05 - Bewusstsein und Bewusstseinsveränderungen Flashcards
Prozesse ohne bewusste Kontrolle
- Körperliche Aktivitäten, die einem, wenn überhaupt, selten bewusst werden
o Regulierung des Blutdrucks - Einige gewöhnlich nicht bewusste Aktivitäten können unter bestimmten Umständen bewusst gemacht werden
o Atmung bewusst kontrollieren
Vorbewusste Gedächtnisinhalte
- Gedächtnisinhalte, die dem Bewusstsein nur zugänglich sind, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten
- > Sind im Hintergrund, bis es in einer Situation notwendig wird, dass sie bewusst werden
Unbeachtete Informationen und Unaufmerksamkeitsblindheit
- Ungeheure Menge an stimulierenden Reizen in unserer Umgebung
- Das Beachtete und dadurch hervorgerufene Gedächtnisinhalte legen größtenteils fest, was sich gerade im Bewusstsein befindet
- Unaufmerksamkeitsblindheit: Menschen nehmen Objekte nicht wahr, weil ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet ist
o Gorilla beim Zählen von Pässen im Basketballspiel
Das Unbewusste
- Freud: Verdrängung für Wohlbefinden
- Z.B. unbewusste Sprachverstehensprozesse > Erschließen von Information im Kontext
Methoden zur Erforschung der Bewusstseinsinhalte
- Denkprotokolle
- Methode der Erlebnisstichprobe: Einblick in Gefühle und Gedanken
o Geräte mit Signal fordern zu zufälligen Zeiten auf, Fragen zu beantworten
Wie oft drehen sich Gedanken um Vergleich der Realität mit anderen Möglichkeiten? (Summerville & Roese, 2008)
- 2 Wochen, 34 Probanden, 7 Zeitpunkte pro Tag: Woran denkst du?
- 4 Vergleichsarten: Sozial, den Tatsachen widersprechend, vergangenheitsgerichtet, zukunftsgerichtet
- 12% der Gedankeninhalte drehen sich um Vergleiche -> viel!
Wie entwickelte sich das menschliche Bewusstsein?
Menschliches Bewusstsein entwickelte sich im Wettstreit mit anderen Menschen
- Folge einer extremen Soziabilität (enges Zusammenleben in Gruppen)
- Neue Anforderungen an kooperative und kompetitive Fähigkeiten
- > Natürliche Selektion begünstigte diejenigen, die denken, planen und sich Alternativen vorstellen konnten
Beitrag des Bewusstseins zum Überleben: Biologische Perspektive
besseres Verstehen der Info aus Umwelt > dadurch Planung von am besten geeigneten und effektivsten Handlungen
Mithilfe des Bewusstseins auf dreierlei Weise Verständnis von und Anpassung an Fülle von Reizen
- Restriktive Funktion: schränkt ein, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten
- Selektive Speicherfunktion: Ereignisse/Erfahrungen werden als (ir)relevant bezüglich der persönlichen Bedürfnisse eingeordnet, indem einige ausgewählt, andere ignoriert werden
- Planungsfunktion / exekutive Kontrollfunktion: Unterdrückung starker Wünsche und Begierden, wenn sie mit moralischen, ethischen oder praktischen Erwägungen nicht vereinbar sind
Persönliche Konstruktion und Selbstkonzept
Wenn persönliche Konstruktion der Realität relativ stabil, weist Selbstkonzept zeitliche Kontinuität auf
Verhältnis von bewussten und unbewussten Prozessen
Bewusste Prozesse beeinflussen oft unbewusste und umgekehrt
Bewertung von Dilemma: Baby schreit, Soldat wird aufmerksam, eigenes Baby umbringen, um Gruppe zu retten?
o 1. Gruppe: nur lesen, dann entscheiden
o 2. Gruppe: lesen und gleichzeitig Aufgabe, die Bewusstsein erfordert
o Probanden der 2. Gruppe brauchen länger für moralische (bewusste) Entscheidung
Zirkadianer Rhyhtmus
- Aktivitätsniveau, Stoffwechsel, Herzschlag, Körpertemperatur und hormonelle Aktivität nehmen gemäß innerer Uhr zu oder ab
- Ohne Korrekturen von externen Zeitmarkern erstellt menschlicherer innerer „Schrittmacher“ einen 24,18-Stunden-Zyklus
o Sonnenlicht hilft Korrektur auf 24-Stunden-Zyklus zu vollziehen - Rezeptoren zu Regulierung des zirkadianen Rhythmus sind nicht die gleichen, mit denen wir die Welt sehen
- Lebensumstände, die unsere biologische Uhr und unseren Schlafzyklus aus dem Gleichgewicht bringen, beeinflussen unser Fühlen und Handeln
Zirkadianer Rhythmus und Fliegen/Schichtarbeit
Flüge nach Osten verursachen größeren Jetlag als Flüge nach Westen, weil biologische Uhr leichter gedehnt als gestaucht werden kann (einfacher länger wachzubleiben, als schneller einzuschlafen)
- Melatonin reguliert im Gehirn die Zyklen von Wachsein und Schlaf
- Menschen, die nach langen Flügen Melatonin nehmen, leiden weniger an Schlafstörungen
o Am besten zur Bettgehzeit in der neuen Zeitzone, am Ankunftstag + 4/5 Tage
- Bei Schichtarbeitern Interventionen mit Licht
Methodischer Durchbruch zur Erforschung des Schlafes
- 1937 mit EEG
- Lieferte objektive und kontinuierliche Messung der Gehirnaktivität während des Wachzustands oder Schlafens
- Hirnwellen änderten Form beim Einschlafen, veränderten sich während des gesamten Schlafes systematisch und vorhersagbar
REM
= rapid eyes movement
treten zu periodischen Intervallen im Schlaf auf (ursprünglich auch: paradoxer Schlaf)
NREM-Schlaf
= Non-REM-Schlaf
Phase, in welcher der Schlafende kein REM zeigt
Hirnwellen im EEG
o Beim Hinlegen 14 Hz
o Entspanntes Im-Bett-liegen 8-12 Hz
o Eingeschlafen > Schlafzyklus > jedes Stadium hat eigenes EEG-Muster
Stufe 1: 3-7 Hz Theta!!!!!!!!!
Stufe 2: 12-16 Hz > Schlafspindeln
Stufe 3 und 4: 1-2 Hz > tiefes und entspanntes Schlafen
Gegen Ende des Schlafes REM-Phase, Werte von Stufe 1-2
Stufe 1-4: 90 Min., REM Schlaf: 10 Min.
Zyklus 4-6x pro Nacht, mit jedem Zyklus weniger Tiefschlaf (Stufen 3+4) und mehr REM (im letzten Zyklus REM = 1h)
NREM 75-80%, REM 20-25% des gesamten Schlafes
Studie über Schlafeffizienz mit gesunden 60-90 Jährigen
Menschen mit größerer Schlafeffizienz (Schlafzeit geteilt durch im Bett verbrachte Zeit) haben voraussichtlich höhere Lebenserwartung
Funktionen des NREM-Schlafs
o Konservierung und Regenerierung > wichtigste Funktionen!
o Konsolidierung: physischer Prozess, durch den äußerst flüchtige Erinnerungen enkodiert werden, um länger im Gehirn zu bleiben
Forschung: Einprägen von Wortpaaren
Teilnehme schnitten am besten ab, wenn sie den Test erwartet hatten und direkt nach dem Erlernen zu Bett gingen
Schlafstörungen
Schlaflosigkeit Narkolepsie Schlafapnoe Somnambulismus Albträume und Pavor nocturnus
Schlaflosigkeit
- Unfähigkeit, schnell einzuschlafen
- Häufiges Aufwachen während der Nacht
- Sehr frühes Aufwachen am Morgen
- Verursacht durch Vielzahl biologischer, psychologischer und umweltbedingter Faktoren, z.B. Unvermögen, vom Alltag abzuschalten
- Objektive Quantität und Qualität des Schlafes variiert zwischen Betroffenen beträchtlich
Paradoxe Schlaflosigkeit
an Schlaflosigkeit leidend bei völlig normalem physiologischen Schlafmuster
o Forschung: an paradoxer Schlaflosigkeit Leidende und Kontrollgruppe
o Kein signifikanter Unterschied in Schlafdauer
o Subjektive Einschätzung über Schlafdauer unterschied sich immens
o Vermutung: ungewöhnliche Muster der Gehirnaktivität während des Schlafs bedingen Diskrepanz zwischen Realität und Wahrnehmung
Narkolepsie
- Übermannende Schläfrigkeit während des Tages
- Tritt häufig in Verbindung mit Kataplexie auf
o Muskelschwäche oder Verlust von Muskelkontrolle, wenn Betroffene stark erregt sind (Lachen, Ärger, Überraschung, Hunger), sodass Person plötzlich umfällt - Schlafen Narkoleptiker ein, tritt fast sofort der REM-Schlaf ein > bewusste Wahrnehmung von lebhaften Traumbildern oder schrecklichen Halluzinationen
- Einer von 2000 Menschen ist betroffen > Vererbung bestimmter Gene
- Negative soziale und psychische Auswirkungen > Scham durch plötzliches Einschlafen
Schlafapnoe
- Betrifft die oberen Atemwege, Menschen hören im Schlaf plötzlich auf zu atmen
- Sauerstoffgehalt im Blut sinkt > Ausschüttung von Notfall-Hormonen > Aufwachen
- Meisten Menschen haben jede Nacht einige solcher Aussetzer, Betroffene aber Hunderte pro Nacht
- 2% aller Erwachsener, häufig auch bei frühgeborenen Säuglingen
Somnambulismus
= Schlafwandeln
- Häufiger bei Kindern (7%) als bei Erwachsenen (2%)
- Gehört zum NREM-Schlaf
- In Phasen 3 und 4 im ersten Drittel des Nachtschlafs plötzliche Erregung, die sich in Bewegung oder auch Sprechen äußert
Albträume und Pavor nocturnus
- Albträume am häufigsten zwischen 3 und 6 Jahren, nur 1% aller Erwachsenen
- 6-10/Jahr sind normal (Frauen häufiger)
- häufig als Folge von Traumata
- Pavor nocturnus (= Nachtschreck): Schlafende schrecken in Zustand größter Aufregung plötzlich aus Schlaf auf, häufig begleitet von panischem Schrei
- Häufig im NREM-Schlaf im ersten Drittel der Nacht
- Meist später keine Erinnerung
Wann können Menschen sich an Träume erinnern? wann haben Träume emotionalere Inhalte?
- Menschen erzählen mehr von Träumen wenn sie aus REM-Schlaf (8,2 von 10) geweckt werden als aus NREM-Schlaf (4,5 von 10)
- Träume in NREM-Phasen haben seltener emotionale Inhalte (ähneln Gedanken am Tag, weniger bildhaft)
Die Freud’sche Traumanalyse
- Träume als „transitorische Psychosen“, als Arten von „allnächtlicher Verrücktheit“ und „Königsweg zum Unterbewussten“
- Die Traumdeutung (1900/1927): Traumanalyse als Eckpfeiler der Psychoanalyse
- Träume als Ausdruck von „Wunsch-Erfüllung“
o Dynamische Kräfte: Wunsch und Zensur (Abwehr des Wunsches)
o Zensur verwandelt latenten Inhalt (verborgene Bedeutung der Träume) in manifesten Inhalt, der Träumendem nach Verzerrungsprozess erscheint > Traumarbeit
o Manifester Inhalt: akzeptable Version
o Latenter Inhalt: soziale und persönlich inakzeptable, aber wahre und unbeschnittene Version
o Interpretation des Traumes erfordert Zurückarbeiten zur latenten Version
Nicht-westliche Ansätze zur Trauminterpretation
- Indianer: Individuum träumt für die Gemeinschaft, gemeinsame Traumdeutung
- Maya: Schamanen als Traumdeuter
- Barbara Tedlock: durch Bürgerkriege der Maya „eine stärkere Betonung von Träumen und Visionen, über die sie mit ihren Vorfahren und der heiligen Erde, auf der sie leben, in Verbindung bleiben“
- Äthiopien und Sudan: Traumvisionen
Modell der Aktivationssynthese
neurale Signale entstehen im Hirnstamm und stimulieren Areale des Cortex, wo sie Erinnerungen und Verbindungen mit vergangenen Erfahrungen der Träumenden auslösen
Traum-Verzögerungs-Effekt (dream-lag effect)
Gedächtnisinhalte, die 5-7 Tage zurückliegen, spielen eher eine Rolle, als solche, die 2-4 Tage alt sind > Konsolidierung neuer Erinnerungen