16 - Theoretische Perspektiven der Geschlechterentwicklung Flashcards
Wie lassen sich durch einen evolutionspsychologischen Ansatz Unterschiede zwischen den Geschlechtern (im Kindesalter) erklären?
[1] Männlich:
- Spiele sind eher durch Raufereien, Kämpfe oder Wettbewerbe geprägt
- Dominanzverhalten als Produkt von evolutionär bedingten Konkurrenzkämpfen um Ressourcen und Fortpflanzungsmöglichkeiten
[2] Weiblich:
- Spiele sind eher durch positive soziale Beziehungen und Fürsorge geprägt
- Tendenz zur Beziehungsaufnahme als Produkt von Kinderbetreuung, um das Überleben des Nachwuchses zu garantieren
Welche Gegenargumente lassen sich gegen einen evolutionspsychologischen Ansatz in Bezug auf geschlechtlich bedingte Entwicklungsunterschiede formulieren?
- viele Behauptungen zu biologischen Unterschieden lassen sich nicht empirisch bestätigen
- evolutionäre und soziokulturelle Faktoren lassen sich kaum trennen
Wie lassen sich durch einen biosozialen Ansatz Unterschiede zwischen den Geschlechtern (im Kindesalter) erklären?
- fokussiert sich auf körperliche Differenzen und leitet daraus Verhaltensunterschiede ab
- berücksichtigt sozioökologische Einflüsse und Geschlechtersozialisation
Welche Rolle spielen hormonelle Faktoren bei der Geschlechterentwicklung? Zwischen welchen zwei Hormoneinflüssen wird dabei unterschieden?
- Fokus liegt auf der Wirkung von Androgenen (Gruppe von Steroidhormonen)
- Menge der Androgene ist je nach Geschlecht unterschiedlich hoch
[1] Organisierende Hormoneinflüsse
- Hormone wirken während der pränatalen Phase oder der Pubertät auf die Strukturierung des Gehirns ein
[2] Aktivierende Hormoneinflüsse
- schwankende Hormonspiegel rufen bestimmte Verhaltensreaktionen hervor
Zwischen welchen drei Stufen der Entwicklung des Geschlechterverständnisses und ihre Bedeutung für die Entwicklung von Geschlechterrollen unterscheidet Kohlbergs kognitive Entwicklungstheorie?
[1] Geschlechtsidentität (ab ca. 2 1/2 Jahren)
- Kinder bezeichnen sich selbst als männlich oder weiblich
- Geschlecht wird nicht als permanent verstanden
[2] Geschlechtsstabilität (ab ca. 3-4 Jahren)
- Kinder erkennen, dass das Geschlecht im Zeitverlauf stabil bleibt
- Geschlecht wird als von der äußeren Erscheinung unabhängig verstanden
[3] Geschlechtskonstanz (ab ca. 5-7 Jahren)
- Kinder erkennen, dass das Geschlecht auch bei sich verändernden Erscheinungsbildern stabil bleibt
Wie erklärt die Theorie der Geschlechterschemata nach Martin & Halverson (1981) Unterschiede in der Geschlechterentwicklung?
- Geschlechterschemata sind mentale Repräsentationen, die alle verfügbaren Informationen über ein Geschlecht enthalten (auch Stereotypen)
- enthält detailliertes Wissen darüber, wie man sich als Mitglied eines Geschlechts Verhalten soll
- sorgt für Verzerrungen bei der Verarbeitung von geschlechtsbezogenen Informationen:
[1] Geschlechterschemafilter
- unmittelbare Bewertung von Informationen anhand ihrer Relevanz für das eigene Geschlecht
[2] Interessenfilter
- unmittelbare Bewertung von Informationen anhand des persönlichen Interesses
Wie erklärt die Theorie der sozialen Identität Unterschiede in der Geschlechterentwicklung?
- Geschlechtszugehörigkeit ist gleichzeitig auch eine Gruppenzugehörigkeit
- Vorstellungen über das eigene oder das andere Geschlecht unterliegen demnach auch Verzerrungen, die sich in Gruppen beobachten lassen:
[1] Eigengruppenverzerrung
- Tendenz, die Mitglieder der Eigengruppe im Vergleich zur Außengruppe als überlegen zu bewerten
[2] Gruppenassimilation
- Prozess, durch den Gruppenmitglieder darauf sozialisiert werden, sich den Normen der Eigengruppe anzupassen
Wie erklärt die sozial-kognitive Theorie nach Bussey & Bandura (1999) Unterschiede in der Geschlechterentwicklung?
- beschreibt eine Triade wechselseitiger Ursachen:
[1] individuelle Faktoren
[2] Umwelt
[3] Verhaltensmuster
-> Kinder lernen durch (a) Anleitung, (b) Ausprobieren und (c) Beobachtungslernen ihre Geschlechterollen und die damit verbundenen Verhaltensweisen