(3+4) Theoretische Ansätze (Vorlesungsmitschriebe) Flashcards

1
Q

Popper

A

wichtigstes Merkmal der Wissenschaft→Falsifizierbarkeit! (Bsp. schwarzer Schwan)

viele gescheiterte Falsifikationsversuche ergeben eine “bewährte” Theorie ⇒ irgendwann wird es zu Wissen

klare Abgrenzung zu→Ideologien, zB Marxismus, Psychoanalyse (Freud) etc.

Kritik→”naiver” Glaube an eine objektive Realität

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2
Q

Kuhn (1962)

A
  • geprägt durch seinen Hintergrund als Naturwissenschaftler
  • historisch-soziologisches Wissenschaftsmodell
  • Grundannahme→Wissenschaftler sind in gewisse Richtung geprägt/sozialisiert, was sich in der Forschung niederschlägt
  • Paradigma besteht aus
    allgemeinen Prinzipien und Annahmen (Axiome)
    einer “scientific community”, die Paradigma weiterentwickelt
  • Paradigmen wandeln sich mit der Zeit ⇒ Nur für Naturwissenschaften anwendbar
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3
Q

Lakatos

A

Ansätze bestehen aus

  • einem Theoriekern
    der immun ist und nicht in Frage gestellt wird
    ⇒ Grundannahme die man “unterschreiben muss”, wenn man damit arbeiten möchte
  • einem Hypothesengürtel→falsifizierbar

Bsp. rational-choice

  • Theoriekern→Mensch handelt nach eigenen Interessen
  • Hypothese→lockerere Covid-Maßnahmen vor Wahlen
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4
Q

Geschichtliche Entwicklung

A
  • bis Mitte des 20. Jahrhunderts
    • formale Institutionenlehre
      Parlament, Regierung, Justiz
      constitutional law, juristisch geprägt
    • Fokus auf Westeuropa & Nordamerika
  • 50er-70er: Behaviouristische Wende
    • empirische Sozialwissenschaft
    • Fokus auf→Strukturalismus
    • Politik als gesellschaftliche Praxis steht im Vordergrung
    • Gründe für Entstehung
      • Zusammenbruch westlicher Demokratien (WWII)
        ⇒ Warum sind manche Länder faschistisch/sozialistisch geworden und andere nicht?
      • Fokus auf gesellschaftlichen Gründen hierfür
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5
Q

Ansatz =

A

eine Metatheorie (eine Abstraktionsstufe höher als Theorie), die eine bestimmte Variable in den Vordergrund rückt, andere werden bewusst ausgeblendet → “Brille”

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6
Q

Institutionalismus

A

Institutionen eines Systems im Vordergrund
dauerhafte, formelle und informelle Spielregeln der Gesellschaft
zB Wahlsystem, Gesetzgebungsverfahren etc.

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7
Q

Strukturalismus: Überblick

A
  • Definition nach Tönnies
    Gruppierung des sozialen Gefüges einer Gesellschaft nach
  • Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten entlang mehrerer Dimensionen
    • strukturelle Bedingungen und Interessen
    • Beispiele für Dimensionen
      • Wirtschaftsstruktur
      • Sozialstruktur
      • soziale Schicht
      • Altersgruppe
      • Region
        Fokus→große soziale Gruppen, nicht Einzelpersonen
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8
Q

Strukturalismus: Machtverhältnisse in sozialen Gruppen abhängig von

A
  • Struktur selbst (Größe, Segmentierung, Durchlässigkeit)
  • Ressourcen (alle Möglichkeiten, politische Macht auszuüben, zB Mobilisierungsbedingungen, Allianzen etc.)
  • geht wie Rational choice davon aus, dass Menschen eigennützig & materialistisch handeln
  • “group theory”: grundsätzliche Frage→Welche sozialen Gruppen sind zentral für die politische Fragestellung
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9
Q

“group theory”

A

grundsätzliche Frage→Welche sozialen Gruppen sind zentral für die politische Fragestellung

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10
Q

Strukturalismus: mögliche Sortierung nach

A
  • Klassen (Marxismus)
  • sektorspezifische Modelle (zB Wirtschaftssektoren)
  • Geschlecht, Religion, Alter etc.
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11
Q

Strukturalismus: Systemtheorie nach Easton (Input, Throughput, Output)

A
  • Input
    • Umwelt: Unterstützung, Forderungen
      • Welche sozialen Gruppen werden gehört?
  • politisches System→für Strukturalismus weniger relevant
  • Output
    • Entscheide, Handlungen
    • Welche Gruppen setzen sich durch?
    • sind politisch, nicht funktional ⇒ nicht deshalb mehr sozialstaatliche Leistungen weil mehr bedarf
    • zentrale Argumente→Konflikt und Macht, nicht Koordination, Problemlösung etc
      • Politik wird wahrgenommen als Kampf verschiedener Gruppen um Macht
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12
Q

Esping-Andersen (Sozialversicherungen)

A
  • emblematisches Beispiel für Strukturalismus
    • hat untersucht, wieso welfare system in UK, Kontinental-Europa und Skandinavien so unterschiedlich ist
    • Kurzfassung
      • Skandinavien
      • Arbeiter konnten sich mit Mittelstand verbünden
      • hohe Standards, egalitär
    • Kontinental-Europa:
      • Arbeiter konnten sich nur mit Christen verbünden, die waren auf die Erhaltung der gesellschaftlichen Hierarchie aus
      • Standards steigen proportional zu Einkommen
    • UK:
      • gar keine Verbündung möglich
      • niedrige Standards, egalitär
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13
Q

Rational choice: grundsätzlich

A

“Individuals are self-interested utility maximisers and engage in political action to receive benefits (usually material) or to avoid cost”

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14
Q

Rational choice: grundsätzliche Annahmen

A
  • methodologischer individualismus (micro-foundations)
  • Akteure haben logisch und stabil geordnete Präferenzen (completeness and transitivity)
    • meist materieller Nutzen
  • Fokus auf strategischer Interaktion
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15
Q

Rational Choice: besondere Merkmale des Ansatzes

A
  • Sparsamkeit (Parsimonität)→auf absolutes Minimum reduzierte Variablen und Erklärungen
  • Modellierung, Spieltheorie
    • einerseits sehr klar, andererseits relativ primitiv
  • Typische Fragestellungen
    • Welche Akteure maximieren welche Interessen?
    • Wessen Interessen setzen sich durch?
    • homo economicus
    • ursprünglich aus der Ökonomie
    • Tsebelis “Veto-Players”→Je größer die ideologische Spannweite einer Koalition, desto geringer deren Output an Gesetzen
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16
Q

Tsebelis “Veto-Players”

A

Je größer die ideologische Spannweite einer Koalition, desto geringer deren Output an Gesetzen

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17
Q

Kulturalismus: Definition Kultur in PW vs. Ethnologie

A
  • Politikwissenschaft
    • “Thin culturalism”
    • Quintessenz: es gibt noch mehr als nur materielle Interessen
  • Ethnologie etc.
    • “Thick culturalism”
    • Quintessenz: menschliche Interessen gibt es eigentlich gar nicht, alles ist Kultur
      “Political culture refers to all human activities that relate to a group’s or society’s prevailing political beliefs, norms and values.”
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18
Q

Kulturalismus: grundsätzliche Annahmen

A
  • Es gibt keine universelle Rationalität
  • Interessen sind nicht exogen und nicht stabil
  • Politik wird wahrgenommen als fließender, wertebasierter Prozess
  • Fokus auf Input (Unterstützung Forderungen) und Prozesse im politischen System, Output ist weniger relevant
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19
Q

Kulturalismus

A
  • Erklärungsvariablen für individuelles und kollektives politisches Handeln
  • als gesellschaftliche Grundlage für Handeln
  • Als “Residualerklärung”
  • kollektive Ideen, Vorstellung, Ansichten, Prägung (jedoch nur durch Befragung von Einzelpersonen etc. beobachtbar)
    • Einflüsse von Anthropologie, Soziologie
20
Q

Inglehart (Demokratie Entwicklung)

A
  • Wertewandel von materiellen hin zu postmateriellen Werten in demokratischen Gesellschaften
  • starke Korrelation, keine Kausalität
21
Q

Hall & Taylor: Text

A
  • (1996)
    • Klassiker zu Neo-Institutionalismus
    • ab den 1980ern: “Bringing the institutions back in”→erweitertes und handlungszentriertes Verständnis von Institutionen
22
Q

neue Definition Institutionen: (1980er)

A

Dauerhafte, formelle oder informelle Spielregeln einer Gesellschaft, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenleben strukturieren

23
Q

Historical Institutionalism: overview

A
  • Institutionen x Strukturalismus
  • central question→How do institutions affect the behaviour of individuals? ⇒ actions of individuals shape political outcomes
24
Q

historical institutionalism: primary beliefs

A
  • conflict among rival groups for scarce resources
  • Polity & economic structure privilege some and demobilise others
  • institutional organisation→principal factor structuring collective behaviour and generating distinctive outcomes
  • state→complex institutions, capable of structuring the character and outcome of group conflicts
  • primary approach→cross-national comparison of public policy, emphasising the impact of national political institutions
  • definition institutions→formal or informal procedures, routines, norms & conventions in organisational structure of polity or economy
25
Q

historical institutionalism: 4 distinctive features: overview

A
  • What do institutions do?
  • How do actors behave?
  • Why do institutions persist over time?
  • How do institutions form?
26
Q

historical institutionalism: What do institutions do? calculus vs. cultural approach

A
  • calculus approach→provide actors with degree of certainty about present and future behaviour of other actors ⇒ strategic interaction
  • cultural approach→provide actors with moral or cognitive templates for interpretation and action, filters for interpretation, identity, self-image etc.
27
Q

historical institutionalism: How do actors behave? calculus vs. cultural approach

A
  • calculus approach→human behaviour is strategic, goal is to maximise benefit ⇒ utility maximisers
  • cultural approach→behaviour is based on worldview,
    • importance of routines, familiar patterns, interpretation of the situation ⇒ satisficers
28
Q

historical institutionalism: Why do institutions persist over time? calculus vs. cultural approach

A
  • calculus approach
    • deviation will make individual worse, therefore they adhere
    • The better an institution is at solving common problems, the more robust it is
  • cultural approach
    • conventions, collective actions, traditions keep institutions alive, they are not longer questioned
    • emphasising asymmetries of power (operation & development of institutions)→some groups are given disproportionate access to the decision-making process
    • emphasising path dependence & unintended consequences
    • same operative forces, different result
    • depends on contextual and historical features - institutions are most significant (state capacities, political legacies)
    • believe in historical “branching points”
    • emphasising that other factors such as ideas can make to political outcomes
29
Q

historical institutionalism: How do institutions form?

A
  • starting point→new institutions are created in a world where other institutions already exist
  • path dependence, borrow from already existing ideas
    • “organisation is the mobilisation of bias”
30
Q

historical institutionalism: primary approach

A
  • inductive
  • turning to historical records
  • “Neo-Webarian” Max Weber
  • more than one equilibrium outcome
31
Q

historical institutionalism: Pros & Cons

A
  • Pros
    • commodious conception of relationship between institutions and behaviour
  • Cons
    • less understanding of how institutions affect behaviour
    • little causal chains
    • slower than others in developing systematic theories
32
Q

Historischer Institutionalismus: Kernelemente

A
  • eklektischer Umgang mit kulturalistischem oder rationalistischem Verhaltensmodell
  • Fokus auf gewachsenen Machtstrukturen und Machtasymmetrien
  • kausale Mechanismen sind kontext-bedingt
  • path dependency (Pfadabhängigkeit)
  • Offenheit gegenüber anderen Einflüssen
  • Komplexität wichtiger als Sparsamkeit (bzgl Theoriebildung)
33
Q

Beispiels für historischen Institutionalismus (DE/DK)

A
  • unterschiedliche Entwicklung Arbeitnehmer-Landschaft in D und DK als Reaktion auf Wegfall des Industriesektors & Zunahme des Dienstleistungssektors
    • DK: eine große Gewerkschaft → haben gut Tarife aushandeln können across sectors
    • D: viele kleine, IG Metall einflussreichste
      • Ausbau prekärer Verhältnisse im Glauben, dass es dadurch besser wird
      • hat Gegenteil bewirkt, nun Gegensteuerung durch Mindestlohn
34
Q

R-C institutionalism: overview

A
  • Institutionen x Rational Choice
  • originated in r-c analyses of Congress votes ⇒ more stable than could be explained by r-c
  • institutions solve collective action problems, lessen “transaction costs”
  • other fields of research→cross-national coalition behaviour, EU institutional reform, ethnic conflict etc.
35
Q

R-C institutionalism: 4 notable features

A
  1. characteristic set of behavioural assumptions
    • actors have fixed tastes and preferences
    • will behave instrumentally/strategically to maximise their interests
  2. characteristic image of politics
    • “struggle for power”
    • collective action dilemmas
      • own preferences will have a worse outcome collectively
      • institutional arrangements needed to prevent this
  3. political outcomes are based on strategic interaction
    • actor’s behaviour is strategic, takes into account how others are likely to behave
    • institutions structure interactions, thereby increase certainty about other people’s behaviour
  4. approach to how institutions originate
    • different actors agree to form institutions because of the value they gain from it
36
Q

R-C institutionalism: Pros & Cons

A
  • highly generalisable
  • highlights management of uncertainty and importance of flows of information for political outcomes
  • strategic interaction, structural variables (socioeconomic factors)
  • good explanation for why institutions continue to exist ⇒ efficiency
  • Cons
    • simplistic image of human motivation
    • predictions often not supported by data, as small changes change entire outcome
    • doesn’t explain well why institutions form in the first place
37
Q

R-C institutionalism: explanation for institutions: “functionalist”

A

without explanation for inefficiencies, origin of institutions not well explained

38
Q

R-C institutionalism: explanation for institutions: “intentionalist”

A

simplistic, “heroic” assumptions about historical actors, fail to take into account complexity of historical events

39
Q

R-C institutionalism: explanation for institutions: “voluntarist”

A

fail to explain why institutions change

40
Q

R-C Institutionalismus: Kernaussagen

A
  • teilt rational choice Grundlagen (exogene und transitive Präferenzen, homo economicus)
  • Fokus auf strategischer Interaktion
  • Fokus auf collective action problems (rationales Individualverhalten bewirkt suboptimale Resultate in der Masse)
    • Institutionen als Lösung
41
Q

R-C Institutionalism: Bsp. credibility hypothesis

A
  • bei Privatisierungen geben Regierungen “freiwillig” Macht an Kontrollbehörden ab, um Glaubwürdigkeit zu erhöhen
    • credibility hypothesis
42
Q

sociological institutionalism: overview

A
  • (am wenigsten etabliert)
  • Institutionen x Kulturalismus
  • institutional forms and procedures are based on culture
43
Q

sociological institutionalism: 3 notable features

A
  • defining institutions more broadly than political scientists ⇒ symbols, moral templates etc.
  • interactive relationship between institutions & individual actions ⇒ defining & expressing identity
  • institutions are formed in order to enhance social legitimacy
    • How are institutions created?→in a world where institutions already exist
44
Q

sociological institutionalism: Pros & Cons

A
  • Pros
    • emphasise interpretation, social legitimacy
    • explain inefficiencies
  • Cons
    • misses clash of power between actors and their interests
45
Q

sociological institutionalism: Bsp. Studie Arbeiterklasse

A

Studie darüber, was Männer der Arbeiterklasse als verbindendes Element empfinden, trotz racial Unterschiede

qualitative Tiefeninterviews

  • USA → Leistung, harte Arbeit
  • FR → Werte, Gleichheit