04 - Sensorische Prozesse und Wahrnehmung Flashcards
Wahrnehmung (perzeptuelle Prozesse)
alle Prozesse, die beim Wahrnehmen von Objekten und Ereignissen in unserer Umgebung eine Rolle spielen
- Dienen Überleben und Sinnesfreude
- Sensorische Prozesse, 2. perzeptuelle Organisation,
- Identifikation/Wiedererkennen von Objekten
Perzept
das phänomenologische Ergebnis des Prozesses der Wahrnehmung
Empfindung
durch Stimulation der Sinnesrezeptoren werden neuronale Impulse erzeugt, die Vorgänge innerhalb oder außerhalb des Körpers darstellen
Perzeptuelle Organisation
Gehirn fügt Daten der Sinne mit bereits vorhandenem Wissen zusammen > interne Repräsentation des externen Stimulus
Identifikation und Wiedererkennung
verleiht Perzepten eine Bedeutung
Distaler Reiz
das physikalische Objekt in der Welt
Proximaler Reiz
das optische Abbild auf der Retina
Wichtigste Berechnungsaufgabe der Wahrnehmung
distalen Reiz aus Informationen des proximalen Reizes ableiten
Gustav Fechner (1801-1887)
prägte Psychophysik; entwickelte Methoden, um die Intensität eines physikalischen Reizes zum Ausmaß sensorischer Erfahrung in Beziehung zu setzen
- Bestimmung von Schwellenwerten und Konstruktion von psychophysischen Skalen, die Stärke der Empfindungen zu Stärke der Reize in Beziehung setzen
Absolutschwelle (der Stimulation)
Minimum an physikalischer Energie, die eben noch eine sensorische Erfahrung hervorruft
Operationale Definition: jene Reizintensität, bei der ein sensorisches Signal bei der Hälfte der Darbietungen erkannt wird
Psychometrische Funktion
Kurvenzug, der Prozentsatz entdeckter Reize (y-Achse) als Funktion der Reizintensität (x-Achse) darstellt > üblicherweise sanfte S-Kurve mit Übergangsbereich von keiner zu gelegentlicher zu lückenloser Entdeckung gibt
Sensorische Adaption
vermindert Reaktionsbereitschaft des sensorischen Systems bei länger andauerndem Reizinput > neue Informationsquellen werden schneller bemerkt
Response Bias (Reaktionsverzerrungen)
systematische Tendenzen der Probanden, in ganz bestimmter Art und Weise zu reagieren, die nichts mit sensorischen Merkmalen der Reize zu tun hat
Signalentdeckungstheorie (SET, englisch: SDT)
- systematischer Ansatz zum Problem des Response Bias:
Treffer, Auslassung, Falscher Alarm, Korrekte Zurückweisung - Anwendung mathematischer Methoden zur Verrechnung der Prozentzahlen für Treffer und falsche Alarme > unterschiedliche Maße für Sensitivität und Response Bias der Probanden
- Erlaubt Trennung von Beiträgen des sensorischen Beitrags und Höhe der individuellen Neigung für eine bestimmte Reaktion (Bsp. Ja-Sager, Nein-Sager)
Unterschiedsschwellen
- Der kleinste physikalische Unterschied zwischen zwei Reizen, der noch als Unterschied erkannt wird
- Probanden beurteilen Paare von Reizen als gleich oder verschieden
- Erstellung einer psychometrischen Funktion: y-Achse: Prozentzahlen für Verschieden-Urteile, x-Achse: tatsächliche Unterschiede
- Operationale Definition: jener Punkt, an dem die Reize in der Hälfte der Fälle als unterschiedlich beurteilt wurden > eben merklicher Unterschied (EMU, engl. JND)
Ernst Weber (1795-1878)
Pionier der Erforschung von EMUs
- Entdeckte 1834 Weber’sches Gesetz: Der EMU zwischen Reizen steht in einem konstanten Verhältnis zur Intensität des Referenzreizes
- > Unterschiedliche Werte für unterschiedliche sensorische Dimensionen
Transduktion
- Umwandlung einer bestimmten Form physikalischer Energie in eine andere Form (Lichtwellen > Nervenimpulse)
- Sinnesrezeptoren wandeln physikalische Form des sensorischen Signals in Zellsignale um > Zellsignale übermitteln Info an Neurone höherer Ebene, die Info von unterschiedlichen Detektoreinheiten integrieren > Neurone extrahieren Info über grundlegende Qualitäten des Reizes > tiefer in sensorischen Systemen werden Info zu noch komplexeren Codes kombiniert, die an spezifische Areale des sensorischen Cortex und des Assoziationscortex weitergegeben werden
Pupille und Linse beim Sehprozess
- Durch Pupille fällt Licht ein, erweitert/verkleinert sich mithilfe der Iris
- Licht von Pupille wird durch Linse fokussiert, sodass scharfes Abbild auf Retina entsteht
- > Linse kehrt Lichtmuster um (steht auf Kopf und spiegelverkehrt)
Akkommodation
Ziliarmuskeln können Krümmung der Linse so beeinflussen, dass sich ihre optischen Eigenschaften ändern (Bsp. Probleme: kurzsichtig: Brennpunkt vor Retina)
Nahpunkt
kürzeste Distanz, in der man noch gut fokussieren kann
Retina
- Wandelt Information über die Welt von Lichtquellen in Nervensignale um
o Mithilfe von Fotorezeptoren: Stäbchen und Zapfen
o 120 Millionen dünne Stäbchen arbeiten am besten bei schwachem Licht
o 7 Millionen dicke Zapfen sind auf hellen und farbdurchfluteten Tag spezialisiert
Dunkeladaption
in anhaltender Dunkelheit werden Stäbchen allmählich empfindlicher als Zapfen, reagieren besser auf schwächeres Licht aus Umgebung
Fovea
nahe des Zentrums der Retina
- Besteht ausschließlich aus einer dichten Ansammlung von Zapfen, keine Stäbchen
- Region des schärfsten Sehens: Farben und räumliche Details am deutlichsten
Bipolarzellen
Nervenzellen, die Impulse von vielen Rezeptoren kombinieren und das Ergebnis an Ganglienzellen schicken
Ganglienzellen
integrieren Impulse einer oder mehrerer Bipolarzellen zu einer einzigen Folge von Nervenimpulsen
- Zapfen der Fovea senden Impulse zu Ganglienzellen in jeweils derselben Region
- Impulse der Zapfen und Stäbchen der retinalen Peripherie laufen in gemeinsamen Bipolar- und Ganglienzellen zusammen
- Axone der Ganglienzellen bilden den Sehnerv (> transportiert visuelle Info zu Gehirn)
Horizontal- und Amakrinzellen
integrieren Informationen über Retina hinweg
- Horizontalzellen: verbinden Rezeptoren untereinander
- Amakrinzellen: verknüpfen Bipolarzellen und Ganglienzellen jeweils untereinander
Blinder Fleck
an der Austrittsstelle des Sehnervs aus dem Auge
- Enthält keine Rezeptorzellen
- In beiden Augen so positioniert, dass Rezeptoren des einen Auges aufnehmen, was in anderem fehlt + Gehirn ergänzt fehlende Informationen
Prozesse im Gehirn beim Sehen
- Millionen Axone der Ganglienzellen = beide Sehnerven > treffen im optischen Chiasma zusammen (Kreuzungspunkt) > teilen sich in zwei Bündel
- Optischer Trakt: die beiden Faserbündel, die aus den Axonen beider Augen bestehen
- Optische Info durchläuft dann lateralen knieförmigen Nukleus (Gebilde im Thalamus)
- Leitet Info an kortikale Bereiche für Sehen weiter (Visueller (Assoziations-)Cortex)
- Visuelle Analyse wird dort in Pfade aufgeteilt: Mustererkennung und Ortserkennung
- Wahrnehmung eines stimmigen einheitlichen Bildes durch Vielzahl an genau aufeinander abgestimmten Pfaden
Agnosie
Gehirnschäden, die sich auf die Informationsbahnen direkt oder die Kommunikationen zwischen den Bahnen auswirken
-> Patient K. E. mit Simultanagnosie: Probleme, mehr als ein Element im visuellen Feld gleichzeitig wahrnehmen (z.B. Bedeutung und Farbe eines Wortes)
Rezeptives Feld
Bereich des Sehfeldes, aus dem die Stimulation stammt
- Zellen einer bestimmten Ebene der Sehbahn reagieren jeweils selektiv nur auf einen bestimmten Teil des Sehfeldes
- Einfache Zellen im Cortex: reagieren am stärksten auf Lichtbalken in ihrer „bevorzugten“ Orientierung
- Komplexe Zellen: „bevorzugte“ Orientierung + Bewegung des Balkens
- Hyperkomplexe Zellen: „bevorzugte“ Orientierung + bewegender Balken bestimmter Länge oder bewegende Ecken oder Winkel
Zwei Gehirnregionen, die beim Betrachten menschlicher Körper besonders aktiv sind
Extrastriates und fusiformes Körperareal (EBA und FBA)
-> Größere Aktivität bei Anblick eigenen Körpers als von fremden Körpern> wsl. durch emotionale Reaktionen
Welchen Bereich an Wellenlängen kann das menschliche visuelle System erfassen?
Menschliches visuelles System kann nur einen kleinen Bereich an Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums erfassen (rot bis lila)
Wellenlänge
Abstand zwischen Gipfeln zweier benachbarter Wellen
- Wellenlängen des sichtbaren Lichts werden in nm (10-9m) gemessen (400-700nm)
Existieren Farben wirklich?
Wie viele Farben können Menschen unterscheiden?
- Farben existieren nur in unserem Sinnessystem als Interpretation der Wellenlängen
- 7 Millionen
Drei Dimensionen des Farbeindrucks
- Farbwert: qualitativer Farbeindruck (rot, blau usw.), von Wellenlänge bestimmt
- Sättigung: Reinheit und Klarheit von Farbempfindungen (grau=0)
- Helligkeit: Lichtintensität (weiß höchste, schwarz geringste)