11 - Motivation Flashcards
Motivation
Allgemeiner Begriff für alle Prozesse, die der Initiierung, der Richtungsgebung und der Aufrechterhaltung physischer und psychischer Aktivitäten dienen
Von lat. movere – bewegen: auf Reize/Aktivitäten zu bzw. weg -> jeder Organismus
Verwendung des Konzepts Motivation aus 5 Gründen
- Um Biologie mit Verhalten zu verbinden: Zustände der Deprivation lösen immer Reaktionen des Körpers aus, welche zu Handlungen motivieren, um Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen
- Zur Erklärung von Verhaltensvariabilität: unterschiedliche Leistungen einer Person in derselben Situation sind nicht zurückführbar auf Unterschiede in Fertigkeiten, Fähigkeiten, Übung oder zufälligen Gelegenheiten -> Grund: motivationale Unterschiede
- Um von äußeren Handlungen auf innere Zustände zu schließen: Bsp. Lachen vor Glück
- Um Handlungen Verantwortung zuzuweisen: persönliche Verantwortlichkeit setzt innere Motivation und die Fähigkeit, Handlungen zu kontrollieren voraus
-> Beurteilung als eingeschränkt verantwortlich, wenn
…mit Handeln keine negativen Folgen beabsichtigt werden
… äußere Kräfte stark genug waren, Verhalten auszulösen
… Handeln unter Einfluss von Drogen, Alkohol oder starken Emotionen erfolgte
-> Motivationstheorie muss verschiedene potenzielle Ursachen von Verhalten unterscheiden können - Zur Erklärung von Beharrlichkeit trotz Widrigkeiten: Bsp. Laufen Lernen nach Unfall
Triebe nach Clark Hull (1884-1952)
-> internal, angeboren
Triebe sind internale Zustände, die als Reaktion auf die physiologischen Bedürfnisse des Lebewesens entstehen
-> Organismen versuchen, Homöostase beibehalten
- Deprivation löst Spannung aus, woraufhin sich ein Trieb meldet
- Diese Triebe leiten im Organismus Spannungsreduktion ein
- Wenn Trieb befriedigt/abgebaut: Organismus stellt Handlungen ein
Zimbardo & Montgomery, 1957
o Ratten wurde über längeren Zeitraum (48h/72h) Futter/Wasser vorenthalten
o Wurden in Labyrinth mit Futter/Wasser gesetzt
o In den ersten 2 Min erkundeten 80& die Umgebung, nur 20% tranken/fraßen
o -> erst Befriedigung der Neugierde
o -> interne Triebe sind nicht einzige Motivationsquelle -> Anreize!
- Ratten wurde über längeren Zeitraum (48h/72h) Futter/Wasser vorenthalten
- Wurden in Labyrinth mit Futter/Wasser gesetzt
- In den ersten 2 Min erkundeten 80% die Umgebung, nur 20% tranken/fraßen
- > erst Befriedigung der Neugierde
- > interne Triebe sind nicht einzige Motivationsquelle -> Anreize!
Anreize
-> external
Äußere Reize oder Belohnungen ohne direkten Bezug zu biologischen Bedürfnissen
Bsp. hungrige neugierige Ratten im Experiment
Instinkte
-> internal
Vorprogrammierte Verhaltenstendenzen, die für das Überleben einer Art von grundlegender Bedeutung sind
-> Bieten Verhaltensrepertoire, das im Genmaterial jedes Lebewesens verankert ist
Frühere Auffassung von Instinkten
Überschätzung von Instinkten -> universelle Erklärung für alle menschlichen Verhaltensweisen
William James (1890) über Instinkte
Menschen verlassen sich stärker auf Instinkte als andere Lebewesen (obwohl menschliche Instinkte gewöhnlich nicht nach festen Handlungsmustern ablaufen)
- Menschen haben soziale Instinkte: Sympathie, Anstand, Geselligkeit, Liebe
- Menschliche und tierische Instinkte sind zweckgerichtet -> haben wichtige Funktionen bei der Anpassung des Organismus an die Umwelt
Wie viele Instinkte wurden 1920 benannt?
Bis 1920 hatten Psychologen Liste mit über 10.000 menschlichen Instinkten aufgestellt
Ruth Benedict (1959) & Margaret Mead (1939) über Instinkte und Kultur
Enorme Unterschiede zwischen Kulturen -> Angeborene Instinkte können nicht universell sein
Behavioristen über Instinkte
Wichtige Verhaltensweisen sind eher erlernt als angeboren
Was sollte man bei der Erklärung des Verhaltens unterscheiden?
Unterscheidung zwischen instinktiven Verhaltensweisen und Ergebnissen eines Lernprozesses
Woher entspringt entscheidender Teil der menschlichen Motivation?
Entscheidender Teil menschlicher Motivation entspringt nicht objektiven Realitäten der externalen Welt, sondern subjektiven Interpretationen der Realität
Wann kann eine Belohnung eine Verstärkung des Verhaltens nach sich ziehen?
Wovon werden Menschen häufig motiviert?
- Belohnung nur als Verstärkung, wenn erkannt wird, dass eigenes Verhalten Auslöser war
- Annahmen/Gedanken darüber, wer oder was für vergangene (Miss-)Erfolge verantwortlich war und zu was man sich im Stande sieht
- Menschen werden häufig von Erwartungen künftiger Ereignisse motiviert
- > Antizipation, wozu Handlungen führen können
Julian Rotter (1954): Soziale Lerntheorie
Wahrscheinlichkeit für bestimmte Verhaltensweise wird bestimmt durch:
- Erwartungen, das angestrebte Ziel, das auf Verhalten folgt, zu erreichen
- persönliche Bewertung des Ziels
-> Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität kann zur Korrektion des Verhaltens motivieren
Fritz Heider (1986-1988): Quellen der Motivation
Erwartungen stehen in Zusammenhang mit internen und externen Kräften der Motivation
-> Ergebnis des Verhaltens kann dispositionalen oder situationalen Faktoren zugeschrieben werden
Identifikation einer Motivationsquelle als internal/external kann teilweise von subjektiver Interpretation der Realität abhängen
Erwartungen abhängig von Verhaltensergebnis entweder auf dispositionale Faktoren (internal, Bsp.: Anstrengung) oder auf situationale Faktoren (external, Bsp.: fairer Test) -> zukünftiges Verhalten
Internale Quellen der Motivation
Triebe, Instinkte, Lernerfahrungen
-> Wirken sich bei Vorliegen passender externaler Reize (Anreize) auf Verhalten aus
Einfluss des Denkens auf Motivation
Denkende Lebewesen können entscheiden, manche Formen der Motivation sich selbst zuzuschreiben und andere der Umwelt
Abraham Maslow (1908-1970): Allgemeines zur Bedürfnishierarchie
- Folge von primitiv bis fortgeschritten
- Bedürfnisse jeder Hierarchieebene müssen befriedigt sein, bevor nächste Ebene erreicht werden kann
- Besonders optimistische Sichtweise menschlicher Motivation -> Bedürfnis jedes Individuums, sich zu entwickeln und größtmögliches Potenzial zu verwirklichen (-> Selbstverwirklichung)
- Strikte Hierarchie lässt sich so nicht halten -> nützlich für „gewisse Ordnung“
Stufen der Bedürfnishierarchie
- Biologische Bedürfnisse: Nahrung, Wasser, Sauerstoff, Erholung, Sexualität, Entspannung
- Sicherheitsbedürfnisse: Sicherheit, Behaglichkeit, Ruhe, Angstfreiheit
- Bindungsbedürfnisse: Zusammengehörigkeit, Bindung, zu lieben und geliebt zu werden
- Wertschätzungsbedürfnisse: Vertrauen, Gefühl, etwas wert und kompetent zu sein, Selbstwertschätzung, Anerkennung anderer
- Selbstverwirklichungsbedürfnisse: Eigenes Potenzial ausschöpfen, sinnvolle Ziele haben
Wirkungsvolle Regulierung der Nahrungsaufnahme
Für wirkungsvolle Regulierung der Nahrungsaufnahme muss Organismus mit Mechanismen ausgestattet sein, die folgende Aufgaben erfüllen:
- Erkennen des Bedürfnisses nach Nahrung
- Initiierung und Organisation der Nahrungsaufnahme
- Überwachung der Nahrungsmenge und ihrer Qualität
- Erkennen, wann ausreichend Nahrung aufgenommen wurde, um Nahrungsaufnahme zu beenden
-> Periphere Mechanismen in verschiedenen Körperteilen vs. zentrale Gehirnmechanismen
Walter Cannon (1871-1945): Grundlage des Hungers
“Gastrische Aktivitäten eines leeren Magens sind alleinige Grundlage des Hungers”
- Student Washburn trainierte, ungefüllten Ballon zu schlucken, der an Gummischlauch hing
- Am oberen Ende des Schlauchs: Gerät zur Messung von Luftdruckveränderungen
- Ballon wird mit Luft gefüllt -> bei Magenkontraktionen entweicht Luft
- Zeitpunkte, an denen Washburn quälenden Hunger berichtete, korrelierten mit Zeitpunkten, an denen sich sein Magen zusammenzog
- > Cannon glaubte, bewiesen zu haben, dass Magenkrämpfe für Hunger verantwortlich
Spätere Forschungen zur Grundlage des Hungers
- Kontraktionen sind nicht einmal notwendige Bedingung für Zustand von Hunger -> Injektion von Zucker in Blutkreislauf stoppt Kontraktionen, nicht Hunger
- Beweis: Menschen, denen der Magen entfernt wurde, empfinden immer noch Hunger
- Druck im Magen durch Aufnahme von Nahrung (aber nicht durch Aufblasen eines Ballons) führt zu Beendigung der Nahrungsaufnahme –> Körper achtet auf Quelle für Magendruck
- Orale Erfahrung von Nahrung: ebenso periphere Quelle für Hinweise auf Sättigung
- Sinnesspezifische Sättigung: Enthusiasmus für bestimmte Geschmäcker lässt im Verlaufe der Mahlzeit nach –> mögliche Form der Regulation der Nahrungsaufnahme
Sinnesspezifische Sättigung und Experiment
- Enthusiasmus für bestimmte Geschmäcker lässt im Verlaufe der Mahlzeit nach –> mögliche Form der Regulation der Nahrungsaufnahme
Experiment: Probanden waren für bestimmte Nahrungsmittel gesättigt
- wenn Geschmack geringfügig geändert wurde (z.B. durch Zugeben von Sahne) –> wieder Appetit auf das Nahrungsmittel
- Vielfalt an Geschmacksrichtungen kann körperlichen Indikatoren entgegenwirken
Nahrungsaufnahme und VMH & LH
- Früheste Theorien über Kontrolle der Nahrungsaufnahme durch Gehirn entstanden aufgrund von Beobachtungen des lateralen (LH) und des ventromedialen Hypothalamus (VMH)
- Läsion des VMH bzw. Stimulation des LH führt bei Tier zu Steigerung der Nahrungsaufnahme
- Läsion des LH bzw. Stimulation des VMH verringert Nahrungsaufnahme bei Tier
-> Entwicklung des Zwei-Zentren-Modells:
LH als „Hungerzentrum“, VMH als „Sättigungszentrum“ - Ratten mit Läsion des VMH nahmen ausschließlich Futter vermehrt zu sich, das ihnen schmeckte –> Signal des VMH abhängig von Art des Futters
- Zerstörung des VMH kann dazu führen, dass normale reflexartige Reaktionen auf Futter übertrieben werden, z.B. übermäßiges Fressen von gut schmeckendem Futter, komplettes Fernbleiben von schlecht schmeckendem Futter
Zwei-Zentren-Modell
LH als „Hungerzentrum“, VMH als „Sättigungszentrum“
Welche zwei weiteren Regionen des Hypothalamus ergänzen die Rolle des VMH und LH bei Regulierung der Nahrungsaufnahme?
Nukleus arcuatus (ARC) und paraventikulärer Nukleus (PVN)
Woher kommen die bedeutendsten Informationen für LH und VMH?
Aus der Blutbahn:
- Rezeptoren messen Zuckerspiegel (Glukose=Energiequelle für Stoffwechsel) im Blut
- Hormon Insulin hilft, Glukosespiegel im Blut zu regulieren
- Wenn zu wenig Glukose: Leberzellenrezeptoren senden Signale an LH
- Neurone, die als Glukosedetektoren dienen, verändern Aktivität, um erneute Nahrungsaufnahme anzuregen
- Andere Neurone des Hypothalamus reagieren auf appetitregulierende Hormone: Leptin, Ghrelin und Cholecystokinin (CCK)
Appetitregulierende Hormone
- Leptin: Appetitzügler (Gegenspieler zu Cannabinoiden: stimulieren Appetit)
- Ghrelin: wird von leerem Magen ausgeschüttet, sorgt für Wahrnehmung von Hunger
- Cholecystokinin (CCK): wird während des Essens vom Dünndarm ausgeschüttet, sendet Info an Gehirn, dass sich Verdauungsorgane füllen
Einfluss der Kultur auf das Essverhalten
- Zeitpunkte der Mahlzeiten mehr an sozialen Normen als an körperlichen Hinweisen orientiert
- Auswahl der Nahrungsmittel häufig auf Grundlage sozialer und kultureller Normen
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Förderung, Auswertung und Publikation ernährungswissenschaftlicher Forschung; Ernährungsberatung und -aufklärung
- Ungesundes Essen ist oft preiswerter
BMI
= Body Mass Index
Gewicht in kg/Quadrat der Größe in m
BMI für Übergewicht und Fettleibigkeit
- Zwischen 25 und 29,9 -> übergewichtig
- Ab 30 -> fettleibig
Wie viele Menschen sind in den USA übergewichtig bzw. fettleibig?
- Erwachsene: 34,2% übergewichtig, 39,5% fettleibig
- Kinder und Jugendliche: 31,6% übergewichtig, 16,4% fettleibig
Einfluss von Genen und Umwelt auf Gewicht
- Genetische Veranlagung für Gewicht durch Zwillingsstudien bewiesen, z.B. Gen, das Hormon Leptin kontrolliert
- Risiko für Fettleibigkeit durch Interaktion von Genen und Umwelt, z.B. FTO-Gen
- Genetische Ansätze zur Fettleibigkeit: Regulation interner Hungerhinweise
FTO-Gen
Risiko für Fettleibigkeit durch Interaktion von Genen und Umwelt
- Menschen sind im Durchschnitt für jede rezessiv vererbte Version des FTO-Gens (fat mass and obesity associated gen) anderthalb kg schwerer
- Negativer Effekt des Gens schwächt sich bei Erwachsenen ab, die täglich mehr als 60min Sport treiben
- Kaum physisch aktive Studierende mit zweifacher Ausführung des Gens hatten wesentlich höhere BMIs
- Bei physisch aktiveren Studierenden mit gleicher Gen-Ausprägung kein BMI-Unterschied zu Gleichaltrigen
- Genetische Ansätze zur Fettleibigkeit: Regulation interner Hungerhinweise
Annahme früherer Forschungsarbeiten zur Ursache von Übergewicht und Kritik
Übergewichtige ignorieren internale Hinweise ihres Körpers, wenn Nahrungsmittel verfügbar und augenfällig sind
-> Kritik: Übergewicht kann nicht immer Essverhalten vorhersagen