15 - VL: Psychotherapie Flashcards
Ziele der Therapie
-> Leidenslinderung bei Menschen, die an psychischen
Störungen leiden
- Stellung einer Diagnose: Welche Form der Störung liegt vor? Zutreffende
psychiatrische Benennung des aktuellen Problems, Klassifikation der Störung,
z.B. 296.21 Major Depression, Einzelne Episode, leichte Form - Erfassung/Erkenntnis der Ätiologie: Identifikation der möglichen Ursachen der
Störung, Erfassung der Funktionen der Symptome (in Abhängigkeit der
Therapieform) - Prognose: Einschätzung des Problemverlaufs mit und ohne Behandlung
- Entwicklung und Durchführung einer Behandlung: Minimierung oder Beseitigung entweder der störenden Symptome oder der zugrundeliegenden
Ursachen
Unterscheidung zwischen biomedizinischen Therapien und Psychotherapien
Biomedizinische Therapien: Veränderungen der Mechanismen des zentralen
Nervensystems durch Medikamente oder chirurgischen Eingriffen
Psychotherapien: Veränderungen des fehlerhaften Verhaltens
- psychodynamische Therapie: psychisches Leiden als äußeres Symptom innerer
ungelöster Traumata und Konflikte -> Herausfinden und Bearbeitung der
zugrundeliegenden Traumata/Konflikte durch therapeutisches Gespräch - Verhaltenstherapie: Störungen als erlernte Verhaltensmuster -> Veränderung des
fehlerhaften Verhaltens durch Veränderung der verstärkenden Kontingenzen,
Löschung konditionierter Reaktionen und Modellierung effektiven Problemlösens - Kognitive Therapie: Veränderung der Gedanken -> veränderte Erklärung und
Sichtweise der Probleme-> Bewältigung vorhandener Probleme - humanistische Therapie: Verbesserung der Lebensführung -> Verbesserung der
Probleme
Intergativer Ansatz/Eklektizismus in der Psychotherapie
Die individuelle Therapie setzt sich zusammen aus Aspekten der humanistischen, psychodynamischen, kognitiven und Verhaltenstherapie
Therapeutische Rahmenbedingungen
Nicht ausgebildete Helfer -> Familie, Freunde
Ausgebildete Therapeuten -> Psychologische Psychotherapeuten und Psychater -> Beratung/Coaching
Diversität in der Psychotherapie
- Diversität bei den KlientInnen: Kommen Menschen kulturunabhängig bei
psychischem Leiden zu TherapeutInnen?-> Nein: kulturabhängige Variablen bei der
Suche nach Hilfe, bei der Effektivität von Therapie - Diversität bei den TherapeutInnen: Ausbildung in kultureller Kompetenz (eigenes
kulturelles Bewusstsein und Überzeugungen, kulturelle Kenntnisse über Kultur der
KlientInnen; kulturelle Fähigkeiten und Fertigkeiten)
Geschichte der Therapie psychischer Störungen
- Zuerst kombinierte Unterbringung von Armen, Kriminellen und psychisch Gestörter
- Narrenturm“ in Wien (1784)
- Sigmund Freud: Psychoanalyse
Psychodynamische Therapie
Psychisches Leiden als äußeres Symptom innerer
ungelöster Traumata und Konflikte -> Herausfinden und Bearbeitung der
zugrundeliegenden Traumata/Konflikte durch therapeutisches Gespräch
Freud´sche Psychoanalyse
- erste psychodynamische Therapieform
- intensive und langwierige Technik zur Analyse unbewusster Motive,
Beweggründe und Konflikte - Ziel: innerpsychische Harmonie (Erweiterung des Gewahrseins für die Kräfte des Es, Reduzierung der übermäßigen Ergebenheit in das Über-Ich, Stärkung
der Rolle des Ich) - Symptome als Hinweise für unbewusste Konflikten
⇒ Therapie: Feststellung des Zusammenhangs zwischen aktueller Symptome und
unbewusster Konflikte (Einsichtstherapie); Bewusstmachen der unbewussten
Konflikte, Arbeit an den unbewussten Konflikten (meistens verbunden mit
schmerzvollen Gefühlen), Auflösung der Konflikte - Methode:
1. freie Assoziation und Katharsis
2. Widerstand
3. Traumdeutung
4. Übertragung und Gegenübertragung
Freie Assoziation (Freud)
- Wichtigste Technik der Psychoanalyse
- Verbalisierung der eigenen Gedanken
Wünsche, körperliche Gefühle, vorgestellte
Bilder - Annahme von Freud: Assoziationen sind festgelegt, geben Informationen über
zugrundeliegenden, unbewussten Konflikt - Katharsis = Äußerung von unterdrückten starken Gefühlen
Widerstand (Freud)
- Besonderes Interesse an Themen von Seiten des Therapeuten, über die Klient nicht
sprechen möchte (Widerstand = Unfähigkeit oder Unwille, über bestmimte Ideen,
Wünsche oder Erfahrungen zu sprechen) - Widerstände als Barrieren zwischen Unbewusstem und Bewussten
- Aufgabe des Therapeuten: Abbau des Widerstands zur Offenlegung der
schmerzvollen Ideen, Wünsche und Erfahrungen
⇒ Katharsis
Traumdeutung (Freud)
- Träume als ergiebige Quellen für Informationen über unbewusste Motivationen
(Über-Ich weniger wachsam gegenüber inakzeptablen Impulsen des Es) - Unterscheidung zwischen manifestem (Was träume ich? Woran kann ich mich
erinnern) und latentem (Was könnte damit eigentlich gemeint sein?) Trauminhalt
⇒ Traumanalyse zur Entdeckung der latenten Inhalte durch Entschlüsselungen der
Symbole - Bsp.: manifester Inhalt: Tod => latenter Inhalt: Neubeginn, Wiedergeburt,
Wandlung, Veränderung
Übertragung und Gegenübertragung (Freud)
- Emotionale Reaktion des Klienten auf den Therapeuten; Übertragung der Gefühle
auf den Therapeuten von einer Person im Leben des Klienten (emotionaler Konflikt
in Vergangenheit) - Positive Übertragung: Übertragung positiver Gefühle (Liebe, Bewunderung)
- Negative Übertragung: Übertragung negativer Gefühle (Hass, Neid)
⇒ Als Therapiemethode erwünscht - Gegenübertragung: unerwünschte Gefühle des Therapeuten gegenüber dem
Klienten -> Selbstanalyse des Therapeuten notwendig
⇒ Als unreflektierte Therapiemethode unerwünscht
In neo-freudianischen Therapieformen größere Gewichtung von…
- Aktuellem sozialen Umfeld (weniger auf Vergangenheit)
- Kontinuierlicher Einfluss von Lebenserfahrungen (nicht ausschließlich Konflikte in der
Kindheit) - Rolle sozialer Beweggründe und zwischenmenschlicher Liebesbeziehungen (statt
Selbstbezogenheit und biologische Instinkte) - Bedeutung der Funktionen des Ich und die Entwicklung des Selbstkonzepts (weniger
Konflikte zwischen Es und Über-Ich)
Neo-freudianische Therapieformen heute
- Betonung der Emotionen des Klienten
- Konzentration auf Widerstände
- Bedeutung von vergangenen Erfahrungen für gegenwärtiges Erleben
- Unterschiedliche Vorgehensweisen der Therapeuten bzgl. der Übertragung)
- Dauer: einige Jahre, mehrere Sitzungen pro Woche (Kurzzeittherapien)
- Voraussetzungen auf Seiten der Klienten: Introspektionsfähig, gute verbale
Ausdrucksweise, hohe Motivation für Therapie - Hauptaugenmerk auf interpersonelle Konflikte als Ursache für psychisches Leiden
Verhaltenstherapie
- Hauptaugenmerk auf interpersonelle Konflikte als Ursache für psychisches
Leiden (psychodynamische Therapien) - Hauptaugenmerk auf fehlangepasste Verhaltensweisen
- Fehlangepasste Verhaltensweise = Symptome = Problem (nicht Symptome für
tieferliegende Prozesse)
⇒ Verhaltenstherapien/-modifikation: Einsetzung der Prinzipien der
Konditionierung und des Lernens - Einsatz von Verhaltenstherapie am besten bei spezifischen Problemen (im
Gegensatz zu allgemeinen persönlichen Problemen), z.B. spezifischen Phobien - Insgesamt breiter Anwendungsbereich: Ängste, Zwangshandlungen,
Depressionen, Suchtverhalten, Aggression, Delinquenz - „fehlangepasste Verhaltensweisen“
Methoden:
- Gegenkonditionierung
- Kontingenzmanagement
- Generalisierungstechniken
Gegenkonditionierung
- Ausgangspunkt: fehlerhafte klassische Konditionierung (CS (Hund) -> CR
(Angst))
⇒ Gegenkonditionierung: Verbindung von CS mit anderer CR
⇒ Verschiedene Techniken, die mit Gegenkonditionierung arbeiten:
Expositionstherapien (systematische Desensibilisierung, Flooding, Implosion),
Aversionstherapie - Expositionstherapie
- Aversionstherapie
Expositionstherapie (Gegenkonditionierung)
Z.B. Systematische Desensibilisierung (Joseph Wolpe):
- Ausgang: Angst ~ körperlicher Anspannung, keine Angst/geistige Entspannung ~
körperlicher Entspannung
⇒ Körperliche Entspannung ≠ Angst
⇒ 1. Lernen von Entspannungstechnik
⇒ 2. systematische Desensibilisierung als Beispiel für eine Gegenkonditionierung:
systematische Konditionierung von CS (Hund) auf andere CR (Entspannung)
Z.B. Flooding