13 - Moralisches Denken und Urteilen Flashcards
In welche drei Stufen unterteilt Piagets Theorie des moralischen Urteils die moralische Entwicklung von Kindern?
[1] Stadium der heteronomen Moral (0-7 Jahre)
- Regeln und Pflichten sind unveränderbare Tatsachen
- Folgen einer Handlung entscheiden darüber, ob sie gut oder schlecht ist
- bedingt durch “elterlichen Zwang” und “kognitive Unreife”
[2] Übergangsphase (8-10 Jahre)
- Regeln werden von Gruppen aufgestellt und sie damit veränderbar
- lernen Perspektivwechsel und Kooperation
- bedingt durch mehr Interaktion mit Gleichaltrigen
[3] Stadium der autonomen Moral (ab 11 Jahren)
- Regeln sind das Produkt von sozialen Übereinkünften
- Strafen sind nicht notwendigerweise gerecht und müssen zum Vergehen passen
- erlernen, dass das Motiv der Handlung wichtig ist
Wie lässt sich nach heutigem Forschungsstand Piagets Theorie des moralischen Urteils bewerten?
Pro:
- je älter das Kind, desto häufiger spielt die Motivation bei der moralischen Bewertung einer Handlung eine entscheidende Rolle (Berg & Mussen, 1975)
- Stand der kognitiven Entwicklung hat tatsächlich eine Auswirkung auf die moralische Urteilskraft (Lickona, 1976)
Contra:
- Kontakt mit Gleichaltrigen fördert nicht unbedingt die moralische Entwicklung (Lickona, 1976)
- Kinder können schon viel früher die Wichtigkeit von Motiven für Handlungen verstehen (Nobes et al., 2009)
In welche drei Ebenen (mit jeweils zwei Stufen) unterteilt Kohlbergs Theorie des moralischen Urteils die moralische Entwicklung von Kindern?
Präkonventionell:
[1] Orientierung an Strafe und Gehorsam
- moralische Handlunge dienen der Strafvermeidung
[2] Orientierung an Kosten-Nutzen
- moralische Handlungen garantieren einen gleichwertigen Austausch von Gütern
Konventionell:
[3] Orientierung an wechselseitigen zwischenmenschlichen Übereinstimmungen
- moralische Handlungen sind an die Erwartungshaltungen von anderen Personen gebunden
[4] Orientierung am sozialen System und am Gewissen
- moralische Handlungen spiegeln sich in der Erfüllung von Pflichten und durch Beiträge zur Gesellschaft wider
Postkonventionell:
[5] Orientierung am sozialen Vertrag oder an individuellen Rechten
- moralische Handlungen sollten der Gruppe dienen, es gibt jedoch universelle Rechte, die von der Mehrheit unabhängig sind
[6] Orientierung an universellen ethischen Prinzipien
- moralische Handlungen sind Verpflichtungen gegenüber selbstgewählten ethischen Prinzipien, die universelle Gerechtigkeitsansprüche formulieren
Wie lässt sich nach heutigem Forschungsstand Kohlbergs Theorie des moralischen Urteils bewerten?
Pro:
- das moralische Denken verändert sich relativ systematisch mit dem Alter
- erklärt, wie kognitive Prozesse zum moralischen Verhalten beitragen
Contra:
- keine ausreichende Differenzierung zwischen moralischen Fragen und sozialen Konventionen (Nucci & Gingo, 2011)
- berücksichtigt keine kulturellen und geschlechtlichen Unterschiede (Kohlbergs Stichprobe war rein männlich)
- die moralische Entwicklung verläuft nicht linear, sondern kann auch “rückschrittlich” sein
Zwischen welchen drei Formen von Entscheidungen, die Kinder im täglichen Leben treffen müssen, wird unterschieden?
[1] Moralische Urteile:
- beziehen sich auf Fragen über Richtig und Falsch, über Fairness und Gerechtigkeit im eigenen oder fremden Handeln
[2] Sozial-konventionelle Urteile:
- beziehen sich auf Regeln, mit denen die soziale Organisation gesichert wird
[3] Persönliche Urteile:
- beziehen sich auf Handlungen, die vornehmlich aus persönlichen Präferenzen entspringen