichnet.
Wodurch unterscheiden sich eine deterministische und eine probabilistische Hypothese voneinander?
Eine deterministische Hypothese sagt einen mit 100%iger Sicherheit bestehenden Zusammenhang zweier Faktoren voraus
(Beispiel: Wenn man im Regen steht, wird man nass).
Dies spielt v.a. in der Physik und Mathematik eine Rolle, jedoch nur sehr selten in der Medizin. Dort sind probabilistische Hypothesen sehr viel häufiger zu finden:
Diese sagen einen Zusammenhang nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraus, eine einhundertprozentige Sicherheit ist nicht gegeben (z.B. erkranken zwar Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit mit einer größeren Wahrscheinlichkeit, jedoch nicht zwangsläufig an einer Leberzirrhose).
Was versteht man unter einem Fehler 1. Art und einem Fehler 2. Art? Erkläre dabei auch den Unterschied zwischen Null- und Alternativhypothese!
Die Nullhypothese besagt, dass zwischen zwei Gruppen kein Unterschied besteht.
Die Alternativhypothese besagt hingegen, dass zwischen beiden Gruppen ein Unterschied besteht
Wenn die Nullhypothese fälschlicherweise zurückgewiesen und die Alternativhypothese angenommen wird, bezeichnet man das als Fehler 1. Art.
Demgegenüber kommt es zu einem Fehler 2. Art, wenn zwar ein Unterschied zwischen beiden Gruppen besteht, die Alternativhypothese aber fälschlicherweise zurückgewiesen wird.
Was wird in einer Interventionsstudie untersucht und welche Studienform besitzt dabei die höchste Aussagekraft?
Es wird der Effekt einer Behandlungsmaßnahme untersucht (z.B. die Wirkung eines Medikaments).
Dazu werden die Ausgangswerte vor der Intervention (Präzeitpunkt)
mit den Werten nach der Intervention verglichen (Postzeitpunkt).
Die Interventionsstudie mit der höchsten Aussagekraft ist die randomisierte kontrollierte Studie.
Wie läuft eine randomisierte kontrollierte Studie ab?
Bei dieser Interventionsstudie werden die Teilnehmer randomisiert in eine Experimentalgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt – dadurch kann der Einfluss einer personenbezogenen Verzerrung minimiert werden.
In der Experimentalgruppe wird die zu untersuchende Intervention (z.B. die Verabreichung eines neuen Medikaments) durchgeführt, in der Kontrollgruppe hingegen findet keine Intervention statt (Teilnehmer bekommen z.B. lediglich ein Placebo). Zur Beurteilung der Intervention werden die beiden Gruppen verglichen.
Wie nennt man die Vorgehensweise, bei der alle Versuchspersonen (auch Studienabbrecher) einer randomisierten kontrollierten Studie in die Auswertung miteinbezogen werden und warum ist sie so wichtig?
Intention-to-treat-Prinzip.
Damit soll ausgeschlossen werden, dass gleiche oder unterschiedliche Ergebnisse zwischen den Versuchsgruppen aufgrund einer erhöhten Abbruchrate in einer der beiden Gruppen zustande kommen
(z.B. weil sich die Versuchspersonen, bei denen die Behandlung nicht wirkt, auch nicht weiter behandeln lassen).
Wie kann man subjektive Einschätzungen erfassen?
Können anhand einer Ratingskala erfasst werden.
Eine solche Ratingskala hat mindestens das Niveau einer Ordinalskala und ermöglicht somit das Erstellen einer Rangfolge, was die Auswertung der Daten vereinfacht bzw. ermöglicht.
Was versteht man unter dem Rosenthal-Effekt und wie kann man diesen verhindern?
Der Rosenthal-Effekt (Versuchsleiterfehler) entsteht dadurch, dass sich der Versuchsleiter gegenüber den verschiedenen Teilnehmern einer Studie unterschiedlich verhält und auf diese Weise das Studienergebnis beeinflusst.
Durch die Doppelverblindung wird dem entgegengewirkt:
Im Gegensatz zur Einfachverblindung, bei der nur die Studienteilnehmer nicht wissen, welcher Gruppe sie angehören, weiß bei der Doppelverblindung auch der Studienleiter nicht, welcher Gruppe die Teilnehmer angehören.
Wie läuft eine Querschnittsstudie ab?
Bei einer Querschnittsstudie werden zu einem bestimmten Zeitpunkt eine oder mehrere Gruppen auf ein oder mehrere Merkmale untersucht.
Sie ist weniger aufwändig, aber auch weniger aussagekräftig als Längsschnittstudien.
z.B. Prävalenzmessung einer Krankheit, zu einem bestimmten Zeitpunkt
Was ist der Unterschied zwischen einer prospektiven Längsschnittstudie und einer Fall–Kontroll–Studie?
Im Rahmen einer prospektiven (=vorausschauenden) Längsschnittstudie werden eine oder mehrere Gruppen zum jetzigen und zu einem späteren Zeitpunkt untersucht.
Auf diese Weise können Entwicklungsverläufe erfasst werden (z.B. die Exposition gegenüber eines Risikofaktors), das Vorgehen ist jedoch zeitlich und finanziell sehr aufwändig.
Die Fall–Kontroll–Studie ist retrospektiv, d.h. eine Fall- und eine Kontrollgruppe werden auf zurückliegende Faktoren untersucht. Die Aussagekraft dieser Studie ist aber gering.
Wie wird eine Klumpenstichprobe gebildet?
Es werden aus einer Gesamtpopulation zufällig Gruppen ausgewählt. Sämtliche Mitglieder dieser Gruppen werden in die Stichprobe aufgenommen.
Bspw. möchte man die Primärversorgung von Patienten einer deutschen Großstadt untersuchen und wählt dazu zufällig zehn Allgemeinarztpraxen aus. In diesen zehn Allgemeinarztpraxen („Klumpen“) werden jeweils alle Patienten in die Stichprobe aufgenommen.
Wie wird eine Quotenstichprobe gebildet?
Bei der Durchführung einer Quotenstichprobe wird die Studienpopulation nach Quoten (d.h. prozentual) aufgeteilt.
Innerhalb dieser Quoten hat der Untersucher freie Auswahl (z.B. müssen 50% der Probanden Kinder sein und 50% Erwachsene – welche Kinder und Erwachsenen untersucht werden, kann der Untersucher selbst bestimmen).
Wie wird eine Zufallsstichprobe gebildet?
In einer einfachen Zufallsstichprobe kann jedes Mitglied der zu untersuchenden Population mit der gleichen Wahrscheinlichkeit ausgewählt werden.
Die Darstellung der Population soll dadurch möglichst repräsentativ sein.
Was versteht man unter einer Metaanalyse?
Bei einer Metaanalyse werden Primärdaten mehrerer Studien zusammengefasst und quantitativ analysiert, wobei auch die Effektstärken der Einzelstudien kombiniert betrachtet werden können.
Ist der berechnete Gesamteffekt hoch, gilt die Wirksamkeit einer Intervention als erwiesen.
Im Rahmen der evidenzbasierten Medizin hat eine Metaanalyse vieler randomisierter kontrollierter Einzelstudien die höchste Evidenz.