8 - Kognitive Prozesse Flashcards

1
Q

Kognition

A

allgemeiner Begriff für alle Formen des Wissens und Denkens -> Inhalte und Prozesse

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2
Q

Kognitive Psychologie

A

Intelligenz, Sprache, Denken und Problemlösen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung

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3
Q

Kognitionswissenschaft

A

interdisziplinäres Gebiet, liegt im Schnittfeld von:

o Philosophie, Neurowissenschaft, Linguistik, Kognitive Psychologie, Künstliche Intelligenz/Informatik

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4
Q

Methodische Grundlagen zur Untersuchung mentaler Prozesse

A

o 1868 von niederländischem Physiologen F. C. Donders (1818-1889)
o „Geschwindigkeit geistiger Prozesse“ -> erdachte Reihe experimenteller Aufgaben
o Unterschiede im Zeitverbrauch zwischen einzelnen Aufgaben -> unterschiedliche geistige Schritte für erfolgreiche Aufgabenbearbeitung
o Donders fundamentale Erkenntnis: Geistige Extraschritte führen oft dazu, dass die Aufgabenbearbeitung mehr Zeit erfordert
 Liegt großem Teil der kognitionspsychologischen Forschung bis heute zugrunde (v.a. Arbeiten mit Reaktionszeiten)

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5
Q

Serielle und parallele Prozesse

A
  • Serielle Prozesse finden nacheinander statt
  • Parallele Prozesse finden gleichzeitig statt
  • Oft Verwendung von Reaktionszeiten, um herauszufinden, ob Prozesse seriell oder parallel ablaufen
  • Zentrale Herausforderung kognitionspsychologischer Forschung: Erfinden von Anordnungen und Anforderungen, die im Experiment die Beschaffenheit des Prozesses offenlegt
  • Entscheidung zwischen seriell und parallel oft durch Bestimmung des Ausmaßes, in dem mentale Ressourcen beansprucht werden
    o Annahme: begrenzte Verarbeitungsressourcen, die auf verschiedene mentale Aufgaben verteilt werden müssen -> für Verteilung sind Aufmerksamkeitsprozesse verantwortlich
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6
Q

Kontrollierte und automatische Prozesse

A

Nicht alle Prozesse nehmen Ressourcen in gleichem Ausmaß in Anspruch:
o Kontrollierte Prozesse erfordern Aufmerksamkeit
 Oft schwierig mehr als einen kontrollierten Prozess gleichzeitig auszuführen
o Automatische Prozesse erfordern im Allgemeinen keine Aufmerksamkeit
 Lassen sich häufig ohne Interferenzen neben anderen Aufgaben ausführen
o Kontrollierte Prozesse können mit genügender Übung automatisiert werden

(Aufmerksamkeit verantwortlich für

  • Verteilung der mentalen Ressourcen
  • Selektion der mentalen Ressourcen)
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7
Q

Ganor-Stern et al., 2007: Physisch größere von zwei Zahlen umkreisen

A

o Liste A: Missverhältnis zwischen physischer und numerischer Größe (z.B. 61 (groß) – 67)
o Liste B: Passung zwischen physischer und numerischer Größe (z.B. 61 – 67 (groß) )
o Probanden brauchten für Liste A länger als für Liste B (-> da automatisches Zurückgreifen auf Bedeutung der Zahl, auch wenn nicht benötigt bzw. gewollt)

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8
Q

Satzbedeutung und Äußerungsbedeutung

A
  • Satzbedeutung: einfache Bedeutung der zu einem Satz zusammengefassten Wörter (Was wird gesagt?)
  • Äußerungsbedeutung: unbegrenzte Anzahl von Bedeutungen, die ein Sprecher kommunizieren kann, indem er einen Satz geeignet verwendet (Was wird damit gemeint?)
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9
Q

H. Paul Grice (1975): Kooperationsprinzip

A

Anweisung an Sprecher, Äußerungen so zu produzieren, dass sie für inhaltliche Ausrichtung des jeweils laufenden Gesprächs und seine Randbedingungen angemessen sind
-> Vier Maximen als Erweiterung des Kooperationsprinzips

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10
Q

Vier Maximen als Erweiterung des Kooperationsprinzips

A
  • Maxime der Quantität
    • Beitrag so informativ wie nötig, aber nicht informativer als nötig
  • Maxime der Qualität
    • Sicherung des Wahrheitsgehalts der Äußerung
  • Maxime der Relation
    • Beitrag soll relevant sein
  • Maxime der Art und Weise
    • Kurz halten, geordnet und klar sprechen
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11
Q

Herbert Clark (1996): drei Quellen von Hinweisen, auf die sich Urteile über gemeinsamen Wissenshintergrund gründen

A

o Gruppenmitgliedschaft
o Sprachliche Kohärenz: Informationen aus früheren (Abschnitten von) Gesprächen
o Physische Kohärenz: unmittelbare Gegenwart von Objekten oder Situationen

-> Beurteilung des gemeinsamen Wissenshintergrund hängt oft von Fähigkeit der Gedächtnisprozesse ab, Informationen bereitzustellen

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12
Q

Spoonerismus

A

Vertauschung der Anfangslaute von zwei oder mehreren Wörtern in einem Satz oder einem Satzteil, wobei ein veränderter Sinn entsteht
-> Mischung aus Schüttelreim und Freud’schem Versprecher

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13
Q

Äußerung muss auf verschiedenen Ebenen geplant werden -> Versprecher können auf jede dieser Ebenen zurückgehen

A

o Inhaltswörter auswählen, die Gedanken am besten entsprechen: Bei zwei Wörtern „Fisch“ und „Barsch“ Vermischung zu „Bisch“
o Ausgewählten Wörter an richtigen Stellen in Äußerung einsetzen: „den Herd auf den Topf stellen“
o Laute einsetzen, welche die Wörter bilden, die geäußert werden sollen: An falsche Stelle: „hinksländig“, „Griemgras“

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14
Q

SLIP – Technik

A

= spoonerism of laboratory-induced predisposition
o Probanden sollen Listen von Wortpaaren, die als Modelle für die phonetische Struktur des angezielten Versprechers dienen, leise lesen
 Schirm – Rast, Schaft – Reck, Schilf – Rost, …
 Anschließend Vorlesen von Wortpaaren wie Rock – Schaum
 Unter Einfluss der vorangegangenen Paare manchmal Schock – Raum
o Methode, um Faktoren zu untersuchen, die Wahrscheinlichkeit für Sprachfehler beeinflussen
 Spoonerismus wahrscheinlicher, wenn Vertauschung der Anfangsbuchstaben wieder zu existierenden Wörtern führt
• Kognitive Prozesse sind schon während Äußerung darauf gerichtet, potenzielle Fehler zu entdecken und zu verbessern

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15
Q

Was versuchen Theorien der Sprachproduktion momentan vorherzusagen?

A

Theorien der Sprachproduktion versuchen momentan vorherzusagen, wie sich Äußerungen von Menschen in Bezug auf Laute, Wörter und Struktur im Laufe der Zeit entwickeln
o Relative Frequenz von Lauten an einer bestimmten Stelle
o Zeitreihe der Wörter einer Äußerung
 Wort (Kuh) unwahrscheinlicher, wenn vorher assoziiertes Wort (Milch)
o Wenn vorher passiver Satz gehört, auch eher Entscheidung für Satz im Passiv

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16
Q

Galati & Brennan, 2010: Einfluss von angenommenem gemeinsamen Nenner aufs Sprechen

A

o Studierende sehen Cartoon: Coyote versucht erfolglos Road Runner einzufangen
o Studierende erzählten anderem, der Cartoon nicht gesehen hatte, den Inhalt
o Danach erzählten sie Inhalt nochmal derselben Person (A) und einer neuen (B)
o Hypothese: Gemeinsame Basis mit A veranlasst Erzähler, lockerer mit Sprache umzugehen
o Mehrmals wiederholte Wörter (Dynamit, Fallschirm) wurden aus Aufnahme herausgeschnitten und neuer Gruppe vorgelegt, die relative Klarheit der verschiedenen Versionen beurteilen sollte
o Ausführungen durchweg weniger klar, wenn an Person A gerichtet
 Sprechen wird von angenommenem gemeinsamen Nenner beeinflusst

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17
Q

Lexikalische Ambiguität

A

Mehrdeutigkeit von Wörtern (Schloss)

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18
Q

Disambiguierung

A

Eindeutig machen von Mehrdeutigem

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19
Q

Strukturelle Ambiguität

A

Mehrdeutigkeit von Strukturen (Die Schwester von Anna und Till…)

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20
Q

Ausgewogene und einseitige Mehrdeutigkeit

A

Ausgewogen: Beide Bedeutungen werden gleich häufig verwendet (Ball)
Einseitig: Eine Bedeutung ist häufiger als die andere (Ton)

-> Gehirn reagiert auf diese beiden Arten von Mehrdeutigkeit unterschiedlich

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21
Q

Was passiert bei Ambiguitäten?

A

Bei Ambiguitäten unmittelbare und sehr effiziente Anwendung von Kontextinformationen

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22
Q

fMRT-Scan während ausgewogenen/eindeutigen Mehrdeutigkeiten: Mason & Just, 2007

A

o 12 Teilnehmer lasen Sätze während fMRT-Scan
o Sätze enthielten ausgewogene oder einseitige Mehrdeutigkeiten oder es waren passende Kontrollsätze (Maria beobachtete den Ball vs. Tanzball)
o Bestätigte Hypothese: Auswählen zwischen verschiedenen Bedeutungen –> Mehrdeutige Sätze lösen andere Muster der Gehirnaktivität aus als Kontrollsätze
o Probanden müssen sich bei einseitigen Mehrdeutigkeiten von ihren Interpretationen erholen, sodass diese andere Gehirnaktivitäten nach sich ziehen als ausgewogene Mehrdeutigkeiten –> ebenfalls bestätigt

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23
Q

Propositionen

A

Zentrale gedankliche Inhalte von Äußerungen
o Die Katze sitzt auf der Matte: SITZEN-AUF (Katze, Matte)
o Die Katze sah die Maus unter das Sofa rennen:
SEHEN (Katze, RENNEN (Maus, UNTER (Maus, Sofa)))

-> Bedeutungsrepräsentation beginnt mit Propositionen

  • Probleme beim exakten Erinnern: „Die Katze jagte die Maus.“ – JAGEN (Katze, Maus) – „Die Katze jagte die Maus.“ Vs „Die Maus wurde von der Katze gejagt.“
  • Zusätzliche Probleme: Füllen von Informationslücken durch eigene Propositionen – „Inferenzen“ (logische Annahmen)
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24
Q

Ratcliff & McKoon, 1978: Propositionen

A

o „Das Mausoleum, in dem der Zar aufgebahrt war, überragte den Platz.“
o Mausoleum und Platz weit auseinander, aber sollten in Gedächtnis zu Proposition zusammengefügt werden: ÜBERRAGEN (Mausoleum, Platz)
o Probanden lesen Wortlisten und sagen, ob einzelne Wörter im zuvor gelesenen Satz vorgekommen waren
o Reaktion „Mausoleum ist in Satz vorgekommen“ erfolgte schneller, wenn Mausoleum direkt nach Platz kam, als wenn Vorgängerwort aus einer anderen Proposition stammte
-> Begriffe Mausoleum und Platz wurden im Gedächtnis zusammen repräsentiert

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25
Q

Wichtigste Funktionen der sprachlichen Verstehensprozesse

A

Extraktionen von Propositionen -> exakte Form, aus der Propositionen gewonnen wurden, geht schnell verloren -> schwer sich wortwörtlich zu erinnern

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26
Q

Inferenzen

A
  • Hörer füllen Informationslücken oft mit Inferenzen (=logischen Annahmen)
  • Anzahl der möglichen Inferenzen nach Äußerung ist unbegrenzt
  • Das Modell, das Leser für die komplette Textsituation entwickeln, beeinflusst, welche Annahmen sie enkodieren
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27
Q

Sue Savage-Rumbaugh (1998): Forschungen, die fundierte Einblicke in sprachliche Fähigkeiten von Schimpansen (Bonobos) erlauben

A

o Zwei Bonobos erwarben Bedeutung von Symbol „spontan“ durch Beobachtung anderer, die mit Symbolen kommunizierten
o Verstanden etwas gesprochenes Englisch; konnten sich kein Regelsystem aneignen
o Aspekte menschlicher Sprachkompetenz können auch bei anderen Spezies auftreten

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28
Q

In 1920ern: Psychologen versuchten Schimpansen Sprache zu lehren

A

o Schimpansen besitzen keinen angemessenen Vokaltrakt, daher
 Stark vereinfachte amerikanische Gebärdensprache (ASL)
 Plastische Symbole auf Magnettafel bedienen
o Einwand: gelegentliche Kombinationen von Gesten oder Symbolen keine sinnhaltige Art der Sprachverwendung und Erwartungseffekt

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29
Q

Die menschliche Sprache

A
  • Sprachstruktur: Einmaligkeit der menschlichen Sprache durch Möglichkeit, unbegrenzt viele Botschaften mit begrenzter Anzahl von Wörtern hervorzubringen
    o Mensch als einzige Spezies biologisch in der Lage, derart komplexe Regeln zu lernen
  • Heute: Erforschung bestimmter Aspekte menschlicher Sprache, die innerhalb Kompetenz anderer Spezies liegen könnten
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30
Q

Sprache, Denken, Kultur: Edward Sapir (1941/64) und sein Schüler Benjamin Lee Whorf (1956)

A

o Sprachliche Gewohnheiten der Gemeinschaft prädisponieren bestimmte Interpretationen
o Hypothese des linguistischer Relativismus erfuhr am meisten Aufmerksamkeit: Sprachstruktur eines Menschen hat Auswirkungen auf seine Weltsicht

31
Q

Linguistischer Relativismus

A

Sprachstruktur eines Menschen hat Auswirkungen auf seine Weltsicht

32
Q

Studien zu linguistischem Relativismus

A
  • Unterschiedliche Anzahl an Grundfarbwörtern in verschiedenen Sprachen
    o Englisch: 11, Sprache der Dani: 2 (hell/dunkel)
    o Studie: In Ähnlichkeitsbewertung von Himba-Sprechern (blau/grün=1 Wort) deutlicher Einfluss der kategoriellen Struktur ihrer Sprache
  • Piraha-Stamm: drei Ausdrücke für Zahlen: wenig, etwas mehr, viele
    o Schwierigkeiten, sich Quantitäten für kurze Zeit einzuprägen
  • Forschung: Fausey & Boroditsky, 2001
    o Englisch und spanisch Sprechende sehen sich Unfallvideo an und sollen beschreiben
    o Englisch: 75% bilden Sätze, aus denen unfallverursachende Person hervorging
    o Spanisch: Nur 60% Sätze mit unfallverursachender Person
    o 2. Experiment: neue Gruppe englisch und spanisch Sprechender sieht Videos
    o 10 Minuten später Gedächtnistest: Person erkennen, die in Unfall verwickelt war
    o Richtige Person: Englisch = 79%, Spanisch = 74%
    o Erklärung: Angewohnheit im Englischen, Unfallverursacher hervorzuheben
33
Q

Visuelle Kognition

A
  • Geschichte ist voller Beispiele berühmter Entdeckungen, die offenbar auf Grundlage mentaler Vorstellungsbilder gemacht wurden
  • Forschung: Shepard & Cooper, 1982
    o Studierenden wird „R“ und dessen Spiegelbild gezeigt, die um Winkel von 0 bis 180 Grad rotieren –> entscheiden, ob normales R oder Spiegelbild
    o Reaktionszeit verlängerte sich proportional zum Winkel
    o Schlussfolgerung: Probanden lassen R vor geistigem Auge rotieren -> mentaler Rotationsprozess scheint Prozess der physikalischen Rotation sehr ähnlich
  • Studie: Ganis et al., 2004
    o Probanden lernen Reihe von Strichzeichnungen gewöhnlicher Objekte auswendig
    o fMRT-Scans, während sie entweder dieselben Zeichnungen betrachteten oder visuelle Vorstellungen davon hervorriefen
    o Bei jeder Zeichnung beantworteten sie einfach Frage („Hat es kreisförmige Teile?“)
    o Ergebnis: Bei Wahrnehmung und Vorstellung sind fast dieselben Hirnareale aktiv, Hirnareale für Vorstellung sind denen der Wahrnehmung untergeordnet
  • Studie: Franklin & Tversky, 1990
    o Probanden lesen Beschreibungen, in denen Anordnung von Objekten um Betrachter herum anschaulich beschrieben wurde
    o Leser konnten anschließend schneller angeben, welches Objekt sich in der Szene vor ihnen befand als hinter ihnen (wie im echten Leben)
    o Schlussfolgerung: Verbale Erfahrung kann in visuelle und räumliche Erfahrung umgewandelt werden (= mithilfe der Vorstellung kann man sich selbst in eine Szene hinein projizieren)
34
Q

Newell & Simon, 1972: Ein Problem ist definiert durch…

A
  1. einen Anfangszustand – die unvollständige Information oder die unbefriedigende Zustandslage, von der man ausgeht
  2. einen Zielzustand – die Information oder der Zustand in der Welt, die man erreichen will
  3. eine Menge von Operatoren – die Schritte, die man unternimmt, um sich vom Anfangszustand auf den Zielzustand hin zu bewegen
    o Zusammen definieren diese drei Teile den Problemraum

Problem: Diskrepanz zwischen vorhandenen und benötigten Wissen

35
Q

Wohldefiniertes Problem

A

Anfangszustand, Zielzustand und Operatoren sind alle eindeutig spezifiziert –> Aufgabe: Herausfinden wie man zulässige, bekannte Operatoren zum Einsatz bringt, um zur Lösung zu gelangen

36
Q

Schlecht definiertes Problem

A

Anfangszustand, Zielzustand und/oder Operatoren können unklar und vage spezifiziert sein –> Aufgabe: So weit wie möglich herausarbeiten, wie Problem genau beschaffen ist (Anfang? Ziel? Mittel?)

37
Q

Algorithmus

A

Schrittweises Verfahren, das bei einem bestimmten Problemtyp immer die richtige Lösung liefert –> eher bei wohldefinierten Problemen (da Anfang und Ziel eindeutig)

38
Q

Heuristiken

A

Strategien oder „Faustregeln“ (wenn Algorithmen nicht verfügbar) -> eher bei schlechtdefinierten Problemen

39
Q

Wie kann man Schritte des Problemlösens untersuchen?

A

Methode des lauten Denkens (fortlaufende Verbalisierung der Gedanken = Introspektion)

40
Q

Funktionale Fixierung

A

Geistige Blockade, die sich negativ auf Problemlösung auswirkt, indem sie das Erkennen einer neuartigen Funktion eines Objekts hemmt, dass zuvor mit anderer Funktion assoziiert war

41
Q

Verbesserung des Problemlösens

A
  • Schwierigkeit eines Problems besteht darin, dass mentale Anforderungen für seine Lösung die Verarbeitungsressourcen überlasten
  • Wichtiger Schritt zur Verbesserung des Problemlösens:
    o Geeignete Repräsentation des Problems, so dass jeder Operator im Rahmen der vorhandenen Verarbeitungsressourcen auch zum Einsatz kommen kann
     Einzelne Komponenten des Lösungswegs üben, sodass sie mit der Zeit weniger Ressourcen benötigen
     Neuen Weg finden, über das Problem nachzudenken
     Überwindung von „funktionaler Fixierung“
42
Q

Kreativität

A
  • Fähigkeit, Ideen oder Produkte hervorzubringen, die sowohl neu als auch den Umständen angemessen sind
  • Einschätzung von Kreativität durch Aufgaben, die divergentes als auch konvergentes Denken messen
43
Q

Divergentes Denken

A

Fähigkeit, eine Reihe ungewöhnlicher Lösungen für ein Problem hervorzubringen –> fluides (schnelles) und flexibles Denken
o z.B. „Nennen sie möglichst viele Dinge, die viereckig sind.“ -> Bewertungsdimensionen:
 Flüssigkeit: zusammengenommene Zahl voneinander unterscheidbarer Ideen
 Einzigartigkeit: Zahl von Ideen, auf die niemand sonst in angemessener Stichprobe gekommen ist
 Ungewöhnlichkeit: Zahl von Ideen, auf die (bspw.) nicht mehr als 5% einer Stichprobe gekommen sind

44
Q

Bewertungsdimensionen bei Aufgaben zu divergentem Denken

A
  • Flüssigkeit: zusammengenommene Zahl voneinander unterscheidbarer Ideen
  • Einzigartigkeit: Zahl von Ideen, auf die niemand sonst in angemessener Stichprobe gekommen ist
  • Ungewöhnlichkeit: Zahl von Ideen, auf die (bspw.) nicht mehr als 5% einer Stichprobe gekommen sind
45
Q

Konvergentes Denken

A

Fähigkeit, verschiedene Informationsquellen zu bündeln, um ein Problem zu lösen; Einsicht, über den Tellerrand blicken
o Z.B. Wort-Assoziations-Test: „Mit welchem Wort weisen die drei Begriffe einen Zusammenhang auf? Fisch, Mine, Rausch“

46
Q

Einschätzungen von Kreativität

A
  • Einschätzung von Kreativität durch Aufforderung etwas zu entwerfen/zu produzieren
    o Beurteilungen über Kreativität sind sehr reliabel (sogar bei eigenen Entwürfen)
47
Q

Slivia, 2008 –> Test für divergentes Denken mit Studierenden

A

o Bspw. Generierung ungewöhnlicher Verwendungszwecke für Messer
o Danach Auswählen der zwei kreativsten eigenen Antworten
o Anschließend wurden Antworten durch drei Beurteiler geprüft
o Übereinstimmungen zwischen Probanden und Beurteilern recht hoch
o Studierende, die sich selbst als kreativ und aufgeschlossen beschrieben, schnitten beim Identifizieren ihrer kreativsten Antworten am besten ab
o Schlussfolgerung: Kreative Menschen sind in doppelter Hinsicht talentiert: Bessere Ideen und bessere Einschätzung ihrer Ideen

48
Q

Welche Motivation haben hochkreative Personen?

A

Hochkreative Personen -> intrinsische (innere, aus sich selbst entstehende) Motivation

49
Q

Deduktives Schließen

A

= Logische Gewissheit

  • Syllogimsus
  • Effekt glaubhaftigkeitsbasierter Urteilsneigung (belief-bias effect)
  • Wason’sche Auswahlaufgabe

Deduktives Schließen wird beeinflusst von:

  • spezifischem Weltwissen: Effekt glaubhaftigkeitsbasierter Urteilsneigung (aus Erfahrung heraus vernünftiges Modell für deduktive Schlüsse -> gültige Schlüsse; aus Erfahrung heraus kein vernünftiges Modell für deduktive Schlüsse -> ungültige Schlüsse)
  • den kognitiven Ressourcen
50
Q

Syllogimsus

A

-> Aristoteles
Prämisse 1: Alle Bohnen in diesem Sack sind weiß
Prämisse 2: Diese Bohnen sind aus diesem Sack.
Schlussfolgerung: Diese Bohnen sind weiß.

51
Q

Effekt glaubhaftigkeitsbasierter Urteilsneigung

A

= belief-bias effect
o Beurteilung von Schlüssen als gültig, für die sich in Erfahrungswelt ein vernünftiges Modell konstruieren lässt
o Zurückweisung von Schlüssen ungültig, bei denen eine entsprechende Modellkonstruktion nicht möglich ist

52
Q

Wason’sche Auswahlaufgabe

A

Logische Leistungen sind bei lebensweltlichen Aufgaben meist besser als bei abstrakten

53
Q

Induktives Schließen

A

= Wahrscheinlichkeit
- Form des logischen Schließens, bei der mithilfe verfügbarer Anhaltspunkte wahrscheinliche, aber nicht sichere Schlussfolgerungen erzeugt werden

Prämisse 1: Diese Bohnen sind aus diesem Sack.
Prämisse 2: Diese Bohnen sind weiß.
Schlussfolgerung: Alle Bohnen in diesem Sack sind weiß.

  • Im täglichen Leben beruht großer Teil unserer Problemlösefähigkeit auf induktivem Schließen
  • Analoges Problemlösen
  • Generalisierung
  • Mentale Voreinstellung
54
Q

Analoges Problemlösen

A

Herstellung von Analogie zwischen Merkmalen der aktuellen Situation und Merkmalen vorangegangener Situationen

55
Q

Generalisierung

A

allgemeine Problemlöseroutine

56
Q

Mentale Voreinstellung

A

Schon bestehender Zustand des Geistes, der Gewohnheit oder der Werthaltung, der unter bestimmten Bedingungen die Qualität und Geschwindigkeit der Wahrnehmung und des Problemlösens erhöhen kann
o Kann Qualität der Geistestätigkeit jedoch auch hemmen oder trüben, wenn alte Wege des Denkens und Handelns in neuen Situationen nicht mehr produktiv sind

Bsp. Bauchentscheidungen

57
Q

Urteilen und Entscheiden

A
  • Urteilen: Prozess, in dessen Verlauf wir Meinungen bilden, zu Schlussfolgerungen gelangen und Ereignisse und Menschen kritisch bewerten -> Meinungen
  • Entscheiden: Prozess des Wählens zwischen Alternativen, der Auswahl und Zurückweisung vorhandener Möglichkeiten -> konkrete Verhaltensweisen und Handlungen
  • Sind miteinander verbunden: Entscheidung auf Basis der Urteils
58
Q

Heuristiken und Urteilsbildung

A

Amos Tversky & Daniel Kahneman:
Urteile beruhen auf Heuristiken und nicht auf formalen Analysemethoden
- Heuristiken: Kunst, mit unvollständigen Informationen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen
- Menschen haben adaptiven Werkzeugkasten entwickelt: Fundus an „schnellen und sparsamen“ Heuristiken, die in überwiegender Zahl der Fälle zu korrekten Urteilen führen
o Zugrundeliegende Behauptung: Fähigkeit, Entscheidungen schnell und mit limitierten Ressourcen zu treffen, trägt zum Überleben bei

59
Q

Verfügbarkeitsheuristik

A
  • Gründung des Urteils auf Information, die im Gedächtnis leichter verfügbar ist
  • Basiert auf zwei Komponenten:
    1. Flüssigkeit: Wie schnell können die Informationen abgerufen werden? -> Bsp.: Was ist gefährlicher: Kegeln oder Fallschirmspringen?
    2. Inhalt: Welchen Inhalt haben die Informationen? -> Bsp.: Beschreibung von 5 Erinnerungen zum Kegeln – alle negativ -> Kegeln keine geeignete Freizeitbeschäftigung
  • Problem: Flüssigkeit des Abrufs ist abhängig vom Kontext (Bsp.: Kontext (Arktis, Alkaloide, mikrig, fiktional) -> „Gibt es mehr Worte mit K am Anfang oder an dritter Stelle im Deutschen?“)
  • Problem: verzerrte Gedächtnisinhalte (Zeigarnik-Effekt der nicht-abgeschlossenen Aufgaben, z.B. bei MC-Klausur)
60
Q

Flüssigkeit und Typikalität: Oppenheimer & Frank, 2008

A

o Probanden schätzen Typikalität von Exemplar einer Kategorie ein
o Teilweise waren Begriffe leicht, teilweise schwer leserlich
o Probanden bewerteten Begriffe als typischer, wenn in leicht zu lesender Schriftart
 Beurteilung der Flüssigkeit beeinflusste Beurteilung der Typikalität

61
Q

Antwortänderungen bei MC: Kruger et al., 2005

A

o Untersuchung von Antwortänderungen in Multiple-Choice-Examensbögen
o 23% ersetzten falsche Antwort durch andere falsche
o 51% ersetzten falsche Antwort durch richtige
o 25% ersetzten richtige Antwort durch falsche
o 75% gaben an, dass man lieber bei der ursprünglichen Antwort bleiben sollte
 Gedächtnis-Bias: mehr Erinnerungen an negative Konsequenzen
o Weiteres Experiment: direkt nach Ausfüllen des MC-Examens Feedback
o Nach 4-6 Wochen Erinnerung an Fälle, in denen sie daran gedacht haben, ihre Antwort zu ändern, wie sie sich entschieden hatten und welche Folgen das hatte
o Durchgängige Verzerrung: Überschätzung von richtigen zu falschen Antworten, Unterschätzung von falschen zu richtigen Antworten

62
Q

Repräsentativitätsheuristik

A
  • Urteilsbildung aufgrund von Zuweisung zu Kategorien beim Vorhandensein der typischen Merkmale
  • Problem: Ignorieren von weiteren relevanten Informationen, die nicht zu den typischen Merkmalen gehören
  • Problem: keine richtige Mittelwertsbildung, sondern Mittel aus höchstem Wert und Endwert (Bsp.: „Wie gut war das Konzert?“)
  • gilt für negative Erfahrungen („Würden Sie wiederkommen?“ Wortübersetzungen lernen) und positive Erfahrungen („Wie glücklich sind Sie?“ Süßigkeiten)
  • Bei negativen Erfahrungen besseres Ende als Spitzenwert davor; bei positiven Erfahrungen Spitzenwert am Ende
63
Q

Spitzen-End-Regel: Finn, 2010

A

o Teilnehmer versuchten, englische Übersetzungen für spanische Wörter zu lernen
o Zwei Durchgänge: Eine Gruppe fing mit SD, andere mit ED an, danach jeweils andere
 Schnelldurchgang: 30 schwere Übersetzungen
 Erweiterter Durchgang: 30 schwere und 15 mittelmäßig schwere
o Anschließend: „Welche Liste würden Sie morgen lieber lernen?“
 73% bevorzugten erweiterte Liste (45 statt 30 Wörter!)
o Erklärung: Bildung eines niedrigeren Durchschnitts in erweitertem Durchgang
 Spitzen-End-Regel!

64
Q

Ankerheuristik

A
  • Urteilsbildung aufgrund eines Ausgangswertes

- Bei Schätzungen Beginn mit einem wahrscheinlichen Anker und Anpassen des Wertes, bis er plausibel klingt

65
Q

Die Rahmung von Entscheidungen

A
  • Rahmung: besondere Beschreibung einer Wahlsituation
  • Bezugspunkte sind bei der Entscheidungsfindung wichtig
  • Beispiel: Entscheidung zwischen Operation oder Bestrahlung bei Lungenkrebs
    o Überlebensrahmung
     Operation: von 100 überleben 90 OP, 68 Ende des ersten Jahres, 5 Jahre später leben noch 34 -> 82% entscheiden sich für OP
     Bestrahlung: von 100 überleben alle, 77 Ende des ersten Jahres, 5 Jahre später leben noch 22 -> 18%
    o Sterblichkeits-Rahmung
     Operation: von 100 sterben 10 während OP, 32 sterben bis Ende des Jahres, 5 Jahre später sind 66 verstorben -> 56%
     Bestrahlung: von 100 stirbt niemand während Bestrahlung, 23 sterben bis Ende des Jahres, 5 Jahre später sind 78 verstorben -> 44%
66
Q

Entscheidung für Fleischer: Keren, 2007

A

o Fleischer A: Fleisch 25% fett
o Fleischer B: Fleisch 75% fettarm -> 82% entschieden sich für Fleischer B
o Zweite Gruppe: Vertrauensurteile
 73% vertraut A mehr, der mit wahrem Fettgehalt nicht hinterm Berg hält

-> dieselbe Rahmung kann einen entgegengesetzten Effekt auf unterschiedliche Urteile haben

67
Q

Rahmung und andere Menschen

A
  • Oft treffen beide Behauptungen zu -> Frage der persönlichen Geschichte, welcher Rahmen einem zwingender erscheint
  • Wenn man Handeln anderer Menschen verstehen will, versuchen herauszufinden, wie diese Menschen ihre Entscheidungen gerahmt haben
68
Q

In welchen Kategorien drücken Menschen größtes Bedauern für ihre Entscheidungen aus?

A
  • Kategorien, in denen Menschen das größte Bedauern ausdrücken, sind Entscheidungen in Bezug auf Schulbildung und Karriere (Roese & Summerville, 2005)
    o Grund: besonders große Auswahl an Möglichkeiten in beiden Bereichen
69
Q

Wodurch wird Bedauern über Entscheidung verstärkt?

A

Verstärktes Bedauern, wenn man sich über mit Entscheidung verbundenen Kosten bewusst ist (van Dijk & Zeelenberg, 2005)

70
Q

Putamen und verpasste Chancen: Büchel et al., 2011

A

o Computerbildschirm mit 8 verschlossenen Boxen (7 „Gold“, 1 „Teufel“)
o Von links nach rechts können so viele Boxen geöffnet werden, wie man will
o Bei Teufel Verlust des Goldes, sonst behalten -> 70 Runden lang
o Bei Entschluss aufzuhören, wurde Box mit Teufel verraten, dabei fMRT-Scan
o Aktivität des Putamens hängt von Größe der verpassten Chance ab
o Bei Erfahrung größerer ausgelassener Chancen = mehr Risikobereitschaft

-> Putamen schien anderen Gehirnregionen Info übermittelt zu haben

71
Q

Stile der Entscheidungsfindung

A

o Satisficer: Ziel -> zufrieden sein -> Wahl der besten Alternative bisher
o Maximizer: Ziel -> das Beste rauszuholen -> Wahl der besten Alternative überhaupt

72
Q

Auswirkungen bei Maximizern und Satisficern: Iyengar et al., 2006

A

o 548 Studierende auf Jobsuche füllen Fragebogen aus -> Maximizer oder satisficer?
o 3-6 Monate später erneute Befragung:
 Maximizer werden 20% besser bezahlt und sind dennoch weniger zufrieden

73
Q

Untersuchung der Kognition

A

= Erforschung des geistigen Lebens

  • Inhalte: Was weiß ich? (Begriffe, Fakten, Aussagen, Regeln)
  • Prozesse: Wie manipuliere ich die geistigen Inhalte?
74
Q

Hörerbezug

A
  • An welche Hörerschaft ist die Äußerung gerichtet?
  • Welches Wissen kann ich als Sprechende/r voraussetzen?
  • Regel für Berücksichtigung des Hörerbezugs: „Kooperationsprinzip“ (H. Paul Grice, 1975; angemessene Äußerungen bzgl. der inhaltlichen Ausrichtung und den Randbedingungen)
  • 4 Maxime der kooperativen Sprachproduktion