(13) Weg zur liberalen Demokratie Flashcards

1
Q

Wahldemokratie

A

(Minimal-Demokratie)

> Kategorisierung basiert auf Prozedur, nicht substanziell (Inhalt, Policies etc.)

Demokratie = institutionelles Instrument, um politische Entscheidungen zu treffen

Eliten stehen im Wettbewerb um populäre Unterstützung (Stimmen bei Wahlen)

  • Parlament: repräsentative Demokratie
  • Bürgerrechte
    • Assoziationsfreiheit (Freiheit zu konkurrieren)
    • freue Meinungsäußerung, Informationsfreiheit
    • aktives & passives Wahlrecht
    • freie, faire, regelmäßige Wahlen

→ häufig genutzte Definition in Vergleichender Politikwissenschaft, da empirisch gut messbar und oft erreichbar

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2
Q

Liberale Demokratie

A

Mills, Locke, Montesquieu etc.

  • Demokratisches Element wie bei Wahldemokratie

“on top”:
- Gefahr der “reinen” Demokratie → Populismus
- inkompetente Wähler
- Tyrannei der Mehrheit (Angst vor Umverteilung durch zahlenmäßig überlegene Arme)
- Erosion individueller Freiheiten

  • Lösungen
    • parlamentarische Repräsentation (trustee-Modell)
      • Eliten sind kompetenter als Wähler
    • Gewaltenteilung, checks and balances (z.B. Vetorecht)
    • starker Rechtsstaat
      • Garantie individueller Freiheiten
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3
Q

Radikale Demokratie: allg.

A

Rousseau

  1. sozialer Vertrag
  2. Souveränität der Bürger
  3. Allgemeiner Wille (volonté générale)

→ Fokus auf Mitbestimmung

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4
Q

Radikale Demokratie: Sozialer Vertrag (contract social)

A
  1. basierend auf Rousseaus Naturzustand
  2. Individuen transferieren alle ihre Rechte freiwillig an Gemeinschaft
  3. erhalten im Gegenzug volle Teilhabe an Entscheidungen
  4. Menschen werden zu Bürgern (citoyens)
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5
Q

Radikale Demokratie: Souveränität der Bürger

A
  1. unveräußerlich: nur Volks kann entscheiden
  2. nicht repräsentierbar: niemand darf repräsentiert werden (auch nicht auf Wunsch)
  3. unteilbar: keine Mehrheitsbeschlüsse, keine Gewaltenteilung
  4. absolut: unbeschränkt und unbeschränkbar
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6
Q

Radikale Demokratie: Allgemeiner Wille

A

(volonté générale)
1. gemeinsamer rationaler Wille aller, kein Egoismus
1. Erziehung spielt wichtige Rolle
2. Fokus auf gemeinsamem Interesse
3. nicht Aggregation von Präferenzen, sondern Wille ist Summe aller Einzelwillen

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7
Q

Deliberative Demokratie: allg.

A

nach Habermas

> Synthese zwischen radikaler & liberaler Demokratietheorie

Rationale Deliberation als Schlüssel für demokratische Entscheide

  • öffentlicher Diskurs
    • alle Argumente müssen Zugang haben, nur bestes Argument zählt
    • inklusiv: auf marginalisierte Gruppen
  • hohe Partizipation
  • frei von Einschränkungen
  • Fokus auf rational motiviertem Konsens
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8
Q

Deliberative Demokratie: radikale Elemente

A
  • Fokus auf Bürgern (citoyens)
  • gemeinsamer Wille
  • Bedeutung der Partizipation
  • Konsensentscheidungen
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9
Q

Deliberative Demokratie: liberale Elemente

A
  • individuelle Rechte
  • Schutz vor Tyrannei der Mehrheit
  • Stärkung der Zivilgesellschaft gegenüber Staat
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10
Q

weltweiter Vergleich (Index-Vergleich)

A

Wenn ein Land hoch auf einem Index (z.B. liberale Demokratie) zu finden ist, ist es es auch auf einem anderen Index (z.B. deliberative Demokratie)

Indizes korrelieren so stark, weil

  • Demokratie vs. Autokratie
  • Demokratietypen sind oft komplementär
  • Demokratieindexe entsprechen Demokratietheorie nur teilweise
  • einige Demokratietheorien sind noch nicht annähernd umgesetzt
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11
Q

“Oregon-Modell”

A

Nenad Stojanovic

möchte deliberative Demokratie etablieren, dafür wurde in Sion ein Bürgerpanel getestet ( “Oregon-Modell” )

  • 20 Personen, Zufallsstichprobe
  • neutral moderierte, öffentliche Deliberation zur Abstimmungsvorlage
  • Kurzbericht wurde Abstimmenden zum Bundesbüchli hinzu mitgegeben

→ Ergebnisse werden zur Zeit noch erforscht

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12
Q

Zusammenhang zwischen liberaler & repräsentativer Demokratie

A

eng

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13
Q

Gründe demokratischer Repräsentation

A
  • Praktikabilität (gesamt-CH-Versammlung wäre logistisch unmöglich)
  • Demokratischer Elitismus
  • Spezialisierung (Kompetenz)
  • Arbeitsteilung (Zeit) → Berufspolitiker
  • Rechenschaft durch Wieder- bzw. Abwahl
  • Debatte, Deliberation im Parlament
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14
Q

unterschiedliche Repräsentationsbegriffe: Überblick

A

symbolisch, deskriptiv, substanziell

→ je besser deskriptive Repräsentation, desto mehr substanzielle Repräsentation

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15
Q

symbolische Repräsentation

A

affektive Identifikation, Assoziation

→ Hymne, Flagge etc.

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16
Q

deskriptive Repräsentation

A

Vertreter spiegeln sozio-demographische Zusammensetzung der Bevölkerung wider

17
Q

substanzielle Repräsentation

A

Vertretung der Interessen & Werte der Gesellschaft in Policies

18
Q

imperatives Mandat

A

(Delegate)

  • gebunden an Interessen der Wähler
    • Reaktion auf Präferenzen des Volks (responsiveness)
  • Wähler wählen Abgeordnete, die ihnen möglichst ähnlich sind
  • Parteizwang

→ Sozialdemokraten

19
Q

freies Mandat

A

(Trustee)

  • richtige Entscheidung im Interesse des Volkes
    • auch gegen dessen Willen
  • Verantwortlichkeit gegenüber Allgemeinwohl und Gewissen
  • Volk wählt Vertreter danach, wer ihnen am kompetentesten erscheint
  • kein Parteizwang

→ Liberale

20
Q

Bildung einer Repräsentativen Demokratie : historischer Ländervergleich

A

direkt
FR, IT, RU

über Ständevertretung (Umweg)
DE, NL, SE

kontinuerlicher Prozess
USA, UK, CH

21
Q

Rokkans Schwellen der Demokratisierung

A
  1. Legitimierung
    1. Zivilrechte/Bürgerschaft
    2. legitime Opposition gegenüber Regime
    3. Meinungsfreiheit
  2. Inklusion
    1. politische Recht
    2. W
    3. Inklusion der Masse in politische Entscheidungsprozesse
  3. Vertretung
    1. Wettbewerb zwischen den Eliten
    2. Vertretung von Minderheiten
    3. neue Parteien
    4. Verhältniswahlsystem
  4. Exekutive
    1. Exekutive ist verantwortlich gegenüber Parlament
22
Q

Dahls Pfade der Demokratisierung

A

Anfang: geschlossene Hegemonien

kompetitive Oligarchien
(GB, CH, USA)
- Wettbewerb zwischen Eliten
- geringe Möglichkeit der Partizipation

inklusive Hegemonie
(RU, DE nach WWI)
- viele haben Teilhabe, können aber faktisch nicht viel bewegen

Ende: Polyarchie = Wahldemokratie
(auch direkter Weg ist möglich, z.B. Indien)

23
Q

Wahlrecht: mögliche Vergebung

A

Dimension der Inklusion (normative Prinzipien)

mögliche Definitionen

  • kulturelle/ethnische Gemeinschaft (Staatsbürger)
  • territoriale Gemeinschaft (Einwohner)
24
Q

Wahlrecht: Inklusion 19th c. vs. heute

A

19th c.

nicht inkludiert
- Frauen
- Arme
- Ungebildete
- Junge
- Verurteilte
- Unzurechnungsfähige
- Ausländer
- Auswanderer
- USA: Schwarze

heute

nun inkludiert
- Frauen
- Arme
- Ungebildete

je nach Land
- Auswanderer
- Ausländer
- Junge
- Unzurechnungsfähige

weiterhin nicht inkludiert
- Verurteilte

Eigentlich sind UK, USA, CH nur dann “älteste Demokratien”, wenn man nicht berücksichtigt, dass sie erst viel später als andere oben genannte Gruppen inkludiert haben (wenn überhaupt).

25
Q

Wahlrecht für Ein- und Auswanderer

A
  1. Nationalitäts-Prinzip
  2. Territoriales Prinzip

Beispiele

  • Wahlrecht für Auswanderer:
    Belgien, Frankreich
  • Wahlrecht für Auswanderer mit zeitlicher Begrenzung:
    Neuseeland, UK, Portugal
  • kein Wahlrecht für Auswanderer: Irland, Brasilien
  • Wahlrecht für spezielle Ausländer (Kolonial-Geschichte):
    Irland, Australien, Portugal, UK