16 - VL: Soziale Kognition und Beziehung Flashcards
Sozialpsychologie
Beeinflussung von Erleben und Verhalten durch Interaktionen mit anderen sowohl realen, als auch imaginären und symbolischen Menschen
„No man is an island. (John Donne)
Konstruktion der sozialen Realität
z.B. Bystander-Effekt
- > Selektive Enkodierung der Umweltinformationen; mehrdeutiges Stimulusmaterial (Interpretation anhand von Vorwissen)
- > soziale Wahrnehmung: Prozess, durch den Menschen das Verhalten anderer verstehen und kategorisieren (-> Kausalattribution)
Ursprünge der Attributionstheorie
- Warum-Fragen -> Analyse kausaler Determinanten
- > Attributionstheorie (Fritz Heider, 1958) als allgemeiner Ansatz, wie Menschen Ereignissen Ursachen zuschreiben
- z.B. „Ich habe die Stelle nicht bekommen, weil ich nicht gut genug vorbereitet war.“
- Mensch als „intuitive/r PsychologIn“: „Person oder Situation? Wer ist verantwortlich für das Ergebnis?“
- Ausformulierung der Theorie durch Harold Kelley (1967) aufgrund des Kovariationsprinzips
Ausformulierung der Attributionstheorie von Heider durch Harold Kelley (1967) …
… aufgrund des Kovariationsprinzips: Ursächlicher Faktor ist gegeben, wenn er beim Auftreten des Verhaltens auftritt, aber nicht bei Nicht-Auftreten; z.B. Wann immer ich mich bewerbe, bekomme ich eine Absage; wenn andere sich bewerben, bekommen sie eine Zusage. -> eigene Person als Ursache für Ereignis
Kovariation von drei Dimensionen:
- Distinktheit: Ist das Verhalten spezifisch für diese eine Situation?
- Konsistenz: Ist das Verhalten in der gleichen Situation häufiger aufgetreten?
- Konsens: Zeigen auch andere Menschen das Verhalten in der gleichen Situation?
- > Situation oder Person als Ursache!
Der fundamentale Attributionsfehler
- Lee Ross, 1977
- Überbewertung dispositionaler Faktoren, Unterbewertung situativer Faktoren
Studie von Ross et al., 1977:
- Methode: Münzwurf -> Fragestellende/Antwortende; schwierige Fragen; Bewertung des Allgemeinwissens der Fragestellenden und Antwortenden durch die Antwortenden und Beobachtende
- Ergebnisse: Allgemeinwissen des Fragestellers wird von Kandidat und Beobachter höher eingeschätzt als das des Kandidaten
- Diskussion: Ignorieren der Umstände
Wichtig: kultureller Faktor (eher in westlichen Kulturen zu finden als in östlichen, mögliche Ursache:
Individuum vs. Gemeinschaft
als Verantwortliche/r)
Self-Serving Bias
- Verzerrung zugunsten der eigenen Person: bei positiven Erlebnissen Attribuierung auf die Person, bei negativen Erlebnissen auf die Umwelt: (bei Menschen mit depressiven Verstimmungen anders)
- > z.B. „Ich habe eine gute Arbeit geschrieben, weil ich in dem Fach sehr gut bin.“ vs. „Ich habe die Stelle nicht bekommen, weil die Stelle einem anderen Bewerber versprochen war.“
- Wichtig: kultureller Kontext
Self-fulfilling Prophecies
Selbsterfüllende Prophezeiungen (Merton, 1957):
Vorhersagen über ein zukünftiges Ereignis -> Veränderungen der Interaktionen auf der Verhaltensebene -> erwartetes Ereignis
Einfluss der Rollen und Regeln auf das Verhalten
Haney, C., Banks, W.C., & Zimbardo, P.G. (1973)
Theorie und Methode:
- „Psychologische Studie über das Leben
im Gefängnis“
- Dauer: max. 2 Wochen
- N = 21 (männlich, ohne psychische Probleme oder kriminelle Vergangenheit)
- College-Studenten
- 11 Wärter (8 hs/d) und 10 Gefangene (24 hs/d)
- Instruktion der Wachen: Ruhe und Ordnung sollten beibehalten werden; Vorbereitung auf alle Eventualitäten (z.B. Ausbruchversuche)
Ergebnisse: - Schneller Verlust der individuellen Persönlichkeiten, Rollenübernahme - Schneller Realitätsverlust („Aus Spiel wird Ernst“) - Entwicklung von Depressionen bei einigen Gefangenen -> frühzeitigem Abbruch bei 5 Gefangenen - Allgemein: Abbruch nach 6 Tagen - Trotzdem individuelle Unterschiede bei den Gefangenen und Wärtern
Diskussion:
- Soziale Faktoren können wichtiger sein als individuelle Persönlichkeitsfaktoren; Debatte über Umgang mit tatsächlichen Gefangenen
Soziale Normen
- Wissen darüber, wie sich Personen verhalten sollten
- kommen zustande durch Rollen und Regeln
- > z.B. Neuer Job
- soziale Rolle: Arbeitnehmer
- explizite und implizite Regeln
- > soziale Normen (z.B. casual friday)
Konformität
- Tendenz von Menschen, das Verhalten und die Meinungen anderer Gruppenmitglieder (i.e. soziale Normen) zu übernehmen
Warum und wie?
- Prozesse des Informationseinflusses (Bedürfnis, sich in einer bestimmten Situation richtig zu verhalten), z.B. autokinetische Effekt (Muzafer Sherif, 1935; Anpassung aneinander bzgl. der Lichtpunktbewegung); Normenkristallisierung und –konstanz über längere Zeit hinweg, teilweise auch über Generationen
- Prozesse des Normeneinflusses (Bedürfnis, von anderen akzeptiert zu werden), z.B. Asch-Effekt (Solomon Asch, 1940)
-> Unabhängige Meinung bei der Mehrheit der Personen, aber trotzdem zu ca. 25% gruppenkonformes Verhalten (trotz eindeutiger Situation)
Entscheidungsfindung in Gruppen
- Gruppenpolarisierung: Tendenz zu extremeren Entscheidungen in der Gruppe als alleine (vorsichtigere vs. risikofreudigere Gruppe); Grund: Modell des Informationseinflusses (mehr Informationen von einzelnen Gruppenmitgliedern -> stärkere Polarisierung), Modell des sozialen Vergleichs (extremere Meinung als Gruppenmittel für Achtung der Gruppenmitglieder)
- Groupthink (Irving Janis, 1982): Tendenz einer Gruppe, unerwünschte Inputs auszufiltern auf dem Weg zu einer Entscheidung
Gehorsamkeit gegenüber Autorität
- Milgram (1963)
- Theorie: Vorgeschichte (Gräueltaten im 2. Weltkrieg); Gehorsam als Ergebnis situativer Kräfte (nicht Resultat dispositioneller Charakteristika)
- Methode: „Lernen unter Bestrafung“; Lehrer und Schüler; Stromschläge
- Diskussion:
- normale Personen, die dazu erzogen waren, andere nicht zu verletzen
- Situationsbedingter Gehorsam
- Interessant: psychische Begleiterscheinungen der Vpn beim Gehorsam (Angst, Anspannung)
- Weiterführende Experimente:
- Ähnliche Befunde bei nicht so renommierten Institutionen wie Yale, bei unbezahlten Vpn, bei Frauen
- Replikation des Experimentes (2010) im Rahmen einer Reality-Spielshow Ergebnisse:
- > je mehr Kontakt, desto weniger Stromschläge
Gründe für Gehorsamkeit gegenüber Autoritäten
- Normeneinfluss (Menschen wollen gemocht werden)
- Informationseinfluss (Menschen wollen sich korrekt verhalten)
- Unsicherheit darüber, wie sie Gehorsam hätten verweigern können
- Gewohnheit
Einstellung
positive oder negative Bewertung von Menschen, Objekten und Vorstellungen
-> Einstellungen als Grundlage für Konstruktion der sozialen Realität (für Attributionen)
Einstellungen und Verhalten
Verhalten entsprechend vs. entgegen der Einstellung
„Verfügbarkeit“ als Merkmal von Einstellungen, die Verhalten vorhersagen (Einstellung -> Einstellung passendem Verhalten)
- Durch unmittelbare Erfahrungen (Filme mit Angelina Jolie)
- Durch Wiederholungen (viele Filme mit Angelina Jolie)
- Durch Stabilität der Einstellung
-> Einstellungsänderung nur bedingt möglich