02 - Forschungsmethoden in der Psychologie Flashcards
7 Schritte des psychologischen Forschungsprozesses
- Erste Beobachtungen (Fragestellung)
- Eine Hypothese bilden
- Die Untersuchung entwerfen
- Daten analysieren und Schlussfolgerungen ziehen
- Die Ergebnisse publizieren
- Auf offene Fragen hinweisen
- Offene Fragen in Angriff nehmen
1.Schritt: Erste Beobachtungen (Fragestellung)
- Forschungsfragen durch Beobachtungen, “große ungelöste Fragen”, Kombination von alten Ideen
- Entwerfen einer Theorie (=geordnete Menge von Begriffen und Aussagen, die ein Phänomen erklärt)
- Grundlage: Annahme des Determinismus -> alle Ereignisse als Ergebnis von spezifischen Kausalfaktoren (diese auf Individuum und dessen Umgebung begrenzt)
- Annahme: Verhalten/mentale Prozesse folgen regelmäßigen Mustern von Zusammenhängen
2.Schritt: Eine Hypothese bilden
- Hypothese: vorläufige und überprüfbare Aussage über den Zusammenhang zwischen Ursachen und Folgen
- Formulierung als Wenn-Dann-Zusammenhang
- Theorien von grundlegender Bedeutung für Generierung neuer Hypothesen -> wenn Daten Hypothese nicht entsprechen, muss Theorie überdacht werden (ständiger Austausch zw. Theorie und Forschung)
3.Schritt: Die Untersuchung entwerfen
- Überprüfung der Hypothesen mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden -> allgemein gültige Sammlung von Verhaltensweisen oder auch Methoden, um Ergebnisse so zu gewinnen, dass Fehlerquellen minimiert und verlässliche Schlussfolgerungen gewonnen werden können
5.Schritt: Die Ergebnisse publizieren
- Wissenschaftlicher Artikel für Fachleute
- Dokumentation von allen Beobachtungen und Analysen, um Ergebnisse für andere Forschende nachvollziehbar und bewertbar zu machen (-> Mglkt. für Kritik, Replikation, Widerlegung)
- Peer-Review: 2-5 ExpertInnen beurteilen Manuskript
- Buch, Vortrag, Pressemitteilungen oder öffentliche Veranstaltungen für die allgemeine Öffentlichkeit
6.Schritt: Auf offene Fragen hinweisen
- Diskussion der Ergebnisse innerhalb der Wissenschaftsgemeinde -> offene Fragen?
- Hinweise bereits im Diskussionsteil des Artikels (Kritik an der eigenen Arbeit, Verbesserungsvorschläge, weitere Untersuchungsmöglichkeiten)
- Ggfs. Überarbeitung der zugrundeliegenden Theorie, wenn Hypothese durch Daten nicht gestützt werden kann
Studie von Ireland et al., 2011: Zusammenhang zwischen Sprachstil von Paaren und der Stabilität ihrer Beziehungen
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Beobachterabhängige Urteilsverzerrung (observer bias)
Persönliche Motive und Erwartungen des Betrachters als Filter bei Beobachtungen
Bsp.: Schulz von Thun „4 Ohren einer Nachricht“ (Sach-, Beziehungs-, Appell- und Selbstoffenbahrungs-Ohr)
Gegenmaßnahmen: Beobachterabhängige Urteilsverzerrung (observer bias)
Standardisierung: einheitliche und konsistente Verfahren bei der Datengewinnung (z.B. immer gleicher Fragebogen zum subjektiven Wohlbefinden) -> alle Teilnehmenden erleben gleiche Bedingungen
Operationale Definitionen/Operationalisierung: Übersetzung von Alltags- in Wissenschaftssprache: Glücklich sein = hohes subjektives Wohlbefinden; Übersetzung aller Variablen
- Unabhängige Variable (UV): Ursache; Variable, die im Experiment manipuliert wird; Bsp.: Sonnenlicht
- Abhängige Variable (AV): Wirkung; Variable, die nicht durch die Wissenschaftler beeinflusst wird, sondern nur gemessen wird; Bsp.: subjektive Wohlbefinden
Vohs, K.D. & Schooler, J.W. (2008). The value of believing in free will. Encouraging a belief in determinism increases cheating.
- Theorie/Hypothese:
Glaube an freier Wille oder Determinismus hat Auswirkungen auf das Verhalten. Grund: weniger Verantwortungsgefühl bei nicht-kontrollierbarer Welt - Methode:
Teilnehmende: n = 120, College-Studierende
UV: Glaube an Determinismus/freien Willen (manipuliert durch 15 Aussagen zum Lesen und Nachdenken)
Aufgabe: Bearbeitung von 15 Aufgaben mit 1 Dollar Gewinn für jede richtige Aufgabe; eigenständige Auswertung der Aufgaben und Gewinnauszahlung
AV: Geldmenge, die sich Probanden zugestanden
Zusätzlich Kontrollgruppe: nur Bearbeitung der 15 Aufgaben - Ergebnis: Determinismus-Gruppe zahlte sich 4 Dollar mehr aus als Freier Wille Gruppe
- Diskussion:
Keine Täuschung bei „Freier Wille“ = Kontrollgruppe
Täuschung bei „Determinismus“
Glaube an Determinismus oder freien Willen hat einen
Einfluss auf das Verhalten
Konfundierung
- Unterschiedliche Ursachen -> gleiches Ergebnis (z.B. Sonnenlicht blendet, Glücklich sein -> Lächeln)
- Alternativerklärungen für Ergebnis stellen Interpretation der Daten infrage (z.B. Sonnenlicht blendet)
-> Notwendigkeit des Herausfiltern der verschiedenen Alternativerklärungen - Unterteilung der Alternativerklärungen:
Erwartungseffekt: Erwartungen des Versuchsleiters (Vl) werden den Versuchspersonen (Vpn /Vp = Versuchsperson/en) auf subtile Weise mitgeteilt (Bsp.: Intelligenztest)
Placeboeffekt: Veränderung des Verhaltens der Vpn ohne experimentelle Manipulation, sondern durch Erwartungen der Vp - Hawthorne-Effekt: Beobachtung durch den Vl / Wissen um Teilnahme an einem psychologischen Experiment -> Verhaltensänderung/-anpassung
Gegenmaßnahmen: Konfundierung
- Kontrollmaßnahmen
- Forschungsdesign
Kontrollmaßnahmen gegen Konfundierung
Konstanthalten aller Variablen und Bedingungen bis auf UV (z.B. Instruktionen, Zimmertemperatur, Aufgaben, zur Verfügung stehende Zeit, Aufzeichnung der Daten, Sonnenbrille)
Kontrollmaßnahme für Erwartungseffekt: Doppelblindtechnik (weder Vl noch Vpn wissen, in welcher Gruppe sich die Vp befindet)
Kontrollmaßnahme für Placeboeffekt: Hinzufügen einer Versuchsbedingung, in der keine Behandlung oder Manipulation stattfindet -> „Placebo-Kontrollgruppe“
Forschungsdesign gegen Konfundierung
Between-Subjects-Design: zufällige Zuordnung der Vpn zur Experimental- und Kontrollgruppe (Randomisierung); zufällige Auswahl einer repräsentativen Stichprobe der gewünschten Population
Within-Subjects-Design: jede Vp durchläuft alle Bedingungen der UV
Korrelationsstudien, wenn Experiment nicht möglich, weil…
…keine Manipulation von UV durchführbar (z.B. Geschlechtszugehörigkeit)
…keine zufällige Zuordnung zu Versuchsgruppen möglich
…keine Untersuchung von Verhalten in künstlicher Umgebung (Labor etc.) möglich
-> keine Aufklärung kausaler Zusammenhänge